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29. Mai 2016 | Katholikentag | 

Spuren Gottes entdecken und deuten lernen - Mittagsgebet mit Bischof Dr. Ulrich Neymeyr


Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Ulrich Neymeyr (Foto: Brehm)

Cbre. „Warum heute noch einmal Spurensuche, Mama“, fragt Melanie Klein aus Lauffen ihre Mutter. Die Familie war schon gestern in der Liebfrauenkirche. „Weil heute wieder ein neuer Tag ist und Gott uns wieder andere Spuren an den Weg legt“, so die Antwort der Mutter. Wieder haben sich viele Menschen auf den Weg gemacht zum Mittagsgebet. Ulrich Hof aus Münster sagt, dass ihm die Stille hier guttut. Innehalten im Gewusel des Katholikentages, zur Ruhe kommen und nachspüren, was Gott einem sagen möchte, seiner Stimme Raum geben, das ist das Anliegen dieses Angebotes.

Theresia Strunk, Bischof Neymeyr und Kaplan Frank Blumers (Foto: Brehm)

Theresia Strunk, Bischof Neymeyr und Kaplan Frank Blumers (Foto: Brehm)

Marie-Catherine Rausch tanzt (Foto: Brehm)

Marie-Catherine Rausch tanzt (Foto: Brehm)

Was ist Wahrheit?

Der Erfurter Bischof Neymeyr liest  aus dem Johannesevangelium die Passage „Jesus steht vor Pilatus“. Er endet mit der Frage des Pilatus: „was ist Wahrheit?“ Auf die Frage der Moderatorin Theresia Strunk, was ihn an diesem Text besonders berühre, benennt der Bischof die dramatische Begegnung zwischen Pilatus und Jesus. Pilatus sei ein Suchender, ein Fragender, ein Hin- und Hergetriebener. Dann die Frage: was ist Wahrheit? Diese Frage habe Jesus eigentlich den Kopf gekostet. Pilatus‘ Wahrheit war die Karriere, andere Wahrheiten kannte er nicht. Heute gäbe es viele Menschen, die keinen Glauben aber durchaus Wahrheiten hätten, so z.B. Haus und Hof, die Familie, ihre Heimat, Deutschland, … ergänzte Bischof Neymeyr. Heute gäbe es Menschen, die argumentierten, dass es Wahrheit nicht gäbe und andere, die sich im Besitz der Wahrheit wähnten: „beide Gruppen sind gefährlich.“

Nach Erfahrungen gefragt, wo sich für ihn auf dem Katholikentag Wahrheit gezeigt habe, nannte Neymeyr den Abend der Eröffnung beim Stationenweg zu Fronleichnam „Light of Christ“. Es sei nicht nur um die Verehrung des Altarsakramentes gegangen, sondern die Probleme der Welt seien mit hineingenommen worden. „Dieser Abend mit der dichten Atmosphäre hat mich sehr beeindruckt.“

Spuren

Auf die Frage, ob für ihn in letzter Zeit Spuren Gottes spürbar geworden wäre, beschrieb Bischof Neymeyr das Diakonats- und Kommunionhelfertreffen, das regelmäßig in seiner Diözese stattfinde, wo seit 30 Jahren priesterlose Gottesdienste abgehalten würden. Diese Männer und Frauen seien sehr überzeugend und sehr engagiert. Hier hätte er das Wehen des Geistes deutlich gespürt.

„Ihr Wahlspruch heißt: Christus hat uns angenommen“, wo fühlen Sie sich angenommen, war eine der letzten Fragen von Teresia Strunk an den Bischof. Ganz demütig antwortet er: „Wenn ich beichte, wenn ich mich dem stelle, was nicht zu meinem Leben passt. Bei der Lossprechung erfahre ich, ich bin persönlich angenommen. Beichte, ein unbequemer, aber wichtiger Akt!“

Flüchtlingsströme als Anruf Gottes? Dazu meint der Bischof, es sei mehr als ein Anruf. Inzwischen wären die Flüchtlinge vom Bildschirm in die leerstehende Wohnung von nebenan gekommen. Und das würde weitergehen, wenn keine Lösungen gefunden würden. Er mahnte an, alle müssten mithelfen, das Problem anzugehen, damit Strukturen entstünden, auf denen gesunde Wirtschaft wachsen könne. Außerdem müssten wir mit Nachdruck sorgen, dass nicht kleine Gruppen/Minderheiten verhinderten, dass diese Strukturen entstehen würden.

Sehnsucht getanzt

Marie-Catherine Rausch tanzte zu dem selbstverfassten Gebet “Sehnsucht“ ausdrucksstark und  einfühlsam und stimmte die Anwesenden auf ihre persönliche stille Zeit mit Spurensuche ein. „Wo sprach Gott heute zu mir, wo sprach er an oder durch diesen Katholikentag zu mir. Wo finde ich seine Spur?“

„Jesus, du hast Suchende erlebt und solche, für die alles schon feststeht. Hilf uns, dass wir dir auf der Spur bleiben,“ so betet Kaplan Frank Blumers nach dem gemeinsamen Vaterunser zum Abschluss, „die Zeichen der Zeit wahrnehmen und gemeinsam richtig deuten.“

Im abschließenden Segen bittet der Bischof besonders für alle, die auf dem Katholikentag zusammengekommen sind und für alle, die in der Stadt neugierig gemacht worden sind.


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