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16. Juni 2015 | Rund ums Urheiligtum | 

Gelebte Väterlichkeit heute – eine Herausforderung


Das Gott-Vater-Symbol im Urheiligtum in SChönstatt (Foto: Vilches)

Das Gott-Vater-Symbol im Urheiligtum in Schönstatt (Foto: Vilches)

Joachim Konrad / Hbre. „Jungen brauchen Väter, die ihnen zeigen, was es bedeutet, ein Mann zu sein, und wie man andere – insbesondere Frauen und Mädchen  - respektvoll behandelt.“ Mit dieser klaren Positionierung lud Hans Walter Braun, Psychologe bei der Bundeswehr und Mitglied im Schönstatt-Familienbund, die Teilnehmer einer Tagung der Schönstatt-Bewegung des Bistums Trier zum Thema „Gelebte Väterlichkeit heute – eine Herausforderung“ ein, sich klar vom Mainstream eines gendergeprägten Menschenbildes abzusetzen.

„Wir setzen uns ein für etwas zutiefst Gutes, das unsere Gesellschaft nicht versteht“, so Braun in seinem Statement. Die Idee vom starken, liebevollen, beschützenden Vater, „dessen Liebe zu denen, die seiner Obhut anvertraut sind, zum Ausdruck kommt durch die Bereitschaft, sich selbst täglich aufzuopfern – und das als ganz normaler Vater“, werde in einer Gesellschaft, die die Geschlechter nivellierende Toleranz zur Wertemaxime erhoben habe, nicht mehr verstanden. Für die 16 Frauen und Männer, die der Einladung des Diözesanfamilienrates der Schönstatt-Bewegung im Bistum Trier gefolgt waren und an der Tagung teilnahmen, wurde deutlich, wie wichtig Väter und väterlich agierende Menschen für eine gesunde Gesellschaft sind. Das gelte auch für „geistige Väter“, die ebenso wie leibliche Väter für andere Menschen Transparente eines liebenden Vater-Gottes seien.

Pastor Heinz Künster hatte 1967 von Pater Josef Kentenich das Gott-Vater-Symbol für das Urheiligtum anvertraut bekommen (Foto: Vilches)

Pastor Heinz Künster hatte 1967 von Pater Josef Kentenich das Gott-Vater-Symbol für das Urheiligtum anvertraut bekommen (Foto: Vilches)

Am 18. Oktober 2014 konnte er es an Pater Heinrich Walter übergeben, der es im Urheiligtum anbrachte (Foto: Vilches)

Am 18. Oktober 2014 konnte er es an Pater Heinrich Walter übergeben, der es im Urheiligtum anbrachte (Foto: Vilches)

Hans Walter Braun bei seinem Statement bei der "Vater"-Tagung der Schönstattfamilie im Bistum Trier  (Foto: Alicja Kostka)

Hans Walter Braun bei seinem Statement bei der "Vater"-Tagung der Schönstattfamilie im Bistum Trier  (Foto: Alicja Kostka)

Die Mission Väterlichkeit ist nicht zu Ende

„Die Schönstatt-Bewegung der Diözese Trier hat 1967 vom Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, ein für das Urheiligtum in Vallendar-Schönstatt bestimmtes Gott-Vater-Symbol geschenkt bekommen. Mit der Anbringung dieses Symboles während des 100-Jahr-Jubiläums der Bewegung im Oktober 2014 wurde die Vater-Sendung, die Pater Kentenich mit dem Geschenk verknüpfte, neu ins Bewusstsein gehoben“, begründet Heidi Schaum, Verantwortliche im Diözesanleitungsteam der Schönstatt-Bewegung im Bistum Trier die Motivation für diese Tagung. „Die Mission Väterlichkeit ist mit der Anbringung des Symboles nicht zu Ende. Sie beginnt erst, gerade auch im Hinblick auf die heutigen Zeitströmungen.“

Die Spiritualität Schönstatts ist „patrozentrisch“

Zum Auftakt des Treffens trugen die Tagungsteilnehmer eigene Vorstellungen von der Väterlichkeit Gottes zusammen. Eine ergänzende Sammlung von Hinweisen auf Aussagen des Schönstatt-Gründers zur Väterlichkeit Gottes machten deutlich, welchen Stellenwert Kentenich der Thematik beimaß. So erzählte Pater Ángel Strada, Postulator im Seligsprechungsprozess Josef Kentenichs, dass dieser bei der Anbringung eines Gott-Vater-Symboles am 19. März 1952 in der Schönstattkapelle Nueva Helvecia in Argentinien bei einer Ansprache betont habe, dass die Spiritualität Schönstatts „patrozentrisch“ bleiben müsse. Das Liebesbündnis mit der Mutter Gottes zentriere auf den Vater-Gott, und wolle helfen, dass jeder irdische Vater ein Transparent des ewigen Vaters werden solle. Eine Studie Kentenichs aus dem Jahr 1964 beschäftige sich mit dem inneren Zusammenhang und der gegenseitigen Abhängigkeit von irdischer und göttlicher Vaterschaft, so Pater Strada weiter. Am 18. Juni 1966 stelle Kentenich in einem Vortrag vor verantwortlichen Männern der Schönstatt-Männerbewegung den Zuhörern klar vor Augen, wie sich das Ideal eines natürlichen Vaters von den Eigenschaften des Vater-Gottes ableiten ließe. Bei der Feier des „Liebesbündnisses mit dem Vater-Gott“ habe Kentenich am 30. Oktober 1966 in Köln formuliert: „Das Liebesbündnis mit der lieben Gottesmutter soll uns auf dem schnellsten und sichersten Wege zum Liebesbündnisse mit ihm [dem Vater-Gott] führen.“ Im Januar 1967 weise Kentenich bei der Anbringung des Gott-Vater-Symboles in Dietershausen, im Bistum Fulda darauf hin, dass von Menschen, die in ihrem Leben nie einen liebenden, gerechten und barmherzigen Vater erlebt hätten, nicht ohne weiteres erwartet werden könne, dass sie ein Bild von Gott als liebendem Vater in sich entwickeln können.

Jutta Hansen, Schönstatt-Frauenbund, Vallendar, berichtete von ihrer Begegnung mit dem Schönstatt-Gründer bei einer Veranstaltung am 4. Oktober 1967, dass Pater Kentenich die Schönstattfamilie im Bistum Trier eingeladen habe, mitzuhelfen, die „Gott-Vater-Strömung“ in der Schönstattbewegung lebendig zu halten. Sie erinnere sich noch an einen Vortrag Kentenichs während der Oktoberwoche 1967, in dem er die „natürliche Familie“ mit der „himmlischen Familie“ verglichen habe und zu dem Schluss gekommen sei: „Wenn deswegen die Mutter das Kind nicht in vornehmster Weise zum Vater führt, wie katastrophal mag dann früher oder später das Leben im Raume der Familie werden.“

Der Vater als Repräsentant der Lebensrealität außerhalb der Mutterwelt

Hans Walter Braun stellte in seinem Statement zunächst an Beispielen die fatalen Folgen und enormen Kosten für die in der Gesellschaft vorherrschende Abwesenheit des Vater dar. Danach ist es dringend an der Zeit, die Rolle des leiblichen Vaters in der Gesellschaft wieder deutlicher zu machen. In der Eltern-Kind-Beziehung sei vor allem das Anderssein und die Eigenständigkeit des Vaters wichtig. Er habe eine Unterstützerfunktion im Rahmen der geschlechtsspezifischen Entwicklung der Kinder. Für Kinder sei die ins Leben hinausdrängende Vaterkraft oder der Vater als Repräsentant der Lebensrealität außerhalb der Mutterwelt von wesentlicher Bedeutung. Psychologisch gesehen vermittle das „Gesetz des Vaters“ ein Wertesystem an die Kinder, das Ordnung, Halt und Moral beinhalte und Werte setze. Als Lehrmeister führe der Vater in die Lebensbewältigungspraxis ein. All das werde von Vätern aber weniger durch kluge Worte vermittelt als vielmehr durch ihr Vorleben, also durch ihr Seinsapostolat, wie es in der Sprache Pater Kentenichs heiße. Auch an der Arbeitsweise Pater Kentenichs ließen sich väterliche Eigenschaften ablesen, so Braun weiter: ständige Fühlungnahme, Einfühlung in das Gegenüber (Empathie), ehrfürchtige Ferne und liebebeseelte Nähe und sich Kümmern auch um Kleinigkeiten.

Bei einer Textarbeit in Arbeitskreisen und abschließenden Gesprächen, die von beeindruckender Offenheit geprägt waren kamen die Teilnehmer auch über ihre eigenen Vatererlebnisse und ihren Glauben ins Gespräch. Vorsehungsglaube, also der Versuch auf Gottes Wünsche und Anregungen im Alltag einzugehen, sei nur möglich im Glauben an einen liebenden Vater-Gott und in einer personalen Beziehung zu ihm.


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