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"Miteinander für Europa" – Der Glaube öffnet sich der Kultur
Gerhard Pross, CVJM Esslingen, spricht beim Gebet für Europa in der Basilika der 12 Apostel in Rom (Foto: fotomas2016)
Beatriz Lauenroth / Heinrich Brehm. Am Abend des 24. März 2017 war die Basilika der XII Apostel in Rom gesteckt voll. Am Vorabend des 60 jährigen Begehens der “Römischen Verträge” haben sich mehr als 750 Menschen unter dem Vorsitz von Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, zum Gebet zusammengefunden. Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner, Kleriker und Laien sind der Einladung von Miteinander für Europa - einem Netzwerk von mehr als 300 Bewegungen und Gemeinschaften - gefolgt. Ein Chor von Mitgliedern aus acht Bewegungen in Rom sowie ein rumänisch-orthodoxer Chor gestalteten die Feier musikalisch.
Bis auf den letzten Platz gefüllt, die Basilika der 12 Apostel in Rom (Foto: fotomas2016)
Der italienische Staatspräsident, Sergio Mattarella, hatte allen Anwesenden eine Grußbotschaft zukommen lassen, „in der Überzeugung, dass Momente der Begegnung wie diese wichtige Zeichen der Hoffnung sind, die wir brauchen um ein geeintes und solidarisches Europa aufzubauen.“
Am ökumenischen Gebet beteiligte sich auch Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Bischof Nunzio Galantino, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Mons. Siluan, Bischof der rumänisch-orthodoxen Kirche in Italien, Heiner Bludau, Dekan der ev.-lutherischen Kirche in Italien (Foto: fotomas2016)
Msgr. Nunzio Galantino, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Andrea Riccardi (Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio) und Gerhard Pross (derzeitiger Moderator von Miteinander für Europa) haben unter verschiedenen Aspekten von der europäischen Krise gesprochen, die u. a. von nationalen Egoismen - sei es von Einzelnen wie von Gruppen – befeuert wird. Mit Entschlossenheit sprachen sie die Einladung aus, weiter an das Projekt der europäischen Gründerväter zu glauben „dass Europa auf Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in die Welt hinwirken will“ (Präambel des Vertrages über eine Verfassung für Europa, Erklärung der Regierungschefs am 29.10.2004). Auf diesem Hintergrund erklang feierlich eine der ältesten christlichen Hymnen, die ostkirchliche Trisagion Hymne “Heiliger Gott, heiliger starker Gott“.
“Ich bin nicht religiös und weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll, aber ich habe gespürt, dass hier alles voller Farben ist”, sagte eine italienische Journalistin nach dem Ende der Feier.
Pater Heinrich Walter, Schönstatt, beim Gebet (Foto: fotomas2016)
Sowohl die politischen Worte wie auch die Worte aus der Heiligen Schrift deuteten in die gleiche Richtung, wie Jesús Morán, Co-Präsident der Fokolar-Bewegung, deutlich machte: „Die christlichen Werte sind europäische Werte und umgekehrt. Die Kultur des Dialogs, der Toleranz, der Offenheit, der Geschwisterlichkeit, kann über die religiöse Überzeugung hinaus, über jeden Glauben hinaus, gelebt werden. Unsere Gebets-Initiative wird dazu dienen, diese großen Werte wieder aufleben zu lassen”.
P. Heinrich Walter, Schönstattbewegung, betonte in einem Interview: "Es gibt zwei wesentliche Punkte auf dem Weg zu einer neuen Integration Europas: Wir müssen die christlichen Wurzeln Europas pflegen – dafür setzten sich unsere Bewegungen ein – und wir müssen die Freiheit der anderen respektieren. Wir von Miteinander für Europa versuchen dies zu leben. Und diese Erfahrung wollen wir mit ganz Europa teilen."
In 50 weiteren europäischen Städten, davon 15 in Deutschland, beteten Hunderte von Menschen für die Einheit Europas und für den Frieden. Bei einer Gebetsveranstaltung in Ellwangen betonte der Landtagsabgeordnete Winfried Mack, dass die Unterzeichnung der Römischen Verträge vor 60 Jahren den Menschen in Europa Frieden und Freiheit gebracht hätten. „Nach Jahrhunderten blutigster Kriege, Knechtschaft, staatlicher oder durch Banden organisierter Gewalt, nach Verirrungen im Nationalismus und gerade noch der gänzlichen Selbstzerstörung entgangen (Stichwort: Wunderwaffe), ist es diesem Kontinent gelungen, umzukehren!“, so der Abgeordnete. Ein einiges Europa sei der richtige Weg, den es weiterzugehen gelte. Mack forderte: „Wir müssen die Kraft finden, die großen Aufgaben in Europa gemeinsam zu lösen, ohne dass die Menschen dafür in ihrer heimatlichen Identität bedrängt werden.“ Die Live-Übertragung stieß mit über 4.000 Nutzern auf großes Interesse, wie auch der lebhafte Austausch im Internet bestätigte.
Die Initiative „Miteinander für Europa“ ist ein internationales Netzwerk von mehr als 300 christlichen Bewegungen und Gemeinschaften aus ganz Europa. Sie entstand 1999 und verbindet evangelische, katholische, anglikanische und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. 70 Gemeinschaften bilden den Trägerkreis von „Miteinander für Europa“.