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12. Januar 2014 | Deutschland | 

„Mensch, bist du wertvoll!“


Gedenktag der Schönstatt-Familie in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Gedenktag der Schönstatt-Familie in der KZ-Gedenkstätte Dachau

P. Elmar Busse. Drei Jahre verbringt er in der Hölle des KZ Dachau, der Gründer der Schönstattbewegung, Pater Josef Kentenich. Dort lebt er, tief verwurzelt im Glauben an einen Gott, der auch dann Liebe bleibt, wenn der Mensch seine Welt in eine Hölle verwandelt. In dieser menschenverachtenden Umgebung gibt Pater Kentenich, Häftling 29392, unzähligen Menschen inneren Halt, Hoffnung und das Bewusstsein ihrer Würde. Der Himmel berührt die Erde. Die bayerische Schönstatt-Bewegung gedenkt am 6. April 2014 der Befreiung des Schönstatt-Gründers aus dem KZ Dachau 1945 und dankt für 100 Jahre Schönstatt. Die Feier steht unter dem Thema: „Mensch, bist du wertvoll!“

Die Gottesmutter zur Lagerkönigin erhoben

„Mensch, bist du wertvoll!“ Gegensätzlicher zu dieser Aussage könnte der Ort unserer Veranstaltung wohl nicht sein  - die KZ-Gedenkstätte Dachau – ein Ort, wo die Würde mit Füssen getreten wurde, wie auch unser Gründer, Pater Kentenich, berichtet: „Als ich so sah, wie überall die Menschen wie die Fliegen starben, wie man sie, die schon am Sterben waren, einfach mit Wasser begossen hat, mit Füssen getreten hat, kam mir der Gedanke, mit den Meinen die Gottesmutter zur Lagerkönigin zu erheben. Das geschah am 2. Juli 1942…“ (20.05.1945)

Einladungsflyer der Schönstatt-Bewegung in den bayerischen Diözesen

Einladungsflyer der Schönstatt-Bewegung in den bayerischen Diözesen

Sie war es, die ihren Schutzmantel um unseren Gründer gebreitet hat und ihn, der mit 56 Jahren bereits zu den älteren Häftlingen gehörte, vor vielen Gefahren bewahrt hat. Sie hat ihm die Kraft gegeben, die eigene Würde zu bewahren und die der Mithäftlinge zu stärken. Sie hat ihn auch vor dem Invalidentransport bewahrt an jenem 24. Juni 1942. Nur weil Josef Kentenich  auf den kommunistischen Blockältesten Hugo Gutmann solchen Eindruck machte, hat er ihn immer wieder geschützt - vor allem auch an jenem dunklen Tag der Selektion -  und unter der Nummer von Pater Fischer versteckt. „Lebensunwertes Leben“ wurde aussortiert wie bei einem Viehmarkt, berichtet Pater Kentenich.

Menschenwürde auch für die Kleinsten

Gerade die Invalidentransporte zeigen die menschenverachtende Praxis der Nazis und ihre menschenverachtende Ideologie. Entsprechend wurden die Häftlinge bei der Ankunft begrüßt „Ihr seid weniger Wert wie der Dreck auf der Straße“, berichtet Heinz Dresbach, einer der treuen Weggefährten Josef Kentenichs im KZ Dachau. Hat uns das heute  noch etwas zu sagen? Im Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz wird ausdrücklich die Würde des Menschen als Anliegen der Gedenkstätte genannt.

Auch wenn wir in Deutschland Gott sei Dank eine funktionierende Demokratie haben, die auf die Einhaltung der Menschenrechte Wert legt, so haben doch auch bei uns die Schwächsten, die, die keine Stimme haben, die Ungeborenen,  keinen Schutz. Im Namen der fragwürdigen Freiheit der Mutter, wird ihnen das Menschsein – zumindest bis zum dritten Monat aberkannt.

Ein Blick in das Privatleben zeigt, dass auch hier die Menschenwürde bedroht ist. Schüler werden im Internet von Mitschülern gemobbt, manche Ehepartner haben ein „Talent“, sich gegenseitig in jeder Konfliktsituation herabzusetzen, und auch unter Geschwistern ist es nicht selbstverständlich, dass man sich schätzt und zusammenhält.

Gottebenbildlichkeit – eine unantastbare Würde

Auf diesem Hintergrund wird deutlich, dass die christliche Botschaft und Lebensweise deshalb eine frohe Botschaft ist, weil sie dem Einzelnen Gottebenbildlichkeit und damit eine unantastbare Würde zuspricht. Was für die Sklaven im römischen Reich und die Unberührbaren an den Südküsten Indiens zur Zeit eines Franz Xaver Frohbotschaft war, das ist es heute auf neue Weise: „Mensch, bist du wertvoll!“

Du als Einzelner bis von Gott so gewollt, angenommen und geliebt. Der Gottessohn ist deshalb Mensch geworden, um dir die Gottebenbildlichkeit neu zu schenken; und er hat sich das viel kosten lassen – sein eigenes Leben. Leider ist diese frohe Botschaft durch Christen selber immer wieder verdunkelt worden – einmal aus einer falsch verstandenen Demutserziehung, dann um die Größe und Herrlichkeit Gottes genügend betonen zu wollen, oder schlicht und einfach, um die Menschen leichter gängeln zu können, wurde ihnen ein überdimensionales Sündenbewusstsein eingetrichtert. Zum Glück hat es immer wieder Heilige gegeben, die diese Deformationen gespürt, darunter gelitten und etwas dagegen getan haben.

Ein Vinzenz von Paul ist entsetzt über die Haftbedingungen der Verbrecher in Paris und setzt eine menschenwürdigere Unterbringung durch. Ein Franz von Assisi lebt radikale Armut, um sich mit vielen seiner Mitmenschen zu solidarisieren und ihnen trotz der Armut die Menschwürde zuzusprechen. Ein Josef Kentenich entwickelt seine Lehre vom Persönlichen Ideal und leitet die ihm Anvertrauten an, ihren eigenen Gefühlen und der Stimme des eigenen Gewissens mehr zu vertrauen als den Mehrheitsmeinungen und Erwartungen anderer. In seiner Schule reift ein Franz Reinisch heran, der den Fahneneid auf Hitler aus Gewissengründen verweigert, dafür hingerichtet wird, aber seinen Tod ganz bewusst sieht als Hohes Lied auf die Menschenwürde und auf die Gewissensfreiheit. Eine Konsequenz aus der Gottebenbildlichkeit des Menschen ist der ehrfürchtige Umgang miteinander.  Menschen, die Pater Kentenich begegnen konnten, waren immer wieder eigenartig tief berührt über die Ehrfurcht dieses Seelsorgers ihnen gegenüber. Das bezeugen auch ehemalige Mithäftlinge aus dem KZ Dachau.

Die „Dreimal Wunderbare Mutter“

Am 6. April 1945 wurde Pater Kentenich im Rahmen einer wenige Tage dauernden Entlassungsaktion aus dem KZ entlassen. Sie, Maria, war es – so ist die Schönstatt-Bewegung überzeugt - die das „Wunder“ ermöglichte. Der 6. April 1945 ist auch der Jahrestag der Entstehung ihres Titels „Dreimal Wunderbare Mutter“. Am 6.4.1604 hatte Pater Rem SJ, der in Ingolstadt wirkte, die Eingebung, dass Maria unter dem Titel „wunderbare Mutter“ gern angeredet werden würde. Aus der dreimaligen Wiederholung entwickelte sich der Titel „Dreimal wunderbare Mutter“. Genau an diesem Tag kommt das kostbare Symbol für Gott-Vater, das sogenannte „Vatersymbol“ in die Gedenkstätte. Es ist in den letzten Jahren durch viele Länder gewandert und soll  im Oktober in der ersten Schönstattkapelle in Vallendar, im sogenannten „Urheiligtum“ angebracht werden.

Ein Bergkristall in Gold eingefasst einerseits – die schäbige Häftlingskleidung der Gefangenen des KZ’s andererseits. Größer kann der Gegensatz nicht sein. Und doch ist das die Botschaft, die schon Paulus in die denkwürdigen Worte gefasst hat: Wir tragen einen kostbaren Schatz in zerbrechlichen Gefäßen. (2 Kor 4,7)

Die Schönstatt-Bewegung möchte dazu beitragen, dass überall wo ihre Mitglieder sich befinden, ein Klima der Ehrfurcht entsteht, in dem Menschen sich ihrer Würde bewusst werden und bleiben können. „Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.“ (2 Kor 4,6)

Die Herzliche Einladung zu diesem besonderen Sonntag in der KZ-Gedenkstätte Dachau gilt nicht nur Schönstättern aus den bayerischen Diözesen, sondern der ganzen Schönstatt-Bewegung und ihren Freunden.

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