Nachrichten

22. Oktober 2015 | Was bewegt | 

Vor 50 Jahren endete das Exil des Schönstatt-Gründers – Gedanken zum goldenen Jubiläum des 4. Meilensteins der Schönstattgeschichte


Papst Franziskus bei der Audienz der Schönstatt-Familie im Oktober 2014 (Foto: Eduardo Seguro)

Papst Franziskus bei der Audienz der Schönstatt-Familie im Oktober 2014 (Foto: Eduardo Seguro)

Pater Alexandre Awi Mello, Brasilien. Am 22. Oktober feiern wir 50 Jahre der Rehabilitation von Pater Josef Kentenich (1885-1968) durch die kirchlichen Behörden sowie das Ende seines kirchlich verordneten Exils. Vor genau einem Jahr, während der Audienz der Schönstatt-Bewegung beim Heiligen Vater in Rom anlässlich der Feiern zum 100. Gründungstag der Schönstatt-Bewegung, zeigte sich Papst Franziskus beeindruckt vom „Unverständnis das Pater Kentenich erleiden musste und (von der) Ablehnung“* die er erfahren hatte. Der Heilige Vater erklärte: „Dies ist ein Zeichen dafür, dass ein Christ vorangeht wenn der Herr ihn die Prüfung der Ablehnung erleiden lässt. Denn das ist das Zeichen der Propheten. Die falschen Propheten wurden nie abgelehnt, weil sie den Königen oder den Leuten das sagen, was sie hören wollten.“* Falsche Propheten finden immer Zustimmung bei allem, was sie sagen! Diejenigen, die abgelehnt werden, brauchen die Fähigkeit des „Aushaltens“, so fährt der Papst fort: „Aushalten im Leben bis dahin, zur Seite gelegt zu werden, abgelehnt, und ohne sich mit Worten, mit Verleumdung, mit Diffamierung zu rächen.“*

Papst Paul VI empfängt Pater Josef Kentenich im Oktober 1965  (Foto: Archiv)

Papst Paul VI empfängt Pater Josef Kentenich im Oktober 1965. Kentenich verspricht ihm mitzuhelfen, die nachkonziliare Sendung der Kirche zu verwirklichen (Foto: Archiv)

Der Papst beschreibt auf diese Weise genau das Schicksal von Pater Kentenich und seine geduldige Reaktion auf die erlittene Ablehnung. In der Tat, ein Blick in die Geschichte der Kirche zeigt viele Situationen, in denen prophetische Gründer, die vom Heiligen Geistes erfüllt schienen, nicht gut von den Menschen ihrer Zeit verstanden wurden, oft auch nicht von der kirchlichen Hierarchie. Die angewandten Prüfungen, die den Wahrheitsgehalt der Sendung und die Dauer der diesen Gründern anvertrauten Mission beweisen sollten, waren vielleicht von Gott so nicht gewollt.

Beim Gründer der Schönstatt-Bewegung war es nicht anders. Pater Kentenich hatte schwierige Verfolgungen zu verschiedenen Zeiten seines Lebens zu erleiden. Für dreieinhalb Jahre (1941-1945) war er ein Gefangener des NS-Regimes. Die „Hölle von Dachau“, das Konzentrationslager im Süden Deutschlands, wo Priester als Gegner des Nationalsozialismus interniert wurden, überlebte er. Doch eine schwierigere Prüfung stand ihm noch bevor. Ab 1949 wurde sein Werk einer Apostolischen Visitation unterzogen, die das Heiligen Offizium durchführte. Besonderheiten in der pädagogischen Praxis der Bewegung wurden mit Argwohn betrachtet und es erschien dem Heiligen Offizium angebracht, den Gründer von seiner Gründung zu trennen.

Pater Kentenich musste ins Exil, nach Milwaukee, im Norden der USA. Standhaft blieb er bei seinen Überzeugungen und fuhr fort, diese zu verteidigen. Doch mit innerem Frieden und unerschütterlichem Vertrauen in die Vorsehung Gottes sowie einem Lächeln im Gesicht, hörte man ihn nie schlecht über die Kirche sprechen oder gar diese zu verleumden. Die meisten Menschen, mit denen er lebte, hatten keine Ahnung, dass er ins Exil geschickt wurde. Er trug dieses schwere Kreuz 14 lange Jahre (eine Parallele zu ziehen, zu den vierzehn Stationen des Kreuzes, ist unvermeidlich). Erst durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde das Exil abgebrochen.

Pater Josef Kentenich 1965 in Rom (Foto: Archiv)

Pater Josef Kentenich 1965 in Rom (Foto: Archiv)

Der „neue Wind“, der durch das Konzil in die Kirche eindrang, bereitete schließlich den Boden, dass auch die kirchliche Hierarchie das Charisma Schönstatts und seines Gründers zu verstehen begann. Am 22. Oktober 1965, am Vorabend des Konzilsabschlusses, unterzeichnete Papst Paul VI das Dekret, mit dem die Anklage gegen Pater Josef Kentenich eingestellt und er vollständig rehabilitiert wurde. Einige Tage später wurde Kentenich von Papst Paul VI in einer Audienz empfangen. Der Schönstatt-Gründer versprach dem Papst „dass Schönstatt beitragen werde, die nachkonziliare Sendung der Kirche zu verwirklichen.“

Obwohl sich viele Bischöfe und Kardinäle für Pater Kentenich eingesetzt hatten, so beweisen doch die Umstände und Gegebenheiten, dass die Rehabilitation des Schönstatt-Gründers nicht so sehr auf menschliches Bemühen zurückzuführen ist, als vielmehr auf ein Wunder und einen Gnadenbeweis der Dreimal Wunderbaren Mutter, der er sein Leben und seine Arbeit gewidmet hatte. Bereits 80 Jahre alt, kam Pater Kentenich zurück nach Schönstatt, ans Ufer des Rheins in Deutschland, wo er die letzten drei Jahre seines Lebens noch einmal intensiv für das Werk arbeiten konnte, das Gott inspiriert hatte.

Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin ist auf seinem Grab ein Satz geschrieben, der sein Leben zusammenfasst: "Dilexit ecclesiam" (Er liebte die Kirche). Anstatt ihn wegen der erlittenen Missverständnisse von der Kirche abzubringen, verstärkten diese seine Liebe zur Kirche und seine Gewissheit über das empfangene Charisma. Wenn das Werk nicht von Gott wäre, so war er überzeugt, wäre es längst nicht mehr vorhanden.

Um den 50. Jahrestag dieser Ereignisse zu feiern, bekräftigt die Schönstattfamilie Pater Kentenichs Haltung, die Kirche zu lieben und ihr so, wie der Gründer, mit missionarischem Herzen und prophetischen Engagement zu dienen.

* Papst Franziskus in: "Für eine Kultur des Bundes, Dokumentation der 100-Jahrfeier Schönstatts,  2. Auflage, S. 223
Übersetzung aus dem Portugiesischen: Hbre
Quelle: www.maeperegrina.org.br

Top