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18. April 2014 | Deutschland | 

Der Karfreitag soll die Beziehung zu Gott stärken


Kreuz der Einheit, Ausschnitt (Foto: Grabowska)

Kreuz der Einheit, Ausschnitt (Foto: Grabowska)

Rheinzeitung Koblenz. Michael Defrancesco. Am Karfreitag erinnern sich die Christen an Jesu Leiden und Sterben am Kreuz. Eine Thematik, die alles andere als kindgerecht zu sein scheint. Die Schönstätter Marienschwester Bernadett-Maria Schenk verantwortet in Vallendar-Schönstatt (Kreis Mayen-Koblenz) Jahr für Jahr eine Karfreitagsliturgie, die sich explizit an Familien mit Kindern richtet. Wir haben mit ihr gesprochen.

Karfreitag und Kinder: Wie passt so etwas zusammen?

Schwester Bernadett-Maria Schenk (Foto: Brehm)

TITEL (Foto: AUTOR)

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das gut zusammenpasst. Leiderfahrungen gibt es auch schon im Kinderleben, und Kinder gehen mit Leid ganz anders um als wir Erwachsenen. Es ist wichtig, dass die Kinder den Karfreitag erleben.

Aber als Vater habe ich eigentlich einen Reflex, mein Kind vor einem solch leidvollen Tag zu schützen.

Es ist wirklich sehr schrecklich, was an diesem Tag passiert ist, aber gerade dieses Gruselige zeigt Gottes große Liebe zu uns Menschen und auch zu unseren Kindern. Es ist wichtig, dass eine Wissensvermittlung an Karfreitag stattfindet. Aber noch viel mehr ist es wichtig, dass das Kind eine Beziehung aufbauen kann zu diesem Jesus von Nazareth. Er ist eben nicht einfach vor 2000 Jahren gestorben wie Gaius Julius Cäsar, sondern er hat bis zum heutigen Tag etwas mit mir zu tun. Und auch sein Tod hat etwas mit meinem persönlichen Leben zu tun.

In der Bibel lesen wir, wie brutal Jesus gefoltert wurde: Erzählen Sie das Kindern genau so?

Ich stelle die Leidensgeschichte nicht besonders grausam dar, aber ich versuche, sie auch nicht zu verharmlosen. Ich gehe mit Kindern gemeinsam den Kreuzweg, und da kommen schon regelmäßig Nachfragen, ob das denn nicht sehr wehgetan hat. Das bestätige ich dann: „Ja, es tat weh.“ Oder wenn wir Erstkommunionkinder hier in Schönstatt haben, dann gehen wir den Kreuzweg und nehmen auch ein richtiges Kreuz mit, damit die Kinder erfahren können, was damals geschehen ist. Und all dies vermitteln wir immer mit dem Bezug zum eigenen heutigen Leben: Der Karfreitag zeigt die Liebe Gottes auch zu mir.

Artikel der Rheinzeitung zur Gestaltung des Karfreitages in der Pilgerkirche in Vallendar-Schönstatt (Foto: Rheinzeitung)

 

Artikel der Rheinzeitung zur Gestaltung des Karfreitages in der Pilgerkirche in Vallendar-Schönstatt (Foto: Rheinzeitung)

Worauf legen Sie Wert, wenn Sie eine Familienliturgie vorbereiten?

Dass die persönliche Beziehung der Kinder wie der Erwachsenen zu Gott gestärkt wird. So etwas geschieht am besten ganzheitlich. Zum einen soll der Karfreitag in der Gemeinschaft der Kirche gefeiert werden – mit Jung und Alt –, ich hole die Kinder also nicht aus der normalen Liturgie heraus in einen eigenen Raum. Dann ist mir wichtig, dass die Kinder das Geschehen mit allen Sinnen miterleben können. Wir versinnbilden die Leidensgeschichte mit Symbolen, die die Kinder selbst nach vorn bringen. Außerdem gibt es akustische Elemente: Die Kinder hören die Geschichte, sie hören Hammerschläge und Kettengerassel – dadurch wird ihre Aufmerksamkeit geweckt. Die Kinder werden einbezogen, sie bringen Blumen und Kerzen nach vorn. Und sie dürfen das Kruzifix auch ertasten und berühren.

Wollen die Kinder Jesus helfen?

Ja, ich mache da eine ganz konkrete Hinführung: Was können wir tun, um Jesus zu helfen? Die Antwort dazu hat uns Jesus selbst gegeben, er sagte: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Also wenn wir dem Klassenkameraden, der gerade in den Dreck fällt, beim Aufstehen helfen und ihn nicht auslachen, dann helfen wir Jesus, sein Kreuz zu tragen, und wir machen ihm eine Freude.

Fühlen sich ältere Gottesdienstbesucher durch die Kinder gestört?

Da haben wir in Schönstatt einen großen Vorteil: Wem die Kinder zu lebhaft sind und wer es gern ganz ruhig und besinnlich haben möchte, der geht einfach in die Liturgie in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt. Das können viele Pfarreien leider nicht leisten, da ist es wichtig, dass man gegenseitig Rücksicht aufeinander nimmt.

"Grablegung Jesu" (Foto: Schönstatt Pilgerzentrale 2013)

"Grablegung Jesu" (Foto: Schönstatt Pilgerzentrale 2013)

Wie beschließen Sie die Liturgie?

Es gibt hier im Bistum Trier den schönen Brauch, dass man Jesus ins Grab legt. Das ist für die Kinder eine ganz eindrückliche Erfahrung: Man nimmt Jesus vom Kreuz ab und trägt ihn in einer Prozession durch die Kirche ins Grab. Wir feiern auch den Palmsonntag gemeinsam mit den Kindern, da jubeln sie Jesus mit Palmzweigen zu. Und dann feiern wir Ostern. Und an der Stelle, an der wir Jesus ins Grab gelegt haben, haben wir an Ostern dann das leere Grab, es ist strahlend weiß, mit vielen Blumen geschmückt. Die Kinder dürfen die Steine, die vor dem Grab liegen, auf Seite reißen – und sie sehen, dass das Grab leer ist, in das sie Jesus am Karfreitag hineingelegt haben. Er ist weg. Er ist nicht tot geblieben.

Das Gespräch führte

Michael Defrancesco

 

RZ Koblenz und Region vom Donnerstag, 17. April 2014, Seite 2

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