Nachrichten

20. Januar 2017 | International | 

Interview mit Msgr. Dr. Peter Wolf aus Anlass der Amtsübergabe


Mons. Dr. Peter Wolf, bis zum 20. Januar 2017 Generalrektor des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester (Foto: Brehm)

Mons. Dr. Peter Wolf, bis zum 20. Januar 2017 Generalrektor des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester (Foto: Brehm)

Hbre. Insgesamt 24 Jahre, seit Januar 1993, leitete Dr. Peter Wolf als Generalrektor eine der vier Priestergemeinschaften des interna­tionalen Schönstatt-Werkes, das Schönstatt-Institut Diözesan­priester. Zuvor war er als Priester des Erzbistums Freiburg Leiter des Päpstlichen Werkes für Geistliche Berufe (PWB) in der Erzdiözese Freiburg und Direktor des Freiburger Priesterseminares Collegium Borromaeum. Er war vor allem dafür tätig, dass junge Menschen Wege finden, den Ruf Gottes zu hören und ihm zu folgen. Nun übergibt Dr. Wolf seine Aufgabe der Leitung der Priesterge­meinschaft in die Hände von Pfr. Dr. Christian Löhr, Roth, der vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB für diese Aufgabe freigestellt worden ist. Anlässlich der Übergabe der Verantwortung führte schoenstatt.de mit Dr. Peter Wolf das folgende Interview.

schoenstatt.de: Herr Dr. Wolf, 24 Jahre lang waren Sie als Generalrektor mit der Leitung des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester betraut. Für wie viele Mitbrüder waren Sie denn da verantwortlich und in wie vielen Ländern gibt es Mitglieder ihrer Gemeinschaft?

Dr. Wolf: Das Schönstatt-Institut Diözesanpriester zählte in den Jahren meiner zwei Amtszeiten immer um die zweihundert Mitbrüder. Viele ältere Mitbrüder sind in dieser Zeit verstorben, aber es kamen immer wieder neue Berufungen dazu. Derzeit sind wir genau 200 Mitbrüder in 18 Ländern und haben 34 Seminaristen und junge Priester in der Kandidatur.

"Die zurückliegenden 24 Jahre waren für Priester in vielen Ländern keine einfache Zeit." (Foto: Brehm)

"Die zurückliegenden 24 Jahre waren für Priester in vielen Ländern keine einfache Zeit." (Foto: Brehm)

schoenstatt.de: Mit welchen besonderen Herausforderungen für Ihre Gemeinschaft waren Sie in dieser Zeit konfrontiert?

Dr. Wolf: Die zurückliegenden 24 Jahre waren für Priester in vielen Ländern keine einfache Zeit. Sie waren geprägt durch einen zum Teil massiven Rück­gang der Berufungen. Die hohe Zahl von Missbrauchsfällen löste eine weltweite Vertrauenskrise gegenüber Priestern aus. In vielen Diözesen brachte die Umstrukturierung der pastoralen Räume in Folge des Priestermangels eine erhebliche Belastung der Priester mit sich. Die Weitergabe des Glaubens wurde durch viele Faktoren immer schwieriger.

schoenstatt.de: Als angehender, junger Theologiestudent haben Sie unmittelbar vor dem Heimgang Pater Kentenichs, des Gründers Schönstatts, entschieden, Mitglied des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester oder des Priesterver­bandes, wie man die Gemeinschaft schönstattintern auch nennt, zu werden. Haben Sie Pater Kentenich noch persönlich kennen gelernt und wie würden Sie seine Person und Ihre Beziehung zu ihm in kurzen Worten beschreiben?

Dr. Wolf: Als ich in Tauberbischofsheim mit 16 Jahren Schönstatt kennen lernte, war Pater Kentenich in Milwaukee im Exil. Bald nach seiner Rückkehr habe ich ihn zusammen mit meiner Schönstattjugendgruppe besucht und ihn nach meinem Abitur bei seinem Besuch in Oberkirch und bei zwei großen Tagungen in Schönstatt erlebt. Mir imponierte seine herzliche und starke Beziehung zu den Menschen, wenn er sprach und ich spürte, dass da einer in dieser Zeit des Umbruchs der 68ger Jahre etwas zu sagen hatte. Ich ahnte Perspektiven für die Zukunft und etwas Prophetisches in seinen Worten. Ich erlebte seine Beerdigung und war bewegt von dem Gedanken, nicht nur einem großen Menschen, sondern einem Gründer wie Ignatius oder Franziskus begegnet zu sein.

schoenstatt.de: Die Schönstatt-Bewegung verdankt Ihnen, als exzellentem Kenner des Gründers, in den vergangenen Jahren regelmäßig die Veröffentlichung von kommentierten, thematischen Textsammlungen mit Bezügen zur aktuellen Jahresarbeit. Werden Sie im Ruhestand weiterhin das eine oder andere Buch publizieren?

Dr. Wolf: Bereits während meines Theologiestudiums begann ich, mehr und mehr Kentenich zu lesen und zu studieren. Ich war beteiligt an der Gründung des Josef-Kentenich-Instituts. In meiner Zeit als General­rektor hatte ich das Anliegen, für meine Mitbrüder Texte des Gründers zugänglich zu ma­chen. Im Zusammenhang mit den Jahresthemen von Papst Johannes Paul II. entstanden Veröffentlichungen, die in der Bewegung und zum Teil darüber hinaus Interesse fanden und auch in mehreren Sprachen erschienen sind. Für weitere Veröffentlichungen werde ich wohl nicht bis zu meinem Ruhestand warten, den ich frühestens in fünf Jahren anzutre­ten gedenke.

schoenstatt.de: Als Generalrektor Ihrer Gemeinschaft sind Sie Mitglied im General­präsidium des internationalen Schönstatt-Werkes. Welche Fragen, Themen und Ereignisse waren hier für Sie in den vergangenen 24 Jahren besonders wichtig?

Dr. Wolf: In der Mitarbeit auf der Ebene des Generalpräsidiums war es mir ein Anliegen, zu einem lebendigen Miteinander unserer interna­tionalen Bewegung beizutragen. Zu den langfristigen Aufgaben gehörte die Erarbeitung eines Generalstatuts der internationalen Schönstatt-Bewegung, dessen Veröffentlichung unmittelbar bevorsteht. In meiner Erinnerung sind es wichtige Begegnungen mit den Bischöfen und dem Domkapitel in Trier, die Begegnung mit den Pallottinern im Generalat in Rom oder bei der Übergabe des Urheiligtums an die Schönstatt-Bewegung vor dem 100-jährigen Jubiläum. Unvergessen bleibt mir die Begegnung des Generalpräsidiums mit Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, deren Einladung ich vermitteln durfte.

schoenstatt.de: Ein großes Projekt, mit dem Sie und Ihre Gemeinschaft befasst sind, ist das internationale Schönstatt-Zentrum „Belmonte“ in Rom. Das Werden dieses Zentrums hat einen langen Atem und auch manch frustrierendes Erlebnis mit sich gebracht. Wie sehen die nächsten Schritte aus? Was erhoffen Sie sich dazu von der internationalen Schönstatt-Bewegung? Was ist ihr ganz persönlicher Wunsch für dieses Zentrum?

Dr. Wolf: Das Projekt des Rom-Heiligtums und des internationalen Zentrums Belmonte hat mich durch zwei Amtszeiten beschäftigt und manchmal in Atem gehalten. Jetzt ist es kurz vor der Fertigstellung und es beginnt die große Herausforderung, es mit Leben zu füllen, damit es auf lange Sicht die Sehnsucht unseres Gründers erfüllt, dass Schönstatt im Herzen der Kirche gegenwärtig wird und für die Zukunft der Kirche fruchtbar wird. Ich wünsche mir sehr, dass es immer mehr ein gemeinsames Projekt der ganzen internationalen Bewegung wird.

schoenstatt.de: Nachdem Sie nun 24 Jahre auf Berg Moriah in unmittelbarer Nähe zum Urheiligtum gelebt und gewirkt haben, werden Sie wieder ins Erzbistum Freiburg zurückkehren. Wo werden Sie wohnen? Was werden Sie tun? Welche Aufgabe werden Sie übernehmen?

Dr. Wolf: In einem Monat werde ich in meine Heimatdiözese Freiburg zurückkehren, wie sich dies für einen Diözesanpriester gehört. Ich bin gern hier gewesen am Ursprungsort Schönstatt und auf dem Berg Moriah. Ich freue mich, dass mir mein Heimatbischof Stefan Burger die geistliche Leitung des Schönstatt-Zentrums Marienfried in Oberkirch aufgetragen hat. Dort werde ich als Priester zu Verfügung stehen für Gottesdienste, Vorträge, Exerzitien und geistliche Begleitung.

schoenstatt.de: Vielen Dank, Herr Dr. Wolf, für das Gespräch.


Top