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17. September 2013 | Deutschland | 

Seine Sendung geht weiter - Gedenken am 45. Todestag Pater Kentenichs


Pater Josef Kentenich, † 15. September 1968 (Foto: Archiv)

Pater Josef Kentenich, † 15. September 1968 (Foto: Archiv)

Hbre. Im dritten Jahr der Vorbereitung auf das 100-Jahr Jubiläum Schönstatts 2014, im „Jahr der missionarischen Strömung“ stehe Pater Josef Kentenich „vor uns als Träger einer großen Sendung.“ Das brachte Mons. Dr. Peter Wolf am Vorabend des 45. Todestages des Gründers der Schönstatt-Bewegung bei einer Gedenkstunde im Filmsaal des Pater-Kentenich-Hauses in Schönstatt zum Ausdruck, zu der der Postulator im Seligsprechungsprozess für Pater Kentenich, Pater Angel Strada und sein Team eingeladen hatte. Neben Bewohnern vom Ort Schönstatt und Freunden Pater Kentenichs konnte unter den Teilnehmern in diesem Jahr besonders eine Gruppe von Pilgern aus dem Bistum Paderborn begrüßt werden, die mit ihrem Pilgerführer Dieter Große Böckmann nach zwölf Etappen ihres Fußpilgerweges das Ziel Schönstatt erreicht haben.

Pater Kentenich von einer göttlichen Sendung erfasst

Man habe Pater Kentenich noch lange nicht verstanden, wenn man nur sein Leben nacherzähle, ihn wahrnehme als begabten Studenten, als eifrigen Priester, als bekannten Exerzitienmeister oder als großen Organisator neuer religiöser Gemeinschaften, betonte Peter Wolf in einem kurzen Statement. Vielmehr gelte es, den Schönstattgründer als Träger einer göttlichen Sendung zu entdecken, von der er erfasst und durchdrungen gewesen sei. Kentenichs Anliegen sei es gewesen, Menschen und Gemeinschaften zu formen und der Kirche zur Verfügung zu stellen, „die aus einer tiefen Bindung an Christus - er spricht immer von Christusgliedschaft - und aus tiefer Sendungsergriffenheit als Apostel auf allen Gebieten zur Verfügung stehen“. Kentenich sei selbst unermüdlicher Apostel gewesen, sei selbst im Gefängnis der Gestapo und auch im Konzentrationslager von Dachau missionarisch engagiert gewesen, wo es verständlicherweise vielen nur noch ums reine Überleben gegangen sei. Er habe Apostolatsfelder gefunden und seine Sendung auch dann noch gelebt, als die Kirche ihn ins Exil nach Milwaukee geschickt habe. Pater Kentenich, der das ganze Christentum im Sinne eines Sendungsstromes verstehe, der vom Vater ausgeht und über Jesus Christus die Kirche erreicht, habe sich das für seine Gründung gewünscht: „Er wollte, dass auch wir von der Sendung ergriffen sind und sie weitertragen“, sagte Dr. Wolf.

Einsatz für die Sendung Pater Kentenichs

Dass viele Menschen aus der geistlichen Familie Pater Kentenichs sich auch viele Jahre nach seinem Tod im Vertrauen und in gläubiger Überzeugung in die Sendung Pater Kentenichs hineinziehen lassen, um seine Anliegen weiterzutragen, wurde an diesem Abend in drei Zeugnissen deutlich. So berichteten Maria Elena aus Ecuador und Isidora aus Chile, dass und wie sie sich für die Sendung Pater Kentenichs mit einem bereits mehrere Monate dauernden Volontariat im Blick auf das große Jubiläumsjahr 2014 im Bundesheim in Schönstatt engagieren. Pfarrer Josef Treutlein brachte in einem weiteren Zeugnis die seit der Oktoberwoche 2012 sich entwickelnde Pilgerströmung der Schönstatt-Bewegung in Deutschland ins Wort, und berichtete von vielfältigen Erlebnissen und Glaubenserfahrungen, die gerade im Jahr des Glaubens mit den Pilgerwegen zum Urheiligtum in Gang gekommen sind. Dass im Projekt Pilgerheiligtum besonders die marianische Sendung Pater Kentenichs weiterlebt, wurde im Zeugnis von Schwester Johanna-Maria Helmich über den Weg des am 8. September 2012 zur „Königin der Neuevangelisierung Europas“ gekrönten Bildes der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt durch Deutschland deutlich. Pater Kentenich habe einmal über den Initiator der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter gesagt: „Was tut Herr Pozzobon? Er trägt die Gottesmutter überall hin, und SIE muss wirken. Das ist genau das, was wir immer gewollt haben!“ Dass und wie Maria auch heute wirkt, wurde in vielen, auf der Leinwand bebilderten, konkreten Beispielen deutlich, so dass Sr. Johanna-Maria am Ende sagen konnte: „Mögen uns diese Erfahrungen stärken im Glauben an die marianische Sendung unseres Gründers, an der wir teilnehmen dürfen, indem wir die Gottesmutter Maria ‚überall hin tragen‘ und SIE wirken lassen.“

Pater Kentenichs Sendung für die Kirche der heutigen Zeit

Im Gedenken an die Todesstunde Pater Kentenichs, ist die Schönstattfamilie am 15. September um 7 Uhr in der Anbetungskirche versammelt. Es ist dieselbe Zeit wie am 15. September 1968, als Pater Kentenich nach seiner ersten heiligen Messe in der neu erbauten Anbetungskirche von Gott heimgerufen wurde. Hauptzelebrant und Prediger, Schönstatt-Pater Dr. Joachim Schmiedl, Prof. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar, nimmt Kentenichs Sendung für die Kirche unserer Zeit in den Blick.

In den vergangenen 100 Jahren hätte sich die Situation der Kirche erheblich verändert. Von damals z.B. 60% Kirchenbesuchern sei die Entwicklung heute bei 11% Kirchenbesuchern angekommen. Damals wollten viele, auch Pater Kentenich selbst, in die Mission. Heute seien die Hälfte der in Deutschland lebenden Ordensschwestern unter 65 Jahren nicht in Deutschland geboren. Die Zahl der Pfarreien oder Seelsorgestellen habe in den letzten sieben Jahren um 1500 abgenommen und die Zahl der Katholiken sei um 1,5 Millionen geschrumpft. Trotzdem sei der Einfluss der katholischen Kirche noch enorm: „Dafür steht besonders der soziale Einsatz, der von einer halben Million Mitarbeitenden in caritativen Organisationen geleistet wird. Die Ehrenamtlichen sind das große Pfund, mit dem unsere Kirche wuchern kann.“

Frei, geschwisterlich und Seele der kommenden Welt und Kultur

Schmiedl lud die Zuhörer ein, die Charakterisierung der Kirche der Zukunft, wie Pater Kentenich sie am 8. Dezember 1965 aus dem Kirchenbild des Konzils beschrieben hat, einmal nicht von der Tradition her, sondern von den Herausforderungen her zu lesen, was Aufgaben für die Schönstatt-Bewegung, für die Gemeinschaften der Bewegung und für die Kirche deutlicher mache. Josef Kentenich 1965: „Wie sieht diese Kirche aus gegenüber gestern und vorgestern? Die Antwort? Das ist eine eigenartige Kirche. Das ist eine Kirche, die auf der einen Seite tief innerlich beseelt traditionsgebunden ist, aber auf der andern Seite ungemein frei, gelöst von erstarrten traditionsgebundenen Formen. Das ist eine Kirche, die in überaus tiefgreifender Brüderlichkeit geeint, aber auch gleichzeitig hierarchisch, ja väterlich gelenkt und regiert wird. Das ist eine Kirche, die die Sendung hat, die Seele der heutigen und der kommenden Kultur und Welt zu werden.“

Joachim Schmiedl: „Die Kirche soll frei sein, soll sich lösen von traditionellen Formen. Denken Sie an die Diskussionen um die Liturgie, um den Umgang mit Menschen, in deren Biografie es einen Bruch gegeben hat usw. Denken Sie an religiösen Formalismus und die Sehnsucht nach einer innerlich freien und gelösten Gottesbeziehung.

Die Kirche soll sich in Geschwisterlichkeit einen. Wie gut tut es, ein solches Miteinander zu erfahren. Wie bereichernd sind Begegnungen auch über die Grenzen der Gemeinschaften hinaus, wie wir sie etwa bei der Verabschiedung des Sakristanenehepaars Fellhofer am Urheiligtum erlebt haben. Wie stark ist die Erwartung, dass das Jubiläum im nächsten Jahr eine solche unverkrampfte Familienhaftigkeit ermöglicht.

Die Kirche soll die Seele der kommenden Welt und Kultur werden. Es geht um die Zukunftsfähigkeit. Wir werden als Christen und schon gar nicht als Mitglieder einer Geistlichen Bewegung nicht mehr so rasch die Mehrheit in unserem Land stellen. Aber wir können an vielen Stellen etwas bewirken. Und wir können kreativ werden. Es ist die Chance von Bewegungen und Gemeinschaften, nicht alles machen zu müssen, nicht alles abdecken zu müssen, so wie es ein Bischof für das Territorium und die kategorialen Seelsorgsaufgaben seines Bistums tun muss. Das gibt auch eine große innere Freiheit, eigene Akzente zu setzen.“

Auch wenn sich der kirchliche und gesellschaftliche Hintergrund seit der Gründung Schönstatts vor 100 Jahren fundamental verändert hätten, so Pater Schmiedl zusammenfassend, die Sendung bleibe: „Es bleibt auch der Auftrag, dem Sendungsanspruch des Gründers gerecht zu bleiben und ihn in den veränderten Verhältnissen neu zu formulieren.“

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