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23. Dezember 2015 | Deutschland | 

Papst Franziskus, „eine Stimme des Gewissens”, erhält den Internationalen Karlspreis 2016


Papst Franziskus erhält den Karlspreis 2016

Papst Franziskus erhält den Internationalen Karlspreis 2016

Hbre. Mit einer Weihnachtsbotschaft ganz eigener Art hat das Direktorium des Internationalen Karlspreises am 23. Dezember 2015 die Öffentlichkeit überrascht. Die Mitteilung, dass der aus Argentinien stammende Papst Franziskus im Jahr 2016 „in Würdigung der herausragenden Botschaften und Zeichen, die sein Pontifikat für Frieden und Verständigung, für Barmherzigkeit, Toleranz, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung setzt“, mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet werden wird, kam vom Zeitpunkt her durchaus überraschend - erwartet wurde die Benennung des Preisträgers erst im Januar 2016. Die Ankündigung der Auszeichnung von Papst Franziskus mit diesem wichtigen Europäischen Preis so kurz vor der Feier der Geburt von Jesus Christus, einem der wichtigsten christlichen Feste, ist allerdings gleichzeitig eine Mahnung an alle Europäer, sich der christlichen Wurzeln Europas, die der Heilige Vater als "Stimme des Gewissens" unentwegt anmahnt, neu zu vergewissern und sie als Leitlinien und Orientierung auch für politisches Handeln nicht aus den Augen zu verlieren.

Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung

„In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet Seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus“, heißt es in der Begründung des Karlspreisdirektoriums. Gerade in einer Zeit, in der die Europäische Union Rückschläge zu verkraften habe, die viele Errungenschaften des europäischen Integrationsprozesses in den Hintergrund drängten und vor allem einen dramatischen Vertrauensverlust zur Folge hätten, sei die Botschaft des Papstes eine Botschaft der „Hoffnung, die auf der Zuversicht beruht, dass die Schwierigkeiten zu machtvollen Förderern der Einheit werden können, um alle Ängste zu überwinden, die Europa – gemeinsam mit der ganzen Welt – durchlebt“ und eine „Ermutigung, zur festen Überzeugung der Gründungsväter der Europäischen Union zurückzukehren, die sich eine Zukunft wünschten, die auf der Fähigkeit basiert, gemeinsam zu arbeiten, um die Teilungen zu überwinden und den Frieden und die Gemeinschaft unter allen Völkern des Kontinentes zu fördern.“

Der zukünftige Karlspreisträger 2016 - eine Stimme des Gewissens

Der zukünftige Karlspreisträger 2016 - eine Stimme des Gewissens

Einheit in der Verschiedenheit

Papst Franziskus stelle kritisch fest, so heißt es in der Begründung, dass Europa nicht nur in der Flüchtlingskrise, „einen Eindruck der Müdigkeit, der Alterung und der mangelnden Fruchtbarkeit“ vermittle. Dazu würden auch Auswirkungen der Wirtschaftskrise, in Teilen der Union eine unverändert hohe Arbeitslosigkeit und auch die zunehmende Entfremdung zwischen den europäischen Bürgern und den europäischen Institutionen beitragen. Papst Franziskus frage Europa: „Wo ist deine Kraft? Wo ist jenes geistige Streben, das deine Geschichte belebt hat und durch das sie Bedeutung erlangte? Wo ist dein Geist wissbegieriger Unternehmungslust? Wo ist dein Durst nach Wahrheit, den du der Welt bisher mit Leidenschaft vermittelt hast? Von der Antwort auf diese Fragen wird die Zukunft des Kontinents abhängen.“ Als seine Antwort verweise der Papst auf „die Prinzipien der Solidarität und der Subsidiarität, die Einheit in der Verschiedenheit statt gedanklicher und kultureller Uniformität, bekräftigt den humanistischen Geist und die Zentralität des Menschen und ruft Europa auch dazu auf, sich die eigenen religiösen Wurzeln zunutze zu machen.“

Stimme des Gewissens und herausragende moralische Autorität

Papst Franziskus sei „eine Stimme des Gewissens“, so heißt es am Ende der Begründung, „die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“. Gleichzeitig sei er eine „herausragende moralische Autorität, die uns als Mahner und Mittler zugleich daran erinnert, dass Europa den Auftrag und die Verpflichtung hat, aufbauend auf den Idealen seiner Gründerväter Frieden und Freiheit, Recht und Demokratie, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung zu verwirklichen.“

58. Preisträger ein Argentinier mit italienischen Wurzeln

Papst Franziskus, ein Argentinier mit italienischen Wurzeln, wird der 58. Träger des Preises sein, der nach Karl dem Großen (747/748-814), der von Aachen aus sein europaweites Reich regierte, benannt ist. Der Preis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Wie schon bei der Verleihung des außerordentlichen Karlspreises 2004 an Papst Johannes Paul II. wird die Auszeichnung Papst Franziskus 2016 nicht in Aachen, sondern in Rom verliehen. Das genaue Datum der Verleihung steht noch nicht fest. Üblicherweise fand der Festakt am Himmelfahrtstag statt.


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