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15. September 2013 | Kirche | 

Drittes Gesprächsforum des Dialogprozesses der Deutschen Bischofskonferenz in Stuttgart beendet


Gesprächsprozess "Im Heute Glauben" Stuttgart

dbk.de/Hbre. Das dritte Gesprächsforum der Deutschen Bischofskonferenz innerhalb des Gesprächsprozesses der deutschen Bischöfe ist am Samstag, 14. September, in Stuttgart zu Ende gegangen. Rund 300 Teilnehmer aus den Bistümern, Verbänden und Gemeinden sowie den geistlichen Gemeinschaften und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken stellten sich dem Thema „Liturgie: Dem Heiligen begegnen – heute Gott verehren“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zog ein positives Fazit: „Wir haben erlebt und diskutiert, wie vielfältig die Liturgie bei uns ist. Gleichzeitig ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, die Liturgie in der Welt zu verankern. Die Feier der Liturgie als Zentrum unseres Glaubens hat in Stuttgart eine Vergewisserung erfahren. Liturgie ist nichts weltfernes, sondern ein zutiefst innerkirchliches Geschehen, das in die Welt hinauswirkt. In Stuttgart haben wir Vielfalt und wachsendes Vertrauen erlebt“, so Erzbischof Zollitsch.

Gesprächsprozess ist Ort der Begegnung und Integration

Während einer Pressekonferenz betonte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx: „In der Liturgie ist es wichtig, dass die Zeichen dem entsprechen, was wir glauben. Liturgie ist immer ein Lernort: Indem wir das erfahren, werden Fragen aufgeworfen. Gleichzeitig müssen wir auf die Qualität in der Liturgie achten: Predigten müssen gut sein, der Gottesdienst muss gut gestaltet und der Lektor verständlich sein. Da dürfen keine Hindernisse entstehen“. Mit Blick auf den gesamten Gesprächsprozess sagte Marx: „Die Vielfalt und Unübersichtlichkeit in der Welt wird nicht kleiner, deshalb brauchen wir Begegnungen und Integrationsorte und der Gesprächsprozess ist ein solcher Integrationsort geworden.“

Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) hob hervor, dass die Art und Weise, den Menschen zu begegnen, vielfältiger werden müsse. „Der Grundwasserspiegel des Vertrauens hat sich wieder gehoben. Zwar noch nicht vollständig, aber es ist viel geschehen.“ Liturgie könne Räume eröffnen und Menschen neu ansprechen: „Wir brauchen eine Vielgestaltigkeit in der Liturgie und in der pastoralen Arbeit. Dabei ist es notwendig, die Situation von Menschen und Pfarrgemeinden im Blick zu halten. Gerade den Suchenden in unseren Gemeinden müssen wir eine Antwort geben“, so Bode.

Alois Glück: „Das Vertrauen ist gewachsen und die Gesprächskultur hat sich verbessert."

Für den Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck stellt sich die Frage, in welchen Bezug die Theologie mit der Seelsorge in der Welt tritt. „Liturgie steht nicht vereinzelt für sich, sondern ist immer ein Ausdruck von Gemeinschaft. Wichtig sind die Haltung des Einzelnen und die Struktur des Ganzen in einer radikal umbrechenden Gesellschaft. Heute geht es darum, wie wir Gott preisen und uns von ihm berühren lassen“, so Bischof Overbeck.“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, betonte, dass der Dialogprozess auf Bundesebene ein wichtiger Impulsgeber für die Diözesen, Verbände und Gemeinschaften geworden sei. „Das Vertrauen ist gewachsen und die Gesprächskultur hat sich verbessert. Entscheidend ist, dass der Gesprächsprozess eine große Integrationskraft in Deutschland entwickelt hat. Eindrucksvoll sind die Vielfalt, die Aktivitäten und das Engagement von Menschen für ein geistliches Leben“, so Glück.

Dialog im Großen und Ganzen auf Augenhöhe

Dr. Joachim Schmiedl, Schönstatt-Pater und Professor an der Philosophisch-Theologische Hochschule in Vallendar, der am Treffen in Stuttgart ebenfalls teilgenommen hatte, machte in einer Stellungnahme nach seiner Rückkehr deutlich, dass beim Dialogprozess verschiedene Ebenen zu unterscheiden seien, die jetzt nach dem dritten bundesweiten Treffen ganz deutlich würden: "Sehr positiv ist die offene Gesprächsatmosphäre, die Begegnungen über die entsendende Gruppierung hinaus, der Dialog, der sich im Großen und Ganzen auf Augenhöhe vollzieht. Positiv ist zu werten, dass der Dialogprozess auf verschiedenen Ebenen weitergeführt wird, was in mehreren Bistümern passiert und was sich auch in erarbeiteten Stellungnahmen, etwa der Theologenvertreter, zeigt. Dass die Bischofskonferenz in den Fragen der Geschiedenen und Wiederverheirateten, des kirchlichen Dienst- und Arbeitsrechts und der kirchlichen Dienste und Ämter, besonders für Frauen, mit Arbeitsgruppen einen Weg eingeschlagen hat, ist sehr erfreulich, muss aber wirklich auch zu sichtbaren Resultaten führen."

Über Liturgie in ihren verschiedenen Dimensionen, so Schmiedl, sei in Stuttgart vieles zusammengetragen worden, das als Kompendium für Gemeinden, Gemeinschaften und Gruppen gute Dienste leisten werde. "Für mich haben sich Schwerpunkte abgezeichnet: Förderung der Vielfalt von Gottesdienstformen, eine einladende Liturgie auch für die Menschen mit Lebensbrüchen, eine die Erfahrung des Heiligen ermöglichende ebenso wie eine den Alltag und die Dunkelheiten des spirituellen Lebens berücksichtigende Feier der Liturgie, die Pluralität liturgischer Orte von der Pfarrkirche über die kleine Kapelle und den Wallfahrtsort bis zum Gebet im kleinen Kreis oder unterwegs." Schmiedl ergänzte, dass das neue Gotteslob optisch einen guten Eindruck mache. Der Inhalt leide aber etwas darunter, dass keine Vereinheitlichung der Texte mit einem eventuellen neuen Messbuch und einer Revision der Einheitsübersetzung geschehen ist. "Es ist bezeichnend, dass die Ursachen dafür nicht in Deutschland, sondern in theologischen und nicht nur kirchenpolitischen Differenzen mit römischen Kongregationen liegen."

Zollitsch: "Wir wollen eine realistische Sicht der Gegebenheiten“

Erzbischof Zollitsch ging während des Gesprächsforums auch auf den bisherigen Gesprächsprozess ein: „Wir haben in Konsequenz des Forums in Hannover in der Bischofskonferenz eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die der Problematik der zivil wiederverheirateten Geschiedenen nachgeht. Diese Arbeitsgruppe wird nach Abschluss der ersten Beratungen der Bischofskonferenz einen Arbeitsbericht vorlegen. Er wird einen ungeschminkten Blick auf die Realitäten enthalten und die Not zur Sprache bringen, die heute im Bereich verbindlicher persönlicher Beziehungen besteht. Wir wollen eine realistische Sicht der Gegebenheiten“, so Zollitsch. Mit Blick auf das Jahresthema Liturgie betonte Erzbischof Zollitsch, dass es ein gutes Zeichen gewesen sei, das in Stuttgart die persönliche Gläubigkeit und die kirchlich-gemeinschaftliche Gestaltung dieser Gläubigkeit so viel Aufmerksamkeit gefunden habe. „Es ist bereits jetzt an liturgischer Vielfalt mehr möglich, als ausgeschöpft wird. Das kann vor Ort ebenso geschehen wie durch Beiträge der Liturgiewissenschaftler“, so Erzbischof Zollitsch.

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Quellenhinweis: Unter Verwendung einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz dbk.de

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