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2. September 2017 | Nacht des Heiligtums | 

Radikal menschlich – Grünhelme-Vorsitzender Martin Mikat zu Gast bei der Nacht des Heiligtums


Martin Mikat, Vorsitzender der Grünhelme, im Gespräch mit Anja Birringer (Foto: Brehm)

Martin Mikat, Vorsitzender der Grünhelme, im Gespräch mit Anja Birringer (Foto: Brehm)

Emanuel Engel / Hbre. Das NdH-Zelt ist voll besetzt. Die weit über 500 Jugendlichen blicken gespannt zur Bühne, wo Martin Mikat und Anja Birringer auf Barhockern am Bistrotisch zum Motto-Talk der NdH 2017 Platz genommen haben. Martin Mikat ist 32 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Köln. Und er ist begeisterter Grünhelm. So begeistert, dass er mittlerweile Vorstandsvorsitzender der Hilfsorganisation ist. Die Grünhelme sind ein Verein, der interreligiös agiert und in seinen Einsätzen Nothilfe, Flüchtlingshilfe und Aufbauhilfe leistet. Anja Birringer aus dem Vorstand des in den Reihen der Schönstatt-Jugend entstandenen „bewegenswert e.V.“ moderiert das Gespräch mit dem Nachfolger von Rubert Neudeck, dem Gründer der Grünhelme.

Das NdH-Zelt ist gut gefüllt mit weit über 500 jungen Menschen (Foto: Brehm)

Das NdH-Zelt ist gut gefüllt mit weit über 500 jungen Menschen (Foto: Brehm)

Martin Mikat (Foto: Brehm)

Martin Mikat (Foto: Brehm)

Anja Birringer aus dem Vorstand von bewegenswert e.V. moderiert das Gespräch (Foto: Brehm)

Anja Birringer aus dem Vorstand von bewegenswert e.V. moderiert das Gespräch (Foto: Brehm)

Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer (Foto: Brehm)

Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer (Foto: Brehm)

Mikat: „Wir gehen nicht in ein Land, um den Menschen dort unsere Meinung aufzubinden, sondern um Hilfestellungen zur Selbstständigkeit zu leisten.“ (Foto: Brehm)

Mikat: „Wir gehen nicht in ein Land, um den Menschen dort unsere Meinung aufzubinden, sondern um Hilfestellungen zur Selbstständigkeit zu leisten.“ (Foto: Brehm)

Hilfe leisten, die zusammenschweißt anstatt zu trennen

Martin Mikat erzählt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der NdH von sich, von seiner Tätigkeit und allem was dazugehört. So erfahren die Zuhörer, dass er während seiner Gesellenwanderschaft zu den Grünhelmen fand, die 2003 von Rupert Neudeck gegründet wurden. Grundidee war es, nach dem Terroranschlag 9/11 und dem daraus wachsenden Hass auf Muslime Hilfe zu leisten, die zusammenschweißt anstatt zu trennen. Neudeck sei ein religiös geprägter Mensch gewesen, der die Kraft zum Handeln einerseits aus dem Evangelium, besonders vom Gleichnis des barmherzigen Samariters und andererseits aus der Gedankenwelt von Albert Camus „Die Pest“ bezogen habe. Martin hofft, auch wenn er persönlich nicht religiös sei, das Lebenswerk von Neudeck in dessen Sinne weiterführen zu können.

Projekte im interreligiösen Umfeld

Begeistert war er sofort von der selbstverständlichen Hilfe, die von den Grünhelmen in Krisen- und Notfällen getätigt wird. Hier wird nicht groß nachgedacht, sondern es wird gemacht. Neben diesen Noteinsätzen gibt es dann aber auch noch Entwicklungsprojekte und Flüchtlingshilfe, welche einer längeren Planung bedürfen. Dabei handelt es sich überwiegend um Bauprojekte. Solche Projekte durchlaufen eine Projektpipeline und mehrere Auswahlkriterien, bis sie endgültig angenommen werden.

Wichtig ist den Grünhelmen hierbei nicht nur, ziemlich sicher gehen zu können, dass die Projekte auch nach dem Bau erhalten bleiben und ihren Ursprungszweck behalten, sondern dass man bei einem Projekt alle Religionen zusammenführt und so dafür sorgt, dass jeder etwas vom Projekt hat. Durch diese Einstellung hat Martin schon etliche positive Erfahrungen sowohl mit Christen als auch mit Muslimen machen dürfen. „Wir gehen nicht in ein Land, um den Menschen dort unsere Meinung aufzubinden, sondern um Hilfestellungen zur Selbstständigkeit zu leisten.“

Es geht um „radikal menschliches Handeln“

Die Zuhörer erfahren auch, dass der erste Kontakt Martins zu den Grünhelmen sehr entspannt, fast familiär gewesen ist. Man traf sich im Wohnzimmer zum Bewerbungsgespräch. Nach der Entscheidung, bei den Grünhelmen mitzuarbeiten, wurde Martin dann schnell ins kalte Wasser geworfen. Sein erstes Projekt war wenig geplant und bedurfte schneller Umsetzung. Doch anstatt aufzugeben, wagte er sich an die Herausforderung und meisterte sie. Von diesem ersten Einsatz wurde Martin geprägt. „Durch die Arbeit im Verein hat sich meine Persönlichkeit sehr verändert und entwickelt.“ Eine starke Persönlichkeit braucht man Martin zufolge unter anderem auch von vornherein, um bei den Grünhelmen mitarbeiten zu können. Zudem dürfe man nicht an Luxus, Sicherheits- und Versicherungsbedürfnissen hängen. Alles in allem geht es bei der Arbeit als Grünhelm um „radikal menschliches Handeln“. Man hinterfragt sein Tun nicht, denkt nicht zu viel darüber nach.

In der Gesellschaft nicht wegschauen

Zum Schluss hat Martin noch eine Botschaft an die anwesenden Jugendlichen. Radikal menschlich leben und handeln geht nicht nur bei den Grünhelmen. Es beginne damit, in der Gesellschaft nicht wegzuschauen, sondern interessiert zu sein. Zudem könne man sich vielseitig engagieren. Wichtig ist, dass jeder schaut, was zu einem passt und das einfach macht.


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