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3. Oktober 2013 | Deutschland | 

Ein Priestertum der Jüngerschaft – Pater Günther M. Boll feiert 50. Priesterjubiläum


50 Jahre Priester: Pater Günther M. Boll (Foto: Brehm)

50 Jahre Priester: Pater Günther M. Boll (Foto: Brehm)

Hbre. Schönstatt-Pater Günther M. Boll blickt in diesen Tagen zusammen mit den Mitbrüdern seiner Gemeinschaft und der ganzen internationalen Schönstatt-Bewegung auf 50 Jahre Priestertum zurück. Bei einer Eucharistiefeier und einer nachfolgenden Begegnung in kleinerem Kreis wurde am 29. September im Vaterhaus der Schönstatt-Patres auf Berg Sion, Vallendar, deutlich, wie sehr der Lebensweg des Jubilars verwoben ist mit der Geschichte der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres und auch der Entwicklung der ganzen Schönstatt-Bewegung in und nach der Zeit der kirchlich angeordneten Trennung des Gründers Pater Josef Kentenich von seiner Gründung, der Schönstatt-Bewegung. „Wenn wir die Priesterweihe Pater Bolls feiern“, so Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstatt-Patres, „dann rühren wir an die Wurzeln unserer Gemeinschaft, dann begeben wir uns in den Humus unserer Gemeinschaft, in den Ur-Humus Schönstatts.“

Festgottesdienst in der Hauskapelle des Vaterhauses auf Berg Sion (Foto: Brehm)

Festgottesdienst in der Hauskapelle des Vaterhauses auf Berg Sion (Foto: Brehm)

Generaloberer Pater Heinrich Walter begrüßt die Festgemeinde (Foto: Brehm)

Generaloberer Pater Heinrich Walter begrüßt die Festgemeinde (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland und Mitglied der Leitung der Sions-Provinz der Schönstatt-Patres, hält die Festpredigt.  (Foto: Brehm)

Pater Dr. Lothar Penners, Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland und Mitglied der Leitung der Sions-Provinz der Schönstatt-Patres, hält die Festpredigt. (Foto: Brehm)

Monika und Bernhard Arndt, Mitglieder der Leitung des Institutes der Schönstatt Familien, tragen Fürbitten vor  (Foto: Brehm)

Monika und Bernhard Arndt, Mitglieder der Leitung des Institutes der Schönstatt Familien, tragen Fürbitten vor  (Foto: Brehm)

Pater Günther M. Boll am Schluss der Messe am Altar (Foto: Brehm)

Pater Günther M. Boll am Schluss der Messe am Altar (Foto: Brehm)

„Und das lebt jetzt alles in mir“

In der Predigt des Jubiläumsgottesdienstes in der Hauskapelle des Vaterhauses der Schönstatt-Patres auf Berg Sion skizzierte Pater Dr. Lothar Penners, Mitglied der Provinzleitung, seinen Mitbruder in mehreren Motiven. Auf seinem Primizbild habe Pater Boll bereits festgehalten: „Vater, deinen Namen will ich den Menschen kundtun“. Die Erfahrung eines liebenden Vatergottes an die Menschen weiterzugeben, das sei Pater Bolls zentrales Anliegen als Priester gewesen. Das habe sich für ihn persönlich konkretisiert in Erfahrungen mit dem Gründer Schönstatts, den er in Milwaukee kennengelernt habe und von denen er sagen konnte: „Und das lebt jetzt alles in mir“. „Die Erfahrung mit unserem Vater und Gründer“, so Pater Penners, „die Erfahrung von Milwaukee, die Erfahrung wie Pater Kentenich mit ihm und mit den Menschen, die mit ihm in Berührung kamen, umgegangen ist, sind eine der Wurzeln, für das, was er uns geschenkt und zum Beispiel in seinem Buch ‚… vor allem aber mein Herz‘ hinterlassen hat.“ Das Priestertum Pater Bolls sei in der Souveränität seines Zeugnisses und in seiner johanneischen Art, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit, ein Priestertum der Jüngerschaft gewesen. Penners hob hervor, dass Pater Boll ein Mann mit der Gabe der geistlichen Unterscheidung und der geistigen Differenzierung sei, der Orientierung gegeben habe. Er habe immer klar akzentuiert, zwischen dem, was man festhalten müsse und dem Neuen, dem gegenüber es offen zu sein gelte.

Schicksal und Wende

In der schwierigen Phase der Auseinandersetzung zwischen Schönstatt und den Pallottinern, während der Günther Boll auf dem Weg war, Pallottiner zu werden, und die schließlich zur Trennung und auch zur Gründung der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres führte, sei seine Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von La Plata, Buenos Aires, zur „Symbolgestalt der Wende geworden“. Das Lebensschicksal Pater Bolls, dem beim Austritt aus der Gemeinschaft der Pallottiner angekündigt worden sei, dass er niemals Priester werden könne, sei damit eng verwoben mit Schicksal und Wende in der Schönstatt-Geschichte.

In und gegen

Ein weiteres Motiv, mit dem Penners den Jubilar charakterisierte, war Bolls Fähigkeit, in der Auseinandersetzung mit Fragen der Zeit von innen her zu verstehen, was das Gegenüber oder der Gegner wolle. „Bin ich vorgedrungen zum erlebnismäßigen Kern dessen, der etwas gesagt hat?“, diese Frage sei für Pater Boll von entscheidender Bedeutung in der Auseinandersetzung gewesen. Dabei habe jedes „Methodenpostulat“ in ihm Skepsis bewirkt. Pater Boll sei ein „inhaltlicher Denker, der schaut, und schauend versteht, versteht um begreifen zu können.“ Leicht nachzuvollziehen sei, dass ein solcher Mensch eine „Liebe zu Bildern, z.B. von Chagall, eine Nähe zu Kunst und Literatur“ habe. Kunstwerke, die „der Wirklichkeit aus dem Gesicht geschnitten sind“, seien für Pater Boll weltliche, welthafte Ikonen, in denen eine Begegnung mit der Wirklichkeit möglich sei und die deshalb Anknüpfungspunkte für eine Bündniskultur und für eine Berührung mit Zeit darstellten.

Der Jubilar beim Empfang (Foto: Brehm)

Der Jubilar beim Empfang (Foto: Brehm)

Tiefer in den Glauben, tiefer in die Welt Schönstatts hinein finden

In dem sich an die Eucharistiefeier anschließenden und angesichts des Alters und der gesundheitlichen Situation des Jubilars eher kleineren Empfangs, beschrieb Provinzial Pater Theo Breitinger sehr eindrücklich, wie er persönlich Pater Boll auf seinem Weg zu den Schönstatt-Patres erlebt hatte. „Pater Boll ist einer, der in aller Ruhe, sehr kompetent, sehr intensiv und engagiert Fragen beantwortet, Klärungen herbeiführt, Menschen auf die Gottesmutter hinweist, Menschen mit unserem Vater und Gründer in Verbindung bringt, und sie einfach in die Welt Schönstatts einführen kann.“ Er dankte dem Jubilar im Namen der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres und im Namen all der vielen Menschen aus der internationalen Schönstattfamilie, denen Pater Boll auf diese Weise geholfen habe, „tiefer in den Glauben, tiefer in die Welt Schönstatts hinein zu finden“, und überreichte ihm eine Bronzeplastik von der Hand des Gründers, wie sie in der Gemeinschaft bekannt sei, mit dem Wunsch, „dass unser Vater und Gründer Sie auch in Ihren alten Tagen immer wieder an die Hand nimmt und Sie begleitet, dass er Sie festhält, Ihnen einen sicheren Schutz und Stand vermittelt, und dass Sie sich auch an ihm weiterhin gut festhalten können.“

Provinzial Pater Theo Breitinger gratuliert dem Jubilar (Foto: Brehm)

Provinzial Pater Theo Breitinger gratuliert dem Jubilar (Foto: Brehm)

Sieglinde Fehn, die Schwester von Pater Boll, im Gespräch mit Pater Theo Abt (Foto: Brehm)

Sieglinde Fehn, die Schwester von Pater Boll, im Gespräch mit Pater Theo Abt (Foto: Brehm)

Väterlicher Wegbegleiter

Im Namen der ganzen Gemeinschaft des Institutes der Schönstatt Familien, in dem Pater Boll neun Jahre als geistlicher Assistent mitgearbeitet hat, gratulierten Maria und Dr. Ulrich Wolff dem Jubilar zum 50. Priesterjubiläum. Sie habe Pater Boll als ganz einfühlsamen, väterlichen Wegbegleiter erlebt, „der mit uns gehen will“, sagte Maria Wolff. Er habe auch mal energisch sein können, wenn er den Eindruck gehabt habe, „dass man da mal einen Pflock einschlagen muss“. Ob es um Fragen der Erziehung in der Gemeinschaft, der Struktur der Bewegung oder um das Gemeinschaftsleben ging, Pater Boll sei der Gemeinschaft ein echter „Kentenich-Ratgeber“ gewesen, betonte Ulrich Wolff.

Er habe geholfen, „mit den Augen unseres Vaters diesen neuen Menschentyp und die Herausforderungen für die neue Zeit und für die neue Gesellschaft und Kirche besser zu verstehen.“ Das helfe den Familien überall: in der Gemeinschaft, in den Gemeinden, in den Familien, in der Kindererziehung, und nicht zuletzt auch im Umgang mit dem Partner. Dabei habe Pater Boll dazu beigetragen, den Blick zu weiten und manche enge Sicht aufzusprengen. „Das Gemeinschaftsbild unseres Vaters mit Freiheit, Bindung und Geistpflege bekam in unserer Gemeinschaft in Ihren Konkretisierungen und durch Ihre Hilfen eine ganz neue Dynamik.“ Ehepaar Wolff dankte dem Jubilar ausdrücklich, dass das Institut durch seine Beiträge und in seiner Art und Weise „wirklich unseren Gründer und Vater erlebt“ hat, und wünschte ihm, dass er weiterhin erfahren möge, alles schaffen zu können, „was im Plane Gottes steht, weil sie, die Gottesmutter, mich fest an der Hand hält und mich Gottes Weg führt.“

Das das Jubiläum nicht am eigentlichen Jahrestag der Priesterweihe, am 20. Oktober gefeiert wurde, sondern bereits vorher, ist der Tatsache geschuldet, dass die Schönstatt-Bewegung von 18. bis 20. Oktober 2013 mit einem großen Fest das Jubiläumsjahr "100 Jahre Schönstatt" eröffnet.

Empfang im Saal des Vaterhauses auf Berg Sion (Foto: Brehm)

Empfang im Saal des Vaterhauses auf Berg Sion (Foto: Brehm)

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