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19. Oktober 2013 | Fest 2013 | 

Begegnung mit Kardinal Rylko


Begegnung mit Kardinal Rylko (Foto: Brehm)

Begegnung mit Kardinal Rylko (Foto: Brehm)

Sr. M. Nurit Stosiek. Während die Pilger am Urheiligtum ihr Liebesbündnis erneuern, kommen Mitglieder führender Gremien Schönstatts – das internationale Generalpräsidium und das deutsche Landespräsidium – sowie Vertreter Schönstatts aus aller Welt mit Kardinal Rylko zu einer Begegnung zusammen. Im Zugehen auf das Jubiläum sieht sich die internationale Schönstattfamilie vor allem in fünf Feldern herausgefordert, das Liebesbündnis in einer „Bündniskultur“ ins Leben hineinzutragen: In Ehe und Familie, im Feld der Jugend, in der Pädagogik, im Einsatz für eine Kirche, die neue pastorale Wege geht und im Engagement für eine menschenwürdige Gesellschaft. Drei Statements spiegeln Kardinal Rylko etwas von diesem missionarischen Einsatz.

Projekte der Evangelisierung in Gemeinde und Kirche

Sr. Johanna-Maria Helmich und Ehepaar Öhler weisen auf einige solcher Projekte hin, z.B. Ehevorbereitungsseminare, Pilgerwege, Mutter- / Elternsegen. Alle missionarischen Projekte Schönstatts sollen beitragen, in der Kraft des Evangeliums die Gesellschaft zu durchsäuern. „Unser spezieller Sendungsauftrag drückt sich in unserem Gnadenbild aus: Wie und mit Maria Christus immer neu zur Welt bringen, das Wort neu Fleisch / Kultur werden lassen – so wie Papst Franziskus anlässlich des Gebetes zum Marianischen Tag formulierte.“

Ehepaar Öhler und Sr. Johanna-Maria Helmich (Foto: Brehm)

Ehepaar Öhler und Sr. Johanna-Maria Helmich (Foto: Brehm)

Vorstellung von Misiones (Foto: Brehm)

Vorstellung von Misiones (Foto: Brehm)

Etwas ausführlicher wird das Projekt Pilgerheiligtum dargestellt, an vielen anderen Ländern als Kampagne der pilgernden Gottesmutter von Schönstatt bekannt. Mehrere Millionen Menschen werden hier erfasst, es reicht bis an die Peripherie der Gesellschaft. Hier geht es nicht allein um Gebetsinitiativen, sondern auch um die Formung von Persönlichkeiten, die ihre konkrete Umgebung menschenwürdiger gestalten. Das Kommen des Pilgerbildes in die Alltagswelt der Menschen erleichtert diesen Weg, denn Maria selbst ist es, die hier die Menschen besucht und wandelt. Viele, die sich von der Kirche distanziert hatten, entdecken auf diese Weise ihr Christsein ganz neu.

Misiones – der Geist Schönstatts ist missionarisch

Seit über 20 Jahren führen junge Leute oder Familien so genannte „misiones“ durch - in fast allen Ländern Lateinamerikas, in Spanien, Portugal, Italien, Schweiz. Seit fünf Jahren gibt es diese Initiative auch in Deutschland. Einige Tausend junge Menschen leben und erleben weltweit Jahr für Jahr in diesem Engagement ein missionarisches Christsein, das in den Gemeinden und in ihnen selbst tiefe Glaubensspuren hinterlässt. Sr. M. Brigitt erklärt das Grundkonzept der misiones, dessen Herzstück die Tür-zu-Tür-Besuche sind. Sie beschreibt, wie die misioneros selbst diesen Einsatz erleben. Zwei junge Leute bringen dieses Erleben dann gleich im O-Ton: Julia Gärtner erzählt, wie dieser Einsatz nicht nur andere, sondern auch sie selbst verändert hat: „Ich war Gott noch nie so nah, wie in einer misiones-Woche, weil ich Gott ganz konkret spüren durfte. Ich durfte ganz konkret spüren, wie er wirkt durch uns, z.B. in einer Tür-zu-Tür-Situation, wenn ich Worte finde, die mir fremden Menschen helfen ... Für meinen persönlichen Glaubensweg war und ist dieses Projekt sehr wichtig, vor allem weil ich damit erlebe, dass ich als junge Frau, als Studentin, als Christin, als Laie einen Platz in dieser Kirche habe, wo ich etwas bewirken kann, wo ich lebendigen Glauben selbst leben und erfahren kann. Es ist für mich eine moderne Form der Seelsorge. Das bedeutet für mich Neuevangelisierung.“ - Ähnlich empfindet es Dennis Risse. Seit vier Jahren macht er bei den misiones mit, letztes Jahr konnte er auch in Argentinien an verschiedenen misiones teilnehmen. Er sagt, bei Studentenmisiones in Südamerika habe er auf einmal verstanden, warum immer das Marienbild Schönstatts in Form des Pilgerheiligtums dabei sein muss: „Weil sie es dann ist, die die Menschen besucht. Wir sind dann Werkzeug bzw. Boten Mariens.“ Er bezeugt: „Die tür- und herzensöffnende Wirkung konnte ich in Argentinien und in Deutschland staunend beobachten.“

Familienarbeit als Perspektive für die Zukunft der Kirche.

Vorstellung der Familienarbeit (Foto: Brehm)

Vorstellung der Familienarbeit (Foto: Brehm)

Ehepaar María Paz Levia und Miguel Angel Rubio aus Spanien berichten, wie viel Schönstatt den Familien zu geben hat: Schönstatt selbst ist eine große Familie und es gibt viele Projekte zur Stärkung der Familien: In manchen Ländern wurden Schulen gegründet, an den Schönstattzentren gibt es Angebote zu vielen Themen des Ehe- und Familienalltags, zur Partnerbeziehung, Kindererziehung usw., und immer ist Maria als Wegführerin in den Glauben wirksam. Stellvertretend für viele andere Initiativen nennen sie zwei: In Brasilien das Projekt „Familia sagrada“ (Familie ist heilig), ein Internetkurs, der zehn Monate Arbeit mit verschiedenen Themen zu Ehe und Familie via Internet anbietet. Ein weiteres Projekt ist die in Österreich entstandene Familienakademie für Ehepaare, die in ihrer Beziehung weiter wachsen wollen. Ein Kurs dauert zwei Jahre. Die Lehrart ist sehr praktisch: Zuhören, Ehegespräch, Austauschrunde. Durch Erlebnisse und Erfahrungen, aber auch die Beschäftigung mit Pater Kentenichs Anregungen für die Familie lernen die Paare für die eigene Beziehung, aber auch für die Weitergabe an andere. Diese Weitergabe ist wichtig. So entstehen kleine Zellen, von denen aus die Gesellschaft erneuert werden kann. Ehepaar Rubio schließt sein Statement auf originelle Weise: Als sie heute hierher kamen, sei ihnen ein Volontär begegnet, auf dessen Button stand: „Ich bin für Sie da“. Das, so sagen sie, wollen sie als Familien auch dem Kardinal und damit der Kirche versprechen: „Eminenz, Herr Kardinal, wir sind für Sie da.“

Impulse für den Weltkongress der Bewegungen

Begegnung verschiedener Gremien mit Kardinal Rylko (Foto: Brehm)

Begegnung verschiedener Gremien mit Kardinal Rylko (Foto: Brehm)

Kardinal Rylko spricht (Foto: Brehm)

Kardinal Rylko spricht (Foto: Brehm)

Im Anschluss an die Statements nennt Monsignore Wolf, Generalrektor der Schönstatt-Diözesanpriester, einige Anregungen für den kommenden Weltkongress der Bewegungen, die eine Arbeitsgruppe des Generalpräsidiums auf Wunsch von Kardinal Rylko erarbeitet hat. In der Gestaltung könnten vor allem dialogische Elemente, Arbeitskreise, Zeugnisse und geistliches Liedgut aus dem Leben der Bewegungen hilfreich sein. Inhaltlich seien Glaubensjahr und Neuevangelisierung Themen der Weltkirche, bei denen es gerade den Einsatz der Bewegungen braucht. Schönstatt könne hier manches einbringen, etwa wie Menschen durch die „Spurensuche“ wieder für Gott aufgeschlossen werden können, dann auch die marianische Komponente in der Weitergabe des Glaubens, ebenso die Erfahrung mit dem Hausheiligtum.

Worte von Kardinal Rylko an die Schönstattbewegung

Nach einer kurzen Pause wendet sich Kardinal Rylko an die Anwesenden. Er habe die Zeugnisse „mit einem dankbaren Staunen gehört. Immer, wenn ich den Bewegungen zuhöre, ist das für mich eine wichtige Lektion der Hoffnung. Heute vermehren sich in der Kirche in ungeahntem Maß die Unheilspropheten. Die Kirche braucht aber die Hoffnungspropheten.“

Die kirchlichen Bewegungen seien Träger der Hoffnung, Orte, an denen die Einzelnen Christus begegnen. Das sei auch das Geheimnis in diesen hundert Jahren Schönstatt. „Das Heiligtum ist der Ort der Begegnung mit Christus durch Maria.“

Im Blick auf die Feier des Jubiläumsjahres verweist Kardinal Rylko auf wertvolle Impulse, die der selige Johannes Paul II. anlässlich des großen Jubiläumsjahres 2000 gab. Ein Dreifaches sei wichtig: Ein dankbares Erinnern des Vergangenen, mit Leidenschaft die Gegenwart leben, und mit Vertrauen und Hoffnung in die Zukunft schauen.

Neuheit, Harmonie und Mission

Schließlich greift Kardinal Rylko nochmals die drei Worte auf, die Papst Franziskus an Pfingsten 2013 den kirchlichen Bewegungen sagte. Neuheit, Harmonie und Mission.

Der Art, wie der Kardinal anschließend diese drei Worte auslegt, gibt manchen Impuls für die Feier dieses Jahres. Auch die Reife einer Bewegung sei ein wichtiger Aspekt, so betont er schließlich. Der Primat der Gnade vor dem eigenen Tun müsse hier immer gesehen werden. „Kirchliche Reife heißt daher zunächst eine wirkliche Dankbarkeit, aber auch gleichzeitig die Demut zu wissen, dass der Herr es ist, der diese Früchte hervorgebracht hat. Hier kommen wir wieder zurück auf diesen besonderen Kairos, den Sie jetzt leben, nämlich die Hundertjahrfeier der Bewegung. Das ist der dankbare Blick und der demütige Blick auf das, was geworden ist, aber aus dem Bewusstsein heraus, dass der Herr es ist, der uns angeschaut hat und der diese Früchte reifen hat lassen in hundert Jahren. Also: Es lebe Schönstatt!“ (Download des vollen Wortlautes)

Werdet reif, ohne alt zu werden

Als Pater Walter, der Vorsitzende des Generalpräsidiums, Kardinal Rylko für seine wertvollen Anregungen dankt, fügt dieser noch „einen Gedanken für die nächsten hundert Jahre“ an: „Hört nicht auf, reifer zu werden. Aber werdet reif, ohne alt zu werden. Die Jugendlichkeit des Geistes zu bewahren, das heißt, sich die Fähigkeit bewahren zum Staunen und zum Dankbarsein gegenüber der unermesslich großen Güte Gottes, die uns begleitet.“


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