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17. April 2014 | Kirche | 

Sehnsucht nach Einheit


Papst Franziskus (Foto: Catholic Church England and Wales, CC-BY-NC-SA 2.0)

Papst Franziskus (Foto: Catholic Church England and Wales, CC-BY-NC-SA 2.0)

Hbre. Es ist schon einige Wochen her, dass Papst Franziskus Ende Februar 2014 sich in einer ungewöhnlichen Videobotschaft an die Leiter-Konferenz christlicher Pfingstgemeinden in den USA wandte und seine Sehnsucht nach der Einheit aller Christen zum Ausdruck brachte. Das Video wurde von Bischof Anthony Palmer, Ökumene-Beauftragter der anglikanischen Gemeinschaft der Evangelikalen Episkopalkirchen, im Vatikan mit einem Handy aufgenommen. Palmer kennt den Heiligen Vater bereits aus der Zeit, als er noch Kardinal Bergoglio in Buenos Aires, Argentinien, war. Pfarrer Wolfgang Müller, Mitglied im ökumenischen Arbeitskreis der Schönstatt-Bewegung Deutschland, nimmt dieses Video am heutigen Gründonnerstag zum Anlass, auf die Nähe zwischen der Sehnsucht des Papstes nach Einheit und der Leitlinie des priesterlichen Lebens des Schönstatt-Gründers Josef Kentenich aufmerksam zu machen, gerade an dem Tag, an dem die Tageslesung die von Jesus Christus ausgedrückte Sehnsucht nach Einheit ganz ins Zentrum der christlichen Botschaft rückt.

Videobotschaft von Papst Franziskus über die Einheit der Christen an die Leiter-Konferenz christlicher Pfingstgemeinden in den USA. (englische Untertitel - die deutsche Übersetzung können Sie hier als PDF-Datei herunterladen)

„Dass alle Geister in der Wahrheit und alle Herzen in der Liebe sich einigen“ J.K.

Wolfgang Müller. Ich schreibe diese Zeilen am Gründonnerstag 2014, der Tag, zu dem uns im Johannesevangelium das Gebet Jesu überliefert ist: „Alle sollen eins sein: Wie Du, Vater in mir bist und ich in Dir bin, sollen auch sie eins sein, damit die Welt glaubt, dass Du mich gesandt hast.“ (Joh 17,21) Gestern Abend erst erreichte mich die ergreifende Videobotschaft  von Papst Franziskus  an „eine Konferenz amerikanischer Pfingstkirchen durch einen evangelikalen Bischof der Episcopal Church“, (veröffentlicht am 20. Februar ds. Js.) Am Ende sagt der Papst: „Ich bitte euch, mich zu segnen und ich segne euch.“ Spontan wurde ich erinnert an seine erste Ansprache nach seiner Wahl, in der er sich vor der Menge auf dem Petersplatz tief verbeugt, um den Segen und das Gebet der Menge zu erbitten, ehe er selbst das Volk segnet. Und an eine andere Begegnung wurde ich erinnert: Nach einem sehr langen Gespräch mit P. Kentenich nach seiner Rückkehr aus Milwaukee in Rom: Bei der Verabschiedung kniete sich der damals 80jährige vor mir mit beiden Knien auf den Boden und bat mich um meinen Segen.

„Von Herz zu Herz“

Zwei Menschen mit gleicher spiritueller Haltung: P. Kentenich bittet auf seinem Primizbild aus dem Jahr 1910: „dass alle Geister sich in der Wahrheit und alle Herzen sich in der Liebe einigen“ und Franziskus sagt gleich am Anfang seiner Botschaft, dass er nicht englisch oder italienisch spreche, „sondern von Herz zu Herz“. Dass ein Papst so zu den „getrennten Brüdern“ spricht, war vor ein paar Jahren noch unvorstellbar. Und doch greift er eigentlich nur die Botschaft des II. Vatikanischen Konzils auf, das nach seinen eigenen Angaben noch lange nicht verwirklicht ist und zu dessen Verwirklichung  P. Kentenich bei der Audienz bei Paul VI. am 22. Dezember 1965 die Mithilfe der Schönstatt – Bewegung versprochen hat.  Verwirklichung des Liebesbündnisses, das uns in diesem Jubiläumsjahr  besonders am Herzen liegt.

Zwischen Konzil und heute ist in Schönstatt dieser ökumenische Geist in vieler Weise lebendig geworden. Man braucht sich nur den Ökumenetag bei der vorjährigen Eröffnungsfeier des Jubiläumsjahres in Erinnerung zu rufen oder das selbstverständliche Mitwirken Schönstatts im „Miteinander für Europa“ im Verbund der geistlichen Bewegungen aus den verschiedenen christlichen Konfessionen.

Und nochmals aus der Botschaft des Papstes:

„Ich bin voller Erwartung, dass diese Trennung ein Ende hat und uns Gemeinschaft geschenkt wird. Ich sehne mich nach dieser Umarmung.“

Oder: „Und lasst uns zum Herrn beten, dass er uns alle eins macht. Kommt, wir sind Brüder, lasst uns einander geistlich umarmen, und lasst Gott das Werk vollenden, das er begonnen hat. Und dies ist ein Wunder, das Wunder der Einheit hat begonnen.“

Und dann der  Schluss an Menschen, die in der römischen Kirche bis vor kurzem noch als Mitglieder von Sekten oder gar als Ketzer bezeichnet wurden:

„ich bitte euch, mich zu segnen und ich segne euch.
Von Bruder zu Bruder, ich umarme euch.“

Und nochmals das Programm, das Joseph Kentenich zur Leitlinie seines priesterlichen Lebens gemacht hat:

„Verleihe, o mein Gott, dass alle Geister in der Wahrheit und alle Herzen in der Liebe sich einigen.“

 

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