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24. März 2014 | 2014 | 

Matthäus-Passion in der Pilgerkirche - Musikalisches Programm der Extraklasse


Bach-Chor Koblenz singt Matthäus-Passion in der Pilgerkirche (Foto: Brehm)

Bach-Chor Koblenz singt Matthäus-Passion in der Pilgerkirche (Foto: Brehm)

Hbre. Mit einer eindrucksvollen Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach beschenkte der Bach-Chor Koblenz gemeinsam mit der Capella Musica Sacra und dem Unterstufenchor des Eichendorff-Gymnasiums Koblenz die große Zahl von Konzertbesuchern am späten Nachmittag des dritten Fastensonntages in der Pilgerkirche in Schönstatt. Anlass für dieses fast dreieinhalb Stunden dauernde, großartige Konzert in Schönstatt, das den im Evangelium des Matthäus erzählten Kreuz- und Leidensweg Jesu zum Inhalt hat und das viele Zuhörer nicht nur als fantastisches Musikevent sondern auch als ein Zeugnis für den Glauben erlebt haben, war die Feier des hundertsten Gründungstages der Schönstatt-Bewegung, der 2014 gefeiert wird. „100 Jahre Gnadenkapelle im Tal Schönstatts. 100 Jahre eine neuer Lebensaufbruch, der hier ganz klein begonnen hat und inzwischen weltweite Kreise zieht," wie Schwester M. Veronika Riechel im Grußwort zu Beginn des Konzertes sagte.

Konzert in der Fastenzeit aus Anlass von "100 Jahre Schönstatt" (Foto: Brehm)

Konzert in der Fastenzeit aus Anlass von "100 Jahre Schönstatt" (Foto: Brehm)

Die Leidensgeschichte Jesu eindringlich vor Augen

„Diese Aufführung der Passions-Geschichte hat mich vollkommen beim Kern dieser vorösterlichen Zeit ankommen lassen“, sagte eine Teilnehmerin auf dem Heimweg nach dem Konzert. „Zu hören war ja nicht nur die großartige Musik von Johann Sebastian Bach. Man wurde vielmehr richtig hineingenommen in die Leidensgeschichte von Jesus Christus." Tatsächlich benutzte Bach die Kapitel 25 bis 27 des Matthäus-Evangeliums in einer Übersetzung von Martin Luther als Textquelle für seine Passion und reicherte sie an mit Strophen verschiedener Passionslieder, hauptsächlich von Paul Gerhard, sowie mit einigen freien Texten für Arien und Chöre, die der Feder von Christian Friedrich Henrici entstammen, der Bachs wichtigster Textdichter war.

Dass dem Zuhörer die Leidensgeschichte wirklich eindringlich vor Augen stand, war freilich neben den Texten vor allem dem Beitrag der Aufführenden geschuldet. Unter der Gesamtleitung des aus Kapstadt, Südafrika, stammenden Herman Wagener, der seit 2008 künstlerischer Leiter des Bach-Chores Koblenz ist, schufen die etwa 25 Musikerinnen und Musiker der „Capella musica sacra“ mit ihrem Spiel auf Originalinstrumenten aus der Zeit Bachs oder auf entsprechend originalgetreuen Nachbauten einen barocken Klangteppich von besonderer Güte. Das Koblenzer Instrumentalensemble für Alte Musik, das teilweise in zwei Orchestern agierte, war für den Chor ein ebenbürtiger Partner und konnte seine Qualitäten nicht nur, aber besonders im Zusammenspiel einzelner Register mit den Gesangssolisten unter Beweis stellen.

Kinder aus dem Unterstufenchor des Eichendorff-Gymnasiums Koblenz bilden den 3. Chor (Foto: Brehm)

Kinder aus dem Unterstufenchor des Eichendorff-Gymnasiums Koblenz bilden den 3. Chor (Foto: Brehm)

Thilo Dahlmann, Andreas Karasiak, Herman Wagener, Diana Schmid, Susanna Martin (v.l.n.r.)  (Foto: Brehm)

Thilo Dahlmann, Andreas Karasiak, Herman Wagener, Diana Schmid, Susanna Martin (v.l.n.r.)  (Foto: Brehm)

Einfühlungsvermögen in die Dramaturgie der Erzählung und der Komposition

Die fast 70 Sängerinnen und Sänger des Bach-Chores, die sich teilweise in zwei vierstimmigen Chören gegenüberstanden und sich in anderen Momenten in achtstimmiger Vielfalt vereinten, sowie der aus etwa 20 Kindern bestehende Unterstufen-Chor des Eichendorff-Gymnasiums Koblenz, der bei einigen Chorälen in bravouröser Manier als Cantus-firmus-Chor in Sopranlage eingesetzt war, meisterten die Bachsche Komposition sicher und klangrein, harmonisch und rhythmisch auf höchstem Niveau und – von entscheidender Bedeutung – mit Einfühlungsvermögen in die Dramaturgie der Erzählung und der Komposition.

Dieses Einfühlungsvermögen zeigten auch die vier Solisten des Abend, allen voran der über die ganze Aufführung hinweg unglaublich starke Tenor Andreas Karasiak, der in der Rolle des Evangelisten und bei einigen Tenorarien sein ganzes Können und eine große Variabilität in der Erzählkraft einbringen konnte. Genial auch der glockenhelle, schnörkellose musikalische Dialog der Sopranistin Susanna Martin mit den Oboen in der Arie „Ich will Dir mein Herze schenken“ oder die von der Altistin Diana Schmid überaus einfühlsam gesungene Arie „Erbarme dich, mein Gott“, bei der sich ihre volle, warme Stimme mit dem innigen Violinensolo ergänzte und vereinte. Ohne Zweifel kam dem Bassbariton Thilo Dahlmannn der die Texte Jesu sang, eine entscheidende Bedeutung zu. Das mächtig klingende Volumen seiner Stimme, die er an anderer Stelle mit zartem und doch ausdrucksstarkem Pianissimo einzusetzen wusste, verbunden mit einem exzellent präzisen Zusammenwirken mit dem Orchester z.B. bei der Arie „Gebt mir meinen Jesum wieder!“, war eine starke Ergänzung zum Evangelisten. Das „Eli, Eli, lama sabathani?“ ging unter die Haut!

Anspruchsvolle Vielfalt der Komposition Bachs gemeistert

Mit Bravour meisterte der Bach-Chor an diesem Abend die außerordentliche musikalische Vielfalt, die Bach den Chören der Matthäuspassion zumutet: Angefangen beim klagenden Eingangschor, der mit dem Choral „O Lamm Gottes unschuldig“, vom Kinderchor gesungen, überlagert wird, über die Darstellung der verunsicherten Jünger oder des aufgeregt, aufgewiegelten, nach der Kreuzigung rufenden Volkes, hin zu den heute noch gesungenen Choralsätzen, mit denen die Gemeinde verkörpert wird. Und schließlich der Schluss-Chor, in dem die ganze gläubige Gemeinde das Klagelied über den Tod des Erlösers anstimmt.

Grußwort: Schwester M. Veronika Riechel  (Foto: Brehm)

Grußwort: Schwester M. Veronika Riechel  (Foto: Brehm)

„Meine Liebe war immer größer als das Leid“

In der eindrucksvollen Interpretation des Bach-Chores wurde an diesem Abend der Kreuz- und Leidensweg Jesu oder - wie es Schwester Veronika Riechel im Grußwort ausdrückte - der „Weg einer todüberwindenden Liebe“ deutlich. Schönstatt sei seit 100 Jahren eine Bewegung, die die Liebe ins Zentrum stelle. „Unser Schlüsselwort ist Liebesbündnis“, so Veronika Riechel. Schönstatt wolle das Evangelium, das Programm Jesu, von dem auch die Matthäuspassion handle, neu buchstabieren in die heutige Zeit hinein. Überzeugend habe der Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, die Liebe in das Zentrum seines Lebens gestellt. Das werde deutlich in den vielfältigen Leidenszeiten seines Lebens, einem mehrjährigen KZ-Aufenthalt oder einem 14jährigen Exil in Milwaukee, USA. „Meine Liebe war immer größer als das Leid“, so habe Kentenich auf die Frage geantwortet, wie er diese schlimmen Zeiten überstanden habe. „Aus solch einer Haltung, die inmitten von Schmerzen nicht resigniert und verbittert, sondern wächst, ist großes Leben entstanden“, so Schwester Veronika. „Liebesbündnis. Liebe, die größer ist als das Leid.“


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