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27. April 2013 | Deutschland | 

Dachau-Führungen im Jubiläumsjahr


Auf einem Pilgerweg durch das ehemalige KZ Dachau  (Foto: Grimm)

Auf einem Pilgerweg durch das ehemalige KZ Dachau  (Foto: Grimm)

Hbre. „Wir rechnen damit, dass im Umfeld der Jubiläumsfeierlichkeiten ‚100 Jahre Schönstatt‘ im Oktober 2014 viele Schönstätter aus aller Welt das Reise-Paket ‚Parallele Ingolstadt-Schönstatt und KZ-Gedenkstätte Dachau‘ wählen“ sagt Schwester M. Elinor Grimm, die als offizielle Dachau-Referentin Führungen in der KZ-Gedenkstätte Dachau (KZGD) anbietet. Aus diesem Grund hat sie Anfang April auch wieder zu einem Schulungstag auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eingeladen, um interessierte Mitglieder der Schönstatt-Bewegung darauf vorzubereiten, ihre Geschwister aus aller Welt bei diesem Programmpunkt der Jubiläumswallfahrt kompetent begleiten zu können.

Am Ort der Priesterbaracke, Block 26 (Foto: Grimm)

Am Ort der Priesterbaracke, Block 26 (Foto: Grimm)

Entlassungstag 6. April

Dass die Zeitung „Die Tagespost“ am 6. April unter dem Titel „Sie bezeugten das Licht der Auferstehung“ einen Artikel von Monika Neudert über Glaubenszeugen aus dem KZ Dachau veröffentlichte, von denen über 100 als Märtyrer anerkannt wurden und 53 bereits selig gesprochen sind (siehe: www.selige-kzdachau.de), empfindet Schwester Elinor als „ein schönes Zeichen der Vorsehung“, ist doch der 6. April 1945 der Entlassungstag des Gründers Schönstatts, Pater Josef Kentenich, aus dem KZ Dachau.

Pater Josef Kentenich: Sein Bild an dem Ort, an dem er jahrelang Gefangener der Nazis war (Foto: Grimm)

Pater Josef Kentenich: Sein Bild an dem Ort, an dem er jahrelang Gefangener der Nazis war (Foto: Grimm)

Vor dem Tor mit der Aufschrift: "Arbeit macht frei" (Foto: Grimm)

Vor dem Tor mit der Aufschrift: "Arbeit macht frei" (Foto: Grimm)

Genau diesen Tag hatte Schwester Elinor als weiteren Schulungstag im Hinblick auf 2014 ausgewählt. Auch wenn einige der Interessenten an der Schulung verhindert waren, so konnte sie doch umso mehr neue Menschen begrüßen, die an einer thematischen Führung teilnehmen wollten. In Fahrgemeinschaften hatten sich die Teilnehmer bereits unterwegs mit Hilfe eines auf CD festgehaltenen Berichtes von Heinz Dresbach, einem Zeitzeugen und Mithäftling von Pater Kentenich, der über seinen Aufenthalt im KZ Dachau berichtet, eingestimmt. So konnte um 10.30 Uhr in der Nähe des Besucherzentrums die Führung beginnen.

„Die Eisenecken im Boden erinnern an das schmale wichtige Gebäude, in dem die Häftlinge registriert, fotografiert und auch beschimpft wurden“, weiß Schwester Elinor der Gruppe zu erzählen und auch, dass Pater Kentenich genau dort schon in den ersten Tagen seiner KZ-Haft „positiv aufgefallen“ ist. Nach einem fast zweistündigen ersten Rundgang waren die Teilnehmer froh über eine Pause im Besucherzentrum, und gleichzeitig überrascht über die zügige und gute Essensausgabe, obwohl das Bistro bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Hier stand die politische Abteilung: die Eisenecken im Boden erinnern an das schmale Gebäude in dem die Häftlinge registriert, fotografiert und auch beschimpft wurden (Foto: Grimm)

Hier stand die politische Abteilung: die Eisenecken im Boden erinnern an das schmale Gebäude in dem die Häftlinge registriert, fotografiert und auch beschimpft wurden (Foto: Grimm)

Im Schubraum: hier kamen die Häftlinge an, mussten alles Gepäck, die Kleidung und den Namen abgeben, und waren ab da nur noch eine Nummer (Foto: Grimm)

Im Schubraum: hier kamen die Häftlinge an, mussten alles Gepäck, die Kleidung und den Namen abgeben, und waren ab da nur noch eine Nummer (Foto: Grimm)

Wegen Schwarzpost im Bunker

Der zweite Teil der thematischen Führung begann am Nachmittag im Seminarraum mit dem Dokumentarfilm „Arche und Leuchtturm“ – Pater Kentenich im KZ Dachau. Von denen, die von Bekannten auf das Angebot aufmerksam gemacht wurden und zum ersten Mal dabei waren, wurden viele Fragen gestellt. Auf der Lagerstraße waren die meisten nachdenklich und still. Beeindruckend ist das Läuten der großen Glocke bei der Todesangst-Christi-Kapelle gegen 15 Uhr. Während einige sich noch die Plantage anschauen, möchte Simon, der jüngste Teilnehmer, noch den Bunker sehen. „Auch hier, im Bunker, war Pater Kentenich und zwar wegen des Vorwurfs von Schwarzpost,“ weiß Schwester Elinor zu berichten.

Mit dem Pilgerkreuz auf der Lagerstraße

Unter den vielen internationalen Gruppen, die an diesem Tag in der KZ-Gedenkstätte unterwegs sind, fällt die Gruppe um Schwester Elinor deshalb auf, weil sie neben einem Foto des Schönstatt-Gründers auch ein schön geschmücktes Pilgerkreuz mit sich tragen. An manchen Stellen im Lager betet die Gruppe, vor allem aber beim Abschluss in der Karmelkirche. „Bei aller Betroffenheit war doch in dieser österlichen Zeit ‚das Licht der Auferstehung‘ zu spüren aus all dem, was wir vom segensreichen Wirken unseres Gründers und anderer Häftlinge aufnehmen konnten“, berichtet Schwester Elinor. „Der eucharistische Herr war damals in vielen kleinen Partikelchen mitten unter den Gefangenen und er war auch unserer Gruppe heute ganz nahe im Tabernakel.“

Frau R. aus Augsburg, die den durch Infotafeln gekennzeichneten Weg des „Erinnerns“ zum Bahnhof zum Abschluss bewusst zu Fuß gehen wollte, schrieb nach dem Treffen in einer E-Mail an Schw. Elinor: „Ich danke noch einmal ganz herzlich für die Einladung zu diesem bedeutungsvollen Tag. So viele Eindrücke habe ich mit nach Hause genommen! Richtig bewusst wurde mir erst daheim, was für eine ‚Ehre‘ es war, an diesem Tag dort in Dachau sein zu dürfen … Es hat mir unheimlich gefallen.“

Dachau-Begleiter für 2014 gesucht

„Im Laufe des Jahres wird dieses Angebot zur Vorbereitung auf 2014 wiederholt!“ sagt Schwester Elinor. „Es wäre toll, wenn sich für jede ausländische Gruppe eine Begleitperson finden würde, die die Gründer- und Schönstattspuren in der KZGD kennt und die authentischen Orte den 2014-Wallfahrern zeigen und erklären könnte.“ Die Vorbereitungsgespräche mit der Leitung der KZGD seien von großer Offenheit und Wohlwollen geprägt gewesen. Zur Unterstützung der Begleiter werden ein „Schönstatt-Lageplan“ und ein kurzer Text als „Schönstatt-Dachau-Führung“ in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt. „Zur Vorbereitung empfehlen wir die DVD ‚Arche und Leuchtturm‘, die es in den Sprachen deutsch, englisch, spanisch und portugiesisch bereits gibt und derzeit in polnischer Sprache erarbeitet wird“, teilt Schwester Elinor mit.

  • Wer Interesse hat, 2014 in Dachau bei der Schönstatt-Besucherbegleitung zu helfen, kann sich an Schwester M. Elinor Grimm wenden: sr.elinor@s-ms.org

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