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17. April 2015 | International | 

„Weißer Sonntag“ im schwarzen Afrika


Osternachtsfeier in Bujumbura, Burundi (Foto: Wolf)

Osternachtsfeier in Bujumbura, Burundi (Foto: Wolf)

Hbre. In der Osternacht 2015, die er zusammen mit Abbé Gilbert, dem Pfarrer einer der großen Pfarreien in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, feiern konnte, sei ihm aufgegangen, was „Weißer Sonntag“ ist, schreibt Mons. Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester, zu dem auch Abbé Gilbert in Bujumbura gehört. Lesen Sie im Anschluss den Bericht von Mons. Dr. Peter Wolf, in dem er von der Osternachtsfeier 2015 bei einem Mitbruder in Afrika erzählt.

172 Jugendliche und junge Erwachsene und 65 Kinder empfangen das Sakrament der Taufe

Dr. Peter Wolf. Zur Osternacht dieses Jahres bin ich bei einem Mitbruder von Burundi eingeladen, der Pfarrer in einer der großen Pfarreien der Hauptstadt Bujumbura ist. Abbé Gilbert holt mich am Flugplatz ab, wo ich gegen 14 Uhr lande. Um 16.00 Uhr soll die Feier der Osternacht beginnen. Als wir zum Kirchplatz kommen, sind schon viele Jugendliche in weißen Gewändern unterwegs. Ich vermute zuerst, es seien seine Ministranten. Doch der Pfarrer wehrt ab: „Nein, das sind unsere Täuflinge in der Osternacht. Wir werden heute Nacht 172 Jugendliche und junge Erwachsene taufen und morgen noch einmal 65 Kinder“, erklärt mir mein Mitbruder, der das zweite Jahr hier als Pfarrer wirkt.

Entzündung der Osterkerze an einem Feuer aus Palmenzweigen  (Foto: Wolf)

Entzündung der Osterkerze an einem Feuer aus Palmenzweigen (Foto: Wolf)

Großes Gedränge bei der Kindertaufe (Foto: Wolf)

Großes Gedränge bei der Kindertaufe (Foto: Wolf)

Mons. Dr. Peter Wolf mit Mitbrüdern nach der Feier des Kontraktes mit der Gemeinschaft (Foto: Wolf)

Mons. Dr. Peter Wolf mit Mitbrüdern nach der Feier des Kontraktes mit der Gemeinschaft (Foto: Wolf)

Eine gute Stunde später ziehen wir mit wohl 40 Ministranten zum Osterfeuer auf den Kirchplatz. Ein heftiger Wind bläst in das große Feuer und wir haben Mühe, bis die Osterkerze brennt. Als Abbé Gilbert mit der Osterkerze in die Kirche einzieht, sehe ich, dass alle Bänke im Mittelschiff der großen Kirche abwechselnd entweder weiß oder ganz farbig besetzt sind. Die Paten sind jeweils hinter den weißgekleideten Katechumenen, die sich seit September auf diesen Abend vorbereitet haben.

Dann folgt die Liturgie der Osternacht mit dem herrlichen Exultet in der vertrauten Melodie, doch heute für mich ohne ein verstehbares Wort. Es folgen sechs Lesungen und immer wieder lange Gesänge von zwei großen Chören, die sich abwechseln und mit denen die Leute offensichtlich gern singen. Nach einer langen Predigt, die mir ein jüngerer Kaplan in gutes Englisch übersetzt, folgen die Weihe des Taufwassers, die Befragung der Katechumenen und dann die Taufe.

Wir sind fünf Priester. Jeder bekommt eine große Flasche (alte Messweinflaschen) mit neuem Taufwasser und tauft die jungen Leute, die sich in eine lange Reihe um den Altar und auf beiden Seiten des Mittelganges aufgestellt haben. Jedem Priester geht ein Katechet voraus und nennt jeweils den Namen des Täuflings. Mit leuchtenden Augen und offensichtlicher Freude erwarten sie, dass ich ihnen das neugeweihte Taufwasser auf die krausen Haare schütte. Dabei sind manche unter ihnen größer als ich und ich habe alle Mühe, das Wasser auf ihr Haupt zu schütten.

Danach erklärt der Pfarrer vom Ambo aus die Bedeutung des Chrisams und wir gehen erneut die langen weißen Reihen entlang, um jedem der Neugetauften ein Kreuz aus Öl auf die schwarze Stirn zu zeichnen. Dann folgt der Ritus der Übergabe des weißen Taufkleides. Jeder Täuf­ling, obgleich sie alle bereits weiß gekleidet sind, bekommt für einen Augenblick ein weißes Tuch um die Schultern gelegt.

Danach feiern wir die österliche Eucharistiefeier, in der die Neugetauften erstmals die Heilige Kommunion empfangen. Danach will das Singen und Tanzen kein Ende mehr nehmen. Neben vielen wunderschönen, mehrstimmigen Liedern aus ihrem Land in Kirundi und Kisuaheli singt einer der beiden Chöre auch mit Begeisterung das Halleluja aus Händels Messias.

Zum Glück habe ich ein kleines Geschenk dabei. Es waren Kreuzchen aus Rom, Nachbildungungen des metallenen Brustkreuzes von Papst Franziskus: ein großes für den Pfarrer und ein kleines für alle Neugetauften. Der Gottesdienst endet nach über vier Stunden in großer Freude und im gegenseitigen Ostergruß: PASIKA NZIZA (österlicher Friede). In dieser Nacht ist mir auf gegangen, was „Weißer Sonntag“ ist


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