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11. März 2016 | Delegiertentagung2016 | 

Schönstatt und seine Zentren in den Diözesen


Schönstatt und seine Zentren in den Diözesen

Pfr. Lukas Wehrle, Diözesanleiter Erzdiözese Freiburg

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11. März 2016

Einstieg:

Walter Dejon, Landau, Koordinator „AST“ (Arbeitsgemeinschaft Schönstätter Trägervereine)

Zum Beitrag von Pfr. Lukas Wehrle gab Walter Dejon, Landau, einen kurzen Einstieg mit einem Bericht über seine Fahrrad-Pilgerreise zu allen deutschen Schönstattheiligtümern:

Am 9.9.2015, 17.00 Uhr, endete die Fahrrad-Pilgerfahrt dort, wo sie am 1.8. begonnen hatte, im Heiligtum der Freude in der Marienpfalz in Herxheim bei Landau. Der Endstand auf dem Kilometerzähler betrug 4.372,3 km. Stationen zwischen dem südlichsten Heiligtum in Nesselwang, dem östlichsten in Berlin, dem nördlichsten in Visbek-Endel und dem westlichsten in Baesweiler waren alle offiziellen deutschen Schönstattkapellchen plus Ennabeuren und Ulm.

Pilgern per Fahrrad ist eine Freiluftveranstaltung mit allen Unbilden der Witterung und der Topografie. Da spürt man schon mal den ein oder anderen Muskel, „Schweißbaden“ war in den heißen Augusttagen nicht nur ein Mal am Tag angesagt, dafür gab es im späteren Verlauf auch Regenduschen, steile Anstiege, durchaus auch mit Schiebeeinlagen (man lernt dabei, wie hoch die deutschen Mittelgebirge sein können), es folgten rasante Abfahrten, meist in dem Wissen, dass es danach auch wieder hochgeht. Und in einigen Fällen gab es lange steile Schlussanstiege, weil viele Schönstattzentren die Angewohnheit haben, auf einem Berg zu liegen, zum Beispiel die Liebfrauenhöhe aus Richtung Neckartal, der Marienberg in Scheßlitz/Bamberg, die Marienhöhe in Würzburg aus Richtung Randersacker.

Da wegen der Ungewissheit des zeitlichen Verlaufes Vorbuchungen nicht möglich waren, blieb es immer eine spannende Frage, „wo am Abend Herberg‘ für uns sei“. Überwiegend war dies in unseren Schönstattzentren der Fall, aber auch in Jugendherbergen, Gasthöfen oder Pensionen.

An einem Abend zwischen Berlin und Visbek war in ländlicher Gegend gegen 20.00 Uhr immer noch kein Nachtlager gefunden. Die Aussicht, nach 130 km bei regnerischem Wetter in einer Bushaltestelle übernachten zu müssen, war zwar im Kalkül, aber nicht sehr verlockend. Nach einer Abweisung bei einem Reiterhof folgte als nächste Ortschaft Hagenau, was sofort Assoziationen mit Josef Engling und seiner Militärzeit in Hagenau im Elsass weckte. Josef als Quartiermacher, keine schlechte Wahl. Im nächsten Ort gab es eine private Zimmervermietung bei einem älteren Ehepaar, das auch zu später Stunde einem abgekämpften und durchnässten Radfahrer eine heiße Dusche und ein Bett für die Nacht gewährte.

Es fand sich jeden Abend eine Unterkunft, meist zu komfortabel für eine Pilgerschaft und immer mit sehr freundlichem Personal, auch bei ungelegener Ankunftszeit. Die Bewirtung in vielen Häusern, auch an Unterwegsstationen, grenzte an Verwöhnung. Da wurde abends nach 20.00 Uhr noch eine gute Zucchinicremesuppe zubereitet oder Camembert überbacken, es gab Kaffee mit Kuchen, Plätzchen oder belegte Brötchen, frische vitaminreiche Salate, Eis nach Schweizer Art, Lunchpakete für unterwegs – die Liste ließe sich verlängern. Vermittelt die gleichartige Gestaltung unserer Heiligtümer überall auf der Welt ein Heimatgefühl, so wird dies durch gastfreundliche Aufnahme in den Häusern zusätzlich verstärkt.

Unterwegs fielen Speise und Trank meist karger aus, wobei natürlich die Flüssigkeitsaufnahme sehr wichtig ist. Wenn die Wasserflasche leer und im „flachen Land“ weit und breit kein Geschäft zu finden war, blieben als letzte Rettung Friedhöfe, wo es im Sommer immer fließend Wasser gibt. Und als feste Nahrung helfen auch Traubenzucker und Süßigkeiten über den Tag.

Heiligtumsrundfahrt (Grafik: Dejon/primap.com)

Heiligtumsrundfahrt (Grafik: Dejon/primap.com)

Pilgern per Rad, dazu gehört auch die Strecke, das Wahrnehmen von Natur und Kultur. Abstecher zu sicher sehr vielen bedeutenden Sehenswürdigkeiten waren bei den anspruchsvollen Tagesentfernungen nicht möglich. Aber auch auf der von einem Fahrradnavigationsgerät geleiteten Route, meist gut, manchmal zum An-die-Wand-Werfen, gab es viel zu sehen und zu erleben. Flusslandschaften, Mittelgebirge, viel Feld und Wald, Radwege und stark befahrene Straßen (ein Mal auch versehentlich eine für Radfahrer verbotene Kraftfahrstraße mit sehr freundlichem Polizeikontakt), alle Arten von Straßenbelägen, große Städte bis kleine Weiler, interessante Industrieanlagen, Burgen und Schlösser, unzählig viele Dome, Basiliken, Kirchen und Kapellen, in deren Schatten die schönsten Rastplätze zu finden waren.

Eine kurze, aber schöne Erholung boten auch zwei per Schiff zurückgelegte Strecken über den Starnberger See und durch den Donau-Durchbruch von Weltenburg nach Kelheim.

Pilgern, da muss auch die Seele zu ihrem Recht kommen, und deshalb gab es tägliche Gebets- und Besinnungszeiten. Für jedes Heiligtum – 57 inklusive Ennabeuren, Ulm und dem Gründergrab – war mindestens eine Stunde vorgesehen; Zeit, um mit Gott und der Gottesmutter ins Gespräch zu kommen, Dank zu sagen und Bitten vorzutragen. Die Pilgeranliegen waren ja durchaus gewichtig und vielfältig, von Bitten für einzelne Personen in Krankheit, beruflichen Anliegen, erwartetem Nachwuchs bis zum Gebet für aktuelle Vorgänge in der Schönstatt-Bewegung, in Kirche und Welt und natürlich für das jeweilige Heiligtum mit Haus oder Zentrum. Vielerorts gibt es bedrängende Zukunftsfragen, und es braucht Vertrauen, dass sich gute Lösungen finden.

Nach ein paar Tagen zu Hause sind alle Strapazen vergessen, das Schöne der Fahrt tritt immer mehr in den Vordergrund. Und manchmal auch die Frage: Und was hat das jetzt gebracht?

Stärkere Beinmuskeln und ein paar Kilo Gewichtsreduzierung – das ist sicher, war aber nicht die Intention. Viel von Deutschland und alle Schönstattorte in Deutschland gesehen zu haben – zum richtig Kennenlernen war die Zeit zu kurz –, ist eine sehr schöne Erfahrung. In allen Heiligtümern gebetet zu haben in dem Wissen, dass es Gnadenstätten sind, verbunden mit dem Urheiligtum und untereinander, das wird Wirkungen zeitigen, die nicht messbar sind oder gleich zu Tage treten. Eines ist gewiss: Alle Freuden und Mühen der Fahrt und das Gebet an vielen Gnadenorten bleiben nicht vergebens. Dieses Vertrauen gibt Gelassenheit.

Impuls

Pfr. Lukas Wehrle, Diözesanleiter Erzdiözese Freiburg

Liebe Verantwortliche der Schönstattfamilie,

ich darf Sie herzlich begrüßen und möchte darauf hinweisen, dass diese vielen Kilometer auf dieser Strecke nicht in einem bequemen Reisebus zurückgelegt wurden, sondern auf dem Fahrrad. Ich denke, das verdient einen besonderen Applaus.

Ich bin heute Morgen aus Oberkirch hergefahren, nicht mit dem Fahrrad, sondern mit meinem Auto. Und wenn ich nach Schönstatt komme, bin ich jedes Mal auch gespannt, wie ich in Schönstatt empfangen werde. Es ist immer schön, ins Urheiligtum zu gehen, und jetzt natürlich durch die Heilige Pforte eintreten zu dürfen. Als ich hineinging, war es schön ruhig. Ich konnte einige ruhige Minuten dort verbringen. Dann kam ein junger Mann mit Leiter und langem Besen, der begann, den Staub aus den Ecken zu fegen und das Urheiligtum aufzupolieren. Ich habe mir gedacht: Das ist vielleicht die Botschaft der Gottesmutter heute Morgen, vielleicht geht es ja auch darum, aufzufrischen für unsere Zeit, was uns im Heiligtum geschenkt ist, das wieder neu zum Glanz zu bringen und zu polieren.

Wenn ich in die Runde schaue, sehe ich ganz viele, die zu diesem Thema viel detailliertere Wahrnehmungen liefern könnten über das Leben der Schönstatt-Bewegung in den Diözesen und an den Diözesanzentren als ich. Was ich tun kann heute Morgen, ist, dass ich einige etwas badisch gefärbte Wahrnehmungen hier einbringe aus Oberkirch und aus unserer Erzdiözese Freiburg. Mein Blickfeld ist natürlich begrenzt, das will ich vorwegschicken.

„So habe ich mir Oberkirch nicht vorgestellt.“ – Das war die Reaktion unseres Gründers, als er vor fast 50 Jahren im September 1967 Oberkirch besucht hat. Offensichtlich hatte er irgendwie ein anderes Bild von dem, was ihn erwarten würde. Je mehr ich über dieses Wort und diese vielleicht schlichte Reaktion nachdenke – „So habe ich mir Oberkirch nicht vorgestellt“ –, desto mehr wird mir bewusst, dass da auch einer spricht, der Bereitschaft nach Oberkirch mitgebracht hat, sich überraschen zu lassen, die eigenen Vorstellungen korrigieren zu lassen.

Vielleicht wird mancher im Blick auf unsere Zentren und unsere Bewegung sagen: So haben wir uns die Entwicklung unserer diözesanen Schönstattzentren eigentlich nicht vorgestellt. Da ist vieles in Bewegung gekommen. Wir spüren, wie vieles sich verändert, und zwar auf ganz unterschiedliche Weise.

Ich möchte ein paar persönliche Wahrnehmungen nennen. Wenn man Pfarrer einer großen Seelsorgeeinheit ist, daneben noch Diözesanleiter, erreicht einen nicht alles, aber das eine oder andere dringt zu einem durch.

Was mich immer wieder berührt hat in den zurückliegenden Jahren – ich möchte ein bisschen über Oberkirch hinausschauen – ist die Begegnung mit dem Ehepaar Gausling. Die beiden sitzen da drüben, sind verantwortlich für das Schönstattzentrum in Puffendorf in der Diözese Aachen. Ich hatte sie angerufen in den letzten Tagen, damit ich hier keine Märchen erzähle, sondern meine Wahrnehmung auch der Realität entspricht.

Vor sieben Jahren haben die Marienschwestern dieses Zentrum zurückgegeben, sie konnten dort nicht bleiben. Und da entsteht natürlich die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Und dieser Moment wird zur Initialzündung eines neuen Anfangs. Da entscheidet sich eine kleine Gruppe neu für dieses Zentrum. Sie machen ein kleines Modell ihres diözesanen Zentrums und fahren damit nach Schönstatt, bringen es ins Urheiligtum, stellen es Herrn Pater auf den Sarkophag mit der Entscheidung: Dafür werden wir uns jetzt einsetzen. – Das Ehepaar Gausling zieht ans Zentrum, trifft eine Entscheidung: Mit Haut und Haaren stehen wir für dieses Zentrum.

Von Oberkirch aus schaue ich mit ein bisschen Neid nach Aachen. Nicht nur, weil das Heiligtum dort eine Heilige Pforte hat und Oberkirch nicht, sondern weil mich diese Entschiedenheit und dieser Wagemut berührt.

Ein anderes kleines Beispiel: Mir kam vor einiger Zeit die Zeitschrift „Mitteilungen der Schönstattfamilie der Diözese Speyer“ in die Hand. Und auch da muss ich sagen, ich blättere mit Bewunderung durch eine solche Zeitschrift, in der unheimlich viel Arbeit steckt. Und ich kann nur mit Hochachtung sagen: Ein Zentrum, das eine solche Zeitschrift herausbringt, das kann sich sehen lassen. Es hat irgendwie etwas entschieden, etwas aufgenommen, was Früchte trägt und weitergeht und Impulse setzt. Ich habe mir sagen lassen, auch hinter dieser Zeitschrift steht eine Entscheidung. Und da ist nicht zuletzt hauptsächlich Herr Dejon derjenige, der sagt, das ist mein Beitrag für unser Heiligtum und unser Zentrum.

Natürlich, wenn wir die Landkarte anschauen und den Weg durch die Zentren gehen und jetzt noch mal im Geiste die Diözesanheiligtümer streifen, werden wir natürlich auch Orte finden, wo klar wird, wir werden in Zukunft nicht alles halten können. Ja, es wird vielleicht sogar so weit kommen, dass wir Häuser abgeben müssen. Das sind schmerzliche Prozesse. Wenn die Diözesanpräsides zusammen sind und wir in dieser Runde auch darüber sprechen, empfinde ich es immer als etwas sehr Berührendes und Einschneidendes.

Ich glaube, dass sich dahinter die Frage auftut: Gottesmutter, wie hast du dir denn unsere diözesanen Zentren vorgestellt? Wir werden herausgefordert, miteinander die Sendung Schönstatts für die Diözesen neu zu ertasten.

In Oberkirch sind wir räumlich, baulich und auch von den Angeboten her in den vergangenen Jahren gewachsen. Es wurde viel erweitert: 70 Betten, ca. 25 Angestellte, die meisten natürlich Teilzeit, vier Schwestern, die ständig am Zentrum leben, über die wir sehr froh sind, und die Bewegungsschwestern, die immer wieder auftauchen und ihre Charismen mitbringen. Wir freuen uns über Simone Höhn, die durch ihre Mitarbeit in der Helferkoordination des Jubiläums vielen ja bekannt ist, als neue Hausleiterin – ein wirkliches Geschenk aus dem Jubiläumsjahr für uns in Freiburg.

Unser diözesanes Schönstattzentrum in Oberkirch hat in die Diözese hinein einen guten Ruf. Kürzlich sagte jemand: Ich komme gern hierher, hier oben ist die Luft einfach anders. Das ist schön.

Aber wenn wir nach innen schauen, müssen wir auch sagen, viele sind am Anschlag, und die finanzielle, wirtschaftliche Zukunft unseres Zentrums ist trotz der Unterstützung durch die Erzdiözese durchaus auch unsicher. Die Generation derer, die aufgebaut hat, wird älter, viele sind schon heimgegangen. Die Bewegung wird insgesamt kleiner, und es entstehen Fragen: Wie wird das in der Zukunft weitergehen?

Ich möchte zwei Wahrnehmungen für die Zukunft nennen, die sich in mir auch im Blick auf diese Tagung regen. Ich nehme wahr, dass sich bei Einzelnen und kleinen Gruppen eine neue Entschiedenheit zeigt, und das ist auch eine Spur, die die Gottesmutter uns zeigt. Ich glaube, wir brauchen auch Entscheidungen. Dort, wo sich etwas Neues tut, stehen meistens Einzelne oder kleine Gruppen dahinter, die sich neu entschieden haben. Ich glaube, die allererste Entscheidung, die es braucht, ist, dass wir uns dafür entscheiden: Es ist ihr Schönstatt auch heute. – Dieses Wort von Pater Güthlein, unserem Bewegungsleiter, bei seiner Einführung ist mir tief ins Herz gefallen. Im Blick auf die Veränderungen und im Blick auf das Jubiläum und das, was wir erlebt haben, neu gläubig zu spüren: ja, es ist ihr Schönstatt. Die Gottesmutter sagt, es ist mein Schönstatt, auch das Neue, das Veränderte, das Sich-Verändernde und in vielem noch Offene, das ist mein Schönstatt.

Das Heiligtum, das Diözesanheiligtum, liegt genau 15 Minuten Fußweg vom Pfarrhaus entfernt. Oft laufe ich abends einfach noch zum Heiligtum. Das ist wunderbar. Ich habe natürlich einen Schlüssel. Wenn man abends ungestört ins Heiligtum gehen kann und unbeobachtet sich darin bewegen kann, das ist etwas sehr Schönes. Manchmal knie ich mich auf den Boden, um mich daran zu erinnern: Hier ist heiliger Boden. Die Gottesmutter hat sich niedergelassen.

Ich glaube, dass wir die Entscheidung für diese Realität neu brauchen. Diese Entscheidung zuallererst. Dann, glaube ich aber, braucht es auch eine neue Entscheidung der Gliederungen für die Zentren.

Ich spüre jetzt, bei uns in Oberkirch ist es nicht einfach – wir sind so groß, wir haben in der Erzdiözese Freiburg fünf Heiligtümer, jeweils auch mit irgendeinem kleineren oder größeren Haus dabei. Vieles ist dezentral und auch nur so möglich. Manche haben mehr den Bezug zum Beispiel nach Waldstetten als nach Oberkirch, ist ja auch richtig, und trotzdem braucht unser Diözesanzentrum Marienfried irgendwie auch die Entscheidung aller Gemeinschaften. Ich denke, das betrifft vielleicht auch andere Heiligtümer und Zentren. Eine Entscheidung von Liga, Bund, Verband für das Diözesanheiligtum, eine neue Entschiedenheit. Und es wird immer Einzelne brauchen, die mit ihren Gaben für ganz bestimmte Angebote stehen. Ich spüre eine wachsende neue Entschiedenheit, bewundere bei uns auch den Vorstand des Schönstattwerkes e. V., der ja Träger des Zentrums ist, junge Erwachsene, die damals bei der Wahl sagten: Ich habe hier so viel empfangen, ich entscheide mich, auch dafür jetzt was zu geben. Schön und bewundernswert, danke!

Ein zweiter Gedanke: Es braucht so etwas wie die Bereitschaft, unsere Heimat zu teilen. So war der Begriff, als wir uns in der kleinen Gruppe getroffen haben und miteinander überlegten. Es braucht eine Bereitschaft, die Heimat, das, was uns so wertvoll und kostbar ist, auch mit anderen zu teilen.

Seit Frau Höhn bei uns ist – damals kam gleich das Jubiläum: 100 Jahre MTA-Bild, und selbstverständlich sind wir mächtig stolz darauf, dass die MTA aus Freiburg kommt. In diesem Zusammenhang sind dann Angebote entstanden, dieses Bild auf eine neue Weise in Berührung zu bringen mit Strömungen der Zeit – eine Vernissage wurde gestaltet und auch eine Ausstellung zum MTA-Bild und verschiedene Foren: In unserer Herberge ist Platz – ein Forum zur Flüchtlingsthematik. Wer bin ich, wer bist du – Forum zum Selbstverständnis der Frau im Christentum und Islam.

Also verschiedene Angebote, die versucht haben, das Liebesbündnis, unsere Spiritualität in Berührung zu bringen mit Fragen der Zeit. Vor kurzem gab’s auf Marienfried eine Modenschau in Zusammenarbeit mit einem Kaufhaus von Oberkirch, das eine große Bekleidungsabteilung hat. Es ging darum, über eine solche Modenschau mit Menschen ins Gespräch zu kommen, auch mit dem Hintergedanken, ja, nicht nur: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“, sondern: Welches Kleid passt zu mir? Wie drücke ich meine Persönlichkeit aus? Es waren viele Leute da, die zum ersten Mal auf Marienfried waren. Vorgestern Abend referierte Professor Albert Biesinger zum Thema: Kinder nicht um Gott betrügen – in Zusammenarbeit mit unseren Kindergärten der Seelsorgeeinheit. Es braucht neue Angebote, vernetzt mit Gruppen, Gemeinden.

Und ich glaube, die Heimat mit anderen teilen geht noch ein Stockwerk tiefer. Wir sind gerade daran, das Jubiläum des Besuches unseres Gründers vor 50 Jahren vorzubereiten. Da gibt es eine Vorbereitungsgruppe, zu der auch unser Weihbischof Michael Gerber kommen wollte. Er konnte dann nicht kommen und hat einen Brief geschrieben. Jemand hat gesagt: Unser Weihbischof hat seinen ersten Hirtenbrief geschrieben. Ich möchte einen kleinen Teil daraus zitieren. Er schreibt:

Wir haben in Schönstatt eine in unserer Spiritualität verwurzelte Tradition, Jubiläen zu feiern. Der Blick zurück, der Blick auf die Sendung und damit der Blick nach vorne. Kritisch jedoch die Frage: „Hangeln wir uns von Jubiläum zu Jubiläum“ – nehmen wir diese als Impulsgeber für aktuelle Fragen? Schauen wir also zuerst auf die Geschichte und dann damit auf die Gegenwart? Ich bin persönlich überzeugt, dass dieser Ansatz der Realität der Gegenwart so nicht gerecht würde. Unsere Gegenwart ist mindestens so dramatisch – wenn wir die globale Dimension betrachten – wie zu Zeiten unseres Vaters. Daher muss die Perspektive die andere sein: Wir setzen uns in tiefer innerer Freiheit damit auseinander, was ist heute, was sind die großen Herausforderungen, was sind die „Stimmen der Zeit“? Von da ausgehend – die heutige Dramatik in ihrer Tiefe erfassend – befragen wir dann die Geschichte, in unserem Fall die Botschaft dessen, was vor 50 Jahren war. Dies setzt voraus, dass wir in einem doppelten Dialog sind, sowohl mit der Geschichte und unserem Vater als auch mit der Gegenwart. Wenn wir richtig greifen wollen, was heute ist und das so mit dem Zeugnis unseres Vaters in größerer Tiefe in Verbindung bringen wollen, dann nur aus so einem doppelten Dialog heraus. Das könnte doch ein erster Impuls sein: Jeder, der sich für das Jubiläum verantwortlich weiß, setzt sich auf die GTO: Ich bin besonders wachsam, wenn ich „Menschen von heute“, Andersdenkenden begegne. Ich höre denen einfach zu, versuche das aufzunehmen und frage mich: Was ist deren Botschaft an mich und an uns?

Das hat uns bei diesem ersten Treffen im Blick auf dieses Jubiläum sehr bewegt, alle miteinander. Ich glaube, dass dieser Dialog mit unserer Zeit, mit der Gesellschaft, mit dem, was sich in Kirche und Welt tut und was uns ja alle auch bewegt, dass dieser Dialog eine Verortung braucht. Den können wir nicht nur von hier aus führen, sondern ich glaube, dass Schönstatt die Orte, die Verortung, die Konkretisierung der Zentren in den Diözesen, in den Regionen unseres Landes braucht, um in einen wirklichen Dialog mit der Zeit zu kommen. Heimat teilen heißt, in diesen Dialog einzutreten mit der Offenheit und der Bereitschaft, zuallererst zuzuhören.

„So habe ich mir Oberkirch nicht vorgestellt.“ – Wir fragen uns manchmal in der Diözese: Ja, Herr Pater, wie hast du dir denn Oberkirch vorgestellt? Die Antwort auf diese Frage, glaube ich, die werden wir nicht allein im Studium von Texten und im Feiern von Jubiläen finden. Jedenfalls wollen wir uns im Blick auf das Jubiläum im September 2017 auf einen Weg machen, und ich hoffe und wünsche, dass dieses Jubiläum auf diesem Weg auch neues Leben in unser diözesanes Zentrum bringt.

Vielen Dank!

Spenden zur Unterstützung des Büros des Bewegungsleiters sind – auch gegen Spendenquittung – möglich auf folgendes Konto:

Schönstatt-Bewegung Deutschland – Bank im Bistum Essen – IBAN DE 07 3606 0295 0029 6200 24 – BIC GENODED1BBE


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