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9. März 2015 | Rund ums Urheiligtum | 

Segne auch, Höchster, meine Feinde - Gedenkgottesdienst an Karl Leisner in Schönstatt


Gedenkgottesdienst für Karl Leisner in Schönstatt (Foto: Brehm)

Gedenkgottesdienst für Karl Leisner in Schönstatt (Foto: Brehm)

Hbre. „In einer Welt, die so unfriedlich ist, da ist Karl Leisners Wort, ‚Segne auch, Höchster, meine Feinde‘, das auf der neuen Karl Leisner Briefmarke zu lesen ist, fast eine Provokation.“ Das betonte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg i.Br. bei der Eröffnung eines Gedenkgottesdienstes für den Seligen, der anlässlich dessen 100. Geburtstages (28.2.) und seines 100. Tauftages (3.3.), der am Abend des 4. März in der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, Vallendar, gefeiert wurde. Karl Leisners Wort mache deutlich, dass ein Weg der Versöhnung möglich sei, wenn Feinde bereit seien, sich auf einen Weg des Miteinanders zu begeben.

Erzbischof em. Robert Zollitsch, Freiburg, war Hauptzelebrant des Gottesdienstes in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Erzbischof em. Robert Zollitsch, Freiburg, war Hauptzelebrant des Gottesdienstes in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Priester aus den vier Priestergemeinschaften Schönstatts waren mit am Altar (Foto: Brehm)

Priester aus den vier Priestergemeinschaften Schönstatts waren mit am Altar (Foto: Brehm)

Gemeinsam mit Zollitsch konzelebrierten 30 Priester und Patres der vier schönstättischen Priestergemeinschaften. Die größte Gruppe unter ihnen ist die internationale Leitungskonferenz des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester, die derzeit u.a. auch mit Blick auf den im kommenden Jahr stattfindenden Generalkongress der Gemeinschaft im Priesterhaus Moriah zur Tagung versammelt ist. In der Gottesdienstgemeinde waren zusätzlich zu den am Ort lebenden Mitgliedern der verschiedenen Schönstatt-Gemeinschaften und interessierten Personen aus der Umgebung Schönstatts auch eine Gruppe von Marienschwestern, die zur „Oberinnen-Schulung“ der deutschsprachigen Provinzen der Schönstätter Marienschwestern versammelt waren.

Von leidenschaftlicher Christusliebe erfasst

Das Bild von Karl Leisner, das der emeritierte Freiburger Erzbischof in seiner Predigt zeichnete, stellte Leisner einerseits als eine selbstbewusste, glaubensstarke und von einer leidenschaftlichen Christusliebe erfasste Persönlichkeit dar, die sich den Herausforderungen ihrer Zeit stellte und sich „als Kämpfer für Gott und seine Sache“ gerufen wusste. Andererseits wurde in den Ausführungen Zollitschs auch deutlich, wie sehr Karl Leisner auch um seine Berufung zum Priestertum ringen musste. „Karl hat ganz klar den Priesterberuf vor Augen“, so Zollitsch. „Aber er entdeckt mehr und mehr, was es heißt, als Mann in Liebe mit einer Frau verbunden zu sein und eine Familie zu haben. Er ist hin- und hergerissen zwischen zwei faszinierenden Idealen.“ In einem harten und fast zermürbenden „Entscheidungskampf“ sei Karl Leisner Jesus Christus „kräftig entgegen gewachsen“ und habe deshalb im Februar 1939, vor seiner Diakonenweihe, in seinem Tagebuch notieren können: „Einst schrieb ich in jugendlichem Idealismus: Christus, meine Leidenschaft. Heute schreibe ich — schrecklich ernüchtert, aber geklärt: Jesus Christus, meine Liebe, mein Ein und Alles. Dir gehöre ich ganz und ungeteilt! So sei es!“

In seiner Predigt wies Erzbischof Zollitsch u.a. darauf hin, dass Karl Leisners Lebensweg entscheidend von der Berührung mit der Schönstatt-Spiritualität mitgeprägt wurde (Foto: Brehm)

In seiner Predigt wies Erzbischof Zollitsch u.a. darauf hin, dass Karl Leisners Lebensweg entscheidend von der Berührung mit der Schönstatt-Spiritualität mitgeprägt wurde (Foto: Brehm)

Zollitsch: "Ich bin überzeugt, im Leben und Ringen Karl Leisners, in seinem Kämpfen und seiner Hingabe als Ganzopfer ist uns ein faszinierender Seliger geschenkt, ja in seiner Person ein Schatz, den es zu heben gilt" (Foto: Brehm)

Zollitsch: "Ich bin überzeugt, im Leben und Ringen Karl Leisners, in seinem Kämpfen und seiner Hingabe als Ganzopfer ist uns ein faszinierender Seliger geschenkt, ja in seiner Person ein Schatz, den es zu heben gilt." (Foto: Brehm)

Gott tiefer finden durch Schönstatt

Dass Leisners Lebensweg eng mit Schönstatt verbunden war, zeigen Aufzeichnungen aus seinem Tagebuch. Angeregt durch eine Tagung für Gymnasiasten in Schönstatt 1933 formuliert er sein persönliches Lebensideal: „Christus – Du bist meine Leidenschaft“. Und er entscheidet sich, eine geistliche Tagesordnung zu führen, so wie es bei den Exerzitien, an denen er im Anschluss an die Tagung in Schönstatt teilnahm, vorgeschlagen wurde. “Das leitet ihn“ so Erzbischof Zollitsch, „und so kann er zwei Jahre später im Rückblick diese Exerzitien als seine Wende zum ‚Apostolat der Jugend‘ bezeichnen.“ In der Rückschau auf sein Ringen um seine Berufung zum Priestertum wird ihm, der von Jugend an eine selbstverständliche Marienliebe hatte, selbst deutlich, wie er von der Gottesmutter geführt wurde und welche Kraftquelle das Heiligtum in Schönstatt für ihn bedeutete. In seinem Tagebuch notiert er am 31. Dezember 1937: „Nie vergess‘ ich die Tage von Schönstatt, wo zu Füßen der Gottesmutter der große Kampf um Liebe und Beruf begann. Das war gewaltig.“ Und am 5. April 1938 ergänzt er: „Ja, es ist so: immer wieder hat sich die liebe Gottesmutter, die gütige heilige Jungfrau, ihrer Schönstätter als Werkzeug bedient, um mich zu führen zu meinem einzig wahren Selbst, zum höchsten persönlichen Ideal, das da in meinem Herzen brennt: Priester Jesu Christi, ihres Sohnes zu werden.“ Gemeinsam mit seiner Schönstattgruppe vollzieht er eine Weihe an Maria, in der er im Sinne eines Blankoschecks sein Leben der Gottesmutter und Gott ganz zur Verfügung stellte. Erzbischof Zollitsch: „Für ihn stand auch in der Hölle von Dachau außer Frage: ‚Beim Blankoscheck bleibt's‘“.

Sieger in Ketten

Karl erlebt die Hölle von Dachau. Auch wenn der Alltag noch so demütigend und schmerzhaft ist, für ihn stand außer Frage: „Die Zeit verlangt dich! Es geht um das letzte Geheimnis in dir. Und das ruft dich zum Ganzopfer für die anderen, für dein deutsches Volk.“ Die Schönstatt-Priestergruppe, der er in Dachau angehört, gestaltet ihm sein Primizbild: die mit Ketten gefesselten Hände, die sich nach oben öffnen zur Krone: Sieger in Ketten. Die Gewissheit des letzten Sieges, des Ostersieges konnte ihm keiner nehmen. Das, was ihm sein Gruppenführer, der spätere Bischof von Münster, Heinrich Tenhumberg, in der Osternacht 1939 ins Tagebuch schrieb, wird Wirklichkeit „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, ist es aber gestorben, so bringt es viele Frucht!“ Erzbischof Zollitsch: „Und Karl war so gereift, dass er auf seinem Sterbebett beten konnte: ‚Segne auch, Höchster, meine Feinde!‘.“

Den Schatz heben

Ob sich die Schönstattfamilie des Geschenkes, das Gott ihr mit Karl Leisner gemacht habe, und seiner prophetischen Botschaft genügend bewusst sei, fragte Erzbischof Robert Zollitsch am Ende der Predigt. „Er ist der Erste aus unserer weltweiten Schönstattfamilie, der uns als Seliger vor Augen gestellt wurde. Papst Johannes Paul II. reiht ihn bei seinem ersten Besuch in Deutschland für die Priester und Priesterkandidaten beim Treffen in Fulda unter die priesterlichen Vorbilder ein. In Straßburg stellt er ihn 1988 als Vorbild für die europäische Jugend vor. René Lejeune widmet seine Biografie über Karl Leisner ‚Der Jugend Europas, allen Jugendlichen der ganzen Welt, (und) den Priestern, die aus ihrer Mitte hervorgehen.‘ Ich bin überzeugt, im Leben und Ringen Karl Leisners, in seinem Kämpfen und seiner Hingabe als Ganzopfer ist uns ein faszinierender Seliger geschenkt, ja in seiner Person ein Schatz, den es zu heben gilt: Für die Jugend, für die Priester, für unsere weltweite Familie. Danken wir Gott für Karl Leisner, lassen wir uns von seinem Feuer entzünden!“

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