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18. April 2014 | Rund ums Urheiligtum | 

Kreuzweg: Gebet für die Reinigung des Gedächtnisses


Kreuzweg zur "Reinigung des Gedächtnisses im Jubiläumsjahr" (Foto: Brehm)

Kreuzweg zur "Reinigung des Gedächtnisses im Jubiläumsjahr" (Foto: Brehm)

Hbre. Etwa 150 Personen versammelten sich am 12. April 2014 in Vallendar-Schönstatt am Urheiligtum der Schönstatt-Bewegung, um von dort aus gemeinsam den Kreuzweg auf dem Gelände der Pilger-Arena zu gehen. Die Einladung zu diesem Kreuzweg hatte das Generalpräsidium des Internationalen Schönstattwerkes ausgesprochen. Zentrale Intention dieser gemeinsamen Gebetszeit, zu der alle Gemeinschaften, die Mitarbeiter in den Projekten und Initiativen und alle am Ort Schönstatt gerade anwesenden Schönstätter am Samstag vor Palmsonntag eingeladen waren, war die Reinigung des Gedächtnisses im Jubiläumsjahr.

„Mit diesem Buß- und Kreuzweg wollen wir mit dazu beitragen, den Ort zu entsühnen“, sagte Mons. Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Schönstattinstitutes Diözesanpriester, bei der Statio zur Eröffnung der Gebetszeit am Urheiligtum. Pater Kentenich, der Gründer Schönstatts, sei ein Realist gewesen. Immer sei er davon ausgegangen, dass auch unter „Ideal-gesinnten“ Menschen, die sogar nach Heiligkeit strebten, mit Versagen, mit Sünden gegen die Gemeinschaft und mit einem Zurückbleiben hinter den Leitsternen der Weihegebete und der Ideale zu rechnen sei. So hat es auf dem jetzt fast 100 Jahre dauernden Weg der Schönstatt-Bewegung auch zwischen den Gemeinschaften Situationen gegeben, die nicht dem Ideal eines familienhaften, offenen und ehrlichen Miteinanders entsprochen haben.

Der Kreuzweg begann mit einer Station am Urheiligtum  (Foto: Brehm)

Der Kreuzweg begann mit einer Statio am Urheiligtum  (Foto: Brehm)

Vertreter einzelner Gemeinschaften, hier Ehepaar Zier vom Schönstatt-Familienbund, gestalteten die einzelnen Stationen (Foto: Brehm)

Vertreter einzelner Gemeinschaften, hier Ehepaar Zier vom Schönstatt-Familienbund, gestalteten die einzelnen Stationen (Foto: Brehm)

Schwester M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern (Foto: Brehm)

Schwester M. Aleja Slaughter, Generaloberin der Schönstätter Marienschwestern sprach für ihre Gemeinschaft (Foto: Brehm)

Hinaufsteigen zum Golgatha der Familiengeschichte

Mit kurzen Impulsen und sich anschließenden Gebeten aus dem „Werkzeugs-Kreuzweg“ aus der Feder Pater Kentenichs, gestalteten einzelne Vertreter der Gemeinschaften die 13 Kreuzwegstationen, die sich am Rande der Pilgerarena in Schönstatt den Hang hinaufziehen. In der sehr gesammelten Stimmung war es - an einem wunderschönen Frühlingstag, der eher schon österliche Gefühle aufkommen lassen wollte -  tatsächlich etwas wie ein Hinaufsteigen zum Golgatha der Familiengeschichte. Es traf das Empfinden von Mitgliedern aller Gemeinschaften als ein Vertreter einer Gemeinschaft sagte: „Im Blick auf das Kreuz bekenne ich, dass wir gefallen sind, schwach geworden sind im Blick auf unsere Ideale. Die Sendung, die der Gründer uns aufgetragen hat, ist immer wieder zur Last geworden. Die Ansprüche an uns selbst, die Ansprüche anderer an uns haben uns gelegentlich nieder gedrückt. Wir haben zu sehr auf die Natur gebaut und zu wenig auf die Gnade vertraut. Deswegen sind wir schuldig geworden in unserem Dienst an der Schönstatt Bewegung.“ Auch die Formulierung einer anderen Gemeinschaft brachte das Empfinden vieler zum Ausdruck: „Wir bitten um Verzeihung, dass wir den Weg unseres Erlösers manches Mal nur müde, schleppend, ohne Entschiedenheit mitgegangen sind, dass wir die marianische Sendung unseres Vaters und Gründers zuweilen mehr in unseren Worten als in unserem Leben getragen haben, dass wir im Miteinander unserer Gemeinschaften das Bild der Gottesmutter oft durch Selbstbezogenheit verdunkelt haben, dass wir zwar jeden Tag das Liebesbündnis erneuerten, aber nicht immer in Treue mitgegangen sind, wenn die Liebe Opfer verlangte.“

Junge und ältere Schönstätter aus allen Gemeinschaften waren vertreten (Foto: Brehm)

Junge und ältere Schönstätter aus allen Gemeinschaften waren vertreten (Foto: Brehm)

Mons. Dr. Peter Wolf (l) hatte die Feier zusammen mit anderen Mitgliedern des Generalpräsidiums vorbereitet. Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstatt-Patres, bat für seine Gemeinschaft für Fehler und Unvermögen um Vergebung (Foto: Brehm)

Mons. Dr. Peter Wolf (l) hatte die Feier zusammen mit anderen Mitgliedern des Generalpräsidiums vorbereitet. Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstatt-Patres, bat für seine Gemeinschaft für Fehler und Unvermögen um Vergebung (Foto: Brehm)

Ernest M. Kanzler, Generaloberer der Schönstätter Marienbrüder (r) (Foto: Brehm)

Ernest M. Kanzler, Generaloberer der Schönstätter Marienbrüder (r) (Foto: Brehm)

Vergebungsbitte wegen Vorbehalten, Misstrauen und Machtansprüchen

Imponierend war auch das Bekenntnis einer Gemeinschaft, dass es in den Jahren der Geschichte auch immer wieder Vorbehalte gab, Misstrauen einzelnen oder Gemeinschaften gegenüber: „Wie schnell hält man sich für besser als andere, macht durch Kommentare oder im stillen Denken die anderen kleiner.“ Solidarität und Freude am anderen hätten öfters gefehlt. Machtansprüche seien sichtbar geworden und die Frage „Wer hat das letzte Wort?“ hätte sich gestellt. „Das alles beginnt zuerst ganz klein in einer Falte des Herzens. So wird das Zusammenwirken und die größere Fruchtbarkeit des ganzen Werkes behindert.“

Zu hören und damit selbst einzuschwingen in das Bekenntnis einer Gemeinschaft, dass sie ihren Einsatz für Schönstatt manchmal mehr vom Erfolg des eigenen Tuns und von der Akzeptanz durch andere leiten ließen, dass sie zu oft Klagelieder der Unzufriedenheit, Enttäuschung und Ungeduld angestimmt hätten und häufig der Blick für das Wirken des Heiligen Geistes in den anderen gefehlt habe, oder dass sie zuweilen das Leid der anderen nicht wirklich durch das eigene Herz gehen ließen, und nur schnell Trostworte suchten, die ein wirkliches Mit-Leiden nicht nötig machte, war in einzelnen Punkten persönlich deshalb schmerzhaft, weil es ein Spiegelbild des eigenen Verhaltens darstellte.

Ein vorweggenommenes Ostererlebnis

Wie gut es tut, solche Schritte des Schuldbekenntnisses aufeinander zu zu tun und damit das Gewissen und das Gedächtnis des Einzelnen und der Gemeinschaften zu reinigen, war nach der letzten Station des Kreuzweges auf dem Weg zum Abschlussgebet in der Pilgerkirche zu erleben. Wenn man die Stimmung auf dem Kreuz-Weg zwischen den einzelnen Stationen als ernst, konzentriert und gesammelt beschreiben kann, so kann man die Stimmung auf dem Weg der 140 Stufen zwischen der letzten Kreuzweg-Station am oberen Ende der Pilger-Arena und der Pilgerkirche im Tal, in der das Abschlussgebet stattfand, als gelöst, befreit und irgendwie heiter beschreiben. Ein vorweggenommenes Ostererlebnis zwischen den Gemeinschaften. Eine Stunde der Gnade auf dem Weg zum Jubiläum im Oktober 2014!


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