Nachrichten

27. März 2018 | Kirche | 

Vorsynode lebt neuen Stil – eine Kirche, die den Dialog sucht


Lucas Galhardo am Palmsonntag in Rom (Foto: privat)

Lucas Galhardo am Palmsonntag in Rom (Foto: privat)

Hbre. Lucas Galhardo aus Brasilien hat als Delegierter der südamerikanischen Bischofskonferenz CELAM und als Mitglied der Schönstattjugend am vorsynodalen Treffen für Junge Menschen in Rom teilgenommen. In einem Gespräch mit Pater Heinrich Walter, Mitglied im Team der internationalen Koordination der Schönstatt-Bewegung, hat er nach dem Ende der Vor-Synode am Palmsonntag 2018 seine Eindrücke von diesem besonderen Vorbereitungstreffen einer Synode festgehalten.

Vorsynode lebt neuen Stil – eine Kirche, die den Dialog sucht

Die Vorsynode ist zu Ende. Was war dein eindrücklichstes Erlebnis?

Am meisten hat mich die große Unterschiedlichkeit der Situation der Jugendlichen und der Wirklichkeit der Kirche beeindruckt, was ich durch die Arbeit in der Redaktionskommission des Schlussdokumentes wahrnehmen konnte. Es war gleichzeitig eine starke Erfahrung der Führung durch den Heiligen Geist.

Die Diskussionen in den Sprachgruppen haben sich mit den Lebens- und Glaubensrealitäten junger Menschen befasst. Gibt es Gemeinsamkeiten über die Kontinente hinweg? Bei welchem konkreten Punkt hast du große Unterschiede empfunden?

Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten. Es gibt viel jugendliche Sehnsucht und viele Erwartungen, die ähnlich sind. Ich habe überall einen Protagonismus wahrgenommen. Es gibt aber auch viele regionale Unterschiede, wie z.B. der Drogenhandel in Amerika, die Verfolgung der Christen in Asien, die Wirklichkeit der Armut in Afrika. Diese Realitäten haben eine große Wirkung auf die Situation der Jugendlichen. Auch die Mitwirkung der Jugend in der Kirche ist sehr verschieden. In Europa haben sie relativ wenig Präsenz und Wirkung. In Afrika und Lateinamerika prägen sie stark das Gesicht der Kirche.

Der Schönstatt-Gründer Pater Kentenich hat immer betont, dass seine Gründung genau für diese neue Zeit mit all ihren Fragen und Unsicherheiten gegründet wurde. Hast du deinen Schönstatt-Hintergrund als hilfreich erlebt? Was konntest du als Schönstätter bei den Diskussionen besonders einbringen?

Meine schönstättische Erfahrung hat mir sehr geholfen, auch die Nähe zu Maria hat mich die Woche über begleitet und ich konnte die Solidarität durch das Gnadenkapital stark erfahren. Viel Sicherheit habe ich erfahren auf der Basis meiner schönstättischen Erziehung und Bildung, die mir als Jugendlicher die Entwicklung meiner Persönlichkeit ermöglicht hat. Ich habe auch viel Erfahrung mitgebracht durch die Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen der Jugend in Brasilien und beim CELAM. Das hat mir ein gutes Fundament gegeben für den Dialog, die Reflexion und die Integration verschiedener Einstellungen und Ideen. In den Gesprächen konnte ich immer wieder unsere Prinzipien und Mittel der Jugendarbeit einbringen, auch unsere Art, den Glauben zu leben und darin zu wachsen. Ich konnte auch zusammen mit anderen mithelfen, dass Maria im Schlussdokument jetzt doch mehr erwähnt wird, als es in den ersten Tagen ausgesehen hat. Eine besondere Rolle spielte auch die Bedeutung der Bewegungen für die Jugendarbeit, bis hin zur Frage der Finanzierung. Viele Bewegungen haben gute und wirksame Initiativen für die Lebendigkeit der Kirche.

Magdalena Hartmann und Lucas Galhardo, die beiden Vertreter aus der Schönstatt-Jugend bei der Vorsynode in Rom (Foto: privat)

Magdalena Hartmann und Lucas Galhardo, die beiden Vertreter aus der Schönstatt-Jugend bei der Vorsynode in Rom (Foto: privat)

Gab es zwischen Magdalena Hartmann und dir Berührungspunkte, eine Form von Kooperation, ähnliche Stellungnahmen?

Von Anfang an hatte ich mit Magdalena einen guten Austausch über unsere Erfahrungen und unsere möglichen Beiträge zur Vor-Synode. Wir waren allerdings in verschiedenen Sprachgruppen tätig. Für die letzte Version des Dokumentes konnten wir gut zusammenarbeiten und ähnliche Akzente setzen. Es war schön, von Schönstatt nicht alleine zu sein.

Für welche Fragen der Jugendlichen glaubst du, dass die Spiritualität und Pädagogik Schönstatts besonders hilfreich sein könnten? Wird man davon Schattierungen im Abschlussdokument finden können?

Mich haben die ernsten, aber auch ehrlichen und transparenten Beiträge beeindruckt. Wir haben wirklich die reale Lage der Jugend vor Augen gehabt. Das Dokument spricht stark von der Suche der Jugendlichen nach dem Sinn des Lebens. Da half uns sehr unsere Erfahrungen mit dem persönlichen Ideal und alles, was wir im Bereich der Jugenderziehung entwickelt haben zur Stärkung der persönlichen Identität. Wir Jugendlichen werden in der Schönstattfamilie ernst genommen, wir haben unseren Eigenraum, in dem wir uns entwickeln können auch mit der Hilfe der gut ausgebildeten BegleiterInnen. Darauf war ich stolz, auch im Vergleich mit anderen Bewegungen. Mehr als durch schönstättische Begriffe habe ich durch meinen Schal und meinen Pullover Zeugnis gegeben, so dass jedem klar war, dass er mit einem Schönstätter im Dialog ist.

Haben sich deine Erwartungen, die du an das Treffen hattest insgesamt gesehen eher erfüllt oder bleiben viele Fragen offen?

Zuerst bin ich sehr froh, dass das Dokument wirklich ein Spiegel der Lage der Jugend ist. Ich hatte befürchtet, dass wir uns mehr in ideologischen und theologischen Begriffen bewegen. Es ist uns auch gelungen die so stark verschiedenen Wirklichkeiten irgendwie abzubilden ohne zu sehr zu verallgemeinern. Im Blick auf die Bischofssynode im Oktober finde ich wichtig, dass man uns Jugendliche zusammengerufen und gehört hat. Das ist eine gute Ergänzung zu allem, was bisher die Bischofskonferenzen über die Lage der Jugend zusammengetragen haben. Die Arbeit der über 300 Teilnehmer und der 15.000 Jugendlichen, die online mit uns in Diskussion waren, wird ein guter Beitrag sein für die Bischöfe im Oktober. Ich denke auch an die vielen Beiträge der Expertentagung, an der ich vor einem Jahr teilnehmen durfte. Das sind die Wege einer starken partizipativen Mitwirkung der Jugendlichen.

Hast Du eine Erwartung für die Synode im Oktober?

Ich hoffe, dass durch das vor-synodale Treffen auch der Grund gelegt ist für eine große Fruchtbarkeit der Synode. Nur durch den Dialog und die Mitwirkung können die Jugendlichen angesprochen werden. Dieser Prozess ist mehr als eine Synodenarbeit, es zeigt den neuen Stil der Kirche, die den Dialog sucht und einen Weg geht, der ein offener Prozess ist.

Mein Wunsch ist, dass viele das Dokument wahrnehmen, es in den Gruppen und Gremien bearbeiten. So können wir auch regional diesen Prozess anwenden, indem wir den Dialog in den Pfarreien und Diözesen suchen, auch den Dialog mit den Pfarrern und Bischöfen. Und mit dem gemeinsamen Gebet um den Heiligen Geist bin ich sicher, dass die Synode ein großer Segen für den Weg der Kirche in die Zukunft werden kann.

 


Top