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6. Februar 2018 | Impuls aus Schönstatt | 

„Und führe uns nicht in Versuchung“


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Nun hat sich auch der Ständige Rat der Deutschen Bischöfe mit der Vaterunser-Bitte befasst, die seit einigen Wochen in die Diskussion gekommen ist. Die Diskussion wurde von Papst Franziskus entfacht, als er in einem Interview sagte, die wörtliche Übersetzung der Bitte könne zu Missverständnisse führen. So könnte man die Bitte zum Beispiel so interpretieren, Gott wolle möglicherweise das Böse und den Menschen in Versuchung führen.

Die deutsche Übersetzung hält sich eng an den griechischen Text sowie die lateinische Übersetzung, die vom heiligen Hieronymus (347-420) erarbeitete Vulgata. In der aramäischen Sprache, die Jesus gesprochen hat, könnte es geheißen haben: „Führe uns nicht in die Versuchung hinein!“ Doch dieser Text ist nicht erhalten. Die französischen Bischöfe haben nun entschieden, dass die Bitte in Zukunft (wörtlich übersetzt) lauten soll: „Und lass uns nicht in Versuchung geraten.“ Das entspricht auch sinngemäß dem spanischen und portugiesischen Wortlaut.

Das griechische Wort „peirasmós“ peirasmós bedeutet neben Versuchung in unserem allgemeinen Sinn auch: Probe, Prüfung, eine Situation, die überfordert oder eine zu große Gefahr bringt. Mit der Vaterunser-Bitte ist also nicht gemeint, dass ich etwa im moralischen Sinn nicht in Versuchung geraten möge, ein Eis am Karfreitag zu genießen, sondern im existenziellen Sinn, dass ich nicht mutlos werde, überfordert bin, resigniere oder gar verzweifle. Diese Verzweiflung würde dazu führen, dass ich nicht mehr an Gottes Hilfe glauben kann.

Der Mensch kommt einfach, weil er sich frei entscheiden kann und das Leben seinen Lauf nimmt, immer wieder in solche Überforderungssituationen. Die Vaterunser-Bitte meint also: Gott möge auch in diesen Situationen bei uns sein, weil er es immer gut mit den Menschen meint.

Wir meinen nun, dass die Diskussion uns anregen könnte, mehr über das Gebet, das wir so oft sprechen nachzudenken. Auch wenn nun der deutsche Text nicht verändert werden soll, können wir den gängigen Wortlaut genauer bedenken. Hier einige Formulierungen:

  • „Und führe uns nicht in Versuchung.“
  • „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“ (neuer französischer Text)
  • „Gib, dass wir nicht in Versuchung geraten.“
  • „Sei bei uns, auch wenn wir in Versuchung geraten.“
  • „Sei bei uns, auch wenn uns das Leben überfordert.“
  • „Und führe uns in der Versuchung.“
  • ...

Redaktion "Impuls aus Schönstatt“

Leserreaktionen

7.2.2018 16:01

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung."

Ich glaube, dass Gott bei uns ist. Er wird uns auch in der Versuchung beistehen, helfen, die richtige Entscheidung zu erkennen und zu treffen.

Name der Redaktion bekannt, Koblenz

8.2.2018 20:53

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung.“

Meine eigene Formulierung: Abba, Vater, führe uns in der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Hauser Magdalena, Vallendar

9.2.2018 23:54

Mein Textfavorit: "Gib, dass wir nicht in Versuchung geraten.“

Die angekreuzte Variante entspricht meinem Verständnis, dass wir von Gott erbitten können, dass wir nicht Versuchung gelangen, Aber auch die Variante Lass uns nicht in Versuchung geraten ist möglich, Die Bitte "gib" gefällt mir jedoch besser.Auch die Variante Sei bei uns, auch wenn wir in Versuchung geratenIch kann sagen, dass die alte Formulierung falscher wird, je öfter man darüber nachdenkt, denn Gott selbst führt nicht in Versuchung, sondern er liebt das Böse gut

Elke Elisabeth Jirgal, Baden-Württemberg / Ostfildern

10.2.2018 05:22

Mein Textfavorit:

„Sei bei uns, auch wenn wir in Versuchung geraten.“

Karl-Heinz Fuller, Deutschland / Neuwied

10.2.2018 08:23

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung.“

"Und führe uns in der Versuchung" so bete ich im Stillen schon länger das Vaterunser. Der Mensch hat seinen freien Willen, durch den er leider immer wieder Fehler und Sünden begeht. Durch diesen freien Willen gelangen wir durch unsere eigenen Schuld in die Versuchung. Da bitte ich den Vater, er möge mich in jeder Versuchung führen, dass ich durch Seine Hilfe nicht schwach werde und wieder heil herauskomme, dass ich in einer Versuchung standhaft bleibe. Nur durch die Hilfe des Allmächtigen Gottes kann ich der Versuchung widerstehen.

Magdalena März, Deutschland, Vilseck

10.2.2018 10:31

Mein Textfavorit: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“ (neuer französischer Text)

Meine eigene Formulierung: „Sei bei uns, auch wenn wir in Versuchung geraten.“ Gott führe uns nicht in Versuchung. Er ist bei uns, wenn wir in Versuchung geraten. Bitten wir, dass Er bei uns ist, wenn das Leben so schwer wird dass wir verzweifeln, dass Er uns hindert, uns von Ihm abzuwenden.

Béatrice Meintrup, Münster Westfalen, Deutchland

10.2.2018 10:38

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung.“

In Anlehnung an die Versuchung Jesu

Peter Speth, AbsenderHerkunft: D 63911 Klingenberg

10.2.2018 17:48

Mein Textfavorit: „Und führe uns nicht in Versuchung.“

Der Vater im Himmel "versucht" die Seinen immer wieder einmal, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich als seine Söhne und Töchter zu bewähren.

Gottlob Heß, Ottmaring bei Augsburg, Deutschland

10.2.2018 19:51

Mein Textfavorit: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“

Mein eigener Textvorschlag: "Und verlasse mich nicht angesichts der Versuchung." (neuer italienischer Text)

1. "Führe uns nicht in Versuchung" widerspricht auch anderen Stellen im Neuen Testament, zum Beispiel Jak 1, 13f: "Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen, Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott lässt sich nicht zum Bösen versuchen, er führt aber auch selbst niemanden in Versuchung. Vielmehr wird jeder einzelne von seiner eigenen Begierde in Versuchung geführt, die ihn lockt und fängt.“ Dies macht - neben anderen Argumenten - meines Erachtens die aktuelle Version unhaltbar.

2. An "Und führe uns in der Versuchung" stört mich, dass man im Deutschen eigentlich nicht sagen kann, dass man "in der Versuchung ist". Man kann "versucht sein", etwas zu tun.

3. In der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" war diese Woche zu lesen, dass auch die Italiener künftig einen geänderten Text beten: "Und verlasse mich nicht angesichts der Versuchung." Die Italienische Bischofskonferenz hatte diese Formulierung bereits 2008 beschlossen. Sie ist neben der französischen Version auch mein Favorit.

Michaela Koch, Bullay, Deutschland

11.2.2018 12:48

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung.“

Würde ich für mich so sehen, auch in den Versuchungen Gewißheit zu haben, dass Gott mich führt

Hilde-Maria Ernst, Bad Mergentheim, Deutschland

11.2.2018 18:39

Mein Textfavorit:

Und bewahre uns vor der Versuchung

Name der Redaktion bekannt, Deutschland - Eichstätt

12.2.2018 11:05

Mein Textfavorit: „Und führe uns nicht in Versuchung.“

Wieso ändern wegen eventueller Missverständnisse. Auch die neuen Vorschläge können Missverständnisse bewirken. Gut das wir eine gemeinsame Übersetzung mit unseren evangelischen Mitchristen haben. Es gibt im Katholischen eine gemeinsame Sprache (Latein). Leider immer weniger bekannt.

Name nicht bekannt, Baden-Württemberg

12.2.2018 19:49

Mein Textfavorit: „Und führe uns in der Versuchung.“

Diese Version bete ich seit einigen Jahren. Gott liebt mich so, wie ich bin, und so will er/sie, dass es mir gut geht. Gott, der mir Vater und Mutter ist, führt mich nicht in Versuchung (vgl. Jak 1,13f.). Aber ich brauche seinen/ihren Schutz und Führung, wenn ich mutlos werde, überfordert bin, resigniere oder gar verzweifle.

Gisela Glas, Flieden

13.2.2018 20:56

Mein Textfavorit: „Und führe uns nicht in Versuchung.“

Wer das Vater-Unser-Gebet ändern will, verändert das Menschenbild, das Bild der Kinder Gottes. Unser Gott des Lebens will uns nicht als unmündige und unreife Menschen oder Marionetten, sondern als seine Ebenbilder, die sich frei entscheiden und sich dabei an seinem Willen orientieren – auch in der Versuchung. Gott läßt zu, dass wir Menschen in Versuchungen geraten, wie er auch Jesus die Begegnungen mit dem Satan zugemutet hat, der ihn für sich gewinnen wollte. Jesus allein war es, der diesen Versuchungen widerstanden hat. Mit dieser Kraft, diesem Geist erfüllt Gott auch unsere Menschenherzen. Wir allein entscheiden, ob wir uns für oder gegen Gott entscheiden und welchen Geistern wir nachlaufen. Wir beten deshalb, möge er uns diese Versuchungen ersparen, denn wir wissen, anders als Jesus, sind wir oft schwach und bitten ihn dann, er möge uns von dem Bösen erlösen. Die theologischen Deutungen, Übersetzungen und Diskussionen werden ohne Einigung bleiben.

Bruno Kulinsky, Uhingen, Deutschland

14.2.2018 14:36

Mein Textvorschlag: „Führe uns in der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen...“

Schon seit einigen Jahren bete ich, wenn ich das Vaterunser für mich allein bete, mit diesem Text.

Grund Magdalena, Germering bei München, Deutschland

15.2.2018 19:47

Mein Textvorschlag: „Und führe uns nicht in Versuchung.“

Ich bin enttäuscht, dass die Zentrale meint, Schönstatt muss auf den Zugs Roms reagieren. Lernen wir von unserem Vater [P. Josef Kentenich - Anm. d. Red.], der keine Änderung hier sah. Es ist hier das tiefe Geheimnis der freiheitlichen Liebe Gottes zu seinen Gottdskindern ge- und verborgen.

N.N., Senden

17.2.2018 04:49

Mein Textvorschlag: „Und bewahre uns vor der Versuchung und erlöse uns von dem Bösen.“

Gott führt nicht in Versuchung. Er bewahrt oder errettet daraus.

B.R., Eppingen

17.2.2018 10:23

Meine Meinung zu der umstrittenen Vaterunser - Bitte:
Die deutschen Bischöfe haben recht, die Formulierung zu belassen:
"Und führe uns nicht in Versuchung", aber sie so zu interpretieren, wie es P. Kentenich in den Dachau - Gebeten getan hat.
"Gib uns in Vesuchung Kraft,
dass die Seele nicht erschlafft;
schütz uns vor Gelegenheit,
die zu stark nach Sünde schreit.(vgl. Lk 22,46)

Georg Frank, Pfr. i. R. in Nittenau

18.2.2018 12:42

Mein Textvorschlag: „Und führe uns in der Versuchung.“

Den Text, den wir jetzt beten, bedeutet für mich, dass Gott mich doch nicht in Versuchung führt, sondern das Böse. Ich bitte Gott, dass er mir in der Versuchung beisteht.

H. A., Göttingen (Name der Redaktion bekannt)

18.2.2018 18:08

Mein Textvorschlag: „Lass uns der Versuchung widerstehen.“

Zunächst möchte ich anmerken, dass Jesus zu seinen Jüngern vermutlich Aramäisch gesprochen hat. In dem Buch von Bruder Paulus Terwitte über das Vater Unser heißt es: "das entsprechende hebräische Wort kann nicht nur 'bringen', bzw. 'führen' bedeuten, sondern auch 'kommen lassen'." Diesem sprachwissenschaftlichem Umstand trägt die neue französische Übersetzung, neben dem natürlich noch wichtigerem theologischem, Rechnung.

Ich persönlich bete "lass uns der Versuchung widerstehen". Denn ich bin mir bewusst, das auf dieser Welt derer viele lauern. Das ist auch kein Widerspruch zu einem liebenden Gott. Jesus wurde in der Wüste nicht durch Gott versucht, sondern durch Gott geführt. Deswegen sehe ich den Vorschlag "führe uns in der Versuchung" auch als absolut passend.

"Lass uns nicht in Versuchung geraten" geht noch einen Schritt weiter. Wohlwissend, das es oft schwer ist, zu widerstehen. Es besteht meines Erachtens ein immenser Unterschied zwischen dem Zulassen einer Versuchung und einem Hineinführen in eine solche.

Was die Einheit von katholischen und evangelischen Christen beim Sprechen des Vater Unsers betrifft, so wäre eine gemeinschaftlich beschlossene Änderung sicherlich ein starkes ökumenisches Zeichen. Den Fortbestand des Alten - mit Verlaub - wird niemand als solches Zeichen zur Kenntnis nehmen.

Franziskus hat den Vorschlag vermutlich nicht zuletzt wegen der spanischen und portugiesischen Versionen ins Spiel gebracht. Die weltweite, sprachlich-inhaltliche Einheit beim Sprechen des Jesus-Gebetes sollte uns zu einer Veränderung ermutigen.

Andreas Borghoff, Bad Berleburg

2.5.2018 14:22

Mein Textvorschlag: „Und führe uns in der Versuchung.“

Das wird anderen biblischen Texten gerecht und entspricht auch der Lebenspraxis.

Manfred Klatt, Brake (Unterweser)

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