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15. März 2014 | Deutschland | 

Weg von der vaterflüchtigen Welt hin zum liebenden und barmherzigen Vatergott


Das Gott-Vater-Symbol auf dem Pilgerweg hoch über Trier (Foto: Sr.Mariagnes)

Das Gott-Vater-Symbol auf dem Pilgerweg hoch über Trier (Foto: Sr.Mariagnes)

Heidi-Maria Schaum / Claudia Brehm. Im bis wirklich auf den letzten Platz gefüllten großen Saal im Haus der Familie, Schönstatt, herrscht erwartungsvolle, freudige Stimmung. 120 Personen aus der Schönstattfamilie Trier haben sich diesen Freitagabend freigehalten, um sich anhand des Gott-Vater-Symbols, das in den vergangenen Tagen an drei verschiedenen Orten der Diözese Trier Menschen um sich versammelte, noch einmal tiefer auf den Gott des Lebens und seine leidenschaftliche Liebe zum Menschen einzulassen.

Stationen Auf dem Pilgerweg durch Trier: Mariensäuke, St. Gangolf, Dom, Marktplatz (Foto: Sr.Mariagnes)

Stationen Auf dem Pilgerweg durch Trier: Mariensäuke, St. Gangolf, Dom, Marktplatz (Foto: Sr.Mariagnes)

Metternich – Trier – Lebach

Für die vier Veranstaltungen mit dem Gott-Vater-Symbol im Bistum Trier war jeweils das selbe Programm vorgesehen. Trotzdem war es interessant zu erleben, wie gerade in Metternich, Trier und Lebach originelle Schwerpunkte eine Rolle spielten. So war z. B. in Koblenz-Metternich zu erfahren, dass der Gründer Schönstatts, P. Josef Kentenich, auf Wunsch der Provinzoberin Schw. M. Emilie Engel, deren Seligsprechungsprozess zur Zeit läuft, diesem Zentrum als erstem europäischen Heiligtum bereits 1950 ein Vatersymbol geschenkt hatte. In Trier wurde die heilige Messe von der Schönstatt-Jugend gestaltet und das Vatersymbol anschließend auf einen Pilgerweg mitgenommen: von Sankt Matthias zur Mariensäule, nach Sankt Gangolf und von da aus in den Dom. Und in Lebach, wo im vergangenen Jahr das Zentrum geschlossen werden musste, traf man sich wie in den Anfangszeiten der Bewegung wieder im Pfarrsaal der Gemeinde. Viel Hoffnung und Zuversicht war zu spüren, dass es weitergeht und das Heiligtum als Herzmitte erhalten bleiben kann. Als besonders beeindruckend wurde dort der Abendsegen am Schönstatt-Heiligtum erlebt mit Feuer und Lichterweg.

Los-von-Gott-Bewegung

Beim Treffen in Vallendar-Schönstatt standen vor allem inhaltliche Schwerpunkte der Vater-Strömung, die sich im Diözesanideal der „Victoria Patris“ ausdrückt, im Mittelpunkt. Der Gründer Schönstatts sprach schon früh davon, dass die heutige Welt eine „gottesflüchtige, eine vaterflüchtige Welt sei, … flüchtig vor dem Antlitz des personalen Gottes, flüchtig vor dem Antlitz eines liebenden, barmherzigen Gottes.“ Dieser Los-von-Gott-Bewegung setzt Kentenich sein Gottes- und Menschenbild entgegen: den liebenden Vater. Abgelesen am Beispiel und den Worten Jesu wird er nicht müde, den barmherzigen Vater zu verkünden, der JEDE und JEDEN persönlich liebt. Es war ihm zeitlebens wichtig, weg von einem diktatorischen Gottesbild zu kommen, aber auch weg zu kommen von einem verweichlichten Gottesbild, das Gott als weichlichen Großvater zeichnet, der keine kraftvollen Entscheidungen treffen kann und weg zu kommen von einem „vermenschlichten“ Gott. Der Mensch ist zwar Ebenbild Gottes und durch die Geburt seines Sohnes begegnet Gott dem Menschen auf Augenhöhe – und trotzdem ist er der ganz Andere, manchmal auch der für den Menschen Unverständliche.

Vatersendung immer wieder neu beleben

Sr. M. Josit Treese, Provinzoberin der Schönstätter Marienschwestern in Metternich, berichtete chronologisch über die Ereignisse in den Monaten vor der Oktoberwoche 1967, in der Pater Kentenich der Trierer Schönstatt-Familie schließlich das Vaterauge anvertraute, das einmal im Urheiligtum in Schönstatt seinen Platz finden soll, verbunden mit dem Auftrag, dafür zu sorgen, dass die „Vatersendung“ in der ganzen Schönstatt-Bewegung nie zugrunde gehen wird.

Statement: Paul M. Rothgerber, Schönstätter Marienbruder (Foto: Neiser)

Statement: Paul M. Rothgerber, Schönstätter Marienbruder (Foto: Neiser)

Um Liebesströme zu ergießen ...

Der Schönstätter Marienbruder und Goldschmiedemeister Paul M. Rothgerber, der damals „in gedrängter Zeit“, wie er sagte, dieses Symbol plante und anfertigte, machte deutlich, dass gerade diese Ausführung des „Vaterauges“ nicht nur für P. Kentenich, sondern auch für ihn persönlich und für viele andere das bisher „schönste“ und am besten gelungenste gewesen sei. Der künstlerischen Ausführung liege einmal der Text aus der Apokalypse zugrunde: „Alles Leben geht vom Vater aus. In ihm ist flutende Liebe und glühendes Licht …“ und zum anderen, so führte Rothgerber aus, auch ein Text aus „Himmelwärts“, einer Gebetssammlung, die Pater Kentenich in der Hölle des Konzentrationslagers Dachau, während seiner dreijährigen Inhaftierung verfasst hatte: „… um Liebesströme zu ergießen, dass sie durch kalte Herzen fließen“. Ausgehend von diesen Texten sei es für ihn ein „Muss“ gewesen, das Vaterauge als Bergkristall darzustellen, umgeben von flutenden Wellen, die dieses Strömen und Fluten ausdrücken wollen.

Statement: Jutta Hansen - sie zeigt ein Banner der Schönstatt-Mädchenjugend von damals (Foto: Neiser)

Statement: Jutta Hansen - sie zeigt ein Banner der Schönstatt-Mädchenjugend von damals (Foto: Neiser)

Statement: Dechant Jörg Schuh (Foto: Neiser)

Statement: Dechant Jörg Schuh (Foto: Neiser)

Der Vater, der an jedem einzelnen großes Interesse hat

Jutta Hansen, Schönstatt-Frauenbund, die damals Mitglied der Trierer Mädchenjugend war, schilderte, wie aus dem theoretischen Wissen um den Symbolgehalt des Gott-Vater-Symboles sich erst allmählich die Strömung „Victoria Patris“ entwickelte. Nachdem in der damaligen Zeit meistens der allwissende, strafende Gott verkündet worden sei, hätten sie als Mädchen erstmals erstaunt vom barmherzigen, liebenden Vatergott gehört, der an jedem einzelnen Menschen interessiert sei. Das habe eine befreiende und frohmachende Stimmung gebracht, in der sie gerne täglich nach den Spuren Gottes in ihrem Alltag gesucht hätten.

Bitte um die Väter, die uns gut tun

Vielen sprach Dechant Jörg Schuh, Ochtendung, Mitglied im Schönstattinstitut Diözesanpriester, aus der Seele, als er in einer markanten Rede, die bei vielen vorherrschende Meinung, Schönstatt sei nur marianisch, als Irrtum aufklärte. Dafür sei das Gott-Vater-Symbol ein deutliches Zeichen. „Unsere Marienverehrung endet nicht bei der Gottesmutter. Denn sie führt weiter zu Christus im heiligen Geist und zum Vater. Wenn wir dies deutlich machen können, tun wir unserer Kirche damit einen Dienst: denn dann wird deutlich, Kinder Gottes (wir) werden von einem anderen Kind Gottes (Maria) zum Vater geführt.“

Gesprächsgruppen (Foto: Neiser)

Gesprächsgruppen (Foto: Neiser)

Gemeinschaftsübergreifende Begegnungen gefällt mir

Anhand verschiedener Texte aus der Oktoberwoche 1967 fand in Murmelgruppen ein Austausch statt über das Gottes- und Menschenbild Josef Kentenichs, über die Bedeutung von Gott Vater und seiner Abbilder, die Menschen. Einhellige Meinung war, wie wichtig es zu allen Zeiten war und auch heute ist, dass Väter und Priester als Abbild des himmlischen Vaters leben.

Eine meditative Gebets- und Gesangszeit, in der das Vatersymbol von Hand zu Hand weitergereicht wurde, machte deutlich, wie gut es tut, nicht nur miteinander zu überlegen und geistig zu arbeiten, sondern auch gemeinsam zu beten.

Beim angeregten Gespräch in den Gruppen und später beim gemeinsamen gemütlichen Abendessen zeigte sich, wie bereichernd gemeinschaftsübergreifende Begegnungen sind.

Abschließende Gebetszeit in der Hauskapelle des Hauses der Familie, Vallendar-Schönstatt (Foto: Neiser)

Abschließende Gebetszeit in der Hauskapelle des Hauses der Familie, Vallendar-Schönstatt (Foto: Neiser)

 


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