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31. Mai 2016 | Katholikentag | 

Kirchenbank vor der Thomaskirche - Gott auf die Plätze der Großstadt bringen …


Kirchenbank im Kirchhof der Thomaskirche (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker(c))

Kirchenbank im Kirchhof der Thomaskirche (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker(c))

C&Hbre. Ein ganz interessantes Projekt, vom Leipziger Propst Gregor Giese und Andreas Hahn, Inhaber einer Veranstaltungsagentur initiiert, bringt bekannte Gegenstände aus dem Kirchenraum an unterschiedlichsten Plätzen der Stadt Leipzig auf die Straße. So steht zum Beispiel eine große lila Kirchenbank einladend vor der Thomaskirche. Sie ist fast ständig besetzt mit Menschen, die ausruhen wollen oder sich über Kopfhörer von Ben Becker gelesene Bibeltexte anhören. Zusätzlich können sie ihr „Autogramm“ oder eine „Kurznachricht“ auf der Sitzfläche hinterlassen, wie man das sonst von Bäumen her kennt: „Ich war hier!“ Oder: „Ich grüße Leipzig …“

Kanzel auf dem Bahnhofsvorplatz (Foto: Katholikentag Nadine Malzkorn (c))

Kanzel auf dem Bahnhofsvorplatz (Foto: Katholikentag Nadine Malzkorn (c))

Fürbitten Altar in der Fußgängerzone beim Marktplatz (Foto: Katholikentag (c)

Fürbitten Altar in der Fußgängerzone beim Marktplatz (Foto: Katholikentag (c)

Die Fürbitten werden auf dem Touchscreen notiert (Foto: Katholikentag (c))

Die Fürbitten werden auf dem Touchscreen notiert (Foto: Katholikentag (c))

White Box auf dem Richard-Wagner-Platz (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker (c))

White Box auf dem Richard-Wagner-Platz (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker (c))

Kein Beichtstuhl, ein Ort der Begegnung ... (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker (c))

Kein Beichtstuhl, ein Ort der Begegnung ... (Foto: Katholikentag Benedikt Plesker (c))

"Das ist mir heilig ...": Ein Zelt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz (Foto: Katholikentag (c))

"Das ist mir heilig ...": Ein Zelt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz (Foto: Katholikentag (c))

Kanzel vor dem Hauptbahnhof

Vor dem Hauptbahnhof stoßen die Passanten auf eine große weiße, mit Symbolen der Evangelisten bemalte Holzkanzel. Fast so etwas wie die „Speakers Corner“ im Londoner Hyde Park. „Sagen Sie was Gutes!“, heißt hier der Auftrag. Bei manchen Rednern hat man den Eindruck, da ist das Gute noch entwicklungsfähig, andere verbreiteten gute Laune durch Lob, Freude und Dankbarkeit, die sie gekonnt ins Wort umsetzten. Die Frohe Botschaft einmal anders, und deren Verkündigung nicht nur dem Priester vorbehalten.

Flügelaltar in der Fußgängerzone

Mitten in der Fußgängerpassage stolpert man schon fast über eine große dreiteilige Tafel, bunt besprayt. Irgendwie erinnert sie an einen auf modern gemachten „Flügelaltar“. Der mittlere Flügel besteht aus einem großen Touchscreen. Hier sind die Passanten eingeladen unter dem Stichwort „Sie wünschen“ eine Fürbitte aufzuschreiben – direkt mit dem Finger auf den Touchscreen. Die vielen Bitten um Frieden, langes Leben, mehr Liebe unter den Menschen, Hilfe für Abhängige, Gesundheit und so fort finden zum Teil Eingang in die Fürbitten der Abschlussmesse des Katholikentages.

Beichtstuhl als White Box

Ganz interessant auch die „White Box“ auf dem Richard-Wagner-Platz, eine Kabine mit der Aufschrift. „Der Nächste bitte!“: ein weißes kleines kastenförmiges Haus, 3 auf 4 Meter, das von zwei Seiten jeweils durch eine Tür begehbar ist. Vor dem Häuschen stehen Stühle. Wer will, kann auch eine Wartekarte ziehen. Ist man endlich an der Reihe, trifft man im Inneren hinter einer getrübten Plexiglasscheibe eine andere Person. Durch dieses milchglasfarbene Gitter getrennt, sitzt man sich gegenüber. Jetzt kommt es auf Begegnung an: „Seht, da ist der Mensch“. Mancher verdrückt sich schnell wieder, andere müssen aufgefordert werden, ihr Gespräch draußen weiterzuführen. Begegnung geschieht oder es passiert gar nichts. Machen wir diese Erfahrung nicht immer wieder von Mensch zu Mensch, aber auch von Mensch zu Gott, von Gott zu Mensch? Da bekommt der Beichtstuhl eine ganz neue Bedeutung.

Tabernakel zwischen Propsteikirche und Bankgebäude

In der Nähe des Wilhelm-Leuschner-Platzes, nicht weit vom Infostand der Schönstatt-Bewegung, findet sich ein Zelt, in dem die Besucher weitergeben können was ihnen heilig ist. Also auch eine Art Tabernakel (übersetzt: Zelt) ist zwischen der modernen Propsteikirche und einem Bankgebäude mitten auf die Straßen einer Großstadt versetzt. Die Kärtchen, auf die die Passanten notieren was ihnen heilig ist, werden immer wieder abgeholt und in der Propsteikirche neben dem echten Tabernakel auf großen Holztafeln angepinnt. Manch einer ist froh, in der Stille des Zeltes kurz aufatmen zu können und sich über seine Werte klarer zu werden.

Off-Church Projekt will helfen, den Glauben im Alltag zu verorten

Dieses Off-Church Projekt – so der Name – soll Christen einladen, Bekanntes neu zu entdecken und aufmerksam darauf machen, dass Gott und Religion nicht nur in der Kirche, sondern vor allem im Alltag verortet sind. (Das Hausheiligtum und der Gott des Lebens lassen grüßen.) Die Hoffnung ist auch, Menschen, die ohne Religion leben, neugierig zu machen und Interesse bei ihnen zu wecken. Ob das gelungen ist, darüber sind sich die Initiatoren noch nicht einig. „Was mir hier in Leipzig in der Diaspora immer wieder auffällt“, so Frida Langer aus Rüsselsheim, „sind die vielen guten und kreativen Ideen, die Christen hier entwickeln. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Gemeindemitglieder eng mit ihren Gemeinden verbunden und dort richtig beheimatet sind. Jeder kennt jeden. Das ist faszinierend und fehlt oft in unseren größeren westdeutschen Gemeinden.“


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