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21. Januar 2014 | 2014 | 

Weihbischof Dr. Michael Gerber: Der 20. Januar - ein Datum der Freiheit


Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg (Foto: Brehm)

Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg (Foto: Brehm)

Hbre. Der 20. Januar 1942 steht als Datum für einen sogenannten Meilenstein der Schönstatt-Geschichte, der über seine geschichtliche Relevanz hinaus eine besondere Bedeutung für das innere Wachstum im Leben der Mitglieder der Schönstatt-Bewegung hat. Der Gründer, Pater Josef Kentenich, sprach im Rückblick auf diese Phase der Schönstattgeschichte von einer "Achse der Familiengeschichte", vor allem unter dem Aspekt des Hineinwachsens in die göttliche Tugend der Hoffnung*. Im Jubiläumsjahr der Schönstatt-Bewegung versammelten sich Mitglieder und Freunde der Schönstatt-Gemeinschaften zu einem Gedenkgottesdienst, den sie gemeinsam mit Weihbischof Dr. Michael Gerber, Freiburg, in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, feierten.

Feierlicher Gedenkgottesdienst zum "20. Januar" in der noch weihnachtlich geschmückten Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Feierlicher Gedenkgottesdienst zum "20. Januar" in der noch weihnachtlich geschmückten Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt (Foto: Brehm)

Topografie der Meilensteine

Weihbischof Gerber, selbst Mitglied des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester, lenkte den Blick der versammelten Gemeinde auf die „Topografie der Meilensteine“ der Schönstatt-Geschichte. Es falle auf, dass die wesentlichen Vorgänge dieser Geschichte nicht im großen Rampenlicht der Öffentlichkeit, sondern im Verborgenen, an unscheinbaren und im Fall des 20. Januars eindeutig eher gemiedenen Orten stattfanden. Darin zeige sich eine wesentliche Dimension der Schönstatt-Spiritualität, in der sich das Erlösungsgeschehen neu vergegenwärtige: „Weil Golgotha zum Ort der Erlösung wurde, kann auch an den Un-Orten unserer Welt Heiliges gegenwärtig werden“, so Gerber.

Gerber: „Weil Golgotha zum Ort der Erlösung wurde, kann auch an den Un-Orten unser Welt Heiliges gegenwärtig werden“ (Foto: Brehm)

Gerber: „Weil Golgotha zum Ort der Erlösung wurde, kann auch an den Un-Orten unser Welt Heiliges gegenwärtig werden“ (Foto: Brehm)

Gerber: "Der 20. Januar ist ein Datum der Freiheit" (Foto: Brehm)

Gerber: "Der 20. Januar ist ein Datum der Freiheit" (Foto: Brehm)

Schönstatt lebt von dem, was Einzelne in Freiheit einbringen

Schönstatt lebe und sei fruchtbar wesentlich durch das, was Einzelne und Gemeinschaften – oft im Verborgenen – an Beiträgen, an Einsätzen, an Opfer einbringen. Der Jubiläumsablass durch den Heiligen Vater, der für nicht wenige Zeitgenossen eher befremdlich wirke, könne in diesem Zusammenhang ein wertvoller Impuls sein. Gerber betonte, dass sich das Jubiläumsjahr vor allem und wesentlich an den Orten vollziehe, an denen Menschen in Treue ihr Liebesbündnis leben. „Der 20. Januar – eher noch am Beginn des Jubiläumsjahres – kann uns diese Topografie des Jubiläums neu ins Bewusstsein rücken. Und so dürfen wir die Feiern im kommenden Oktober vor allem auch als ‚Resonanzraum‘ dessen verstehen, was unter dem Jahr in stiller Kleinarbeit geschieht.“ Davon lebten ja vor allem auch die Schönstatt-Heiligtümer. Gerber: „Wir dürfen glauben, dass das, was die Einzelnen beitragen – ganz im paulinischen Bild vom ‚Leib Christi‘ – gebündelt wird und für andere fruchtbar wird. So können wir das Geschenk des Jubiläumsablass übersetzen in unsere heutige Sprache: Unsere Heiligtümer leben von dem, was einzelne in Freiheit in den Leib Christi, die Kirche, einbringen. Und durch diesen Vorgang, das freie und immer wieder neu gesprochene ‚Ja‘ des Einzelnen, werden unsere Heiligtümer zu Orten der Freiheit, zu einem Ort, in dem eine neue tiefere innere Freiheit erfahren werden kann.“ Dabei sei der eigentlich Handelnde Gott selbst, denn hier verbinde und verbünde sich das freie Ja Gottes mit dem freien Ja des Menschen. Der 20. Januar sei deshalb vor allem ein Datum der Freiheit. Pater Kentenich werde an diesem Tag eine tiefere innere Freiheit geschenkt, die korrespondiere mit einer tiefen seelischen Verbundenheit mit den Gliedern seiner Familie.

Viele Schönstatt-Patres, die zu einer Tagung der deutschen Sions-Provinz in Schönstatt weilten, konzelebrierten (Foto: Brehm)

Viele Schönstatt-Patres, die zu einer Tagung der deutschen Sions-Provinz in Schönstatt weilten, konzelebrierten (Foto: Brehm)

Aus Freiheit wächst originelles Leben

Diese Freiheit habe im Laufe der 100 Jahre Schönstatt-Geschichte originelle Lebensbewegungen und verschiedenste Ausdrucksformen hervorgebracht. Denn „wo in tiefer Freiheit Menschen zueinander finden, wächst originelles Leben. Jede Liebesbeziehung lebt davon“, so Gerber. Die beim Jubiläum geplanten Zelte der Bündniskultur sollen etwas davon zum Ausdruck bringen. Was dort präsentiert werden wird, „soll ja vor allem Ausdruck und Dokumentation einer Liebesbeziehung darstellen. Ausdruck unseres Liebesbündnisses mit Maria, unseres Liebesbündnisses untereinander und für die Menschen in unseren Ländern. Und das ist originell, urwüchsig, bisweilen auch organisch einseitig.“ Pater Kentenich sei der Blick geschenkt worden für das Originelle, fast Unscheinbare und doch so Wertvolle. Diesen wertschätzenden, erbarmenden, aufmerksamen, lebensfördernden Blick des Schöpfers auf seine Schöpfung dürfe sich die Schönstattfamilie im Jubiläumsjahr neu schenken lassen und mit diesem Blick die Kirche beschenken.

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* Vergl.: Joachim Schmiedl, Meilensteine, Schönstatt-Lexikon

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