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6. Juli 2016 | Miteinander für Europa | 

Papst Franziskus bezeichnet Miteinander für Europa als „kostbares Saatkorn der Hoffnung“


Videobotschaft von Papst Franziskus bei der Kundgebung von Miteinander für Europa in München (Foto: Brehm)

Videobotschaft von Papst Franziskus bei der Kundgebung von Miteinander für Europa in München (Foto: Brehm)

Hbre. Bei der Kundgebung von „Miteinander für Europa“ auf dem Münchner Stachus am 2. Juli 2016 warnte Papst Franziskus in einer Videobotschaft davor, dass sichtbare und unsichtbare Mauern den Kontinent Europa zu spalten drohen. Europa müsse sich fragen, „ob sein enormes, vom Christentum geprägtes Erbe in ein Museum gehört oder noch fähig ist, die Kultur zu inspirieren und seine Schätze der ganzen Menschheit zu schenken“, so der Papst. Das Netzwerk „Miteinander für Europa“ sei mehr denn je notwendig, denn es bezeuge in einem Europa, das aus vielen Nationen besteht, „dass wir Kinder eines einzigen Vaters und Brüder und Schwestern untereinander sind.“ Nachfolgend veröffentlicht schoenstatt.de zur weiteren Nacharbeit die Papst-Botschaft als Video und im Wortlaut.

Videobotschaft des Heiligen Vaters Papst Franziskus an das Netzwerk "Miteinander für Europa"

Kundgebung Miteinander für Europa

München 2. Juli 2016

Liebe Freunde von Miteinander für Europa,

ich weiß, dass Ihr in München versammelt seid – aus vielen Bewegungen und Gruppen, aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften – zu Eurem Treffen mit dem Titel: „Begegnung – Versöhnung – Zukunft“.

Ihr habt Recht. Es ist Zeit, sich zusammen zu tun, um mit wahrhaft europäischem Geist die Problematik unserer Zeit anzugehen. Außer einigen sichtbaren Mauern werden auch die unsichtbaren stärker, die diesen Kontinent zu spalten drohen. Mauern, die in den Herzen der Menschen errichtet werden; Mauern aus Angst und Aggressivität, fehlendem Verständnis für die Menschen anderer Herkunft oder religiöser Überzeugung; Mauern aus politischem und wirtschaftlichem Egoismus ohne Achtung vor dem Leben und der Würde eines jeden Menschen.

Europa findet sich in einer komplexen Welt vor, die ständig in Bewegung, immer mehr globalisiert und von daher immer weniger eurozentrisch ist.

Wenn wir diese epochale Problematik erkennen, müssen wir den Mut haben zu sagen: Wir brauchen Veränderung! Europa ist aufgerufen, zu reflektieren und sich zu fragen, ob sein enormes, vom Christentum geprägtes Erbe in ein Museum gehört oder noch fähig ist, die Kultur zu inspirieren und seine Schätze der ganzen Menschheit zu schenken.

Ihr seid zusammengekommen, um gemeinsam diese Herausforderungen in Europa anzugehen und Zeugnisberichte einer Zivilgesellschaft ins Licht zu rücken, die vernetzt agiert im Einsatz für Offenheit und Solidarität gegenüber den Schwächsten und am meisten Benachteiligten, um Brücken zu bauen und offene oder schwelende Konflikte zu überwinden.

Die Geschichte Europas ist geprägt von der ständigen Begegnung zwischen Himmel und Erde: Der Himmel verweist auf die Offenheit für das Transzendente, für Gott – von jeher ein Kennzeichen des Europäers. Die Erde steht für seine praktische, konkrete Fähigkeit, Situationen und Probleme anzugehen.

Auch Ihr - in Europa entstandene christliche Gemeinschaften und Bewegungen - seid Träger vielfältiger Charismen, Gaben Gottes, die es zur Verfügung zu stellen gilt. Miteinander für Europa ist eine Kraft der Kohäsion und hat das klare Ziel, die Grundwerte des Christentums in konkrete Antworten auf die Herausforderungen eines Kontinents in Krise umzusetzen.

Euer Lebensstil gründet auf der gegenseitigen, mit der Radikalität des Evangeliums gelebten Liebe. Eine Kultur der Gegenseitigkeit bedeutet, den Meinungsaustausch zu pflegen, einander zu achten, anzunehmen und zu unterstützen. Sie bedeutet, die Vielfalt der Charismen zu schätzen, um die Einheit anzustreben und zu bereichern. Die Gegenwart Christi unter euch – transparent und greifbar – ist das Zeugnis, das zum Glauben führt.

Jede authentische Einheit lebt vom Reichtum der Verschiedenheiten, aus denen sie besteht – wie in einer Familie; sie ist umso geeinter, je mehr jedes seiner Mitglieder ohne Angst voll und ganz es selbst sein kann. Wenn ganz Europa eine Völkerfamilie sein möchte, muss es die Person in den Mittelpunkt stellen, ein offener und einladender Kontinent sein und weiterhin Formen der Zusammenarbeit verwirklichen, nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf sozialer und kultureller Ebene.

Gott bewirkt immer Neues. Wie oft habt Ihr das schon in eurem Leben erfahren! Sind wir heute noch offen für seine Überraschungen? Ihr habt mutig auf den Ruf Gottes geantwortet und seid berufen, seine Neuheit im Leben zu bekunden und so Früchte des Evangeliums reifen zu lassen; Früchte, die hervorgehen aus den 2000 Jahre alten christlichen Wurzeln Europas. Und Ihr werdet noch größere Früchte hervorbringen! Bewahrt die Frische eurer Charismen! Haltet euer „Miteinander“ lebendig und weitet es aus! Euer Zuhause, Eure Gemeinschaften und Städte sollen Laboratorien der Gemeinschaft, der Freundschaft und der Geschwisterlichkeit sein, fähig, zu integrieren und offen für die ganze Welt.

Miteinander für Europa ist mehr denn je notwendig. In einem Europa, das aus vielen Nationen besteht, bezeugt Ihr, dass wir Kinder eines einzigen Vaters und Brüder und Schwestern untereinander sind. Ihr seid ein kostbares Saatkorn der Hoffnung, damit Europa seine Berufung wieder entdecken und so zur Einheit aller beitragen kann.

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Quelle: http://www.together4europe.org/de/archive/munich2016/

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