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26. Dezember 2014 | Kirche | 

„Karl Leisner ist uns eine Inspiration“ - 70. Jahrestag der Priesterweihe und Primiz Karl Leisners im KZ Dachau


Primiz im KZ Dachau am 26.12.1944 Karl Leisner (Foto: Archiv IKLK)

Primiz im KZ Dachau am 26.12.1944 Karl Leisner (Foto: Archiv IKLK)

Kardinal Reinhard Marx hat den Lebens- und Leidensweg des vor 70 Jahren im Konzentrationslager Dachau zum Priester geweihten Seligen Karl Leisner als beispielhaft gewürdigt. „Karl Leisner ist uns eine Inspiration“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Mittwochabend, 17. Dezember, bei einer Heiligen Messe zum Gedenken an den Geistlichen. „Es gab Männer, die angesichts brutalster Gewalt nicht verstummt sind. Im Gegenteil, sie machten als Zeichen des Protests klar: Ihr Schergen, ihr werdet besiegt werden“, erklärte der Kardinal in seiner Predigt in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Dachau.

(1.Reihe von links): Bischof Felix Genn, Kardinal Reinhard Marx im Messgewand Karl Leisners und Erzbischof Hippolyte Simon (Foto: Kiderle)

(1.Reihe von links): Bischof Felix Genn, Kardinal Reinhard Marx im Messgewand Karl Leisners und Erzbischof Hippolyte Simon (Foto: Kiderle)

Kardinal Reinhard Marx mit dem im KZ heimlich gefertigten Bischofsstab des Bischofs von Clermont, Gabriel Piguet (Foto: Kiderle)

Kardinal Reinhard Marx mit dem im KZ heimlich gefertigten Bischofsstab des Bischofs von Clermont, Gabriel Piguet (Foto: Kiderle)

Ideal: „Sieger in Fesseln“

Marx erinnerte daran, dass die geistliche Gemeinschaft der in Dachau inhaftierten zur Schönstatt-Bewegung zählenden Kleriker, zu der Leisner gehörte, sich „Victor in vinculis“, „Sieger in Fesseln“, genannt habe: „Es war ein Zusammenwirken vieler und ein starkes Glaubensbekenntnis, dass der, der kommen wird, der Sieger ist, auch wenn er in Ketten gelegt und ans Kreuz genagelt wurde. Das verpflichtet uns weiter.“

Leidenschaft entfalten und nicht laue Christen sein

Der aus dem Bistum Münster stammende Leisner habe, bereits todkrank und aus seinem großen Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit gerissen, in der Lagerhaft an seinem Ziel festgehalten: „Er wollte weiter Priester werden, obwohl ihm klar war, dass er im Irdischen keine Zukunft haben würde“, so Marx: „Warum dann dieser ganze Aufwand, warum dann die Priesterweihe?“ Leisner habe aus Leidenschaft für „das größte Geschenk, das der Priester bringen kann“, gehandelt: „Die Messe lesen, feiern, predigen, sie leben.“ Nach seiner Weihe durch den ebenfalls im KZ Dachau inhaftierten Bischof von Clermont, Gabriel Piguet, hatte Leisner nur ein einziges Mal in seinem Leben die Messe zelebriert, – genau heute vor 70 Jahren – am 26. Dezember 1944. „Er hat damit gezeigt, was wichtig ist“, sagte Marx: „Es geht darum, eine Leidenschaft zu entfalten und nicht laue Christen zu sein. Bitten wir den Herrn darum, dass uns der Blick auf Karl Leisner, auf sein Zeugnis, das kurz, aber stark war, aufhilft, den Glauben heute zu leben.“ Bei der Eucharistiefeier trug Marx den im KZ Dachau gefertigten Bischofsstab von Gabriel Piguet sowie das ebenfalls im Lager genähte Messgewand Leisners.

Statio am Block 26 in der KZ-Gedenkstätte (Foto: Marc-Alexis Roquejoffre)

Statio am Block 26 in der KZ-Gedenkstätte (Foto: Marc-Alexis Roquejoffre)

Bei Gedenkfeier, Messe und dem sich anschließenden Empfang waren auch etliche Schönstätter dabei (Foto: privat)

Bei Gedenkfeier, Messe und dem sich anschließenden Empfang waren auch etliche Schönstätter dabei (Foto: privat)

Gedenkfeier in KZ-Gedenkstätte

An die einzige Priesterweihe in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager überhaupt hatte vor der abendlichen Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Heilig Kreuz, Dachau, am Nachmittag des17. Dezembers,eine Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau erinnert. Neben Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, nahmen auch Hippolyte Simon, Erzbischof von Clermont, und Felix Genn, Bischof von Münster und Protektor des Internationalen Karl-Leisner-Kreises, teil.

Die Gedenkfeier hatte im Karmel Heilig Blut, der direkt an das Gelände der KZ-Gedenkstätte angrenzt, mit einem Stundengebet begonnen. Bei einer anschließenden Andacht in der Todesangst-Christi-Kapelle der KZ-Gedenkstätte wurden Texte von Karl Leisner und Bischof Gabriel Piguet gelesen. Eine Kerze mit Leisners Primizspruch, die bei der Andacht entzündet wurde fand anschließend ihren Platz bei einer Statio am Block 26, in dem Leisner vor 70 Jahren zum Priester geweiht worden war und wo er am 26. Dezember 1944 auch seine erste und einzige Heilige Messe feierte. Am Internationalen Mahnmal der KZ-Gedenkstätte wurde schließlich aller Opfer der Nationalsozialisten, die im KZ Dachau inhaftiert gewesen waren, gedacht.

Primizfoto: Karl Leisner (Foto: Archiv IKLK)

Primizfoto: Karl Leisner (Foto: Archiv IKLK)

Karl Leisner

Karl Leisner, geboren am 28. Februar 1915 in Rees am Niederrhein, war bereits Diakon, als er 1939 wegen einer kritischen Äußerung über die Nationalsozialisten verhaftet und 1940 ins KZ Sachsenhausen, dann ins KZ Dachau gebracht wurde. 1942 brach unter den Entbehrungen im KZ Leisners Lungenerkrankung wieder aus, 1944 war er bereits schwer krank. Josefa Mack, eine 20-jährige Schwesternschülerin und Postulantin bei den Armen Schulschwestern, besuchte am 7. Dezember 1944 den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael Faulhaber, der ihr die Heiligen Öle und weitere Gegenstände für die Weihe übergab. Über einen inhaftierten Priester, der in einem Laden des KZ Produkte aus dessen Kräutergarten verkaufen musste, brachte Mack die Utensilien in das KZ. Andere Häftlinge hatten in den Handwerksbetrieben, in denen sie arbeiten mussten, Stab, Ring und Mitra für Bischof Piguet hergestellt.

In der Kapelle in Block 26 wurde Leisner am 17. Dezember 1944 schließlich geweiht, am 26. Dezember 1944 feierte er dort seine Primiz, seine erste Heilige Messe, die seine einzige bleiben sollte. Nach der Befreiung des KZ Dachau wurde Leisner 1945 in das Lungensanatorium der Barmherzigen Schwestern bei Planegg gebracht, wo er am 12. August 1945 starb. Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 23. Juni 1996 in Berlin selig.

Unter Verwendung von Pressemitteilungen des Erzbistums München und Freising vom 11. Und 18. Dezember 2014
 

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