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13. November 2013 | Deutschland | 

Der Bund – drei Tage zu etwas Ewigem


Eine Fachtagung zur Bundestheologie hat im Priesterhaus Berg Moriah stattgefunden

Eine Fachtagung zur Bundestheologie hat im Priesterhaus Berg Moriah stattgefunden

Armin Noppenberger. Zusammen mit dem Institut für Theologie und Geschichte religiöser Gemeinschaften (IRG) der philosophisch-theologischen Hochschule Vallendar hat das Josef-Kentenich-Institut (JKI) Anfang Oktober dieses Jahres die wissenschaftliche Fachtagung „Der Bund als Kategorie des Gott-Mensch-Verhältnisses in der Theologie“ im Tagungshaus Berg Moriah in Schönstatt abgehalten. - Die Tagung hat die Annäherung an dieses komplex weite Thema „Bund“ in vier Einheiten veranlagt.

Am Anfang war das Bündnis – Schönstatts Urerfahrung

In der ersten Einheit Der Sitz im Leben einer Theologie des Bundes“ ging der empirische Blick zusammen mit Dr. M. Aloisia Levermann (Vallendar) zuerst auf die „Erfahrung mit dem Bundesgedanken aus der Perspektive der Schönstattbewegung“. Diese sehr reichhaltigen und substantiellen Erfahrungen stellen einen größtenteils noch ungehobenen Schatz dar, aus dem jedoch bereits geschöpft wird.

In ökumenischer Verantwortung

Anschließend nahm – in ökumenischer Verantwortung des Tagungsthemas – Prof. Dr. Matthias Freudenberg (Saarbrücken) das Auditorium mit auf einen Überflug durch 450 Jahre reformatorischer Theologiegeschichte zu Inhalt und Bedeutung sowie Entwicklung und Rezeption der  Bundes- bzw. Föderaltheologie. Heils- bzw. bibelgeschichtlich zeichnet Freudenberg als eine reformatorische Unterscheidung die Entfaltung vom „Werkbund“ hin zum „Gnadenbund“ nach. „Neugestaltung“ der Bundestheologie im 20. Jahrhundert verbindet sich mit Namen und Werk Karl Barths.

Plenumsrunde (Foto: Bühler)

Plenumsrunde (Foto: Bühler)

Bund im Bild

Die erste Einheit mündete in einem filmisch-literarischen Abendausgang mit Dr. Martin Ostermann (Erfurt) und Dr. Clemens Bohrer (Frankfurt) mit Akzent auf Bild und Film.

Bund in der Bibel

Die zweite Einheit der Tagung galt der Theologie des Bundes in den Schriften des Alten und Neuen Testamentes. Prof. Dr. Franz Sedlmeier (Augsburg) beleuchtete nach Vorbemerkungen zu Bedeutung und Kontext von Bundals berit  (hebr.), jedoch auch in sogenannten Bundesformeln wie z. B. „Ich, euer Gott …“ exegetisch und bibeltheologisch einige der wichtigsten alttestamentlichen Stellen des Bundes. Das Neue am prophetischen Bundesverständnis ist: der Mensch wird befähigt, den Bund einzuhalten und handelndes Subjekt, da Gott wiederholt sehen muß, dass Israel noch nicht zum Halten des Bundes fähig ist.

Prof. Dr. Joachim Schmiedl, Institut für Theologie und Geschichte religiöser Gemeinschaften (IRG) der philosophisch-theologischen Hochschule Vallendar  (Foto: Bühler)

Prof. Dr. Joachim Schmiedl, Institut für Theologie und Geschichte religiöser Gemeinschaften (IRG) der philosophisch-theologischen Hochschule Vallendar  (Foto: Bühler)

PD Dr. Bernd Biberger, Josef-Kentenich-Institut, JKI (Foto: Bühler)

PD Dr. Bernd Biberger, Josef-Kentenich-Institut, JKI (Foto: Bühler)

Unkaputtbar und treu – Gott ändert sich

Prof. Dr. Michael Konkel, Paderborn, setzte die Einheit fort mit seinen aufs Wesentliche konzentrierten Ausführungen zur Bundestheologie des Pentateuchs. Dabei werden das deuteronomische Vertragsmodell (Sinaï-Berit, Dtn 29) einerseits vom Abraham-Berit (Gen 17) andererseits unterschieden.

Der Sinaï-Berit ist als altorientalisches Rechtsprinzip ein Vasallenvertrag und stellt einen Treueeid dar. Theologisch bedeutet das für Israel: nicht ein irdischer Herrscher ist der Vertragsherr, sondern allein der Gott Jahwe.

Die unnachgiebig anhaltende Bundesschwäche Israels provoziert Jahwe zur noch unverbrüchlicheren Treue und somit die heilsgeschichtliche Weiterentwicklung des Sinaï-Bundes zum „Abraham-Berit“ in Gen 17. Gott selbst ist initiativ im „Setzen“ bzw. „Aufrichten“ dieses Bundes. Als reiner Gnadenbund ist der Abraham-Berit nun weniger Vertrag, viel mehr göttliche Stiftung.

Im „neuen Bund“ (Jer 31) ist die Vergebung der Schuld Israels konstitutiv für das Bundesgeschehen und den Bundeserhalt. Durch die Vergebung der Sünden und die Einschreibung ins Herz (Herzbund) wird der Mensch, wird Israel „neu geschaffen“, „gerecht gemacht“.

Der Bund in Herrlichkeit und in Wirklichkeit

Prof. Dr. Margareta Gruber (Jerusalem/Vallendar) beschloss mit ihren Ausführungen über „die neutestamentliche Bundestheologie“, die zweite Tagungseinheit. Summarisch war in Grubers Beitrag die Betrachtung eines in sich sehr komplexen, weil organischen Vorganges dran: Die explizite Erkennbarkeit des in Christus Jesus selbst offenbargewordenen neuen Bundes, als auch im verkündigten Christus Jesus und somit auch – implizit oder organisch – im gnadenhalber nichts als Christus Jesus verkündigen wollenden und könnenden  Boten und Apostel Paulus selbst, dem „Diener des neuen Bundes“ (vgl. 2 Kor 3,1–6).

Gemeinschaft – Geheimnis – Gnade

Die dritte Einheit der Tagung wandte sich systematischen Aspekten der Bundestheologie zu. Privatdozentin Dr. Julia Knop (Wuppertal/Freiburg i. Br.) zeigt unter ekklesiologischer Hinsicht die Kategorie des Bundes anhand der Communio-Theologie (Vaticanum II) auf und konstatiert, dass „Bund“ mehr implizit einen Terminus im Feld systematischer Theologie darstelle; also eben am ehesten im Begriff und Verständnis von Communio (Gemeinschaft) anzutreffen sei.

Hyporeal – Hypostatische Union im Geheimnis

Prof. Dr. Manfred Gerwing (Eichstätt) konfrontiert in seinen Überlegungen „Jesus Christus, wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch. Zum innersten Kern der Bundestheologie“ den Blick auf die Christologie. Vom Zentrum des „mysterium incarnationis“ (als „unüberbietbares“ Bundesgeschehen) ausgehend, legt Gerwing dar, dass und wie (in hypostatischer Union) das „mysterium trinitatis“ die bedingende Voraussetzung einerseits und folglich das „mysterium ecclesiæ“ die dem Zentrum entsprechende Auswirkung und seine Fortsetzung ist.

Es muß Liebe sein

Prof. Dr. Guido Bausenhart (Hildesheim) mit den Ausführungen zur „Soteriologie – Gnade und menschliches Mitwirken“ ließ auf unnachahmliche Weise klar sein: ein Bund, wie Gott ihn schließt, stiftet und entfaltet von den Anfängen an bis heute, ein Bund von solcher Kraft und solchem Erlösungspotential im Blick auf grundmenschliche Ängste – der muß göttliche Liebe zur Motivation haben. Die Liebe, die Gott zum Menschen hat. So ein Bund ist Gottes Geschenk und Gnade. Und das menschliche Mitwirken  daran ist Gnade und Glück; auch wenn es manchmal Mühe macht und alle Kraft kostet.

Bundeswilligkeit

Der öffentliche Teil der Tagung bildete der Vortrag von Prof. Dr.  Dorothea Sattler (Münster) im Pater-Kentenich-Haus, Berg Schönstatt: „Gott und Mensch. Theologische Kategorien zur Deutung einer Beziehung.“ Aus inkarnatorischer Perspektive (Gott ist Mensch in Jesus Christus) eröffnete Sattler eine weitgespannte, theologische Meditation über die – vom Menschen erkennbare – „Bundeswilligkeit Gottes“ (Karl Rahner). Ekklesiologisch kritisch laute beispielsweise eine Frage an die Theologie: erlebt der heutige Mensch sein Erlöstsein in der kirchlichen Gemeinschaft erfahrungsnah?

Miteinander geht mehr – Kirche sein in Kooperation

In der vierten Einheit ging es um „Konkretisierungen einer Theologie des Bundes“. Prof. Dr. Edward Fröhlings (Vallendar) Statement umriss die „Föderativität und Kooperation“ als Desiderate in der Konzeption Vinzenz Pallottis. Ausgehend von der „Ebenbildlichkeit Gottes“ sieht Pallotti für jeden in der kirchlichen Vereinigung eine bestimmte Aufgabe. Jede/r könne von daher und aufgrund der Taufwürde „Mitarbeiter/in“ Gottes (Cooperator) werden und sein.

Fachtagung zur Bundestheologie (Foto: Bühler)

Fachtagung zur Bundestheologie (Foto: Bühler)

Beziehung – Erziehung – Mutter Maria

Darüber hinausgehend gab Prof. Dr. Lothar Penners’ (Vallendar) Statement „Bundestheologie und Bündnispädagogik“ Antwort. Es braucht zu einem kooperativen, bündnisgemäßen apostolischen Stil (Laienapostolat) im (pastoralen) Miteinander die entsprechende Pädagogik, Formation bzw. Ausbildung. Die Föderativität als haltungsmäßige und strukturelle Verwirklichung des Liebesbündnisses zwischen den Schönstattgemeinschaften soll auch in ihrem Generalstatut gesichert werden.

Prof. Dr. Joachim Schmiedl (Vallendar) ging es in seinem Statement „Bundestheologie und Mariologie“ um eine „Mariologie der Beziehung“. In knapper Abstimmung beim Vatikanum II ins Kirchenschema Lumen Gentium (LG) aufgenommen, bekräftigt das Konzil für die Welt und Zeit von heute, dass Maria konstitutiv hineingenommen ist in den in Christus neugestifteten Bund Gottes mit den Menschen (LG 9). In ihrer Gestalt konzentrierten sich die großen Themen des israelitischen Gottesbundes (LG 55). Das Konzil spricht von Maria als Typus und Urbild der Kirche, des mystischen Leibes Christi. P. Kentenich: Maria ist „Mutter der Kirche“ und „Muster der Kirche“. Die Kirche sei daher auf die Nachahmung Marias ausgerichtet, nicht umgekehrt.

Bündnis geht immer – weiter als gedacht

Die Fachtagung – von PD Dr. Bernd Biberger (JKI) und Prof. Dr. Joachim Schmiedl (IRG) geleitet - konnte in den drei Tagen Wesentliches, Wichtiges und Zentrales zur christlichen, biblischen und kirchlichen Realität des Bundes in den Blick bringen. Jedoch auch die Erkenntnis, dass da noch viel mehr zur Hebung, zur Vertiefung, zur Aktualisierung und apostolischen Umsetzung wartet – in künftigen Tagungen. Ob nun im systematischen, im medialen, ob im Bereich pädagogischer Umsetzung; oder im Spannungsfeld des ökumenischen sowie des jüdisch-christlichen Dialogs der Gegenwart und Zukunft … Die Realität des Bundes, seine Plausibilitätskraft für das Leben, Lieben und Handeln der Menschen von heute geht und will viel weiter und tiefer und höher, als man denkt und handelt und wagt in Kirche und Welt.

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