Nachrichten

10. April 2014 | Deutschland | 

Männertag in Oberkirch - Wird Europa in Zukunft christlich sein?


Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg (Foto: Vallendor)

Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg (Foto: Vallendor)

Roman Vallendor / Hbre. Zweihundertzwanzig Männer des katholischen Männerwerks und der Schönstattbewegung im Erzbistum Freiburg beschäftigten sich am Sonntag im Schönstattzentrum Marienfried, Oberkirch, mit der Frage: Wird Europa in Zukunft christlich sein?" Hauptreferent des Treffens war Pfarrer Robert Henrich, Diözesanpräses des Katholischen Männerwerkes der Erzdiözese. In der Eucharistiefeier des Treffens rief Weihbischof Dr. Michael Gerber die Teilnehmer dazu auf, besonders auch den Menschen mit Achtung und Wertschätzung zu begegnen, die nicht jeden Sonntag in die Kirche gingen.

An die Ränder der Gesellschaft gehen, wo man Christus vergessen hat

"Ja, selbstverständlich! Es wird in Europa Christen geben", lautete Henrichs erste, knappe Antwort. Aber auf die komme es an. Dabei berief sich der Diözesanpräses auf das Neue Testament und zitierte die Worte von Jesus Christus: "Ihr sollt meine Zeugen sein." Da zähle auch nicht die Ausrede des christlichen Laien, er sei nicht professionell genug für diesen Auftrag. Wenn Papst Franziskus dazu auffordere „an die Ränder der Gesellschaft (zu gehen), wo man Christus vergessen hat“, dann sei das ein klares Signal.

Pfarrer Robert Henrich, Diözesanpräses des Katholischen Männerwerkes der Erzdiözese Freiburg (Foto: Vallendor)

Pfarrer Robert Henrich, Diözesanpräses des Katholischen Männerwerkes der Erzdiözese Freiburg (Foto: Vallendor)

Impulsgeber für den Glauben

In diesem Zusammenhang sei es wichtig auf Zeugen zu schauen, die mit ihrem Leben und Handeln für den Auftrag Jesu Vorbild sein könnten. Als einen Visionär, der Mut bewiesen habe und ein großes Vorbild sein könne, stellte Henrich Pater Josef Kentenich, den Gründer der Schönstattbewegung vor, dessen Impulse heute auf der ganzen Welt zu finden seien. "Pater Kentenich halte ich für einen großen Europäer, der es verstanden hat, was das Gebot der Stunde ist", sagte Henrich. Es sei bedeutsam, sich an solchen charismatischen Gestalten mit Visionen, die Impulsgeber für den Glauben seien, zu orientieren.

Europa re-evangelisieren

Weiter betonte Henrich, dass für den Fortbestand christlicher Werte und Grundhaltungen geistliche Orte, wie z.B. das wiederbelebte Kloster St. Marien zu Helfta im Bistum Magdeburg künftig für Europa von großer Bedeutung seien. Es sei gut, sich immer wieder vor Augen zu führen, auf welchen Wurzeln das Zusammenleben in Europa maßgeblich aufbaue. Dazu nannte Henrich Jerusalem mit dem jüdischen Eingottglauben und der Menschwerdung Gottes, Athen mit der Philosophie der Griechen und Rom mit dem ausgeprägten Rechtssystem. Auf diesen Grundlagen aufbauend hätten es Staatsmänner und Gründungsväter des vereinigten Europas – er nannte den Franzosen Robert Schumann, den Deutschen Konrad Adenauer und den Italiener Alcide De Gasperi – z.B. mit der Begründung der Montanunion geschafft, den Frieden und die Freiheit in Europa zu festigen. Heute sei es Auftrag und Erbe, Europa zu re-evangelisieren, betonte der Referent.

Männertag, Teilnehmer (Foto: Vallendor)

Beim 37. Männertag auf Marienfried beschäftigen sich (von links) Diözesanpräses Robert Henrich, Michael Behringer (Diözesansekretär) Manfred Schemel (Diözesanleiter der Schönstattmänner), Josef Hodapp, Josef Danner und 220 Männer mit dem Thema: "Wird Europa in Zukunft christlich sein?" (Foto: Vallendor)

Glaubenszeugen als Vorbilder

Während Edgar Beck mit dem Lied-Vortrag: "Überall hat Gott seine Leute" auf den spirituellen Vortag von Diözesanpräses Robert Henrich eingestimmt hatte, erschloss Schwester M. Elena Karle vom Schönstatt-Zentrum Marienfried, Oberkirch, unter dem Thema "Europa braucht auch heute Helden - Europa braucht heute Dich!", in einem weiteren Impulsreferat andere Glaubenszeugen, die Männern heute als Vorbild und Ansporn in der Evangelisierung dienen können.

In guter Gesellschaft bei den Aposteln

Weihbischof Dr. Michael Gerber zeichnete in seiner Predigt bei der Eucharistiefeier des Männertages ein differenziertes Bild. Es sei keinesfalls selbstverständlich, dass Kinder und Kindeskinder künftig christlich leben würden. Viele Gesetzesinitiativen fußten heute nicht mehr auf christlichen Grundsätzen. Trotzdem könne man die Beobachtung machen, dass vor allem in existenziellen Erfahrungen nach Antworten aus dem Glauben gefragt würde. Gerber betonte auch, dass man trotz der christlichen Wurzeln manches europäische Handeln wie eine Politik, die zu den Weltkriegen geführt habe oder die Behandlung von Ureinwohnern in den ehemaligen europäischen Kolonien nicht als christlich bezeichnen könne.

Er beobachte, so Gerber, unter Christen heute eine zunehmende Angst, zu einer Wertegemeinschaft zu gehören, die zu einer Minderheit zu werden drohe. Gleichzeitig sei aber auch zu beobachten, dass immer noch bei vielen Menschen die Sehnsucht nach einer christlichen Gesellschaft und einem Leben in christlicher Gemeinschaft bestehe. Bewähren müsse sich diese christliche Gemeinschaft zum Beispiel in der Frage, Flüchtlingen zur Seite zu stehen. Auf diesem Weg sei man bei den Aposteln in guter Gesellschaft, denn diese hätten sich in den ersten christlichen Gemeinden ganz der Botschaft Jesus Christi und seinem Einsatz für Randgruppen und Minderheiten verschrieben. "Unsere Kirche braucht auch heute einen glühenden Kern, der von Jesus ergriffen ist", gab er den Männern mit auf den Weg, wobei er unter Kirche nicht nur Kleriker verstanden wissen wollte, sondern besonders auch die Laien in ihren unterschiedlichen Berufungen.

Bei aller Konzentration auf ein Leben aus christlichen Werten, gelte es aber nicht zu vergessen, gerade auch den Menschen, die ihr soziales Engagement oder z.B. ihren Einsatz für den Naturschutz nicht mit christlichen Motiven begründeten und z.B. nicht jeden Sonntag in die Kirche gingen, mit großer Achtung und Wertschätzung zu begegnen. Christen sollten auch diese Menschen in ihr Gebet einschließen, empfahl der Weihbischof.


Top