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21. November 2014 | Deutschland | 

Eine pilgernde Kirche voller Dynamik


Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch beim Akademieabend in Würzburg (Foto: Markus Hauck, POW)

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch beim Akademieabend in Würzburg (Foto: Markus Hauck, POW)

POW. Die Kirche darf nie stehen bleiben, sondern bedarf stets des Aufbruchs und der Erneuerung. Das hat Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz betont. Am Mittwoch, 19. November, sprach er aus Anlass des 100. Jubiläums der Schönstattbewegung bei einem Akademieabend zum Thema „Vision und Aufbruch – Kirche auf dem Weg in die Zukunft“. Die Veranstaltung, zu der Katholische Akademie Domschule und Schönstatt-Bewegung im Bistum Würzburg eingeladen hatten, fand im Kolping-Center Mainfranken statt.

Über den Gastredner Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch (zweiter von rechts) freuten sich (von links): Oberstudienrat Achim Wenzel, Präses der Schönstattbewegung im Bistum Würzburg, Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Dr. Rainer Dvorak, Direktor der Katholischen Akademie Domschule Würzburg (Foto: Markus Hauck, POW) (Foto: AUTOR)

Über den Gastredner Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch (zweiter von rechts) freuten sich (von links): Oberstudienrat Achim Wenzel, Präses der Schönstattbewegung im Bistum Würzburg, Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Dr. Rainer Dvorak, Direktor der Katholischen Akademie Domschule Würzburg (Foto: Markus Hauck, POW)

"Wo der Bund Gottes mit uns Menschen, das Liebesbündnis untereinander, zum tragenden Fundament wird, bauen wir an einer Kirche, in der nicht Gesetze und Vorschriften, nicht Gebote und Kontrolle das Leben bestimmen, sondern Gemeinsinn und Solidarität“, sagte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch (Foto: Markus Hauck, POW)

"Wo der Bund Gottes mit uns Menschen, das Liebesbündnis untereinander, zum tragenden Fundament wird, bauen wir an einer Kirche, in der nicht Gesetze und Vorschriften, nicht Gebote und Kontrolle das Leben bestimmen, sondern Gemeinsinn und Solidarität“, sagte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch (Foto: Markus Hauck, POW)

„Demütig Zeugnis geben und sich wie Jesus bei Zachäus selbst einladen“

Wiederholt zog Erzbischof Zollitsch, der selbst Mitglied der Schönstatt-Bewegung ist, Parallelen zwischen den Zielen und Visionen von Zweitem Vatikanischen Konzil, Papst Franziskus und Schönstatt. Sie alle strebten nach einer Kirche, „die voller Dynamik aufbricht und pilgert; eine lebendige Gemeinschaft des Glaubens, ergriffen von Gott und in gleicher Weise sensibel für das Fragen und Suchen der Menschen. Eine Kirche, die sich nicht aufdrängt, sondern demütig Zeugnis gibt und dabei zugleich den Mut hat, sich wie Jesus bei Zachäus selbst einzuladen, um das Evangelium zu bringen.“ Dieser Weg sei schwerer, als Gemeinschaften zu organisieren und Strukturen zu schaffen, sagte Erzbischof Zollitsch.

Orientierung an Maria, „der Mutter der Kirche und Frau des Aufbruchs“

Da die Kirche immer zugleich eine Gemeinschaft von Heiligen und Sündern sei, verlange das eine immer neue Vergewisserung auf das Ziel, Barmherzigkeit und langen Atem im Vertrauen auf den Heiligen Geist. Schönstatt als Apostolische Bewegung habe sich von Anfang an orientiert an Maria, „der Mutter der Kirche und Frau des Aufbruchs“. Sie stehe für Dynamik und den Weg zu den Menschen, aber auch für eine Kirche, die vom Heiligen Geist getragen ist und sich von ihm führen lässt. „Wer sich von Gott führen lassen will, braucht eine hohe geistliche Sensibilität, um nicht den eigenen Vogel mit dem Heiligen Geist zu verwechseln“, betonte der Erzbischof. Es sei für viele überraschend, wenn Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ wiederholt von Zärtlichkeit spreche, die nach dessen Worten zum marianischen Stil bei der missionarischen Tätigkeit der Kirche gehöre. „Denn jedes Mal, wenn wir auf Maria schauen, glauben wir wieder an das Revolutionäre der Zärtlichkeit und Liebe“, zitierte Erzbischof Zollitsch den Papst.

Wie der Erzbischof weiter ausführte, vermisse der Papst das Mütterliche in der Kirche etwas. „Ein Amt, das da ist, um zu dienen, darf nicht Macht kumulieren und zentrieren. Als Dienstamt lebt es davon, Vertrauen zu schenken, statt zu überwachen und zu kontrollieren.“ In diese Richtung sei auch die weltweite Befragung vor der jüngsten Bischofssynode in Rom zu verstehen, und auch der von Zollitsch initiierte Dialogprozess in Deutschland teile dieses Anliegen. „Im Hören aufeinander entdecken und beleben wir neu die communionale und kollegiale, die synodale und partizipative Dimension unserer Kirche.“

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann (rechts) begrüßte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch im Kolping-Center Mainfranken (Foto: Markus Hauck, POW)

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann (rechts) begrüßte Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch im Kolping-Center Mainfranken (Foto: Markus Hauck, POW)

Bund Gottes ist Fundament von Gemeinsinn und Solidarität

Schönstatt habe den Bündnisgedanken umgesetzt, ehe ihn das Zweite Vatikanische Konzil und später die außerordentliche Bischofssynode von 1985 unter dem Stichwort Communio in den Blick genommen hätten. „Wo der Bund Gottes mit uns Menschen, das Liebesbündnis untereinander, zum tragenden Fundament wird, bauen wir an einer Kirche, in der nicht Gesetze und Vorschriften, nicht Gebote und Kontrolle das Leben bestimmen, sondern Gemeinsinn und Solidarität“, sagte der Erzbischof. Papst Franziskus betone in seinem Apostolischen Schreiben, es entstehe ein Missverhältnis, „wenn mehr vom Gesetz als von der Gnade gesprochen wird“.

Eine Kirche, die sich von Gottes Bund getragen wisse, löse sich vom äußerlichen Nebeneinander, habe schon Schönstattgründer Pater Josef Kentenich festgestellt. „Deshalb träume ich von einer neuen Bündniskultur. Solch ein Netzwerk will die vielfältigen Gaben der einzelnen, will Gruppen, Kreise, geprägte Orte, Biotope des Glaubens, Verbände, Gemeinschaften und Gemeinden miteinander verbinden und in Austausch bringen, damit sie den Glauben teilen und einander beschenken und tragen“, erklärte Erzbischof Zollitsch. Den kirchlichen Bewegungen und Geistlichen Gemeinschaften komme in diesem Kontext eine besondere Bedeutung zu. „Sie führen in unserer Kirche Menschen über Gemeinden und Diözesen hinaus zusammen, tauschen sich aus, teilen den Glauben, lassen den anderen im eigenen Glauben mitglauben und tragen ihn im eigenen Glauben mit.“

Wo sich Kirche so präsentiere, sei sie Salz der Erde und Licht der Welt. „Wir dürfen in diesem Bemühen nicht nachlassen. Es ist ein zentraler Auftrag des Herrn an uns. Die Welt wartet darauf“, betonte der Erzbischof. Die Gottesmutter sei eine wichtige Hilfe für alle Gläubigen. „Wer wie Maria und mit Maria seine Antennen auf Gott ausrichtet, hat ein verlässliches Navigationssystem für sein Leben gefunden.“

Quelle: Pressemeldung des Bistums Würzburg

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