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11. Juni 2015 | Deutschland | 

Der Schönstatt-Familienbund, Teil des „glühenden Kerns“ der Kirche


Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg, beim Schönstatt-Familienbund auf dem Josef-Kentenich-Hof in Hillscheid (Foto: Brehm)

Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg, beim Schönstatt-Familienbund auf dem Josef-Kentenich-Hof in Hillscheid (Foto: Brehm)

Hbre. Am 31. Mai hatte der Schönstatt-Familienbund Deutschlands seine Mitglieder und Freunde zum Bundesfest auf dem Josef-Kentenich-Hof eingeladen und fast 150 Personen waren gekommen. Rosa-Maria und Josef Wieland, zuständig für den Schönstatt-Familienbund in Deutschland, konnten als besonderen Gast Weihbischof Dr. Michael Gerber aus Freiburg sowie als Vertreter der Hauptstandesleitung der Schönstatt-Familienbewegung, Pater Bernhard Schneider und Ehepaar Claudia und Heinrich Brehm begrüßen. Weihbischof Gerber habe als „Bundeskind“, als Kind einer Familie des Schönstatt-Familienbundes, eine besondere Beziehung zum Josef-Kentenich-Hof, dem Zentrum der Gemeinschaft in Hillscheid.

Das Bundesfest des Schönstatt-Familienbundes wurde als Wallfahrtstag zum Schönstatt-Heiligtum der Gemeinschaft gestaltet. Zum Programm des Tages gehörte neben einem Festvortrag von Weihbischof Gerber und einer sich anschließenden Fragerunde, dem sich anschließenden einfachen Mittagessen mit Kaffee und reichhaltigem Kuchenbuffet, ein Kinderprogramm und die abschließende Eucharistiefeier. An deren Ende gab Bischof Michael allen Familien oder Personen, die es wollten, den Einzelsegen.

Festvortrag (Foto: Brehm)

Ehepaare des Schönstatt-Familienbundes aus ganz Deutschland beim Festvortrag (Foto: Brehm)

Gerber: „Habt keine Angst, wenn vieles an wertvollem kirchlichen Leben zusammen bricht. ... Schaut nicht ängstlich zurück auf das, was einmal war! Jammert nicht über das, wie schlimm alles ist. Sondern nehmt Euch ein Beispiel an Maria. … Sie hat eine Entscheidung getroffen. Sie ist da, wo das Leben ist. ... Sie ist da, wo der Heilige Geist wirkt.“ (Foto: Brehm)

Gerber: „Habt keine Angst, wenn vieles an wertvollem kirchlichen Leben zusammen bricht. ... Schaut nicht ängstlich zurück auf das, was einmal war! Jammert nicht über das, wie schlimm alles ist. Sondern nehmt Euch ein Beispiel an Maria. … Sie hat eine Entscheidung getroffen. Sie ist da, wo das Leben ist. ... Sie ist da, wo der Heilige Geist wirkt.“ (Foto: Brehm)

Eine Ortsbestimmung

In seinem Festvortrag stellte sich Weihbischof Gerber der Frage, welchen Ort er aus seiner Sicht für den Schönstatt-Familienbund heute in Kirche und Gesellschaft sieht. Im Evangelium könne man sehen, dass dort zum einen von Menschen berichtet werde, die nur punktuell mit Jesus in Berührung kommen. Dann erzähle das Evangelium von denen, die – in heutiger Sprache ausgedrückt – sich „projekthaft“ für Jesus engagieren, wie z. B. Martha und Maria von Bethanien. Und es gäbe die, die versuchen, alles auf die eine Karte „Jesus“ zu setzen. „Sie wollen Jesus nachfolgen. Ihr Leben und das, was sie tun, wollen sie ganz von Jesus her begreifen“, so Gerber. Die Familien im Schönstatt-Familienbund sehe er als Teil des „glühenden Kerns“ der Kirche, als Menschen, die eine bewusste Entscheidung für die Nachfolge Jesu getroffen haben. Diesen glühenden Kern brauche es, damit die Kirche ihre innere Mitte nicht verliere. Doch gerade weil in den Evangelien keine Wertung über die unterschiedlichen Grade der Verbindungen mit Jesus zu finden seien, sei es wichtig, sich über die innere Haltung zu denjenigen klar zu werden, die „nur“ projekthaft oder punktuell sich in kirchliche Vollzüge einbinden lassen. „Was könnte ihre Botschaft an uns sein?“, so fragte der Weihbischof.

Weihbischof Gerber stellte sich nach dem Vortrag den Fragen aus dem Schönstatt-Familienbund (Foto: Brehm)

Weihbischof Gerber stellte sich nach dem Vortrag den Fragen aus dem Schönstatt-Familienbund (Foto: Brehm)

Apostolat im postmodernen Zeitalter

Als Teil der apostolischen Bewegung von Schönstatt seien die Mitglieder des Schönstatt-Familienbundes zu einer apostolischen Betätigung auf allen erreichbaren Gebieten gerufen. Dabei seien sie angetrieben von der Überzeugung, dass es ein transzendentes Gegenüber und prinzipiell auch eine Ordnung gibt, die erkennbar ist und deren Verwirklichung zu einem „mehr“ an Leben führe. Nun könne aber im Gespräch mit dem postmodernen Menschen die Suche nach einem „transzendenten Gegenüber“ sowie die Anerkennung einer vorgegebenen Ordnung nicht mehr vorausgesetzt werden, weshalb es schwer sei, katholische Werte zu betonen bzw. diese überhaupt verständlich zu machen. Die Weitergabe des Glaubens sei daher heute eine große Herausforderung. Weihbischof Gerber empfiehlt den Zuhörern, sich im Zugang auf die Wirklichkeit am Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich zu orientieren, der lehre, „gleichermaßen auf Seins-, Zeiten- und Seelenstimmen zu achten, sie ernst zu nehmen und darin den Willen Gottes zu ergründen.“ Es gehe darum, nicht nur bei der „Seinsordnung“ stehen zu bleiben, sondern kritisch zu schauen, welche seelische und gesellschaftliche Dynamik dahinter stehe.

Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland, Verantwortliche des Schönstatt-Familienbundes in Deutschland (Foto: Brehm)

Ehepaar Rosa Maria und Josef Wieland, Verantwortliche des Schönstatt-Familienbundes in Deutschland (Foto: Brehm)

Mittagessen im Innenhof des Josef-Kentenich-Hofes (Foto: Berthold Gerber)

Mittagessen im Innenhof des Josef-Kentenich-Hofes (Foto: Berthold Gerber)

Einzel- und Familiensegen nach dem Gottesdienst vor dem Schönstatt-Heiligtum in Hillscheid (Foto: Berthold Gerber)

Einzel- und Familiensegen nach dem Gottesdienst vor dem Schönstatt-Heiligtum in Hillscheid (Foto: Berthold Gerber)

Der Wallfahrtstag endete mit einem Gottesdienst im und ums Schönstatt-Heiligtum des Familienbundes (Foto: Brerthold Gerber)

Der Wallfahrtstag endete mit einem Gottesdienst im und ums Schönstatt-Heiligtum des Familienbundes (Foto: Brerthold Gerber)

„Es geht um das grundsätzliche Menschenbild“

Im Hinblick auf das gerade bekannt gewordene Ergebnis des irischen Referendums zu Familienfragen sei es einerseits gut, „wenn sich hier die Kirche in diesen Tagen klar positioniert und wie der Kardinalstaatssekretär es ausgedrückt hat, es dabei nicht um eine Art ‚katholisches Sondergut‘ geht, sondern um Fragen, die die Menschheit an sich betreffen“, so Gerber. In diesem Zusammenhang könnte ein Blick auf Zeiten- und Seelenstimmen möglicherweise aber auch deutlich machen, dass die irische Abstimmung gerade nach den sehr bitteren Erfahrungen des Missbrauchs eigentlich ein ganz anderes Thema verhandelt habe, nämlich den Umgang der Kirche mit Macht und Autorität. Und die Beobachtung, dass in einer aufgeklärten westlichen und postmodernen Gesellschaft der Gedanke zunehmend irrig erscheine, dass man ein erfülltes Leben durch die ganzheitliche Hingabe an ein Du erreichen könne, mache die Problematik noch komplizierter. „Es ist wohl kein Zufall, dass gerade das Ehe- und Familienbild der Kirche gesellschaftlich so stark angefragt wird. Es geht um das grundsätzliche Menschenbild. Findet der Mensch sein Ziel in sich selbst oder findet er es in der ganzheitlichen Hingabe an ein Du. Für uns ist es das Du Gottes, welches sich im Du konkreter Menschen, etwa des Partners oder der Partnerin und der Kinder realisiert“, legte der Weihbischof dar. Die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung seien hier „existenziell herausgefordert“, denn es stelle sich die Frage, wie der Ruf zur Nachfolge hörbar und lebbar werde in einer postmodernen und pluralen Gesellschaft, eine Nachfolge, die sich verstehe als Nachfolge ‚mitten in der Welt‘. Eigentlich sei doch das Thema „Autorität“, schöpferische, emporbildende Autorität, ein Thema Schönstatts und es gehe darum, konstruktive Anknüpfungspunkte für „unsere Argumentation“ zu finden.

Weihbischof Gerber ermutigte den Schönstatt-Familienbund einerseits, in seinen Reihen diejenigen zu unterstützen, die als „Pfadfinder“ den Dialog mit ganz andersdenkenden Zeitgenossen pflegen. „Menschen, die nicht gleich vorschnell ein Deutemuster überstülpen, sondern bereit sind, genauer hinzuhören, die feinen Seelenregungen herauszuhören.“ Gleichzeitig motivierte er die Gemeinschaft, gerade in einem postmodernen Zeitalter ein lebendiges Zeugnis vom Mehrwert von Ehe und Familie zu geben. „Menschen können entdecken, in dem, was Sie leben, was Sie miteinander als Paar und als Familie leben, steckt ein Mehr an Lebensqualität. Und genau das kann entscheidend auch in der Gegenwart überzeugen. Mit unserem Leben die Sehnsucht anderer nach einem Mehr an Lebensqualität berühren. Das kann der Anfang eines neuen Weges sein. Hier haben Sie mit den konkreten Wegen, die sie gehen und leben, einen unglaublichen Schatz für die Kirche mitten in unserer Zeit!“

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