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28. August 2013 | Deutschland | 

Neues Leben in und um das Heiligtum der Gottesmutter in Betzdorf


Feierstunde an der Kreuzlandkapelle in Betzdorf (Foto: Bodora)

Feierstunde an der Kreuzlandkapelle in Betzdorf (Foto: Bodora)

Fabian Bodora. „Leben entzündet sich am Leben.“ Das von Pater Kentenich geprägte Wort passt zur „Lebens-“ Geschichte der Kreuzlandkapelle in Betzdorf/Sieg. Am 27. Mai 1951 eingeweiht, und nur 60 Kilometer vom Urheiligtum entfernt, hat das Betzdorfer Schönstatt-Heiligtum manche Höhen und auch Tiefen erlebt. Am vergangenen Sonntag erlebten die Kreuzlandkapelle, so wie sie in Betzdorf genannt wird, und knapp 400 Gläubige zusammen mit ihrem Pastor Georg Koch, dem Kirchenchor St. Ignatius (Leitung Egon Greb) sowie einer großen Bläsergruppe der Betzdorfer Stadtkapelle (Leitung Bernhard Wolf) zweifellos einen ganz besonderen Feiertag: Die „Königin der Neuevangelisierung“ erreichte auf ihrer dreijährigen Rundreise durch Europa auch die Betzdorfer Kapelle. Die Ankunft des Bildes der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt ist dabei der sicht- und spürbare Höhepunkt des neuen, pulsierenden Lebensstroms, der von diesem Heiligtum in den vergangenen Jahren wieder ausgeht.

(Wieder-) Einzug der "Königin" ins Betzdorfer Heiligtum

„Das hier übertrifft all unsere Erwartungen“, waren sich die aus Schönstatt angereisten Schwestern Marié Munz, Renata Zürrlein und Anngard Blum schon vor der eigentlichen Festandacht einig. „Wir wussten gar nicht richtig was uns hier erwarten würde. Welche Strahlkraft von diesem Heiligtum und vom angrenzenden Kreuzweg ausgeht, ist beeindruckend. Es ist ein richtiges Kleinod geworden.“ Tatsächlich sollten die Schwestern, die alle zum ersten Mal nach Betzdorf gekommen waren, mit diesem ersten Eindruck Recht behalten.

Das Bild der "Königin der Neuevangelisierung Europas" kommt (Foto: Bodora)

Das Bild der "Königin der Neuevangelisierung Europas" kommt (Foto: Bodora)

Der Kirchenchor St. Ignatius gestaltete die Andacht mit (Foto: Bodora)

Der Kirchenchor St. Ignatius gestaltete die Andacht mit (Foto: Bodora)

Die Bläsergruppe der Stadtkapelle war ebenfalls aktiv (Foto: Bodora)

Die Bläsergruppe der Stadtkapelle war ebenfalls aktiv (Foto: Bodora)

Denn als das Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter unter den Klängen der Stadtkapelle Betzdorf vor das Heiligtum getragen wurde, da war es wahrlich wie ein vertrautes Heimkommen der Gottesmutter in ihr Heiligtum. Dass von einem "Nachhausekommen" gesprochen werden kann, ist dabei nicht selbstverständlich. Viele Jahre lang führte die Kapelle auf dem Betzdorfer Kreuzland eher ein Schattendasein und war für viele nicht mehr im direkten Bewusstsein. In manchen Heiligtumslisten in Schönstatt wurde es gar unter „aufgegebenen Heiligtümern“ angeführt. Doch nicht nur der Zahn der Zeit der Zeit hatte an der Kapelle genagt. Zu allem Überfluss brach am 18. Januar 2007, immerhin einem Bündnistag, der Orkan Kyrill mit solch einer Wucht über Heiligtum und das angrenzende Waldstück herein, dass Kapelle und auch der in die Jahre gekommene Kreuzweg nicht nur mehr in einem schlechten Zustand, sondern tatsächlich in ihrem Bestand bedroht waren.

Interessengemeinschaft investiert unglaubliche Stundenanzahl an ehrenamtlicher Arbeit

Im Mai 2007 statteten einige Marienschwestern aus Kirchen/Sieg dem Heiligtum kurz vor der dortigen Filialauflösung einen Abschiedsbesuch ab und hinterließen nicht nur ein Bild Josef Englings in der Kapelle. Vor allem baten sie die Gottesmutter in Gebeten um neue Initiativen und Segen für das damals verlassene Heiligtum. Über schoenstatt.de wurde zwischenzeitlich aufgerufen, ob nicht jemand Informationen über das Heiligtum geben könne (Zum Artikel).

Nur kurze Zeit später gerieten die Kreuzlandkapelle und der umliegende Kreuzweg in den Blickpunkt: Ein treuer Kreis von Gläubigen innerhalb der Pfarrei St. Ignatius wollte diesen Zustand nicht länger hinnehmen. In kürzester Zeit gründete sich eine Interessengemeinschaft, Spenden wurden gesammelt. Recht schnell war allen Mitgliedern klar: Mit „einem Tag“ Arbeit ist die Wiederbelebung dieses geistlichen Ortes nicht möglich. Eine Gruppe mit zahlreichen Helfern hat seitdem mit großem Eifer eine unglaubliche Stundenanzahl an ehrenamtlicher Arbeit investiert.

Die Kapelle 2007 im Dornröschenschlaf ... (Foto: Bodora)

Die Kapelle 2007 im Dornröschenschlaf ... (Foto: Bodora)

... erstrahlt heute innen und außen in neuem Glanz (Foto: Bodora)

... erstrahlt heute innen und außen in neuem Glanz (Foto: Bodora)

Kreuzlandkapelle erstrahlt von außen und innen in neuem Glanz

Die erste große Freude erlebte die gesamte Pfarrei am 15. August 2009, dem Fest Maria Himmelfahrt: An diesem Tag wurde die Kreuzlandkapelle bei strahlendem Wetter von Pastor Georg Koch mit einer Andacht neu eingeweiht (Zum Artikel).

Vier Jahre nach der Wiedereinsegnung sind die Arbeiten an der und rund um die Kreuzlandkapelle vorerst abgeschlossen. Die Kapelle erstrahlt von außen und innen in neuem Glanz. Vom Fußboden bis zum Dach wurde alles neu renoviert. Alle Kreuzwegstationen im Waldgebiet um das Heiligtum sind restauriert und werden von Familien gepflegt. Bänke wurden aufgestellt, alles lädt nun zum Verweilen ein. Die Kapelle ist jeden Tag geöffnet. Durch das neue 25-Meter hohe Holzkreuz, in der Weihnachtszeit beleuchtet, ist der Aufbruch für jeden von weither sichtbar.

„Heute findet diese Kapelle zu ihrem Ursprung zurück“

Mit Blick auf diese Geschichte lässt sich manch gerührter Gesichtsausdruck während der festlichen Prozession und Andacht in der letzten Woche erst richtig verstehen. Vor allem die Bewohnerinnern und Bewohner des Kreuzlandes, ein an die Kapelle angrenzendes Wohngebiet, haben sich ihrem „Kapellchen“ stets besonders verbunden gefühlt. Für viele Ältere war die Ankunft der Dreimal Wunderbaren Mutter eine Erinnerung an vergangene Zeiten, von denen manche glaubten, sie würden sie nicht noch einmal erleben.

An die 400 Gläubige wollten mit dabei sein, als die „Königin der Neuevangelisierung“ wieder in ihr Heiligtum einzog. Und so sangen und beteten nicht nur Bewohner des Kreuzlandes und Gläubige aus der Pfarrei Betzdorf am „Kapellchen“. Zur Andacht gekommen waren auch viele Schönstätter aus der Region, die seit vielen Jahren mit großer Freude und vor allem auch im Gebet Anteil an den Renovierungsarbeiten und am neuen Leben rund um das Kirchlein nehmen. Gekommen waren Marienschwestern aus Herdorf und Gebhardshain sowie Mitglieder der „Frauen und Mütter Schönstatts“ aus Kirchen/Sieg. „Heute findet diese Kapelle zu ihrem Ursprung zurück“, sagte eine Frau mit gerührter Stimme.

Pastor Georg Koch erinnerte in seiner Predigt an die Bedeutung Mariens für die christliche Gemeinschaft. Gott habe an Maria keine Forderungen gestellt, im Gegenteil: Bei Maria gehe es um einen Gruß Gottes. Daher sei Maria auch die Person, die die Freude, von Gott gegrüßt worden zu sein, an alle Menschen weitergeben könne.

Sr. Marié erzählt über die Bedeutung des Gnadenbildes (Foto: Bodora)

Sr. Marié erzählt über die Bedeutung des Gnadenbildes (Foto: Bodora)

Maria pilgert mit

Nach dem kurzen Pilgerweg, den die Gläubigen mit dem Gnadenbild und unter den Klängen des Ave-Maria-Liedes aus Lourdes entlang der renovierten Kreuzwegstationen gingen, erinnerte Schwester Marié Munz daran, dass Maria auch Symbol für dieses Mitgehen sei: Maria pilgere mit den Gläubigen durch den Alltag – durch alle Nöte und Schwierigkeiten. Und so konnten die Anwesenden auch ihre ganz persönlichen Nöte und Sorgen auf Zettel schreiben und in den mitgebrachten Krug legen, den die Schwestern wieder mit nach Schönstatt nahmen. Der Inhalt wurde dort einen Tag später, am Bündnistag im August, bei der Erneuerung des Liebesbündnisses am Urheiligtum verbrannt.

Die "Königin" begegnet Birgitt Wichmann und ihrer Mutter, beide Bewohnerinnen des Kreuzlandes (Foto: Bodora)

Die "Königin" begegnet Birgitt Wichmann und ihrer Mutter, beide Bewohnerinnen des Kreuzlandes (Foto: Bodora)

Fabian Bodora und Sr. M. Hiltrude im Mai 2007. Der Orkan Kyrill hatte seine Spuren hinterlassen ... (Foto: Bodora)

Fabian Bodora und Sr. M. Hiltrude im Mai 2007. Der Orkan Kyrill hatte seine Spuren hinterlassen ... (Foto: Bodora)

Begegnung und erzählen rund ums Heiligtum

Auch im Anschluss an die Andacht stand wiederum das Heiligtum im Mittelpunkt: Rund um die Kapelle saßen die Gläubigen bei Kaffee und Kuchen und herrlichem Sonnenschein zusammen und erlebten eine frohe Gemeinschaft. Die Schwestern berichteten der interessierten Gemeinde über Schönstatt und das anstehende Jubiläum und ließen sich im Gegenzug Geschichten über die Kreuzlandkapelle erzählen: Ein junges Mädchen kam mit einem alten Foto des Urheiligtums und wies stolz daraufhin, dass an diesem Ort ihre Großeltern geheiratet hätten. Keine Frage, dass sofort eine Gegeneinladung nach Schönstatt ausgesprochen wurde. Andere wiederum hatten Sammlungen von Zeitungsartikeln der vergangenen Jahre mit dabei, die das neue Leben um die Betzdorfer Kapelle textlich und vor allem bildlich dokumentieren. „Ich bin nur beeindruckt von der inneren Überzeugung, die hier dahintersteckt. Es ist ein wunderbarer Ort und es sind tolle Menschen, die das hier alles für die Gottesmutter vollbracht haben“, sagte Schwester Marie.

Dank für das neue Erblühen

Nach all den Gesprächen und der erlebten Gemeinschaft griff Schwester Renata kurzerhand spontan zur Gitarre und lud zum Mitsingen in die Kapelle ein. Die Reihen im Heiligtum waren wieder schnell bis auf den letzten Platz besetzt. Der gemeinsame Gesang mündete im Beten der kleinen Weihe. Alle wollten der Gottesmutter noch einmal ganz spontan Dank für das neue Erblühen sagen; Dank für ihr Niederlassen in diesem Heiligtum, das mit der Grundsteinlegung 1950 eines der ersten Filialheiligtümer überhaupt gewesen ist.

Und so läutete an diesem Tag die Glocke des Kapellchens ein zweites Mal über dem Betzdorfer Kreuzland. Zum Glockenklang sangen Jung und Alt im Heiligtum: „Maria, wenn wir die Krüge füllen und du, und du, und du bist dabei, werden Wunder möglich…“ Ja, in den letzten Jahren wurde in Betzdorf durch Liebe, Treue und Überzeugung von Menschen ein großes, manchmal nicht für möglich gehaltenes Wunder möglich: Neues Leben in und um das Heiligtum der Gottesmutter – Wasser wurde zu kostbarem Wein…


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