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4. Mai 2015 | Deutschland | 

Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. - Gedenken an Jakob Koch, den Lebensretter Pater Kentenichs im KZ Dachau


Stolperstein für Jakob Koch in Zell an der Mosel (Foto: Koch)

Stolperstein für Jakob Koch in Zell an der Mosel (Foto: Koch)

Michaela Koch / Hbre. „Ohne Jakob Koch hätte Pater Kentenich sein Schönstattwerk nicht ausbauen können. Es wäre nicht das, was es jetzt ist“, sagte Generalrektor Msgr. Dr. Peter Wolf am 23. April 2015 bei der „Stolperstein“-Verlegung für Jakob Koch in Zell an der Mosel. Der Verband der Schönstattpriester hatte den Messing-Stein gespendet, der nun vor dem Haus in der Balduinstraße 26 in Zell an der Mosel in den Fußgängerweg eingearbeitet wurde.

Jakob Koch (Foto: Archiv)

Jakob Koch (Foto: Archiv)

KunstDenkmal STOLPERSTEINE

Mit dem KunstDenkmal STOLPERSTEINE möchte der Künstler Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit erinnern, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen, so kann man auf der Internetseite www.stolpersteine.eu lesen, liegen fast 50.000 STOLPERSTEINE in über 1.300 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.

Sicherheit für Pater Kentenich im Arbeitskommando Jakob Koch

Der neue STOLPERSTEIN in Zell an der Mosel erinnert daran, dass der politische Häftling und Kapo der Revierdesinfektion Jakob Koch seine Position dazu benutzt hat, Pater Kentenich sowie anderen Priestern und politischen Häftlingen das Leben zu retten, indem er sie versteckte oder ihnen ein Arbeitskommando gab.

Kranke und invalide Menschen Lagerhäftlinge ohne Kommando wurden seit 1941 auf Anordnung Himmlers selektiert und mit Invalidentransporten in die Vernichtungslager in Hartheim, Österreich, oder Bergen-Belsen verbracht. Pater Kentenich war am 24. Juni 1942 gesundheitlich geschwächt, als bekannt wurde, dass am gleichen Tag ein Invalidentransport stattfinden sollte. Ein Mittelsmann nahm Kontakt zu Jakob Koch auf, der sofort reagierte und Pater Kentenich in den Räumen seines Strohstopfkommandos versteckte, so dass er bei der Selektion nicht vorgeführt wurde. Einige Tage später nahm Koch ihn in sein Kommando auf und brachte ihn damit dauerhaft in Sicherheit.

Nachfahren des Lebensretters mit Dr. Peter Wolf und den Marienschwestern Edelborg und Ulrika (Foto: Glass)

Nachfahren des Lebensretters mit Dr. Peter Wolf und den Marienschwestern Edelborg und Ulrika (Foto: Glass)

Familienmitglieder und Dr. Wolf im Weinberg beim Besuch der Schutzhütte mit Gnadenbild (Foto: Koch)

Familienmitglieder und Dr. Wolf im Weinberg beim Besuch der Schutzhütte mit Gnadenbild (Foto: Koch)

In seinem Kommando stellte Koch Pater Kentenich von der Arbeit frei. Kentenich gründete von hier aus die Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder, das Schönstatt-Familienwerk und die sogenannte Schönstätter Internationale. Außerdem verfasst er die Gebetssammlung „Himmelwärts“ und weitere Werke schönstättischer Spiritualität. Auch Karl Leisner, als einziger in einem KZ zum Priester geweiht, lernte Jakob Koch in Dachau kennen. Der seliggesprochene Schönstattpriester betete für ihn auf dem Sterbebett.

Jakob Mathias Koch, der am 24. Februar 1900 in Zell an der Mosel geboren worden war, wurde 1939 vom Nazi-Regime als politischer Häftling in „Schutzhaft“ genommen und kam über das KZ Sachsenhausen 1940 ins Konzentrationslager Dachau. Als Kapo des Strohstopfkommandos ab 1941 und als Oberkapo der Revierdesinfektion II ab 1944 blieb er im organisierten Widerstand aktiv. Kurz vor der Befreiung des Lagers kam er, wie auf dem Stolperstein zu lesen ist, am 28. Februar 1945 in Dachau durch eine Erkrankung an Flecktyphus ums Leben.

Verwurzelung in universellen christlichen Werten ist wichtig

Im Anschluss an die Verlegung des Stolpersteins war Zeit für einen Besuch der Schutzhütte mit Gnadenbild im Weinberg zum „Gedenken an Menschen hinter Stacheldraht“. Diese Hütte war 1964 nach einer Cambrai-Wallfahrt von Zellern und dem Neffen Jakob Kochs errichtet worden. An diesem Ort wirkt der tiefe Glaube der politischen Gegner des Naziregimes im Priesterblock und in der Revierdesinfektion von Dachau noch in die Gegenwart hinein.

Der katholische Widerstand in der Nazizeit zeigt, dass eine tiefe Verwurzelung in den universellen christlichen Werten auch heute noch wichtig ist. Sie macht Mut, gegen Unmenschlichkeiten im privaten Umfeld oder in anderen Gegenden der Welt vorzugehen. Ganz im Sinne der Worte von Papst Franziskus.

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