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10. Juli 2015 | International | 

Auf den Spuren Josef Englings – in seiner Heimat Prosity im Ermland


Das Elternhaus von Josef Engling in Prossitten (Foto: Brehm)

Das Elternhaus von Josef Engling in Prossitten (Foto: Brehm)

Markus M. Amrein. Der Besuch einer Pilgergruppe aus Mitgliedern von 12 Schönstatt-Gemeinschaften am Geburtsort Josef Englings, einem der Mitgründer der Schönstatt-Bewegung, war geprägt durch viele Begegnungen in seiner Heimat im Ermland im ehemaligen Ostpreußen, heute auf polnischem Staatsgebiet. Englings Seligsprechungsprozess ist seit 2008 in Trier abgeschlossen und läuft derzeit in Rom weiter.

Früh übt sich …

An den schon Jahrhunderte alten Wallfahrtsorten: Kloster Springborn (heute Klaszor Stoczek), Heiligelinde (heute Swieta Lipka), Dietrichswalde (heute Giertzwald), wird besonders spürbar, dass Josef Englings Heimat mit ihrer wunderbaren Natur und ihrem religiösen Umfeld ihn tiefgehend für sein Leben geprägt haben. Im Elternhaus Josefs, wo er mit seinen sechs Geschwistern lebte, hat er im Rahmen der Vorbereitung auf seine 1. Hl. Kommunion begonnen, ein Tagebuch zu schreiben. In einem selbst angefertigten Heftchen übt sich der Zwölfjährige schon, das im Kommunionunterricht, in der Schule, in der Predigt Gehörte wie das im Leben Beobachtete kurz und prägnant niederzuschreiben. Was in der Familie begann, hat er in einer stets wachsenden Kameradschaft und Gottverbundenheit bis zur Lebenshingabe am 4. Oktober 1918 in Cambrai an der Westfront des 1. Weltkrieges fortgeführt.

Die Pilgergruppe am neuen Bildstock, der in der Nähe des Elternhauses von Josef Engling errichtet wurde (Foto: Amrein)

Die Pilgergruppe am neuen Bildstock, der in der Nähe des Elternhauses von Josef Engling errichtet wurde (Foto: Amrein)

Seine Familie und die nur einen Steinwurf entfernte Kirche gehörten für ihn zusammen und bildeten die Grundlage, um sich trotz körperlicher Mängel zu einem starken Jungen mit einem tiefen Gemüt entwickeln zu können. Mit der Gottesmutter traf Josef seine Berufswahl: Er wollte Priester werden. „Es war ein Wachstum“, wie Dr. Rainer Birkenmaier, priesterlicher Begleiter der Pilgerfahrt, es treffend ausdrückte: Josef muss ein organischer Mensch gewesen sein.“

Gottesdienst am Heiligtums-Altar in Reszel (Foto: Amrein)

Gottesdienst am Heiligtums-Altar in Reszel (Foto: Amrein)

Personen prägen Geschichte

Dr. Alicja Kostka, Mitglied im Schönstatt-Frauenbund und Reisebegleiterin der Gruppe, führte diese mit viel Liebe durch ihre Heimat und zu interessanten kirchen- und schönstattgeschichtlichen Orten. So zum Beispiel an den Exilsort des Kardinals S. Wyszynski, zu den Geburtsorten von Otto Bönki, einem Mitschüler Josef Englings und P. Adalbert Turowski, ehemaliger General der Pallottiner. Der Gründer Schönstatts, Pater Kentenich, reiste bereits in den 30er Jahren immer wieder zu Vorträgen und Exerzitien ins Ermland. In dieser Zeit ist in der Nähe von Rößel (heute Reszel) auch ein „Heiligtumsaltar“ entstanden.

Marienbruder Lambert M. Schroedter (Foto: Archiv)

Marienbruder Lambert M. Schroedter: „Wenn es sich mit deinen Plänen vereinbaren lässt, lass meine Hingabe fruchtbar werden für das künftige Heiligtum im Ermland!“ Lambert M. Schroedter, 20.07.2013; + 11.06.2014 (Foto: Archiv)

Zu Gast in Prosity

Durch die zahlreichen Begegnungen vor Ort, vor allem mit den Gastgeberfamilien, erlebt die Gruppe zutiefst das Anliegen Josef Englings, die Einheit der Völker, auch wenn die Sprache oft kaum einen verbalen Kontakt zuließ. „Es waren die tiefsten gemeinsamen Erlebnisse für uns, durch solche Begegnungen tief zu spüren, dass wir miteinander verbunden sind und Menschenherzen sich berühren“, sagte eine Teilnehmerin. „Hier wirkt Gott!“

Spürbar wurde für die Gruppe auch, dass Marienbruder Lambert M. Schroedter hier über Jahre hinweg Kontakte geknüpft hat. Alle, die ihn kannten, sind sehr betroffen von seinem überraschenden Heimgang im Jahr 2014.

„Thematisch wurde mir deutlich in diesen Tagen, dass der geistliche Aufbruch Schönstatts gelingen kann, wenn wir wie Josef das Liebesbündnis leben“, sagte ein Teilnehmer. Dass das Leben im Liebesbündnis jeden Tag neue Geschenke mit sich bringt, wenn man sich vom Gott des Lebens führen lässt, das war eine wichtige Erfahrung dieser Pilgerfahrt. Eine Teilnehmerin drückte es so aus: „Ich fahre erfrischt und geistlich erneuert nach Hause, der Vater hatte alles für uns vorbereitet!“

In einer kulturgeschichtlich bedeutsamen Gegend hat die Bevölkerung Polens, Russlands und Deutschlands schon sehr viel Unheil erlebt. „Damit sich das Böse nicht von neuem ausweiten kann, ist so wichtig, dass Frieden von unseren Herzen ausgeht“, betonte ein anderer Teilnehmer. „Hier ist uns das Leben von Josef Englings ein Vorbild. Er ist ein Vorreiter eines individuellen Gewissens geworden.“

Dr. Alicia Kostka war für die Reiseleitung in ihrer Heimat verantwortlich  (Foto: Amrein)

Dr. Alicia Kostka war für die Reiseleitung in ihrer Heimat verantwortlich  (Foto: Amrein)

Hausheiligtumsecke im Elternhaus von Josef Engling (Foto: Amrein)

Hausheiligtumsecke im Elternhaus von Josef Engling (Foto: Amrein)

Ein neuer Bildstock

Ein Bildstock, der vorher mit der Bitte für ein zukünftiges Schönstatt-Heiligtum im Ermland durch das Land gewandert war, wurde jetzt an dem Ort angebracht, wo Josef seine Kindheit verbrachte. Dieses Ereignis wurde ein Fest mit allen Sinnen für die etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und besonders auch für die Pilgergruppe, die dieses Geschenk dankbar entgegennahm.

Mit den Mitgliedern der polnischen Schönstatt-Familie und den Bewohnern vor Ort feierte die Pilgergruppe in der überfüllten Pfarrkirche den Sonntagsgottesdienst in polnischer und deutscher Sprache. Erfüllt von intensiven Gebeten, den lebendigen Liedern und den geistlichen Gaben zogen alle Beteiligten von der Kirche zum Englinghaus, wo sich die liturgische Feier für Ohren, Augen, Herz und Gaumen fortsetzte. In einer szenischen Darstellung von Rita Kostka und Pfr. Rainer Birkenmaier wurde der Besuch Pater Kentenichs bei der Mutter Englings im Jahre 1934 erlebbar. Liedvorträge der Schönstattgruppen schlossen sich an sowie eine zweisprachige deutsch-polnische Märchenvorführung der Frankenauer Schulkinder. Für das leibliche Wohl wurde in ermländischer Gastfreundlichkeit gesorgt. Familie Kostka überraschte mit Wildschweinbraten, von den Dorfbewohnern gab es Salate und Kuchen. Der strahlende Sonnenschein übertrug sich auf alle Besucher, die sich noch lange an diesen festlichen Tag erinnern werden.

Eine neue Gedenktafel erinnert die Besucher des Elternhauses Josef Englings nun an den Besuch Pater Kentenichs 1934 bei Josef Englings Mutter und an die Verbundenheit von „Vater“ und „Sohn“.

Josef Englings Elternhaus in der Abendsonne (Foto: Amrein)

Josef Englings Elternhaus in der Abendsonne (Foto: Amrein)


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