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18. Juni 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

Er rief seine zwölf Jünger - Begegnungserfahrungen die zur Nachfolge werden


Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Schon oft haben wir in den letzten Monaten und besonders in der österlichen Zeit die Begegnung der Emmaus-Jünger mit dem Auferstandenen auf uns wirken lassen. Das Jahresmotto lädt immer wieder dazu ein. „Er kam hinzu und ging mit ihnen.“ Manche von uns begleitet dieses Wort in ihrer ganz persönlichen Lebensbetrachtung. Wir wünschen es uns im Blick auf frühere oder aktuelle Lebenssituationen, dass dieses Wort vom Hinzukommen des Herrn etwas von österlicher Zuversicht und Hoffnung hineinspricht in unser Leben.

Auf eine Lebenssituation schauen, herausspüren, dass er hinzukommt, erfahren, dass Freude in uns wach wird. So oder ähnlich könnten wir sehr einfach einen Dreischritt mit unserem Jahresmotto beschreiben.

In den Zeugnissen der Heiligen Schrift geht die Wirkungsgeschichte solcher Begegnungen oft noch viele Schritte weiter: Noch in der Nacht machen sich die Jünger wieder auf den Weg. Sie berichten den andern in Jerusalem. Sie werden zu Zeugen. Das, was sie erlebt haben, wird zur Botschaft und zur Bestärkung für andere.

Biblische Begegnungen

„Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.“

Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.

Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bar­tholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat.

Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: … Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Vgl. Mt 9,36 - 10,8  
(Er rief seine zwölf Jünger)


Ein besonderer Kern dieser Begegnungserfahrung sind die, aus denen Nachfolge entsteht

Die Begegnungsgeschichten mit Jesus in der Heiligen Schrift sind vielfältig. Ein besonderer Kern dieser Begegnungserfahrung sind die, aus denen Nachfolge entsteht. In der Begegnung mit Jesus werden Menschen zu seinen Jüngern, zu Aposteln, zu Menschen mit einer Aufgabe, zu Menschen mit einer Botschaft, sogar zu Menschenfischern, sagt Jesus. Es ist schön, dass Jesus die Jünger, die von ihrer Verkündigungsreise wieder zurückkommen, gelegentlich um sich versammelt, damit sie bei ihm auch wieder ausruhen können. Zuvor aber hat er sie losgeschickt: ohne Reisegepäck, wie Arbeiter in der Hitze zur Weinbergsarbeit, wie Schafe mitten unter die Wölfe.

Beide Erfahrungen sind für die Jünger und Apostel entscheidend: zum einen die Erfahrungen, die ihnen selber brennende Herzen schenken, und das Ausruhen in seiner Nähe, zum andern auch die Mühe und der Einsatz aller Kräfte, die der apostolische Auftrag ihnen abverlangt.

Für Schönstatt als apostolische Bewegung sind beide Dimensionen entscheidend. Das Verwurzeltsein und Daheimsein in einer tiefen persönlichen Nähe zu Jesus ebenso, wie die Unruhe und unermüdliche Einsatzbereitschaft für das Evangelium.

Im Liebesbündnis mit der Gottesmutter ist uns das Heiligtum, ist uns ihr Herz zu diesem Raum geworden, wo wir wie die Jünger um Jesus Heimat und Ruhe finden. Genauso gehört aber auch dazu, dass die Fruchtbarkeit des Heiligtums unsere Beiträge, unseren Einsatz und die Opfer unserer Liebe braucht. Selbst die äußerlich unsichtbaren Gebete und die als Opfer verschenkte Untätigkeit, die mit Krankheit und Leid einhergehen kann, werden so zu fruchtbaren Taten und zu einem Mitwirken an der apostolischen Fruchtbarkeit.

Jesus geht sehr weit, was es in seinen Augen bedeutet, Mitarbeiter des Evangeliums zu sein

„Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen“, heißt es sogar bei Matthäus 10,1. Zum Auftrag und zum Mittun der Apostel gehört das Wort von der Vollmacht. Auf kraftvolle und wunderbare Weise wird in dieser Vollmacht das Gnadenwirken Jesu erfahrbar. Durch ihr Tun geschieht das Wirksam-Werden Jesu selbst. Sie sind Mit-arbeiter, durch die Gnade und Erlösung Jesu zu den Menschen kommen. Mit-tun, mit-wirken, mit-arbeiten. Manchmal hat man den Eindruck, dass inzwischen eine ganze Bibliothek von theologischen Abhandlungen den Blick auf dieses so wichtige „Mit-“ im Reich Gottes verstellt.

Auch der Blick auf die Stellung von Maria innerhalb der göttlichen Heilspläne hängt ganz vom Verständnis ihres „Mit-“ im Mitwirken ab. Ist der Blick auf das Mittun des Menschen zuerst eine theologische Störung für die unvergleichliche und ganz aus Gott kommende göttliche Liebe oder ist es zuerst eine Freude, weil für Gott sogar alles Menschliche wichtig ist?

Versuchen wir einmal, uns die vielfältigen Lebenssituationen vorzustellen, die sich hinter dem Wort von den „Beiträgen zum Gnadenkapital“ verbergen. Was für ein Zeugnis von Liebe und Glaube wäre das, wenn man einmal all das in den Blick bekommen könnte, was viele Menschen im Lauf eines Jahres auf Zettel schreiben und in den Krug im Heiligtum werfen und so als ihr Gebet, ihre Bereitschaft, ihr Vertrauen, ihr Bemühen, ihr Opfer verschenken. All die Krüge in den Heiligtümern und Hausheiligtümern.

Für Pater Kentenich war dabei nicht der Blick auf die Menge das Wichtigste, sondern dass diese Beiträge aus Liebe und Freiheit verschenkt werden. Nicht Müssen und Angst und auch nicht Selber-Machen und eigene Pläne sollen sich ausdrücken.

Pater Kentenich beschreibt unser menschliches Mittun als ein werkzeugliches Mittun und als ein marianisches Mittun. In einem Gebet aus der in Dachau entstandenen Gebetssammlung „Himmelwärts“ beschreibt er, wie dieses werkzeugliche Mittun sein Vorbild in Maria findet:

Lass uns gleichen deinem Bild,
ganz wie du durchs Leben schreiten,
stark und würdig, schlicht und mild
Liebe, Fried‘ und Freud‘ verbreiten.
In uns geh durch unsere Zeit,
mach für Christus sie bereit.

Mit frohen Grüßen vom Urheiligtum

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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