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30. Januar 2015 | Deutschland | 

Unser Traum hat noch höhere Ziele - Ein Projekt der Schönstattbewegung für Frauen nach Trennung oder Scheidung (FTS)


Frauen nach Trennung oder Scheidung sind gemeinsam unterwegs (Foto: FTS)

Frauen nach Trennung oder Scheidung  gemeinsam unterwegs (Foto: FTS)

Hbre. Getraut, getrennt, geschieden – und dann? Die Fragen und Unsicherheiten, die eine Trennung begleiten, brauchen eine Antwort, brauchen einen Menschen, der versteht. „Frauen nach Trennung oder Scheidung“ bieten in Tages- und Wochenendveranstaltungen Hilfe und Orientierung an. Ein Team von Frauen, die selbst geschieden sind und die Schwierigkeiten des Alleinerziehens aus eigener Erfahrung kennen, bereiten die Veranstaltungen vor. Luise Wolking, Mitinitiatorin des Kreises für Frauen nach Trennung oder Scheidung, spricht im Gespräch mit schoenstatt.de über ihre Erfahrungen in diesem Projekt.

Was hat sie inspiriert, Alleinerziehenden Frauen Hilfe anzubieten?

„Mit dem Ohr am Herzen Gottes, mit der Hand am Pulsschlag der Zeit!“ Dieses Wort von Pater Josef Kentenich ist eine Beschreibung dessen, was wir im Kreis der Frauen nach Trennung und Scheidung tun. Die Trennungs- und Scheidungsrate steigt weltweit an. Es ist nicht ein örtlich begrenztes Problem, sondern ein Problem in vielen Ländern. Es betrifft nicht nur die geschiedenen Partner, es trifft die Kinder und die Angehörigen, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen. Eine Trennung schlägt Wellen in alle Bereiche des Lebens. Es ist keine Frage von Einkommen, Bildung und Vermögen! Trennung und Scheidung durchzieht alle Schichten unserer Gesellschaft.

Louise Wolking (Foto: FTS)

Louise Wolking (Foto: FTS)

Von dieser Not sprechen wir im Team für Frauen nach Trennung oder Scheidung nicht aus der Theorie. Wir haben diese Situation selbst erfahren und gestalten unser Leben als geschiedene Frauen. Wir sehen unsere Berufung darin, Frauen in dieser schweren Situation beizustehen.

Wie geschieht Hilfestellung? Wie gehen Sie das an?

Zurzeit besteht unser Team aus vier Frauen nach Trennung und Scheidung und einer Marienschwester. Gemeinsam planen wir Veranstaltungen und führen sie durch, nach Bedarf mit Kinderbetreuung. Viele persönliche Fragen der Frauen werden in Einzelgesprächen geklärt. Dass wir selbst Betroffene sind, schafft ein Gefühl von Solidarität mit den Frauen. Thematisch geht es darum, die Trennung zu verarbeiten und sich selbst und den eigenen Wert wieder zu finden.

Außerdem begleiten wir die Frauen und Kinder durch ganz konkrete Hilfe. Viele der Frauen beenden ihre Beziehung ohne das zu haben, was sie zum Leben brauchen. Wir helfen zum Beispiel bei der Suche nach einer Wohnung, nach Möbeln, Hausrat und Kleidung. Wir begleiten bei Behördengängen und manchmal auch zu klärenden Gesprächen mit dem Ehemann. Wir versuchen mit den Frauen für ihre kleine Familie so viel Normalität zu schaffen, wie möglich ist. Wenn Gefahr von Übergriffen seitens des Ehemannes besteht, schauen wir mit, dass die Frauen geschützt wohnen können.

So erleben Frauen und Kinder, dass es etwas gibt im Leben, was sie so vorher nicht kennengelernt haben. Sie erleben ein Geben ohne die Erwartungshaltung einer Gegenleistung. Pater Kentenich sagte 1930 in der industriepädagogischen Tagung zur sozialen Frage: „Wo die Magenfrage nicht genügend gelöst ist, da fehlt das naturgemäße Organ für die Aufnahme des Saatkornes, des Wortes Gottes, für die Aufnahme der übernatürlichen Werte!“ Wir gehen, wo das notwendig ist, der offensichtlichen materiellen Not nach. Weitere Schritte folgen.

Können Sie einige Beispiele geben?

Da lebt z.B. eine Frau mit ihren Kindern mehr als spartanisch. Sie kann lediglich das Notwendigste kaufen. Wegen der Kinder arbeitet sie „nur“ halbtags. Wir können mit Kleiderspenden helfen. Als dann eine große Tüte mit Süßigkeiten folgt, sind die Kinder davon überzeugt, dass das ein Wunder ist und direkt vom lieben Gott kommt.

Eine andere Frau hatte durch die zweite Trennung den Glauben und ihren Mut verloren. Sie war an Krebs erkrankt. Finanziell war sie abgesichert. Doch wirklich helfen konnte ihr das aus ihrer Misere nicht. Sie sagt heute: Die Unterstützung tut mir so gut! Ich wache morgens auf und bin einfach nur dankbar. Das sage ich dann auch dem lieben Gott. Ich kann wieder beten.

Hilfreich und wichtig für Frauen nach Trennung und Scheidung ist der gegenseitige Austausch (Foto: FTS)

Hilfreich und wichtig für Frauen nach Trennung und Scheidung ist der gegenseitige Austausch (Foto: FTS)

Oft entsteht der Eindruck, dass eine Trennung schnell vollzogen ist. Wie erleben Sie das?

Eine Trennung vom Ehepartner geht nicht ohne seelische Verletzung. Niemand heiratet, um sich zu trennen. Man kann eine Ehe beenden, ohne das Notwendigste zum Leben zu haben, nicht aber ohne seelische Wunden! Frauen, die den Schritt der Trennung tun, sind oft am Ende ihrer Kraft. Der Zusammenbruch ist das, was dem Auszug folgt. Ihren Wert und ihre Würde wieder zu entdecken, hilft ihnen, neu zu beginnen.

Was ist für Sie der wichtigste Schritt in der Begleitung dieser Frauen?

Hand in Hand mit der unbürokratischen konkreten Hilfe, lernen die Frauen auf ihre seelischen Wunden zu schauen. Sie entwickeln eine Sensibilität für ihren Wert und ihre Würde. Wir leiten an, die schönen Dinge als Zeichen der Liebe Gottes zu verstehen und sie aufzuschreiben. Nach und nach verändert sich dadurch die Sichtweise. Was schwer ist, bleibt schwer. Aber es wird leichter durch das Mittragen von anderen. Und das Schwere lässt sich eher verkraften, wenn gleichzeitig der Blick gestärkt wird für das Schöne.

Und das Durchsichtig-Machen des eigenen Lebens auf die Liebe Gottes hin, bringt vielfach eine Wende. Ich habe das selbst an mir erlebt und kann bestätigen: Es ist ein Segen, auf die Führung Gottes zu schauen, auch wenn manches Erlebte schmerzlich bleibt.

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