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11. Mai 2018 | Katholikentag | 

„Die Mitren bleiben auf den Klappstühlen!“ - Von der Symbolik des Festgottesdienstes am Himmelfahrtstag


Eine „sparsame“ Einzugsprozession zum Christi Himmelfahrts Gottesdienst beim Katholikentag in Münster  (Foto: katholikentag.de Nadine Malzkorn)

Eine „sparsame“ Einzugsprozession zum Christi Himmelfahrts Gottesdienst beim Katholikentag in Münster  (Foto: katholikentag.de Nadine Malzkorn)

Elmar Busse. Obwohl der Wetterbericht Regenschauer angesagt hatte, konnte der Gottesdienst auf dem Schlossplatz im Trockenen gefeiert werden. Die Politprominenz sowie die Mitglieder des ZdK (Zentralkomitee der Katholiken) hatten Ihre Sitzplätze rechts des Altares. Die Bischöfe und Priester links des Altares. Es gab eine „sparsame“ Einzugsprozession: Nur der Ortsbischof Felix Genn, der Stadtdechant von Münster Jörg Hagemann und der Rektor des ZdK Christoph Stender sowie zwei Diakone aus der Diözese Münster mit einer Handvoll Ministranten kamen über den Schlossplatz zur Altarinsel.

„Die Mitren bleiben auf den Klappstühlen!“ (Foto: Busse)

„Die Mitren bleiben auf den Klappstühlen!“ (Foto: Busse)

Olivenzweige als Friedenszeichen

Kardinal Marx, der linke Flügelmann des Bischofsblocks gab die Devise aus: „Keine Mitra aufsetzen!“ Allein diese Regie machte deutlich, dass der Katholikentag die Veranstaltung der katholischen Laien ist und nicht einem klerikalen Schaulaufen dienen soll. Sowohl die Insel mit dem Ambo wie auch der Altar waren mit Olivenzweigen, die teilweise mit Goldspray behandelt worden waren, geschmückt. Seit die Taube mit einem Olivenzweig zur Arche Noah zurückkam, ist der Olivenzweig ein Friedenszeichen – eindrucksvoll auch auf dem großen Wandgemälde von Picasso in Guernica dargestellt. Eine der Lesungen trug die evangelische Pastorin Gudrun Mawik aus Schwerte vor. Ein Symbol wachsender Ökumene.

Zeugen dafür sein, dass die Mächte des Todes überwunden und entgiftet sind

Bischof Genn predigte über die Himmelfahrt Jesu, wie sie uns im Markusevangelium überliefert ist. ‚Auch nach seiner Auferstehung sieht man Jesus das Erlebte und Erlittene an. Die Wunden sind nicht wegretuschiert, sondern beglaubigen den Erlösungswillen Jesu. Seine klare Antwort auf die Frage der Jünger, ob er das Reich wiederherstellen würde, lautete: „Nein!“ Weder der Aufbau eines irdischen Reiches noch der unverwandte Blick zum Himmel soll zukünftig das Leben der Jünger bestimmen, sondern sie sollen Zeugen dafür sein, dass die Mächte des Todes überwunden und entgiftet sind. Die Engel weisen die Jünger nicht allein auf die Erde hin sondern auf die Zukunft, die es zu gestalten gilt. Jesus gibt ihnen die Vollmacht, die Bosheit und Unmenschlichkeit der Welt zu entgiften.’

Friedensworte den Nachbarn weitersagen

In Anlehnung an die Friedensreiter, die 1648 zwischen Osnabrück und Münster die Zwischenergebnisse der Friedensverhandlungen überbrachten und schließlich den Text des Friedensvertrags in alle deutschen Fürstentümer weitergaben, zogen vom Altar aus Kinder und Erwachsene mit typisch biblischen Friedensworten zu den Mitfeiernden und forderten sie auf, diese Friedensworte ihren jeweiligen Nachbarn weiterzusagen. So wurde aus dem passiven Wortschatz ein aktiver. Die fünf markanten Friedensbotschaften sollten das allgemeine Motto des Katholikentages „Suchet Frieden“ (Ps 34,15) konkretisieren:

  • Ihr werdet die Kraft des Geistes empfangen (Apg 1,8)
  • Ihr werdet meine Zeugen sein (Apg 1,8)
  • Ertragt einander in Liebe (Eph 4,2)
  • Geht hinaus in die ganze Welt. (Mk 16,15)
  • Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren. (Eph 4,3)

Damit wurde der Friedensgruß verbunden, der sonst in der Liturgie im deutschen Sprachraum nach dem Vaterunser kommt. In einer Welt, die so von Konflikten, Ungerechtigkeiten, und Machtgebaren von Dikatoren geprägt ist, tat die Friedensbotschaft von Münster gut und ist ein Zeichen der Ermutigung an jeden Friedenswilligen.

Der angesagte Regen setzte erst nach dem Gottesdienst ein; aber da konnten sich viele Katholikentagsbesucher in die Zelte der Kirchenmeile flüchten. Die jeweiligen Betreiber der Zelte waren nicht böse darüber.


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