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22. April 2013 | Deutschland | 

Baustelle Ehe - Ein Familientag auf dem Canisiushof


Palmprozession beim Familientag in Kösching am Palmsonntag (Foto: Schmauser)

Palmprozession beim Familientag am Schönstatt-Zentrum Canisiushof, Kösching, am Palmsonntag (Foto: Schmauser)

Claudia und Günther Schmauser. 19 Familien hatten sich am Palmsonntag im Schönstatt-Zentrum Canisiushof in der Nähe von Kösching eingefunden, um sich über das Thema „Baustelle Ehe“ auszutauschen. Elisabeth und Matthias Hoffmeister aus Neureichenau, Bayr. Wald, sowie Lisa und Gerhard Straubmeier aus Hausheim bei Neumarkt, beides Paare, die sich über zwei Jahre hinweg in zahlreichen Wochenenden zu Familientrainern qualifiziert hatten, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen an andere Eheleute weiterzugeben, begleiteten das Treffen.

Bausteine für ein stabiles Ehe-Haus

Dass man nur mit dem Herzen gut sieht, und das Wesentliche für die Augen unsichtbar ist, diese Weisheit aus dem Buch „Der kleine Prinz“ während des Morgenlobs von Ehepaar Straubmeier in einem Anspiel vermittelt, schloss die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf für die Thematik des Tages.

Während die Kinder von mehreren Betreuern gut beschäftigt wurden und zusammen viel Freude hatten, nahm Ehepaar Hoffmeister Mütter und Väter mit auf die Ehe-Baustelle. Niemand würde ein Haus bauen, ohne vorher einen professionellen Plan gemacht zu haben. Genauso benötige auch der Bau eines stabilen Ehe-Hauses eine Anleitung und verschiedene Ehe-Bausteine, so Ehepaar Hoffmeister. Der geeignete Untergrund und das Fundament auf das eine stabile Ehe gebaut werden könne, sei die Erfahrung von Gottes Zusage bei der Eheschließung „Wir sind füreinander geschaffen – auch in unserer Unterschiedlichkeit.“ Und Gott selber wolle Eckstein im Ehe-Haus sein: der Dritte im Ehe- Bund.

Verlassen und anhangen

In der Bibel heiße es in 1. Gen. 2.24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, seiner Frau anhangen und sie werden zu einem Fleisch“. Dieses „Verlassen“ sei ein wichtiger Baustein für eine Ehe. Wenn die Nabelschnur nicht abgetrennt werde, könne das Kind nicht überleben. Das Leben einer Ehe sei in Gefahr, „wenn sich das Paar nicht äußerlich und innerlich von den Eltern trennt. Unser Partner hat den absoluten Vorrang.“ Aber auch das Anhangen und ein Fleisch werden, sei ein vierter wichtiger Ehe-Baustein: zwei Menschen teilen miteinander alles, nicht nur den Leib, sondern auch ihr Denken und Fühlen, Hoffen und Fürchten, Gelingen und Versagen. Dazu sage die wörtliche Übersetzung aus dem Hebräischen „Kleben“. „Zwei zusammengeklebte Blätter, wie das sozusagen bei der Eheschließung passiert, kann niemand mehr trennen, ohne dass beide beschädigt werden oder gar völlig zerreißen“, machte Ehepaar Hoffmeister deutlich.

Zuhören und miteinander im Gespräch sein

Weitere Bausteine, auf denen eine stabile Ehe gebaut werden könne, sei ein interessiertes Zuhören und das miteinander im Gespräch Sein. „Nicht was ich meine oder tue ist jetzt wichtig, sondern ich bin offen für das, was dich beschäftigt. SIE will in erster Linie nicht, dass ER das Problem löst, sondern IHR zuhört.“ Und für eine lebendige Beziehung reiche es nicht, wie ein durchschnittliches deutsches Paar täglich nur noch etwa zehn Minuten und davon nur zwei Minuten über persönliche Dinge zu sprechen.

Und schließlich sei eine gemeinsame Vision unserer Ehe - „in der Schönstatt-Familienbewegung sagt man dazu Eheideal, in dem Wahrheiten und Werte, die uns besonders wichtig sind zum Ausdruck kommen“, wie ein Dach für das gemeinsame Ehe-Haus.

Die Ehe-Einheit stärken

Als Anregung um die Ehe-Einheit zu stärken, gab Ehepaar Hoffmeister den Ehepaaren konkrete Anregungen für eine Zeit zu zweit mit, die sich an den Vortrag anschloss. Da hieß es z. B. „Wir erlauben uns keine schlechten Gedanken über unseren Partner. Wir wollen kein Mistkäfer sein: Wir suchen die guten Eigenschaften und entwickeln einen Goldgräberblick.“ Gemeinsam Entscheidungen zu treffen, sei wichtig und alles zu tun, um Krisen zu überwinden und nicht in das Thema Scheidung hineinzuschlittern. „Wir beraten uns nicht mit anderen über unseren Ehepartner“ war eine weitere Anregung, genauso wie: "Wir erzählen unserem Partner drei Dinge, die wir heute erlebt haben und was wir dabei empfunden haben.“ Das sei als tägliche Minimaldosis nötig und hilfreich.

Schönstatt-Pater Otto Amberger segnet die Palmzweige und Palmbuschel beim abschließenden Familiengottesdienst (Foto: Schmauser)

Schönstatt-Pater Otto Amberger segnet die Palmzweige und Palmbuschel beim abschließenden Familiengottesdienst (Foto: Schmauser)

Ab auf den Ehe-Baustein-Parcours

Ehepaar Straubmeier lud die Paare nach dem gemeinsamen Mittagessen zu einem Baustein–Parcours ein. Die vorbereiteten Fragen waren als Anregung gedacht, ein Gespräch zu beginnen und es Zuhause weiter fortzuführen. „Wo hat mich mein Partner heute oder die letzte Woche ergänzt?“ „Habe ich, als Mann, wirklich von meinem Elternhaus losgelassen?“ „Worüber würde ich gerne mit meinem Partner reden?“ „Welche Sprache der Liebe sprechen wir? Womit kann mein Partner mich verwöhnen? Durch Lob und Anerkennung, durch Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft oder durch Zärtlichkeit? Wenn wir wollen, dass unser Partner die Liebe, die wir zu vermitteln suchen, auch spürt, müssen wir sie in seiner Muttersprache zum Ausdruck bringen.“ „Wie ist das mit unserer Sexualität? Erfahren wir sie als Lust und Freude oder Frust?“ Und schließlich das Thema: „Für was gibt es uns? Welches ist die Vision für unsere Ehe?“

Den Abschluss des Tages bildete der Familiengottesdienst mit Palmweihe mit Pater Otto Amberger, der in der Predigt nochmal alle Ehe- Bausteine aufgriff und zusammenfasste.


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