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17. Juni 2016 | Deutschland | 

Fritz Esser – Einer von uns


Enthüllung der Erinnerungstafel am Elternhaus durch Ursula Doll (Foto: Klaus Heizmann)

Enthüllung der Erinnerungstafel am Elternhaus durch Ursula Doll (Foto: Klaus Heizmann)

Anne Etz. Mit den etwa 50 Besuchern war die Katholische Kirche St. Josef in Dorn-Dürkheim im Bistum Mainz am 5. Juni 2016 schon fast voll besetzt. Sie steht in der kleinen Heimatgemeinde von Fritz Esser, der im Jahr 1912 ins Internat der Pallottiner nach Vallendar ging und dort zu den Gründungsmitgliedern der Schönstatt-Bewegung gehörte. Zur Erinnerung an ihn wurde in der Kirche während eines feierlichen Gottesdiensts ein MTA-Bild und danach an seinem Elternhaus eine Erinnerungstafel angebracht.

Feierlicher Gottesdienst in der Kirche St. Josef in Dorn-Dürkheim (Foto: Klaus Heizmann)

Feierlicher Gottesdienst in der Kirche St. Josef in Dorn-Dürkheim (Foto: Klaus Heizmann)

Pater Dr. Joachim Schmiedl bei seiner Predigt (Foto: Klaus Heizmann)

Pater Dr. Joachim Schmiedl bei seiner Predigt (Foto: Klaus Heizmann)

Pfr. Balthasar Blumers segnet das MTA-Bild (Foto: Klaus Heizmann)

Pfr. Balthasar Blumers segnet das MTA-Bild (Foto: Klaus Heizmann)

Schüler im Studienheim in Vallendar-Schönstatt

Welch großer Sprung der Wechsel für Fritz Esser als 12-Jähriger aus diesem kleinen Dorf in das Internat der Pallottiner bedeutete, machte Pater Dr. Joachim Schmiedl in seiner Predigt deutlich: Ins damalige Studienheim der Pallottiner, das als ein Mikrokosmos des Katholizismus im Deutschen Reich angesehen werden konnte, kamen Schüler aus dem gesamten Land. Damit hatte sich Fritz zu Anfang sehr schwer getan. Seine Versetzung war im ersten Jahr sogar gefährdet.

Es kam aber auch die große Welt aus den damaligen Kolonialgebieten nach Vallendar zu Gast. Die Schüler waren von der Mission begeistert, lasen Zeitungen und Schriften und hielten Vorträge darüber. Diese Missionsbegeisterung griff Pater Josef Kentenich, Spiritual des Studienheimes, auf und gründete einen Missionsverein. Während des ersten Weltkriegs gingen die Kolonialgebiete dann aber an die Alliierten verloren und die Pallottiner mussten sie verlassen. Das Studienheim wurde zudem zu Kriegsbeginn Lazarett und schon nach zwei Wochen kamen die ersten Verwundeten. Die Schüler mussten ins Alte Haus im Tal umziehen.

Mit dieser Veränderung des Ortes ging auch eine innere Veränderung einher: Die Schüler wandelten den Missionsverein in eine Marianische Kongregation um. Diese benötigt einen festen Ort als Versammlungsraum und fand ihn in der dem Heiligen Michael geweihten ehemaligen Friedhofskapelle, dem heutigen Urheiligtum. Durch diese Marienkapelle, die nur wenige Schritte vom alten Haus entfernt steht, sei bei Fritz eine neue Liebe zur Gottesmutter Maria gewachsen.

„Servus Mariae nunquam peribit“

Durch seinen Einsatz für die marianische Kongregation, die Teilnahme an Tagen für deren Mitglieder mit Vorträgen von Pater Kentenich und den Briefkontakt mit seinen Mitschülern im Feld, auch mit seinem Schulkameraden Josef Engling, geschah in Fritz Esser, was Schönstatt ausmacht: Die Überzeugung, dass dieses kleine Kapellchen Umschlagplatz von Ideen und Beziehung ist, man sich darin wohlfühlen kann und eine geistige Beheimatung möglich ist.

Austausch bei Kaffee und Kuchen im evang. Gemeindehaus (Foto: Ursula Doll)

Austausch bei Kaffee und Kuchen im evang. Gemeindehaus (Foto: Ursula Doll)

Bürgermeister Claus-Dieter Biegler (links) und Pfr. Balthasar Blumers im Gespräch über Fritz Esser (Foto: Ursula Doll)indehaus (Foto: Ursula Doll)

Bürgermeister Claus-Dieter Biegler (links) und Pfr. Balthasar Blumers im Gespräch über Fritz Esser (Foto: Ursula Doll)

Segnungsfeier der Erinnungstafel am Elternhaus (Foto: Klaus Heizmann)

Segnungsfeier der Erinnungstafel am Elternhaus (Foto: Klaus Heizmann)

Segnung der Erinnungstafel durch Pfr. Balthasar Blumers (Foto: Anne Etz)

Segnung der Erinnungstafel durch Pfr. Balthasar Blumers (Foto: Anne Etz)

Fritz Esser als Novize * 20.11.1900 + 18.01.1924 (Foto: Archiv)

Fritz Esser als Novize * 20.11.1900 + 18.01.1924 (Foto: Archiv)

In schwieriger Zeit habe Fritz Esser gelernt: Da ist meine Heimat, da bin ich Zuhause, da erfahre ich die Nähe und Güte Marias, und für sie will ich etwas tun. So übernahm er z.B. die Verantwortung für den Blumenschmuck und die Heizung. Die starke Beziehung, die sich bei Fritz Esser zur Gottesmutter im Heiligtum entwickelt hat, kommt zum Ausdruck im ersten Lichtrahmen um das Gnadenbild von Schönstatt, den er gestaltete und aus Sperrholz selbst herstellte und der die Aufschrift trägt: „Servus Mariae nunquam peribit“ (Ein Diener Mariens geht niemals zu Grunde).

Sein Wunsch, Missionar zu werden, ging nicht Erfüllung. Fritz starb nach einer langen Leidenszeit im 24. Lebensjahr. Pater Schmiedl schloss mit der Anregung: „Vielleicht dürfen wir uns von ihm anstecken lassen, unsere Marienliebe weiter zu pflegen und diese Zuversicht zum Ausdruck zu bringen: Ein Diener Mariens geht nie zugrunde“.

Begegnung in Dorn-Dürkheim

Am Ende des feierlichen Gottesdienstes wurde das MTA-Bild, das in der Kirche in Verbundenheit zu Fritz Esser angebracht wurde, von Pfarrer Balthasar Blumers gesegnet. Danach trafen sich alle Besucher zu Kaffee und Kuchen im schön vorbereiteten evangelischen Gemeindehaus. Es entwickelte sich ein reger Austausch mit dem Dorn-Dürkheimer Bürgermeister Claus-Dieter Biegler, Diakon Reinhold Lang und den Gemeindemitgliedern, die sich über den Besuch der Schönstattfamilie wieder sehr freuten.

Erinnerungstafel am Elternhaus

Anschließend ging es zum Elternhaus von Fritz Esser, wo Dr. Hubertus Brantzen, Mainz, deutlich machte, wie das Elternhaus Kinder für das Leben prägt:

  • Im Elternhaus erfahren Kinder die Werte, die in ihrem späteren Leben Bedeutung haben
  • Das Elternhaus ist eine Schule der Barmherzigkeit: dort lernen Kinder, wie man sich gegenseitig verzeiht, und machen die Erfahrung, Fehler machen zu dürfen
  • Und es ist nicht zuletzt eine Schule des Glaubens: Kinder erfahren wie man zu Gott ein persönliches Verhältnis entwickelt, Leben und Glauben in Verbindung bringt uns wie man Gott vertrauen kann auf dem Weg des Lebens

Diese Punkte waren einem Brief zu entnehmen, den seine Mutter an Fritz Esser geschrieben hatte, in dem sie beschreibt, wie es dazu kam, dass Fritz Priester werden wollte. Dieser Brief wurde vor den Versammelten verlesen.

Nach der Enthüllung der Erinnerungstafel segnete Pfarrer Balthasar Blumers die Tafel und alle, die sich durch sie an Fritz Esser erinnern und für ihn beten. Damit endete dieses beeindruckende Treffen ganz im Sinne von Pater Josef Kentenich, der sich persönlich – was die menschliche Mitwirkung betrifft – nicht isoliert als Ursprung Schönstatts sehen wollte. Er selbst sorgte schon dafür, dass an seiner Seite die Jugendlichen wahrgenommen und in ihrer ursprünglichen Bedeutung als Mitgründer gewertet werden. Die Mainzer Schönstattfamilie wird dies für Fritz Esser auch weiterhin gerne tun.

Erinnerungstafel am Elternhaus von Fritz Esser (Foto: Anne Etz)

Erinnerungstafel am Elternhaus von Fritz Esser (Foto: Anne Etz)


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