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29. Mai 2015 | Deutschland | 

Geöffnet für Gottes Geist – 50 Jahre Schönstatt-Patres


Gründungskrimi: Pater Peter Locher beim Festvortrag (Foto: Hubert Knoch)

Gründungskrimi: Pater Peter Locher beim Festvortrag (Foto: Hubert Knoch)

PEB. Wenn ein 80jähriger Missionar der weißen Väter, der 48 Jahre in Afrika tätig war, sich bei Gott bedankt für den Segen, der auf seiner Arbeit lag, dann geht das durch und durch. Mit ihm haben sich nacheinander verschiedene Vertreter der in der Erzdiözese München-Freising ansässigen Männerorden und Vertreter der geistlichen Bewegungen mit einer Rose bei Gott bedankt, während alle den Refrain des Magnifikats „Groß sein lässt meine Seele den Herrn…“ jeweils nach dem Dank wiederholt haben.

50 Jahre Schönstatt-Patres - Feier in München beim Kapellchenfest (Foto: Hubert Knoch)

50 Jahre Schönstatt-Patres - Feier in München beim Kapellchenfest (Foto: Hubert Knoch)

P. Hans Inkoferer Weiße Väter (Foto: Hubert Knoch)

P. Hans Inkoferer Weiße Väter (Foto: Hubert Knoch)

Ehepaar Christa und Josef Vilsmeier vertrat die Cursillo-Bewegung (Foto: Hubert Knoch)

Ehepaar Christa und Josef Vilsmeier vertrat die Cursillo-Bewegung (Foto: Hubert Knoch)

Marlies Rüschoff war im Namen der Focolare Bewegung bei der Feier dabei (Foto: Hubert Knoch)

Marlies Rüschoff war im Namen der Focolare Bewegung bei der Feier dabei (Foto: Hubert Knoch)

Unter den Gästen waren auch Prälat Lorenz Kastenhofer, zuständiger Ordinariatsrat für die geistlichen Bewegungen und Diözesanpräses Pfr. Johann Eschbaumer (Foto: Hubert Knoch)

Unter den Gästen waren auch Prälat Lorenz Kastenhofer, zuständiger Ordinariatsrat für die geistlichen Bewegungen und Diözesanpräses Pfr. Johann Eschbaumer (Foto: Hubert Knoch)

Kapellchenfest in München-Solln

Anlass dieser Hl. Geist-Vesper war das alljährliche Kapellchenfest der Schönstatt-Bewegung in München, das in diesem Jahr einen besonderen Akzent bekam durch die Vorfeier des 50. Geburtstags der Schönstatt-Patres. Leider mussten sowohl die Messe wie die Vesper wegen des Regens im Saal stattfinden. Doch dichte Sitzordnung fördert dichtes Klima – auch diesmal. Hausrektor Pater Elmar Busse begrüßte die Gäste und die Mitglieder der Schönstattfamilie. Jugendpater Hans-Martin Samietz sprach in der Predigt über die Dankbarkeit gegenüber dem Leben, die Kunst, Vertrauen trotz Enttäuschungen und Rückschlägen zu wagen und den Mut, anderen Vertrauen zu schenken. Dadurch kann auch das Gottvertrauen wachsen.

Vortrag von Pater Locher über das Werden der „Neuen Gemeinschaft“

Höhepunkt des Tages war ein Vortrag des 79jährigen Paters Peter Locher, der zu den Gründungsmitgliedern der Schönstatt-Patres zählt und als junger Theologiestudent in München unweit des Heiligtums mit anderen Schönstatt-Begeisterten sich auf die Gründung der noch nicht existierenden „Neuen Gemeinschaft“ vorbereitet hatte. Ursprünglich hatte Pater Kentenich ja gehofft, dass seine Gemeinschaft, die Pallottiner, sich in aller Freiheit ganz auf die priesterliche Betreuung der Bewegung einlassen würden. Als aber dann das Heilige Offizium Pater Kentenich ins Exil schickte und beim Generalkapitel 1953 die Wahl der neuen Generalleitung so manipulierte, dass kein schönstattfreundlicher Vertreter in die neue Generalleitung kam, verhärteten sich die Fronten. Deshalb kam Pater Kentenich 1957 zu der Einsicht, dass eine neue Gemeinschaft gegründet werden müsse, die die priesterliche Betreuung der Bewegung als ihre Hauptaufgabe sehen würde. Das sprach sich in Schönstatt-Kreisen herum, und so fanden sich Theologiestudenten sowie die entlassenen Pallottinerfratres zusammen, um sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Gründungskrimi

Nicht umsonst war der Vortrag angekündigt worden als Gründungskrimi. Eine kleine Anekdote aus dieser spannenden Zeit: Der Kirchendiplomat und Priester Wilhelm Wissing war von Papst Paul VI. vom 12. Oktober 1964 bis 31. Mai 1966 zum „Apostolischen Administrator“ ernannt worden, um all die strittigen Fragen bezüglich Schönstatt zu klären. Der erste Erfolg war dann die rechtliche Selbständigwerdung der Schönstatt-Bewegung (und damit die Trennung von den Pallottinern), die der damalige Fuldaer Bischof Bolte den Schönstättern zu ihrem 50jährigen Jubiläum verkünden konnte. Wegen der zu gründenden Priestergemeinschaft verhandelte er mehrere Wochen in Rom. Die Statuten waren geklärt, aber es gab noch keinen Obern. Der zuständige Kardinal belehrte ihn: „Es gibt in Rom keine Gemeinschaft, die keinen Obern hat. Ein Oberer muss da sein, sonst kann ich dem Papst diese Gemeinschaft nicht vorschlagen.“ Als Wissing einen Augenblick ratlos dreinschaute, meinte der Kardinal: „Also schlage ich vor, dass Sie Oberer werden in dieser Gemeinschaft.“ Wissing entgegnete: „Ich gehöre gar nicht zu Schönstatt, auch nicht zu den Priestern, und ich habe auch nicht die Absicht beizutreten.“ Da sagte der Kardinal: „Dies ist im Augenblick egal. Entweder Sie sagen ja dazu oder ich schließe die Akte und werde dem Papst heute Nachmittag die Gründung nicht vorschlagen.“[i] So wurde Wissing der erste Generalobere der Schönstatt-Patres ohne selber ein Schönstatt-Pater zu sein.

Am 18. Juli 1965 konnte schließlich Bischof Bolte die Gemeinschaft kirchenrechtlich offiziell errichten. Alle Theologiestudenten in der „Warteschleife“ konnten daraufhin in diese neue Gemeinschaft eintreten. Auch die Pallottiner, die wegen Schönstatt in diese Gemeinschaft eingetreten waren, konnten übertreten. Heute arbeiten ca. 320 Schönstatt-Patres in 17 Ländern. 170 Studenten auf vier Kontinenten bereiten sich darauf vor, einmal als Schönstatt-Pater zu wirken. Am 30. August, zum Abschluss ihres in diesem Jahr stattfindenden Generalkapitels, werden die Patres in Vallendar-Schönstatt ihr Jubiläum feiern.

In der Erzdiözese München-Freising arbeiten zurzeit sechs Schönstatt-Patres. Europäische und indische Studenten, die an der Universität in München Theologie studieren und einmal Schönstatt-Pater werden wollen, leben ebenfalls im Münchner Schönstatt-Zentrum.



[i] Wilhelm Wissing, Gott tut nichts als fügen. Erinnerungen an ein Leben in bewegter Zeit. hrsgg.v. Karl R. Höller, Gründewald-Verlag Mainz 2001, S. 252.


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