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18. August 2013 | Worte des Bewegungsleiters | 

Das Geschenk des Urheiligtums beschäftigt uns weiter


Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Jahresmotto 2013 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

Ob es Ihnen auch so geht wie mir: In der Zwischenzeit hat das Geschenk des Urheiligtums nicht aufgehört, mir durch Kopf und Herz zu gehen, zusammenhängend mit der Frage, was es mit diesem Geschenk alles auf sich haben könnte. Zunächst: Alle Geschenke haben für uns Menschen immer einen doppelten Geber: „Jede gute Gabe kommt vom Vater der Lichter …“ (vgl. Jak 1,17). Das heißt Gott ist der Geber aller Gaben. – Und es gibt bei jedem Geschenk den Menschen, der in seiner Gabe Verschiedenes zum Ausdruck bringt: Von der Sache selbst bis zur Verpackung oder aber auch dem Zeitpunkt, das Geschenk anzubringen.

Was das Geschenk des Urheiligtums an die Schönstatt-Bewegung durch die Gemeinschaft der Pallottiner angeht, möchte ich in diesen Zeilen verweilen bei der Sicht – den zweiten Aspekt nicht außer Acht lassend –, dass Gott und die Gottesmutter dabei letztlich die entscheidende Hand im Spiel hatten; dass Maria selbst ihrer Familie erneut ein unübersehbares Zeichen ihrer mütterlichen Sorge und Güte geben wollte im Blick auf das vor uns liegende hundertjährige Jubiläum, die angebrochene Jubiläums- oder Bündniszeit mitgemeint.

Wiederum darf die Schönstatt-Bewegung innewerden, was Pater Kentenich in der sogenannten zweiten Gründungsurkunde (zum 25-jährigen Jubiläum der Gründung 1939) festgestellt hat: „Sie (Maria) ist schlechthin das Geschenk, das Gottes Weisheit, Güte und Allmacht am 18. Oktober 1914 in besonderer Weise unserer Familie und durch sie der Welt gegeben hat.“

Am Geschenk des Urheiligtums mag uns neu aufgehen: Wo wirklich eine Mutter (neu!) die Szene betritt, wird Freude wach, dass sie selbst erscheint, und über das, was sie vielleicht mitbringt und was Leben ermöglicht. Etwas Derartiges scheint mir gerade für die vor uns liegende Bündnis-Zeit von entscheidender Bedeutung. Wir laufen sonst Gefahr, dass „Maria“ mehr oder weniger etwas zur vornehmen, kühlen Ikone wird, an der man zwar vieles ablesen kann, was für unser christliches Leben gültig und wichtig ist, was aber die Herz-Mitte von Menschsein und Leben nicht erreicht! Natürlich ist uns bleibt die Gottesmutter Vorbild und Erzieherin, aber Kontakt-Stelle zwischen Gott und uns Menschen ist sie und wird sie immer neu gerade aufgrund ihrer jungfräulichen Mutterschaft.

Die Heilige Schrift bringt diesen Zusammenhang zwischen der Heiligen Stadt und deren mütterlichem Reichtum sehr schön zum Ausdruck, wenn es beim Propheten Jesaja heißt:

„Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr … Trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!
Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach …
Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost.
Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen, und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten.“ (Jes 66,10-14)

Sehr schön klingt hier zusammen die Erfahrung von mütterlichem Reichtum und der Völkerwallfahrt zu Heiligen Stadt. – Ähnliches mag auch uns zugedacht sein im Zusammenhang mit dem Geschenk des Urheiligtums und unserer in Aussicht genommenen Völkerwallfahrt 2014!

Aus der erneuten Erfahrung der mütterlichen Sorge und Güte Mariens mag dann auch unser Bemühen fruchtbar werden, das wir mit dem „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ verbinden. – Ich denke zunächst an Menschen, die uns nahestehen oder aber durch ihre konkreten Lebensverhältnisse direkte oder indirekte Zuwendung brauchen können, sie eventuell sogar suchen. Nicht immer wird dies auf uns zukommen, sei es äußere oder innere Not; materielle oder aber geistige. Gerade heute kann es auch in unserer Umgebung Menschen geben, welchen durch Verkettung von widrigen Umständen „Hartz IV“ drohen kann, was zunächst durch Herkunft oder auch Ausbildung kaum denkbar gewesen wäre. Oder denken wir an den Arbeitsbereich: Menschen, die jene Tätigkeit nicht finden oder halten können, die ihnen seelische und soziale Sicherheit gewährt. Ebenso können wir denken an die diversen Anpassungsprozesse, welche „Fremden“ auferlegt sind, unter welchen Vorzeichen und Umständen auch immer. Zu all dem eine Stimme, welche zeit ihres Lebens ihr Dasein in gesicherten Verhältnissen leben durfte – sei es, dass sie die eigene Erfahrung oder aber auch die anderer wiedergibt:

„Die Nägel
meiner Sehnsucht
bluten vom Kratzen
an den Eismeeren
der Welt …“(1)

Für andere wiederum ist die Erfahrung des heutigen Miteinanders durchaus positiv gefärbt: Menschen, welche die Welt und ihre soziale Umwelt keineswegs als Eismeer erfahren, sondern sich recht wohlfühlen in einer Welt, in der immer mehr Vernetzung geschieht: die nicht nur äußerlich sichtbar, sondern auch von ihrem inneren Empfinden her das Handy am Ohr; ein gewisses Facebook-Kribbeln in den Fingern, andere „Knöpfe“ schnell bei der Hand haben und sich ein Leben ohne ständiges „Stricken“ am Netz kaum vorstellen können. Mit anderen Worten: besonders die jungen Menschen, die mit und in einer Welt der Kommunikation heranwachsen, denen es Freude macht, darin zu schwimmen …

Die Alltagskontakte bei vielen von uns werden oftmals geprägt sein von Beziehungen, welche nicht primär unter den Vorzeichen von „Last“ oder „Lust“ am Leben stehen und deren Kontaktfeld, äußerlich gesehen, mehr herkömmlich, konventionell geprägt ist. – Im Liebesbündnis für die Menschen unseres Landes geht es uns darum, unser Miteinander insgesamt von unseren gegenwärtigen Verhältnissen aus zu sehen und mit hineinzunehmen in das Liebesbündnis. Dabei leitet uns das Anliegen, das soziale Miteinander im Licht des Glaubens(2) zu sehen, weil wir an den Liebesplan des ewigen Gottes für jeden Menschen glauben und jedem wünschen, dass ihm die Beziehung zum Gott seines Lebens und seiner Hoffnungen geschenkt wird.

Liebe Schönstatt-Bewegung, in wenigen Wochen werden die Teilnehmer am Triduum vom 18. bis 20. Oktober und, so Gott will, wir alle das „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ schließen – die originelle Weise unserer Bündniserneuerung als deutsche Schönstatt-Bewegung zum 100-jährigen Jubiläum Schönstatts, in welchem das 1984 geschlossene „Liebesbündnis für unser Volk“ seine sinngemäße Erneuerung und Weiterführung gefunden hat.(3)

Mit dem Herannahen unserer diesjährigen Oktoberveranstaltung kommt aber die Frage immer näher auf uns zu:

Für welche Menschen in unserem Land schließe ich das Liebesbündnis?

Für wen darf ich mich verantwortlich fühlen? Wen empfehle ich in besonderer Weise Gott und der Gottesmutter an, nicht zuletzt mit dem Ziel, im Alltagsleben eine qualitativ verbesserte Beziehung leben zu können oder aber gegebenenfalls auch einen neuen Anfang zu suchen oder zu erbitten. Für wen „laufe ich“?, sagen sich unsere Fackelläufer. Für wen gehe ich heute?, heißt es (auch mit Hilfe eines kleinen Notizblöckchens) bei unseren Familien. –

Und bei mir? Geht es dabei mehr um eine aktuelle Berührung aufgrund dieser oder jener Begegnung? Sind es eher Menschen, welche in gewisser Weise zu meinem individuellen Weg im Liebesbündnis gehören? Denke ich eher an Menschen, die ich persönlich kenne, oder aber an Menschen, welche Verantwortung in Kirche oder Gesellschaft übernommen haben, um sie durch mein Gebet oder aber meine Lebensgestaltung „anonym“ zu unterstützen?

Ihnen allen übers Urheiligtum verbunden in dem Bemühen, am 19. Oktober einen ernsthaften Schritt im Glauben zu tun, und allen guten Wünschen für die Ferien- und Sommerzeit,

Ihr

P. Dr. Lothar Penners

Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland

 

(1) Vgl. Silja Walter, Die Fähre legt sich hin am Strand. Ein Lesebuch, herausgegeben von Klara Obermüller, Zürich-Hamburg 1999, S. 192.
(2) Vgl. die jüngst erschienene Enzyklika von Papst Franziskus zum Jahr des Glaubens, „Lumen fidei“, welche auf die entsprechenden Vorarbeiten von Papst Benedikt XVI. zurückgreift.
(3) Vgl. Penners, Ein Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land. Versuch einer Verdeutlichung, in: Regnum. Schönstatt International, Refle­xion und Dialog, Heft 2/2013, S. 49-56.


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