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31. März 2014 | Deutschland | 

Pilgern nach Schönstatt - durchs Land der heiligen Hildegard


Pilgerweg aus Freiburg nach Schönstatt (Foto: Wehrle)

Pilgerweg aus Freiburg nach Schönstatt (Foto: Wehrle)

Hbre. Eine Gruppe von 50 Pilgerinnen und Pilger machte sich in der ersten Märzwoche 2014 auf zu einer weiteren Pilger-Etappe Richtung Schönstatt. Nach einer Anfahrt mit dem Bus nach Ober-Hilbersheim, wo die Gruppe im vergangenen Jahr die zweite Pilgeretappe von Mannheim über Worms und Alzey bei strömendem Regen beendet hatten, führte der Weg über Bingen und Marienthal nach Bacharach am Rhein. Der Pilgerweg aus dem Bistum Freiburg begann im Mai 2013 mit einer ersten Etappe von Karlsruhe nach Mannheim. Pfarrer Lukas Wehrle, der die Gruppe als geistlicher Leiter begleitet, berichtet nachfolgend von einigen Pilgererfahrungen dieser dritten Etappe auf dem Weg durchs Land der heiligen Hildegard.

Regentropfen zur Erinnerung

Lukas Wehrle. Beim Aussteigen aus dem Bus in Ober-Hilbersheim begrüßten uns einige Regentropfen, so als wollten sie den Anschluss schaffen an einen ganz verregneten Pilgertag im Oktober des vergangenen Jahres. Auch wenn wir die Schirme diesmal nicht brauchten, waren diese Tropfen eine wertvolle kleine Erinnerung ans Pilgern im Regen, das uns zusammengeschweißt hatte und zur unvergesslichen Erfahrung wurde. Sich an das zu erinnern, was einem geschenkt oder zugemutet wurde und wie man es bewältigt hat, kann Mut machen – nicht nur auf dem Pilgerweg.

Aufbruch nach der Rast (Foto: Wehrle)

Aufbruch nach der Rast (Foto: Wehrle)

Die 14 Nothelfer helfen der Sonne zum Durchbruch

Auf dem Jakobsberg machen wir Mittagsrast. Es tut gut, die Füße auszustrecken und zu rasten, denn der Tag hatte durch die Anreise für die meisten sehr früh begonnen. Nach dem Gebet vor dem Aufbruch in der Wallfahrtskirche, die den 14 Nothelfern geweiht ist, bricht erstmals die Sonne durch und schenkt uns einen weiten Blick aufs Pilgerziel des Tages, das Kloster in Eibingen. Wie sehr doch ein paar Sonnenstrahlen die Stimmung verändern! Damit sie auf dem Alltagsweg zum Durchbruch kommen kann und das Ziel in den Blick kommt, braucht es „Nothelfer“. Dabei kann einer dem anderen zum 15. Nothelfer werden…

Ein Erbe besonderer Art

Auf dem Weg durchs Land der heiligen Hildegard kommen wir an der Rochuskapelle vorbei, die uns in einer Führung durch P. Theisen erschlossen wird. Stolz präsentiert er diesen geschichtlichen Ort, der auch Weltkulturerbe ist. Die Kapelle, die dem Patron der Pestkranken, dem hl. Rochus geweiht ist, trägt in sich den Atem einer langen und bewegten Geschichte. Wir werden auf unserem Weg immer wieder berührt vom Glaubenserbe früherer Generationen. Das „Weltkulturerbe“ ist kostbar, noch wertvoller aber sind die Glaubensspuren, die unsere Vorfahren zurückgelassen haben.

Wie hat Gott dich gedacht?

Wie heißt sein Stern für dich bei Tag und bei Nacht?
Ein Stern, der dich führt,
dein Innerstes berührt.
Suche dich, du bist von Gott gedacht.

Wie hat Gott dich benannt?
Wie heißt sein Wort für dich, nur dir zugesandt?
Ein Wort, das dich hält,
dein Name in der Welt.
Finde dich, du bist von Gott genannt.

Wie hat Gott dich gewollt?
Wie ist sein Bild von dir, wertvoll wie Gold?
Ein Bild, kein Plakat.
Ein echtes Unikat.
Liebe dich, du bist von Gott gewollt.

Wohin hat Gott dich geträumt?
Wo ist sein Ort für dich in unserer Zeit?
Ein Ort, der dich füllt,
der dir allein nur gilt.
Lebe dich, du bist von Gott geträumt.

Hildegard und ihre prophetischen Visionen

Am Abend feiern wir in der ehemaligen Klosterkirche und heutigen Pfarrkirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen die Eucharistie und versammeln uns am Ende um den Reliqiuenschrein der Heiligen. Ihre Schau und ihre Visionen machen uns Mut, an die Vision Gottes zu glauben, die er von unserem Leben hat. Wir betrachten dabei ein Lied aus dem Musical: „Auf dem Hochseil“ (siehe rechts):

Prophetisch wird unser Leben nicht durch die Visionen, die wir haben, sondern wenn die Vision Gottes, die er von uns hat, beginnt sich zu verwirklichen.

Pilger haben immer etwas zu lachen

Im schönen Waldhotel nahe dem alten Wallfahrtsort Marienthal finden wir einen wunderbaren Rastplatz. Nach einem guten Abendessen wird’s lustig. Unser Mitpilger Siegfried beschert den Pilgern am Rosenmontag im Rheingau einen alemannischen Fasnetabend, bei dem es viel zu lachen gibt. Die Freude des unbeschwerten Unterwegsseins kennzeichnet den Pilger, nicht nur am Rosenmontag.

In Marienthal: Gott kann aus allem etwas Gutes machen

In der alten Wallfahrtskirche beginnen wir den zweiten Pilgertag. Pater Bernold deutet uns das kleine Gnadenbild der schmerzhaften Mutter Gottes, deren gütiger und hoffnungsvoller Blick sich über ihr eigenes Leid hinaus ganz auf den Betrachter richtet, so als wolle sie uns sagen: Gott hat aus der Grausamkeit der Menschen meinem gekreuzigten Sohn gegenüber etwas Gutes erstehen lassen und euch so die Erlösung und das österliche neue Leben geschenkt. Gott wird nie müde, auch aus deinem Leid etwas Gutes werden zu lassen. So von der Mutter angeschaut ziehen wir weiter von diesem Marienthal, wo man die Gnade der Jahrhunderte spürt, in ein anders Mariental, wo seit 100 Jahren die Gottesmutter in einem kleinen Heiligtum den Menschen heute im Liebesbündnis diese Glaubenserfahrung schenken will.

Gottesdienst unterwegs um einen Altar aus Rucksäcken (Foto: Wehrle)

Gottesdienst unterwegs um einen Altar aus Rucksäcken (Foto: Wehrle)

Um den Altar unserer Lasten und Sorgen sind wir nie allein

Unterwegs bauen wir auf freiem Gelände unseren Altar für die hl. Messe aus den Rucksäcken, die wir tragen. Alles wird in diesen heiligen Tisch „eingemauert“, auch die vielen Anliegenzettel, die wir unter uns verteilt haben. Pater Frank erinnert in seiner Predigt an die vielen Heiligen, denen wir begegnen: Maria, Josef, Hildegard, Rochus, Laurentius, Antonius, die 14 Nothelfer. Ein ganze „Litanei“ von Heiligen betet mit uns und für uns. Wer glaubt ist nie allein. Das gilt erst recht für den Pilger.

Bei der „Nothgottes“ denken wir an die Not der Menschen

Wir streifen das Kloster Nothgottes, wo man einst Jesus am Ölberg verehrt hat. Der Ort erinnert an einen Gott, der die Not der Einsamkeit und des Verlassenseins für uns durchlitten hat. Wir werden an unsere Nöte erinnert und beten angesichts der großen Nöte von Welt und Kirche: die Krise in der Ukraine und der Halbinsel Krim bewegt uns ebenso wie das zerrissene Bistum Limburg, durch das wir pilgern. Der Glaube an den, dem keine Not fremd ist und das „Beten mit den Füßen“ ist unser Beitrag, unser diplomatischer Einsatz in den vielfältigen Nöten.

Ans andere Ufer

Die Sonne steht schon tief als wir nach einem wunderschönen Pilgertag durch die ausgedehnten Wälder des Rheingaus wieder den Rhein sehen und von einer Fähre ans andere Ufer hinüber gebracht werden. Pilgern heißt: ein sicheres Ufer zurücklassen, Vergangenheit loslassen, schöne und schwere Erlebnisse hinter sich lassen und mutig auf ein neues Ufer zugehen. Wer ein Ziel hat, darf nicht stehen bleiben. Der„Vater Rhein“ wird uns nun an dieses Ziel begleiten.

Bei Josef angekommen: Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern

In einer kleinen Josefskapelle in Bacharach am Rhein beschließen wir die Pilgeretappe. Der hl. Josef, ein echter Pilger, nimmt 50 müde Pilger auf und schickt sie zugleich wieder los. Der Altar ist für Aschermittwoch bereits violett gedeckt: der Pilgerweg der heiligen 40 Tage wartet schon. Wir werden ihn zuhause –gestärkt und inspiriert durch diese Tage- antreten.

Die nächste Pilgeretappe

  • Die nächste Pilgeretappe: Freitag, 2. Mai 2014 (Tagesetappe); Anfahrt am Vorabend 1. Mai, Abfahrt in Marienfried, Oberkirch 17.00 Uhr. Rückfahrt 2. Mai abends. Anmeldung und Infos bei Sr. Elena Karle (Tel. 07802/928530)

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