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8. September 2013 | Deutschland | 

„Guter Hirte mit dem Geruch der Schafe“


Der neue Weihbischof Dr. Michael Gerber wurde von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am 8. September 2013 zum Bischof geweiht (Foto: Köppe Erbistum Freiburg)

Der neue Weihbischof Dr. Michael Gerber wurde von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am 8. September 2013 zum Bischof geweiht (Foto: Köppe Erbistum Freiburg)

Freiburg / Oberkirch.  Erzbischof Dr. Robert Zollitsch hat den Regens des Freiburger Priesterseminars („Collegium Borromaeum“), Dr. Michael Gerber, am Sonntag (8.9.) im Freiburger Münster durch Handauflegung und Gebet zum Bischof geweiht. Papst Franziskus hatte den 43jährigen Gerber zum neuen Weihbischof der Erzdiözese Freiburg ernannt. Gerber gehört nun (zusammen mit dem Augsburger Weihbischof Florian Wörner – ebenfalls Jahrgang 1970) zu den jüngsten Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK): Der neue Weihbischof war von seinem Heimatort Oberkirch aus zur Bischofsweihe nach Freiburg gewandert – der von Gebeten, Gottesdiensten und Gesprächen geprägte Pilgerweg diente Gerber als Vorbereitung auf die Weihe.

Die Weihefeier fand im Freiburger Münster statt (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Die Weihefeier fand im Freiburger Münster statt (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Verlesung der Ernennungsurkunde des Heiligen Vaters durch Domkapitular Dr. Eugen Maier  (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Verlesung der Ernennungsurkunde des Heiligen Vaters durch Domkapitular Dr. Eugen Maier  (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Predigt: Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Predigt: Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Zollitsch: „Nur im Miteinander kann Kirche gelebt werden und kraftvoll sein“

Erzbischof Zollitsch zitierte in seiner Predigt beim Weihegottesdienst im Freiburger Münster Papst Franziskus, der die Seelsorger aufgefordert hat, Hirten „mit dem Geruch der Schafe“ zu sein. „Der Gute Hirte ist es, der sich um seine Herde sorgt; der um die Freuden und Nöte seiner Schafe weiß, der sie wahrhaft kennt und so nah bei ihnen ist, den Geruch der Schafe annimmt. Das ist der Schlüssel, der uns die Türen aufschließt zu einem Leitungsdienst, der in der Nachfolge des Guten Hirten Jesus Christus in unseren Tagen hochaktuell ist“, sagte Zollitsch. Der Gute Hirte sei zuallererst Jesus Christus selbst: „Wenn wir als Hirten wirken, dann tun wir dies immer im Blick auf ihn, in Verbindung mit und in Abhängigkeit von ihm. Nicht wir bilden uns ein, gut und tüchtig zu sein. Im Blick auf die Zusage Jesu und seine Hilfe vertrauen wir darauf, dass Gott durch uns Gutes wirken will, wenn wir uns Ihm, dem Guten Hirten, ganz zur Verfügung stellen.“ In der Nachfolge des Guten Hirten bei den Menschen zu sein, sei eine stete Herausforderung für Bischöfe. Der Hirte solle den „Geruch der Schafe“ haben und „die Menschen dürfen die Verbundenheit mit ihrem Hirten spüren“, erklärte der Erzbischof. Nur in der Gemeinschaft des Glaubens, nur im Miteinander könne „Kirche gelebt werden und kraftvoll sein“! Zugleich gehöre zum Hirtendienst auch die Bereitschaft, „voranzugehen, mutig Wege nach vorne zu weisen, die Spuren Gottes zu entdecken, sie aufzugreifen und ihnen zu folgen“. Beides lässt sich nach den Worten des Erzbischofs von Freiburg nicht voneinander trennen: „Inmitten der Menschen zu sein und ihnen zugleich auf dem Pilgerweg des Glaubens vorangehen zu dürfen, ist Auftrag und Zusage Jesu Christi zugleich.“

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch weiht Dr. Michael Gerber zum Bischof (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch weiht Dr. Michael Gerber zum Bischof (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Übergabe des Bischofsringes (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Übergabe des Bischofsringes (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Unterwegs mit den Menschen: Frei von Berührungsängsten – bereit zum Dialog

Wie dieses Vorangehen in der Kirche aussehen kann, habe Papst Franziskus in seiner Ansprache vor Bischöfen beim Weltjugendtag in Brasilien deutlich gemacht: „Es braucht eine Kirche, die keine Angst hat, in die Nacht der Menschen zu gehen. Es braucht eine Kirche, die fähig ist, ihnen auf ihren Wegen zu begegnen. Es braucht eine Kirche, die sich in ihr Gespräch einzuschalten vermag.“ Erzbischof Zollitsch zeigte sich fest davon überzeugt, dass der neue Weihbischof Michael Gerber „in diesem Sinne mit uns mutig den Weg der Kirche in unserer Erzdiözese Freiburg nach vorne gehen“ werde: „Frei von Berührungsängsten, bereit zum Gespräch und Dialog.“ So habe Gerber in den vergangenen Jahren seine Seelsorge gestaltet – als Kaplan in Malsch, in der Hochschulpastoral und in den unterschiedlichen Aufgaben im Priesterseminar – zuletzt als Regens. Er habe stets danach gefragt und Ausschau gehalten, „wie der Glaube in unserer Zeit gelebt werden kann; wie wir glaubwürdig Zeugnis von der Hoffnung geben können, die uns erfüllt“. Konkret geworden sei dies auch durch den Pilgerweg vom Heimatort Oberkirch nach Freiburg: Gerber habe dadurch gezeigt, dass es ihm darum gehe, „gemeinsam mit den Menschen auf unseren Straßen unterwegs zu sein, und mit ihnen Wege zu gehen. Sie dabei nicht alleine zu lassen, sondern ihnen zu zeigen, dass Gott es ist, der uns auf unseren Wegen begleitet, der uns Orientierung und Richtung gibt und eine Perspektive für unser Leben eröffnet.“

Übergabe der Mitra (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Übergabe der Mitra (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Der neue Weihbischof erklärt seinen Hirtenstab und sein Leitwort (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

Der neue Weihbischof erklärt seinen Hirtenstab und sein Leitwort (Foto: Köppe, Erzbistum Freiburg)

„Vorausklettern und Sichern – Kirche braucht beide Bergsteiger-Typen“

Weihbischof Michael Gerber erläuterte zum Abschluss des Gottesdienstes seinen Wahlspruch „Mit Dir im Bund“. Er spüre dieses „Miteinander“, das in der Kirche so wichtig geworden sei: „Es ist nicht einfach Resultat einer pastoralen Strategie oder gar Reaktion auf einen Mangel. Nein, dieses Mit Dir und dieses Mit Euch ist genuin kirchliches Handeln, weil es das Handeln Gottes darstellt. Und dazu ist ja die Kirche berufen, das Handeln Gottes in dieser Welt zu bezeugen.“ Gerber zeigte sich dankbar dafür, dass er dieses Miteinander in den unterschiedlichen Beziehungen und Teamkonstellationen der vergangenen Jahre erfahren durfte: „Und ich hoffe, dass diese Erfahrungen meine Seele so tief geprägt haben, dass das auch künftig mein Handeln bestimmt.“ In diesem Miteinander brauche es unterschiedliche Kräfte. Das Symbol in Gerbers Bischofs-Wappen und im Stab könne dies andeuten: „Die Hand Gottes und die Hand des Menschen.“

„Tastend nach neuen Wegen suchen, das Evangelium im Heute zu leben“

Das Symbol kann nach den Worten des Weihbischofs aber auch mal anders gedeutet werden: Etwa als „Hände von zwei Bergsteigern, der eine klettert voraus und der andere kommt hinterher“. Gerber sagte: „Unsere Kirche braucht beide Typen von Bergsteigern und bisweilen können – wie bei einer richtigen Bergtour – die Rollen auch wechseln: Diejenigen, die vorausklettern – und diejenigen, die auf festem Grund stehen und sichern.“ Und es brauche für beide Typen einen doppelten Mut: „Diejenigen, die tastend einen neuen Weg suchen“, brauchten viel Fingerspitzengefühl: „Zugleich aber auch den Mut, sich bisweilen ehrlich einzugestehen, jetzt haben wir uns verstiegen, wir müssen ein Stück zurückklettern.“ Wichtig sei auch der Mut derjenigen, die sichern: „Das Seil halten, auch wenn es einmal spannt. Dann diejenigen, die voraus klettern, nicht einfach fallen lassen. Und zu einem gewissen Zeitpunkt auch sagen zu können: Jetzt ist es Zeit, selbst ein Stück nach vorne zu gehen.“ Gerber sagte, er sei dankbar, in den vergangenen Jahren auf beide Typen von Bergsteigern gestoßen zu sein: „Dankbar da, wo wir tastend nach neuen Wegen gesucht haben, das Evangelium im Heute zu leben“ – und dankbar auch denjenigen, die ihm Halt und Stabilität geben: Gerber verwies auf Familie und Mitbrüder, auf das Miteinander von Fakultät und Priesterseminar sowie auf „Halt und Stabilität auch im Gebet“. Gerber sagte: „Es gibt viele, die seit vielen Jahren für mich beten und die das gerade auch jetzt tun. Menschen, die teilweise heute auch nicht hier sein können. Ich meine, sie liefern eine ganz entscheidende Grundlage. Mehr denn je bin ich davon überzeugt, Initiativen und Aufbrüche können in unserer Kirche nur wirksam werden, wenn sie auch durch das konkrete Gebet mitgetragen werden.“

„Mit jungen Leuten unterwegs sein: Wir können viel von ihnen lernen“

Gerber schilderte die Umstände, unter denen er von seiner Ernennung durch Papst Franziskus erfahren hatte: „Ich war in der Pfingstwoche mit Jugendlichen der Schönstattjugend unterwegs in Nordfrankreich. Schon darin steckt für mich eine Botschaft: Es ist gut, immer wieder auch länger mit jungen Menschen unterwegs zu sein. Wir können viel von ihnen lernen.“ Weihbischof Gerber rief dazu auf: „Glauben wir an Gott, der auf uns zählt, der auf jede und jeden von uns in seiner und ihrer urpersönlichen Eigenart zählt. Und leben wir sein Wort, das, was wir davon verstanden haben, hier, jetzt und heute.“

Quelle: Pressemitteilung des Erzbistums Freiburg
Nach der Weihefeier empfängt Weihbischof Gerber viele Glückwünsche  (Foto: Köppe / Erzbistum Freiburg)

Nach der Weihefeier empfängt Weihbischof Gerber viele Glückwünsche  (Foto: Köppe / Erzbistum Freiburg)

Ansprache von Weihbischof Dr. Michael Gerber am Schluss des Weihe-Gottesdienstes


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