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21. Oktober 2017 | Oktobertreffen2017 | 

Predigt im Gottesdienst in der Anbetungskirche


Predigt im Gottesdienst in der Anbetungskirche

Dr. Christian Löhr, Schönstatt

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21.10.2017

Liebe Schönstattfamilie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

nach der Feier des Bündnistages am vergangenen Mittwoch, unserem 18. Oktober, ist nun mit der heutigen Messfeier hier auf Berg Schönstatt der Einstieg in die Oktobertage gegeben. Viele sind nach Schönstatt gekommen. Schön, dass wir miteinander feiern können, dass wir uns im Glauben, im Liebesbündnis wieder neu bestärken können. Das ist der Sinn dieser Tage.

1. Zweites Schönstattjahrhundert

Ich erinnere mich, und ich denke viele von Ihnen auch in diesen Tagen, wie es vor drei Jahren war, als wir unser großes Jubiläum feiern durften: 100 Jahre Schönstatt. Sonniges Herbstwetter damals, Tausende gekommen, und die Erfahrung, wie jung und dynamisch Schönstatt ist, besonders im Blick auf die lateinamerikanischen Gäste damals zum Jubiläum. Da wurde uns bewusst, und das hat uns gut getan, dass wir zu einer großen und starken Bewegung herangewachsen sind in diesem ersten Jahrhundert. Alt und doch jung und dynamisch. Und damit, mit diesem Jubiläum, hat der Weg in das zweite Schönstattjahrhundert begonnen.
Wir wollen diesen Weg an der Hand der Gottesmutter gehen in Treue zum Ursprung, zu unserem Gründer, aber auch mit dem Mut, Mitgründer, ja Neugründer zu sein, zu werden. Ich bekenne Ihnen, dass mich das immer fasziniert hat bei meinem Hineinwachsen in unsere Schönstatt-Verbandspriestergemeinschaft, dass da immer schon den Kandidaten gesagt wurde: Ihr wachst nicht einfach in eine bestehende, feste Form hinein wie in die alten Orden – wenn man Benediktiner wird, übernimmt man eine tausendjährige Tradition –, sondern ihr seid Neugründer, Mitgründer. Das fand ich immer interessant und faszinierend. Also: Jeder und jede von uns ist eingeladen, in Treue zum Ursprung, zum Gründer, selber neu zu gründen, mitzugründen.
Auf dem Einladungsschreiben, das uns für die heutigen Tage erreicht hat, steht aus der Vorgründungsurkunde von 1912 der schöne Satz: „Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens selbst zu erziehen zu festen, freien priesterlichen Charakteren.“ (P. Kentenich in der Vorgründungsurkunde 1912)
Da haben wir etwas zu tun. Das ist eine schöne Aufgabe, eine Aufgabe, die uns miteinander verbindet über die Gliederungen hinaus.

Für die heutige Messfeier hier auf Berg Schönstatt habe ich das liturgische Formular „Maria, Mutter der Kirche“ und die Lesungstexte des heutigen Samstags der 28. Woche gewählt, das, was uns die Liturgie heute auf den Tisch legt. Und das Ganze durch die Optik, durch die Brille Mariens als die Mutter der Kirche. Lassen wir uns führen von Maria durch diese zwei Tage.

2. Kentenich-Jahr, Heiliger Geist, Belmonte

Wir haben noch alle die Jahresparole im Ohr, die uns dieses Jahr begleitet hat, aus dem Emmaus-Evangelium: „Er kam hinzu und ging mit ihnen.“

Manche von uns waren bei Begegnungs- und Besinnungstagen dabei. Die Schwestern, die Priester haben solche Tage selber gegeben und nachgelauscht, was es heißt, dass ER mitgeht, dass ER das Brot bricht, dass ER erkennbar wird und die Herzen der Jünger zu glühen beginnen – mitten in der Nacht Aufbruch, das müssen wir erzählen den Jüngern in Jerusalem: Er lebt. Dynamik, Aufbruch.

Das brauchen wir in einer – ja, wenn wir heute ehrlich schauen – auch älter werdenden deutschen Schönstatt-Bewegung. Aber es kommt nicht aufs äußere Alter, aufs biologische Alter, sondern auf dieses brennende Herz an. Und nun bereiten wir uns auf den 50. Jahrestag des Heimgangs unseres Vaters und Gründers, Pater Josef Kentenich – wir haben uns ja hier an seinem Grab auch versammelt – am kommenden 15. September 2018 in diesem ausgerufenen Kentenich-Jahr vor.

Was soll uns dieses Jahr, dieses Kentenich-Jahr, schenken? Welche Hoffnungen und welche Erwartungen spüren Sie? Was zur Erfüllung unserer Hoffnungen und Sehnsüchte liegt dann an uns? Wo möchte der liebe Gott meine Hand, meinen Mund, meine Möglichkeiten nutzen für sein Liebeswerk heute mitten unter uns? Da soll keiner das Gefühl haben: Ich bin zu gering. Ich kann zu wenig. Ich habe zu wenig Einfluss. Jeder ist dem lieben Gott wichtig und kann zum Instrument der Gnade werden. Die Schwerpunkte, die wir schon seit längerem in Schönstatt haben, begleiten uns dabei: Die Familie steht bei uns im Mittelpunkt. Wir wollen unsere Pastoral ganz darauf ausrichten, Familien zu stärken. Die Jugend ist uns wichtig, die nachwachsende Generation zu stärken, ihnen wirklich Mitverantwortung zu geben; die Pädagogik in Schönstatt; Kirche und Gesellschaft mitzuprägen.

Und für dieses Kentenich-Jahr wurde als Parole aus der Apostelgeschichte gewählt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“. Das Kentenich-Jahr soll ein Heilig-Geist-Jahr, ein Jahr der Begeisterung von Gott her werden.

Es ist allen aufgefallen, dass vor dem Altar ein Heilig-Geist-Symbol, das wir von unseren Heiligtümern kennen, aufgebaut ist. Es ist ein ganz besonderes. Es harrt noch darauf, angebracht zu werden im neuen Schönstatt-Heiligtum in Rom/Belmonte. Dafür ist dieses Heilig-Geist-Symbol gearbeitet worden. Und es ist schon gekreist, vor allem unter den Bundesschwestern, in diesem Jahr. Der Heilige Geist hat viele besucht, Herzen hoffentlich zum Klingen, zum Brennen gebracht. Es soll eine Strömung entstehen, eine Heilig-Geist-Strömung. Und dann schauen wir mal, wann der Heilige Geist seinen Ort findet auf Belmonte.

Belmonte ist das große Stichwort. Es hat 52 Jahre gedauert, seit Pater Kentenich damals an seinem 80. Geburtstag das Geschenk vom Generalpräsidium bekommen hat: Wir wollen Ihren Wunsch erfüllen, Schönstatt im Herzen der Kirche, Schönstatt beim Heiligen Vater, bei der Hierarchie – wir verpflichten uns, ein internationales Schönstattzentrum zu bauen. 52 Jahre später, 2017, 16. November, offiziell werden sich jetzt endlich die Türen öffnen, die großen weiten Türen von Belmonte für Schönstätter und viele darüber hinaus. Und es soll so ein Laboratorium des Heiligen Geistes, unseres Gründers werden, dass wir dort auf Belmonte ansichtig werden können der Kirche, so wie er sie gedacht hat am neuesten Zeitenufer: brüderlich geeint, eine neue Art des Miteinanders. Papst Franziskus sagt uns das ja fast jeden Tag, wie wichtig diese neue Form des Miteinanders ist.

Das Evangelium, das uns die Liturgie des heutigen Tages aus dem 12. Kapitel des Lukas-Evangeliums vorstellt, ruft auf, dass Menschen sich zu Christus bekennen sollen. Lästerungen gegen den Heiligen Geist werden nicht vergeben. In Situationen, in denen unser Zeugnis für Christus gefragt ist, sollen wir uns keine Sorgen machen, was wir sagen, denn der Heilige Geist wird dann bei uns sein, aus uns sprechen.

Da spricht sich etwas von Gründergeist aus, vom Geist unseres Vaters und Gründers, den wir brauchen, um zukunftsfähig zu sein, innovativ, nicht nur verwaltend dessen, was da so ist, und Schönstatt ist beeindruckend – die Regensburger Domspatzen, die gestern da waren, haben gesagt: Das ist ja eine richtige Stadt hier –, wir dürfen stolz sein, aber innovativ dieses Erbe weitertragen in eine neue Zukunft. Da braucht es das Engagement jedes Einzelnen, das freie Engagement von Verbündeten, die zu Mit-Gründern werden. Räumen wir frei und reinigen wir unsere Lebensquellen, aus denen wir in Schönstatt leben: der dreifaltige Gott, die Gottesmutter, das Heiligtum und das Liebesbündnis. Es gibt nichts Besseres.

3. Ökumene

In diesen Tagen, so auch heute, hören wir in der Liturgie Abschnitte aus dem Römerbrief. Wir stehen am Ende des Reformations-Gedenkjahres. Am 31. Oktober ist in diesem Jahr Feiertag. Damals, vor 500 Jahren, soll der Augustiner-Mönch Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg seine 95 Thesen angeschlagen haben. Luther hatte vor 500 Jahren aufgrund eben dieses Römerbriefes die große Erkenntnis der Bedeutung des Glaubens, die bei ihm in die Kurzform gekommen ist: sola fide – allein der Glaube –, sola gratia – allein die Gnade.

Nun, wir wissen, dass der Glaube selbst gewirkt ist durch die entgegenkommende Liebe und Gnade Gottes. Keiner kann sagen: Ach, was bin ich doch für einer mit meinem Glauben! Nein, Glaube ist Geschenk, Glaube will erbeten sein.

Der heutige Abschnitt aus dem Römerbrief, in dem Paulus an Abraham erinnert, ist insofern beeindruckend für unsere Priestergemeinschaft auf Berg Moriah, als dass wir dort ja Abraham als unser besonderes Vorbild vom Namen her haben. Berg Moriah, der Ort, an dem an das Abrahamsopfer erinnert wird. Da ist dieser alte Mann bereit, alles, was er nun endlich bekommen hat, sein Liebstes, seinen Sohn Isaak, hinzugeben, zu opfern. Ganzhingabe. Volle Inscriptio. Alles hergeben für Gott. Und dieses Vertrauen des Abraham, sein abgrundtiefer Glaube wurden ihm als Gerechtigkeit angerechnet: „Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt.“

Ich habe bewusst erwähnt, dass wir im Reformationsgedenkjahr stehen. Manche von uns wissen gar nicht, dass es auch in Schönstatt einen Ökumene-Arbeitskreis gibt.
Leider ist für immer noch viel zu viele Schönstätter Schönstatt ohne Ökumene denkbar. Und da muss sich etwas ändern. Es gibt unter uns schon einige, die für die Einheit der Christen brennen und dafür auch immer wieder zusammenkommen. Uns ist im „Miteinander für Europa“ auch viel Einheit zu anderen, auch protestantischen Gemeinschaften, zugewachsen. Ich glaube, wir in Schönstatt täten gut, wenn wir uns da an die Spitze der Entwicklung stellen würden und wirklich beten und uns einsetzen würden, dass dieser Skandal der Spaltung überwunden wird durch Gottes Hilfe. Das geht nur mit dem Heiligen Geist.

Wie kann es in der Ökumene weitergehen? Indem wir voneinander lernen, uns unsere Traditionen – und für uns gehört die Gottesmutter ganz stark zu unseren Traditionen – und Überzeugungen erklären; einander Anteil schenken. Im nächsten Frühjahr wird der Ökumene-Arbeitskreis Schönstatt eine sehr schöne Begegnung haben mit der Kommunität Christusbruderschaft in Selbitz. Eine unserer Tagungen findet im Regelfall bei einer unserer befreundeten Gemeinschaften statt, und eine andere oder zwei hier in Schönstatt. Es wäre schön, wenn wir dieses Anliegen auch mit aufnehmen würden in diesen Tagen, dass da etwas wächst, dass wir durch das Liebesbündnis mit der Gottesmutter wichtige Impulse in dieses Miteinander der Christen, in diese Einigungs- und Einheitsbewegung hineingeben können.

Schauen Sie noch mal nach vorne.
In unserer Mitte ist heute das Heilig-Geist-Symbol: die Gottesmutter damals im Abendmahlssaal, im Coenaculum, hat mit den Jüngern um diese Gabe des Geistes gebetet und gefleht. Tun wir es ihr nach. Auch wir brauchen ihn, den Geist Gottes. Amen.

Spenden zur Unterstützung des Büros des Bewegungsleiters sind – auch gegen Spendenquittung – möglich auf folgende Konten: Schönstatt-Bewegung Deutschland –
Bank im Bistum Essen – IBAN DE 07 3606 0295 0029 6200 24 – BIC GENODED1BBE
oder Sparkasse Koblenz – IBAN DE11 5705 0120 0000 1420 91 – BIC MALADE51KOB


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