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21. Juni 2017 | Kommentar der Woche | 

Robert Zollitsch: Ein neuer Stil


Kommentar der Woche (Grafik: POS, Brehm)

(Grafik: POS)

Hören auf das, was andere bewegt, ist angesichts von Fake-News, der Wiederholung hohler Phrasen oder der Meinungstrendsetzung durch Meinungsforschungsinstitute eine immer größere Herausforderung. Doch, so schreibt Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, in seinem Kommentar der Woche bei basis-online.net, "Wir dürfen uns nicht einbilden, alles selbst oder gar besser zu wissen. ... Wir brauchen einen neuen Stil: Verantwortliche, die hören und so wissen, was die Menschen bewegt und worauf es wirklich ankommt." Lesen Sie nachfolgend den neuen "Kommentar der Woche".

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (Foto: Erzbistum Freiburg)

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (Foto: Erzbistum Freiburg)

Robert Zollitsch

Ein neuer Stil

21.06.2017

Am Samstag vergangener Woche wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel in Rom von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen. Ihr Besuch beim Papst war Teil ihrer Reisen, die sie in Vorbereitung des nächsten G20-Gipfels in Hamburg in mehrere Hauptstädte führte. Sie meint nicht, wie der amerikanische Präsident, der mit seinen Twitters mit angeblichen News und Fake News die Welt bombardiert, genau zu wissen, was gut und richtig ist. Sie meint auch nicht wie die Eislady von London, die Menschen mit der ständigen Wiederholung hohler Phrasen beeindrucken zu können. Wie Papst Franziskus geht es ihr zunächst einmal darum, zu hören; was die Teilnehmer des G20-Gipfels bewegt.

Das könnte Ausdruck eines neuen Stils sein, den Papst Franziskus vorlebt. So trat auch der neugewählte französische Präsident Emmanuel Macron am Abend des Wahlsonntags vor das Mikrophon mit einer viele Zeitgenossen überraschenden Botschaft: „Ich weiß um die Teilung unserer Nation. Ich kenne die Wut, die Beklemmung, die Zweifel. Es gehört zu meiner Verantwortung, darauf zu hören.“ Mit Recht sagte der neue Bundespräsident Frank Walter Steinmeier denn auch gleich nach seiner Wahl: „Wir brauchen den Mut, einander zuzuhören.“

Wir erleben gegenwärtig eine Zeit der Wahlen in Europa: Parteien und Kandidaten treten ein für ihre Meinungen und Programme. Was beim Wähler ankommt, lassen sich die meisten von Meinungsforschungsinstituten sagen. Doch ob diese wirklich herausfinden, was die Menschen tatsächlich bewegt?

Wie Papst Franziskus haben die Bundeskanzlerin, der Bundespräsident und der neue französische Staatspräsident die Zeichen der Zeit richtig erkannt. Wir dürfen uns nicht einbilden, alles selbst oder gar besser zu wissen. Wir brauchen nicht Schlagworte, nicht immer neue News oder gar Fake News. Wir brauchen einen neuen Stil: Verantwortliche, die hören und so wissen, was die Menschen bewegt und worauf es wirklich ankommt. Nicht Besserwissen und Schlagzeilen führen in die Zukunft, sondern Hören und Dialog.

Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof em., Freiburg

 


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