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10. April 2014 | 2014 | 

Kentenich-Musical – Eine Botschaft, die ankommt


Hochseilartist Martin Harich bei der Musical-Aufführung in Ergenzingen (Foto: Bay)

Hochseilartist Martin Harich bei der Musical-Aufführung in Ergenzingen (Foto: Bay)

Schw. M. Fides Bay/SAL. Das Kentenich-Musical von Wilfried Röhrig, Viernheim, ist ein voller Erfolg im Schwäbischen: Die über 850 Besucher fassende Breitwiesenhalle in Ergenzingen, einem Ortsteil von Rottenburg, zu dem das Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe gehört, ist an diesem Passionssonntag vollbesetzt. Zum Teil mit Bussen strömen die Glücklichen, die eine Karte für das Musical „Auf dem Hochseil“ besitzen, aus allen Himmelsrichtungen Baden Württembergs. Unter ihnen sind auch Bürgermeister Volker Derbogen, Rottenburg, und Ortsvorsteher Hans Beser, Ergenzingen.

Die Breitwiesenhalle in Rottenburg-Ergenzingen ist bis auf den letzten Platz besetzt (Foto: Bay)

Die Breitwiesenhalle in Rottenburg-Ergenzingen ist bis auf den letzten Platz besetzt (Foto: Bay)

Ein Selbstläufer

Bald nach der Uraufführung im Oktober 2013 in Vallendar-Schönstatt gibt es von begeisterten Musical-Teilnehmerinnen erste Anfragen nach einem Aufführungstermin im Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe. Und noch ehe die Flyer und Plakate aus dem Druck kommen, sind schon Bus- und Pkw-Gruppen vorangemeldet. Viele nützen das Musical als Chance, um Bekannten, Freunden ein Schönstatterlebnis zu schenken. So platzt bereits Anfang Februar die Aula der Liebfrauenhöhe mit 600 vorhandenen Plätzen aus den Nähten. Deshalb entschließen sich die Veranstalter, die Aufführung des Musicals in die Sport- und Festhalle der Gemeinde zu verlegen. Ingrid H., die es „sehr positiv“ empfindet, dass dadurch „wesentlich mehr Menschen das Musical erleben können“, ist zum zweiten Mal dabei und würde es, wenn sie „ein drittes Mal die Möglichkeit hätte, nochmals anschauen“.

Herzliche Begegnungen in der Pause (Foto: Leibold)

Herzliche Begegnungen in der Pause (Foto: Leibold)

Die jungen Leute sind begeistert (Foto: Leibold)

Die jungen Leute sind begeistert (Foto: Leibold)

Ein Schönstatt-Familien-Erlebnis

Eine kleine Gruppe der Akteure und auch einige Musical-Teilnehmer nützen die Möglichkeit, auf der Liebfrauenhöhe zu übernachten. Andere reisen bereits am Vormittag an und besuchen den Sonntagsgottesdienst im Schönstattzentrum, so dass die Kirche gut gefüllt ist. Ein buntes Kommen und Gehen herrscht auf der Liebfrauenhöhe bis in den Abend hinein – mit Ausnahme der Aufführungszeit des Musicals. Denn der Besuch im Zentrum gehört bei der vielfach mehrstündigen Anreise einfach dazu.

Zum Auftakt und Einlass in der Festhalle an diesem Sonntagnachmittag gibt es Gelegenheit zu Kaffee, Getränken und „Schneckennudeln“ und Gebäck an schön gerichteten Stehtischen, an denen man gut ins Gespräch kommen kann. Bekannte – quer durch alle Schönstattgemeinschaften, die sich lange nicht gesehen haben, treffen sich und froh gehen alle aufeinander zu. „Wir waren Jung und Alt zusammen, lauter frohe Gesichter“ schreibt eine der Busleiterinnen in ihren Echos. „Der Nachmittag war geprägt von einem familienhaften Aneinander-freuen und Aufeinander-stolz-sein“, wird bei einer kleinen rückblickenden Reflexion bemerkt. „Schönstätter, aus allen Gliederungen sind einfach genial“, schreibt eine Teilnehmerin in ihrem Echo. „‘So viele Farben, darin Gottes Licht, wie ein Prophetengesicht, Kentenich.‘ Schön, dazu zu gehören.“

Ein Wahrgenommen-werden in der Öffentlichkeit

„So etwas hat Ergenzingen noch nie gesehen“, meint ein Senior aus der Umgebung. Schwäbisches Tagblatt und Schwarzwälder Bote bezeichnen in ihrer mehr und weniger ausführlichen Berichterstattung die Musik als „rockig“, die Tanzeinlagen „akrobatisch“ und sprechen von einer „künstlerisch gelungenen Umsetzung der Entstehungsgeschichte der Schönstatt-Bewegung“. Nach Ursula Baur wären noch viel mehr der Ortsansässigen bei den Teilnehmern gewesen, wenn die Breitwiesenhalle mehr Plätze fassen würde. U. Baur ist bekannt und geschätzt im Ort und begegnet vielen positiven Aha-Reaktionen, dass Schönstatt „den Blick auf moderne Themen“ hat, dass es „etwas dazu zu sagen und eine Meinung hat“ – und nicht nur dies, sondern dass es auch „Antworten auf Probleme und Fragen unserer Zeit“ hat, z. B. auf die Thematik Mann/Frau, Vatersein und Verantwortung übernehmen.

Wilfried Röhrig, Autor und Komponist des Musicals (Foto: Bay)

Wilfried Röhrig, Autor und Komponist des Musicals (Foto: Bay)

Ausdrucksstarke Tanzgruppe beim Hochseil-Musical (Foto: Bay)

Ausdrucksstarke Tanzgruppe beim Hochseil-Musical (Foto: Bay)

Eine Botschaft, die ankommt

„Durch das Tanzen wird nonverbal Vieles dargestellt“, fasst Sara M. ihren „besten Eindruck“ zusammen, und Ehepaar F. aus Eutingen erklärt, dass sie am meisten beeindruckt habe, wie sich die Entwicklung der Zeit und Umstände Josef Kentenichs bei den Tänzerinnen gespiegelt habe durch das Starre, Militärische am Anfang bis zum Lebendigen, Freien am Schluss. Für Schönstattfamilien von der Alb ist es mit dem Musical-Erlebnis noch erstaunlicher, dass Josef Kentenich „im Alter so ausgeglichen war“. Denn dass er es „in jungen Jahren so schwer hatte“ ist ihnen an diesem Nachmittag erstmals so richtig bewusst geworden. Für Gabi R. ist das Lied der Katharina Kentenich „In deine Hand gebe ich mein Kind …“, gesungen von Gisela Glas, der Trost, den sie in ihrer augenblicklichen Familiensituation gerade braucht. Elke W. findet es „unheimlich mutig, in der heutigen Zeit ein Lied wie ‘Vaterlos‘ zu texten“, das „die Rolle der Väter und Männer in heutiger Zeit/Gesellschaft“ kommentiert, die „Sehnsucht nach starken Vätern“ formuliert – und dann so „versöhnlich“ den Blick auf Josef Kentenich lenkt, wie er sich – vaterlos aufgewachsen – „in ganzem Vertrauen in Gott-Vater fallen lässt.“

„Ich fand es genial, wie Geschichtliches mit dem heutigen Zeitgeschehen in Verbindung gebracht wurde“, so das Echo Vieler, z. B. auch von einer der Angestellten im Schönstattzentrum Liebfrauenhöhe, die zu einem großen Teil den Gutschein zur Teilnahme am Musical einlösen. Sie ist positiv berührt, „dass die Schönstattgeschichte nicht nur etwas Altes, Verstaubtes ist, sondern etwas mit uns heute zu tun hat. Es waren starke Momente drin, die uns heute betreffen … denn dem Zeitgeist sind auch wir ausgesetzt.“ „Auf einmal brachen aus der Geschichte Pater Kentenichs eigene Lebensfragen auf und man/frau wurde hineingenommen in die eigene Auseinandersetzung mit dem Glauben, z. B. hat mich das Lied: ‘Liebst du mich?‘ sehr bewegt“, gibt eine Teilnehmerin ihr persönliches Erlebnis wieder.

Wer bist du für mich

„Wer bist du, wer bist du nicht?“ Mit dieser Frage an Josef Kentenich beginnt das Stück und am Ende steht diese Frage leicht variiert im Raum: „Wer bist du, wer bist du für mich?“ Die Einladung an jede und jeden, geistig einzusteigen in die Schubkarre, die der „Seilartist“ Josef Kentenich dann über das Seil schieben wird, steht. Und damit stellt sich die Fragen an jede und jeden von uns: Wage ich, wie Josef Kentenich, den Schritt auf das Seil und den Sprung in die Arme Gottes, der eine größere Realität ist, als das gespannte Seil? Wie geht es in unserer Gesellschaft, die viele Werte über Bord wirft, aus dem Glauben zu leben und diesen zu bezeugen, auch wenn es viel Gegenwind gibt? Für Elke W. steckt in der Einladung, in die Schubkarre einzusteigen, ganz konkret der Impuls, „dass auch wir uns heute wieder diesen Fragen stellen müssen – Mitgründer zu sein“.


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