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9. September 2014 | Deutschland | 

"Große Staufermedaille in Gold“ - Baden-Württemberg würdigt Lebenswerk von Alt-Erzbischof Robert Zollitsch


Alterzbischof Dr. Robert Zollitsch und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Alterzbischof Dr. Robert Zollitsch und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Hbre. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat Alt-Erzbischof Dr. Robert Zollitsch mit der „Großen Staufermedaille in Gold“ des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Zollitsch habe sich große Verdienste um die katholische Kirche und das Land Baden-Württemberg erworben, sagte Kretschmann bei einer Feierstunde am Donnerstag (4.9.) in Freiburg. Mit seinem Wirken und seiner Persönlichkeit habe der emeritierte Erzbischof „eindrücklich Spuren hinterlassen, auch weit über die Erzdiözese Freiburg und das Land hinaus“.

Ein Mann der Zeichen gesetzt hat

Zollitschs beeindruckender kirchlicher Werdegang habe direkt nach dem Abitur begonnen, führte Kretschmann in seiner Rede zur Verleihung der Staufer-Medaille im Historischen Kaufhaus Freiburg aus. Nach Priesterweihe, Promotion und verschiedenen beruflichen Stationen im Erzbischöflichen Theologischen Konvikt Collegium Borromaeum in Freiburg, im Erzbischöflichen Ordinariat und im Domkapitel der Erzdiözese Freiburg sei Zollitsch 2003 Erzbischof von Freiburg und Metropolit der Oberrheinischen Kirchenprovinz geworden. 2008 habe ihn die Deutsche Bischofskonferenz zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Nach seinem Amtsverzicht aufgrund der erreichten Altersschwelle habe Zollitsch von September 2013 an bis zur Weihe seines Nachfolgers im Juni 2014 die Leitung der Erzdiözese als Apostolischer Administrator wahrgenommen. „Erzbischof em. Dr. Zollitsch wurde von dieser Zeit geprägt und hat selbst auch Zeichen gesetzt“, so der Ministerpräsident.

Kretschmann: „Er setzte sich für Versöhnung, Völkerverständigung und ein geeintes Europa ein und ermutigte gerade auch junge Menschen, sich in Kirche, Politik und Gesellschaft zu engagieren“ (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Kretschmann: „Er setzte sich für Versöhnung, Völkerverständigung und ein geeintes Europa ein und ermutigte gerade auch junge Menschen, sich in Kirche, Politik und Gesellschaft zu engagieren“ (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Zollitsch habe viele bedeutende kirchliche Ereignisse und wichtige pastorale Herausforderungen in seiner Amtszeit zu bewältigen gehabt. Innerhalb der Erzdiözese Freiburg markiere die Neuausrichtung pastoralen Handelns durch die Pastoralen Leitlinien 2005 einen Meilenstein. In seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz habe er einige Großereignisse wie die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2010, den Deutschlandbesuch des Papstes 2011 oder den Deutschen Katholikentag 2012 nach Baden-Württemberg geholt. Nach dem schweren Missbrauchsskandal habe Zollitsch einen tiefgreifenden geistlichen Prozess angestoßen, der die Katholische Kirche in Deutschland wieder neu gesprächsfähig machen sollte.

Ein großer Brückenbauer

Erzbischof em. Zollitsch sei auch im gesellschaftlichen Kontext ein großer Brückenbauer: „Er setzte sich für Versöhnung, Völkerverständigung und ein geeintes Europa ein und ermutigte gerade auch junge Menschen, sich in Kirche, Politik und Gesellschaft zu engagieren“, betonte Ministerpräsident Kretschmann. Vielfältige Auszeichnungen, die ihm verliehen wurden, unterstrichen diese Fähigkeit. „Seine Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Aufgaben und politischen Herausforderungen zeigte sich stets auch darin, dass er einen guten und konstruktiven Kontakt zur Landesregierung gesucht und gepflegt hat“, so der Ministerpräsident weiter.

„In seinem Wirken war Erzbischof em. Dr. Zollitsch immer auch als Mensch erkennbar, der den Dialog sucht und sowohl ein Ohr als auch ein Herz und Wertschätzung für Andersdenkende hat. Er ist ein glaubwürdiger Zeuge einer menschenfreundlichen Kirche und ebenso ein guter Botschafter für ein tolerantes und weltoffenes Baden-Württemberg“, schloss Ministerpräsident Kretschmann.

Zollitsch: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und nehme sie gern an als Ausdruck des guten partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in unserem Land." (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Zollitsch: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und nehme sie gern an als Ausdruck des guten partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in unserem Land." (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

„Ausdruck der guten Partnerschaft zwischen Kirche und Staat“

Alt-Erzbischof Zollitsch, der Mitglied im Schönstattinstitut Diözesanpriester ist, dankte für die Verleihung der „Großen Staufermedaille“, der höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und nehme sie gern an als Ausdruck des guten partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in unserem Land. Staat und Kirche sind eigenständig und unabhängig voneinander. Wir wissen beide um diese Eigenständigkeit und achten die je eigene Zuständigkeit des Anderen. Wir wissen um die jeweilige Verantwortung des Anderen und begegnen einander mit Respekt und Wohlwollen. Unser Dienst gilt - wenn auch in je verschiedener Weise - den Menschen in unserem Land und damit der Gesellschaft, in der wir leben. Sie menschlich zu gestalten ist unser Auftrag. Dieses Miteinander und unsere Zusammenarbeit liegt im Interesse der Menschen und dient dem Zusammenhalt und Aufbau unseres Gemeinwesens.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht Alterzbischof Zollitsch Medaille und Urkunde (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht Alterzbischof Zollitsch Medaille und Urkunde (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

„Zusammenarbeit unkompliziert und vertrauensvoll“

Staat und Kirche können nach den Worten Zollitschs „ihren je eigenen Dienst zum Wohl aller umso wirksamer leisten, je mehr und je besser sie rechtes Zusammenwirken miteinander pflegen“. Er sei dankbar, „dass dies in unserem Land in guter Weise geschieht“, erklärte der 76-Jährige, der einunddreißig Jahre verantwortlich im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg tätig war und elf Jahre die Verantwortung als Erzbischof trug: „Alle Fragen, die sich zwischen der Landesregierung, dem Landtag und uns stellten, gingen wir partnerschaftlich, in steter Offenheit und konstruktiv miteinander an.“ Dafür dankte Zollitsch dem Ministerpräsidenten, seinen Vorgängern im Amt sowie den Landtagsabgeordneten und allen gesellschaftlichen Verantwortungsträgern in Baden-Württemberg. Dieser Dank gelte in gleicher Weise auch dem Freiburger Oberbürgermeister und der Stadt Freiburg: „Es ist keineswegs selbstverständlich, dass die Zusammenarbeit so unkompliziert und vertrauensvoll verläuft, wie dies bei uns hier in der Bischofsstadt der Fall ist.“ Die katholischen Bischöfe am Oberrhein - von Basel, Straßburg und Freiburg - stellen sich nach den Worten Zollitschs der gemeinsamen Geschichte der Region und des Kontinents: „Darum setzen wir uns auch gemeinsam aktiv und leidenschaftlich für dieses Europa, seine Einheit und seine tragenden christlichen Werte ein. Nicht die Konkurrenz zwischen Kaiser und Papst, nicht der Machtkampf zwischen Staufern und Welfen bestimmt die Gegenwart, sondern der Einsatz für ein vereintes und friedliches Europa. In einem Jahr, in dem wir des Beginns des Ersten Weltkriegs vor einhundert und des Zweiten Weltkriegs vor fünfundsiebzig Jahren gedenken, ist dies eine Perspektive, die Hoffnung macht. Und dies lässt mich auch nach Erreichen der Altersgrenze und am Ende meiner Amtszeit voll Zuversicht nach vorne schauen.“

Staufermedaille (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Staufermedaille (Foto: Roger Koeppe / Erzbistum Freiburg)

Die Staufermedaille wurde 1977 anlässlich der Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Stauferzeit und dem Staufer-Jahr 1977 in Baden-Württemberg erstmals geprägt und herausgegeben. Die Vorderseite trägt die Inschrift „Die Staufer 1079 – 1268“ und bezieht sich auf das Adelsgeschlecht der Staufer. 1079 machte Kaiser Heinrich IV. seinen Schwiegersohn Friedrich zum Herzog von Schwaben. Die Vorderseite der Medaille zeigt ein Thronbild von Kaiser Friedrich I. Barbarossa - mit Reichskrone, Friedenszepter, Reichskreuz und Sphaira, den Reichsinsignien des römisch-deutschen Reiches. Die Rückseite zeigt das Wappen mit den drei Löwen, das seit König Heinrich (VII.), dem ältesten Sohn und Mitkönig Friedrichs II., von den Staufern geführt wurde und seit 1952 das Wappen des Landes Baden-Württemberg ist. Barbarossa hatte einen Löwen im Familienwappen, seine Söhne nahmen einen zweiten welfischen Löwen hinzu und der Dritte wurde 1220 hinzugefügt. Träger der Staufermedaille sind unter anderem auch Kardinal Walter Kasper sowie der Theologe und Buchautor Jörg Zink.

Quellen: Pressemitteilung des Erzbistums Freiburg und Pressemitteilung des Staatsministeriums des Landes Baden-Württemberg

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