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15. März 2018 | Kirche | 

Vorsynode: Unser christlicher Lebensstil findet im Alltag und nicht hinter Kirchenmauern statt


Magdalena Hartmann (Foto: privat)

Magdalena Hartmann (Foto: privat)

Hbre. Die deutsche Bischofskonferenz hat Magdalena Hartmann (22), Mitglied der Schönstattbewegung Mächen/Junge Frauen (SchönstattMJF) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, als Delegierte zur Vorsynode in Rom entsandt. Sie hat als Teilnehmerin an den Weltjugendtagen von Madrid und Krakau teilgenommen.

Mit Magdalena Hartmann und dem aus Brasilien stammenden Lucas Gallardo, der zur Schönstatt-Mannesjugend gehört, nehmen zwei Vertreter der apostolischen Schönstatt-Bewegung, an der Vorsynode teil, die ein Dokument vorbereiten soll, das eine Diskussionsgrundlage sein wird für die Bischöfe aus der ganzen Welt, die im Oktober 2018 zur XV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode über Jugendfragen versammelt sein werden. Im Interview spricht Magdalena von ihren Erwartungen für diese Tage in Rom.

Interview mit Magdalena Hartmann

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie an der Vorsynode teilnehmen werden?

Durch Pressearbeit während dem Weltjugendtag in Krakau kam ich in Kontakt mit der Deutschen Bischofskonferenz und ein Verantwortlicher dort schlug mich der Jugendkommission vor. So kam es zur Anfrage, welche ich gerne aber auch mit größtem Respekt entgegennahm.

"Meine Erwartung ist, dass in Rom ein Raum geschaffen wird, in dem wir als Jugendliche unsere Stimmen erheben dürfen. Dabei hoffe ich, dass wir nicht nur unsere Anliegen einbringen dürfen, sondern auch, dass uns zugehört wird."  (Foto: privat)

Meine Erwartung ist, dass in Rom ein Raum geschaffen wird, in dem wir als Jugendliche unsere Stimmen erheben dürfen. Dabei hoffe ich, dass wir nicht nur unsere Anliegen einbringen dürfen, sondern auch, dass uns zugehört wird.  (Foto: privat)

Wie bereiten Sie sich für dieses Treffen vor? Haben Sie dazu von irgendeiner Stelle Hinweise bekommen?

Durch mein Engagement in der SchönstattMJF bin ich ja ständig mit Jugendlichen in Kontakt. Selbstverständlich auch im Studium und meinem Alltag stehe ich in ständigem Kontakt zu jungen Erwachsenen - ich bin ja selbst eine davon. Aber seit der Entscheidung, dass ich nach Rom zur Vorsynode gehen werde, achte ich noch viel detaillierter auf die Sehnsüchte, Wünsche, Sorgen und Herausforderungen, die meine Mitmenschen beschäftigen. Das Vorbereitungsdokument zur Jugendsynode half mir dabei sehr mich in die Themen der Synode einzuarbeiten. Die offiziellen Informationen, die es auch online zur Vorsynode gibt, empfinde ich auch als sehr hilfreich. Die Fragen, mit denen wir uns in Rom auseinandersetzen werden gibt es online, dadurch habe ich eine gute Orientierungsmöglichkeit.

Erzählen Sie uns etwas von Ihren Erwartungen, die Sie mit diesem Treffen und mit den Tagen in Rom verbinden.

Meine Erwartung ist, dass in Rom ein Raum geschaffen wird, in dem wir als Jugendliche unsere Stimmen erheben dürfen. Dabei hoffe ich, dass wir nicht nur unsere Anliegen einbringen dürfen, sondern auch, dass uns zugehört wird. Das Ziel ist es, ein Vorbereitungsdokument zu füllen, das den Synodenvätern im Herbst zugrunde gelegt wird. Eine ganz schöne Herausforderung, wie ich finde. Ich stelle es mir anspruchsvoll vor, die Lebenswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus aller Welt in ein Dokument zusammen zu fassen. Genauso kann ich mir aber auch vorstellen, dass wir einige Gemeinsamkeiten finden können. Haben wir nicht ähnlich Herausforderungen in unserer Persönlichkeitsentwicklung, in Zukunftssorgen, Glaubensfragen?

Ich erhoffe mir, dass die Kirche offen ist für die vielseitigen Lebenswelten und Bedürfnisse von uns jungen Erwachsenen. Es sollten meiner Meinung nach auch Herausforderungen unseres Alltags und Kritikpunkte, die wir an unserer Kirche empfinden zu Wort kommen. Ein Wunsch ist, dass wir kein Blatt vor den Mund nehmen müssen und auf einer wertschätzenden Ebene ein Dialog stattfinden kann. Es wäre schön, wenn auch über unsere katholischen Kreise hinaus bemerkbar würde, dass die Kirche zum Ort des Dialogs werden kann.

Welche Bedeutung haben Ihrer Erwartung nach die Jugendlichen bei diesem Treffen? Was denken Sie, dass Jugendliche für die Jugend-Synode im Oktober konkret beitragen können?

Weltweit werden 300 Vertreter/innen nach Rom kommen. Doch was ist diese Zahl im Verhältnis zu allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf unserer Erde?

Darum finde ich es wichtig, dass jede und jeder einen persönlichen Beitrag leisten kann. Ganz konkret lädt der Vatikan dazu ein, über eine national angebotene Facebookgruppe die Fragen, denen wir uns in Rom während der Vorsynode stellen werden, zu beantworten. So ist es zumindest schon mehr Menschen ermöglicht einen Beitrag zu leisten. Leider ist dadurch aber trotzdem noch nicht mal ein Großteil abgedeckt. Die Menschen, die mit der Kirche hadern oder denen bisher der Zugang nicht möglich war, werden wohl kaum aktiv Initiative ergreifen. Dabei sind das meiner Meinung nach genau auch die Menschen, die unsere Kirche in einer positiven Entwicklung und einem Wachstum unterstützen könnten.

Sie werden als Frau und als Schönstätterin an der Vorsynode teilnehmen. Was denken Sie, welchen Beitrag Sie dort geben können?

Es ist mir eine Ehre, dass ich Schönstatt bei einer solchen internationalen Veranstaltung vertreten darf. Welchen Beitrag ich dadurch mit nach Rom nehmen kann? Alle Erfahrungen, die ich in meinem Leben durch Schönstatt erfahren und erleben durfte. Unser Liebesbündnis, unsere Werktagsheiligkeit, unsere Kentenich-Pädagogik als konkreten Ansatz oder einfach formuliert: Unser christlicher Lebensstil, der im Alltag und nicht hinter Kirchenmauern stattfindet. Wir als Schönstattbewegung sind weltweit vernetzt. Wir haben 2014 erleben dürfen, was es heißt Bündniskultur zu leben. Eine Herausforderung, die unserer Kirche bevorsteht ist es, die verschiedenen Nationen und Kulturen zu vereinen. So verschieden die Herausforderungen in den einzelnen Ländern auch sind, gelingt es in unserer geistlichen Bewegung dank unserem Glauben diese Hürden zu überwinden.

Pater Kentenich hatte zu seiner Zeit schon ein so waches Wahrnehmungsvermögen, er hatte ein Gespür, was junge Menschen bewegt und was sie brauchen. Er hat uns in Schönstatt so viele wertvolle Methoden und Möglichkeiten zum Persönlichkeitswachstum hinterlassen, die auch für viele andere junge Menschen hilfreich sein könnten. Genauso gab er uns unsere Gottesmutter im Liebesbündnis als "Brücke" zum Vater hin. Vielleicht kann es durch den Austausch in Rom klarer werden, dass es verschiedene "Brücken" gibt um unseren christlichen Glauben zu leben.

Dass ich als Frau nach Rom gehen darf, sehe ich als wichtig und ehrlich gesagt zum Glück auch als selbstverständlich für unser Land. Angesichts dessen, dass es in vielen Ländern nicht selbstverständlich ist, als Frau eine solche Rolle ausfüllen zu dürfen, möchte ich dies auch bewusst tun. Ich glaube es ist für die Zukunft unserer Kirche wichtig, dass nicht nur männliche Entscheidungsträger eine Rolle spielen, sondern auch, dass die weiblichen Facetten und Bedürfnisse wiedergespiegelt werden.

Die Fragen stellte Sr. M. Cacilda Becker


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