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18. Oktober 2013 | Fest 2013 | 

Schönstatt feiert das Christsein im Alltag


Der Platz für das Fest an der Gnadenkapelle in Schönstatt ist vorbereitet (Foto: Brehm)

Der Platz für das Fest an der Gnadenkapelle in Schönstatt ist vorbereitet (Foto: Brehm)

Michael Defrancesco. Es gibt in Schönstatt keine Marienerscheinung. Keine heilige Quelle. Keine Wunderheilungen. Aber seit bald 100 Jahren strahlt Schönstatt, beheimatet in Vallendar (Kreis Mayen-Koblenz), in die katholische Welt aus. Unzählige Pilger aus aller Welt kommen zum Urheiligtum, wo die Bewegung am 18. Oktober 1914 gegründet wurde. Schönstatt ist auf allen Kontinenten zu Hause. Und längst gestalten die Schönstätter die deutsche Kirche und die Weltkirche mit: Erzbischof Robert Zol- litsch, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, ist Schönstätter. Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa, langjähriger Vorsitzender der lateinamerikanischen Bischofskonferenz, wurde als einer von acht Kardinälen von Papst Franziskus berufen, um die römische Kurie zu reformieren.

Gnadenkapelle Schönstatt (Foto: Brehm)

Gnadenkapelle Schönstatt (Foto: Brehm)

Die Bewegung wurde 1914 gegründet – Start ins Jubiläumsjahr

Im kommenden Jahr wird das 100-jährige Bestehen der Bewegung gefeiert, an diesem Wochenende starten die Schönstätter mit einem dreitägigen Fest ins Jubiläumsjahr. „Das Jubiläum einer geistlichen Gemeinschaft ist kein Vereinsjubiläum“, sagt Pater Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland. Es geht ihm um die Frage: Was ist die Aufgabe der Bewegung heute?

Jahrzehnte vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde Pater Josef Kentenich, dem Gründer der Bewegung, klar: Was die Kirche braucht, sind Menschen und Gemeinschaften, die von innen her und nicht vom sie umgebenden Milieu geprägt sind. Menschen, die sich persönlich und freiwillig für Gott entscheiden.

In einer Zeit, in der weite Teile der katholischen Kirche glaubten, dass man nur heilig leben kann, wenn man ins Kloster geht, sagte Kentenich, dass diese Menschen nicht nur im Kloster zu finden sein sollten. Sondern dass alle eingeladen seien, ihr Alltagsleben christlich zu gestalten. Damit betonte er auch, dass das Eheleben gleichwertig zum Priester- und Mönchsleben ist – alles sei eine Frage der Berufung.

Während es innerhalb eines Klosters geregelte Gebetszeiten und eine geschützte christliche Atmosphäre gibt, haben es Menschen, die mitten in der Welt stehen, ungleich schwerer, einen christlichen Lebensstil zu pflegen. Deshalb gibt es in Schönstatt zahlreiche Gemeinschaften: Man trifft sich in Kursen, die ein Leben lang zusammenbleiben, und stärkt sich so gegenseitig im christlichen Leben. Ein weiterer zentraler Punkt der Bewegung: Pater Kentenich glaubte, dass die Menschen auch die nötige Hilfe vom Himmel bekommen. In Schönstatt schließen die Gläubigen deshalb ein sogenanntes Liebesbündnis mit der Gottesmutter Maria. „Maria erweist sich als Kontaktstelle zum Himmel“, formuliert es Pater Penners. „Ihr Jawort in Nazareth, ihr Stehen unter dem Kreuz und ihre Präsenz in der jungen Kirche erwiesen sie als Verkörperung eines mündigen Christen.“ Das Liebesbündnis sieht Penners in der Tradition der christlichen Bündniskultur, von der schon in der Bibel berichtet wird.

Das erste Liebesbündnis wurde am 18. Oktober 1914 im Urheiligtum von Schönstatt geschlossen, heute gibt es weltweit in 110 Ländern rund 200 Schönstattzentren mit einem Schönstatt-Heiligtum. Unzählige apostolische Projekte sind entstanden. In Mainz beispielsweise wurde unter der Schirmherrschaft von Kardinal Karl Lehmann die „Akademie für Ehe und Familie“ gegründet. Sie bildet Paare zu Ehetrainern aus, die dann andere Paare unterstützen, wenn deren Ehe in Turbulenzen gerät. Es gibt die Initiative der „Pilgernden Gottesmutter“: Menschen tragen das Bild der Gottesmutter von Schönstatt von Haus zu Haus. In Schönstatt selbst wurde der Verein „Lichtzeichen“ gegründet, der sich um schwangere Frauen in Not kümmert.

Die Schönstatt-Wallfahrt organisiert außerdem Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit die „Zehn Minuten an der Krippe“, eine Besinnungsstunde für die ganze Familie, die über einen großen Fankreis verfügt. Familiengottesdienste, Tagungen für jede katholisch anerkannte Lebensform, Jugendzeltlager, ein eigenes Mädchengymnasium in Vallendar und eine Grundschule in Kempten – auch fast 100 Jahre nach der Gründung ist die Bewegung auf vielen Feldern der Kirche aktiv.

Quelle: Rhein-Zeitung: www.rhein-zeitung.de

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