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19. April 2013 | Deutschland | 

Vorauslaufen und der Gottesmutter einen Weg bereiten - Zur Beisetzung von Paul Maria Hannappel


Paul M. Hannappel (Foto: Brehm)

Paul M. Hannappel (Foto: Brehm)

Claudia Brehm. Etwa 200 Gläubige, unter ihnen 25 Priester, versammelten sich am späten Vormittag des Bündnistages im April in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt, um für Marienbruder Paul M. Hannappel das Requiem zu feiern. Zur Begräbnisfeier des in der internationalen Schönstatt-Bewegung als „Engling-Apostel“ gut bekannten Hannappel, der am späten Abend des 12. April nach längerer Krankheit verstorben war, kamen Familienmitglieder aus dem Westerwald, Mitbrüder aus seiner Gemeinschaft und viele Mitglieder und Engling-Freunde aus der Schönstatt-Bewegung, vor allem aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, Polen und weiteren Ländern zusammen, um ihm das letzte Geleit zu geben.

P. Michael Hagan, Mons. Dr. Peter Wolf, P. Joachim Schmiedl, P. Heinrich Walter, P. Bodo M. Erhard - v.l.n.r. (Foto: Brehm)

P. Michael Hagan, Mons. Dr. Peter Wolf, P. Dr. Joachim Schmiedl, P. Heinrich Walter, P. Bodo M. Erhard - v.l.n.r. (Foto: Brehm)

Neben dem Hauptzelebranten Pater Dr. Joachim Schmiedl, Geistlicher Assistent der Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder und Vize-Postulator im Seligsprechungsprozess Josef Englings waren Konzelebranten am Altar, die alle für Personengruppen stehen – wie Pater Schmiedl bei der Vorstellung sagte – die mit dem Verstorbenen eng verbunden waren: Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstattpatres ist im Seligsprechunsgprozess Englings als Zeuge zur Wirkung von Josef Engling auf die Jugend befragt worden; der geistliche Assistent des Familienbundes, Pater Michael Hagan, stand stellvertretend für die Gemeinschaften am Altar, in denen die Cambrai-Strömung besonderes Gewicht hat; Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Instituts der Diözesanpriester, repräsentierte die vielen Schönstattpriester, die Cambrai-Besucher begleiteten, von denen einige ihre Berufung der Begegnung mit Engling in Cambrai, vermittelt durch Paul Hannappel, verdanken; Pater Bodo M. Erhard, der 1958 dabei war, als das große Kreuz in Cambrai unter tatkräftiger Mithilfe des Verstorbenen aufgerichtet wurde, vertrat die Generation des Anfangs in Cambrai.

Engling-Feuer und Kreuz in Cambrai (Foto: Guth M.)

Engling-Feuer und Kreuz in Cambrai (Foto: Guth M.)

Eifernde Ungeduld des ‚praecurrens Hannappel‘

In der Predigt zeichnete Schmiedl ein lebendiges Bild von Leben, Streben und Apostolat Paul Hannappels. Vier Bilder habe der Verstorbene über seinem Bett hängen gehabt: das Kreuz, das Marienbild, ein Bild Josef Englings und ein Foto der kleinen heiligen Theresia. Schon in der Familie sei er zu einer tiefen Liebe zur Gottesmutter angeleitet worden, die er bei den Marienbrüdern lebenslang vertieft habe. Unter dem Ideal „Immaculatae praecurrentes“ habe sich sein Marienbruder-Kurs der Gottesmutter geweiht. Jeder der Hannappel kenne, könne sehen, wie viel Lebensideal von ihm in diesem Kursideal stecke: Der Gottesmutter einen Weg bereiten, ja voraus „rennen“ – das sei ganz Hannappel. Liebevoll führte Pater Schmiedl aus: „Die Eile, die Ungeduld, auch das gehört zu Hannappel.“

Gedenk- und Erinnerungsplatz in Cambrai (Foto: Guth M.)

Gedenk- und Erinnerungsplatz in Cambrai (Foto: Guth M.)

Predigt: Pater Dr. Joachim Schmiedl (Foto: Brehm)

Predigt: Pater Dr. Joachim Schmiedl (Foto: Brehm)

Fürbitten: Marienbruder Gebhard M. Bauer (Foto: Brehm)

Fürbitten: Marienbruder Gebhard M. Bauer (Foto: Brehm)

Trauergemeinde in der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Trauergemeinde in der Anbetungskirche (Foto: Brehm)

Lena Hannappel, Paul Hannappels Schwester liest einen Brief der Mutter an Paul vor  (Foto: Brehm)

Lena Hannappel, Paul Hannappels Schwester, liest einen Brief der Mutter an Paul vor  (Foto: Brehm)

So sei Hannappel zum ersten Mal am 22. Juli 1957 an der Todesstelle Josef Englings in Cambrai gewesen. Schon im März 1958 sei die Gedenkstätte hergerichtet worden, an der schon im August das große Kreuz mit der Mannesjugend aufgestellt worden sei. Nachdem sein Kurs im August 1961 das Angebot machte, ein „Heiligtum für Frankreich zu eropfern, Heiligtumsbau in uns – wir selber ein Heiligtum für die MTA und den Dreifaltigen Gott“, beteiligte sich Hannappel an der Umsetzung des Planes. „Das Heiligtum an der Todesstelle Josef Englings verdankt seine ideelle Entstehung einem Versprechen der internationalen Schönstatt-Bewegung, seine handwerkliche Errichtung unserem Paul Hannappel und seinen Helfern“, sagte Schmiedl.

Hannappels Ungeduld sei eine praktische Ungeduld gewesen, „die ihre kontemplative Dimension aus dem Alltag bezog. Er war eher ein Marta-, als ein Maria-Typ, um ihn im Kontrast beider Schwestern aus Bethanien zu charakterisieren. Wer ihn in Cambari erlebt hat, weiß, wie sehr ihm die praktischen Dinge am Herzen lagen: der Tischdienst, der Spüldienst, die Sauberkeit des Hauses und der Zimmer. Das ‚14 Sterne Hotel‘ St. Hubert war nur möglich durch die eifernde Ungeduld des ‚praecurrens Hannappel‘."

Prototyp Josef Engling

„Das Bild, das wir von Josef Engling haben“, so Schmiedl weiter, „ist weitgehend durch die Vorträge und Schriften Paul Hannappels geprägt.“ Das Bild, das Hannappel von Engling zeichnete, habe vielen Schönstättern den Weg zur Werktagsheiligkeit gezeigt: „Aus der Kraft des Persönlichen Ideals einen Erziehungsplan entwickeln, den Tag mit der geistlichen Tagesordnung und einem Partikularexamen strukturieren, in der Gemeinschaft einer Gruppe Halt zu finden, die drei ‚Kontaktstellen‘ der personalen Bindung an den Gründer und die Gottesmutter sowie der lokalen Bindung an das Heiligtum als Grundkonstanten zu haben, und aus dieser ganzheitlichen Formung die Bereitschaft zur totalen Hingabe seines Lebens an Gott und die Menschen zu gewinnendas haben wir vom ‚Großen Bruder‘ Josef Engling durch sein Sprachrohr Paul Hannappel gelernt.“

Dass dies nicht nur leere Worte, sondern gelebtes Leben war, so führte Pater Schmiedl weiter aus, könne man am Apostolat Hannappels von Mann zu Mann an den Busfahrern sehen, mit denen er das Zimmer teilte und zu denen er über „Kicker“ und das „Englingfeuer-Löschen“ einen personalen Zugang gefunden habe.

In seinem letzten Buch „Prototyp“ könne man auf typische Art und Weise lesen, wie Hannappel seinen Josef gesehen habe. Da heiße es im Vorwort: „Josef Engling ist die exemplarische Antwort auf die Anfrage Gottes ans Dritte Jahrtausend […] Glücklich, wer in dieser Zeitspanne lebt und sich vom „Großen Bruder“ Josef Engling seinen Lebensweg weisen, seinen Lebensweg bereiten, auf seinem Lebensweg begleiten lässt.“ Das sei Hannappel, sagte Schmiedl, „wie er uns Josef Engling nahe gebracht hat, sein treuer Apostel. Punkt. Absatz.“

Kindliche Liebe

Neben Josef Engling habe Paul Hannappel noch eine weitere Freundin gehabt: Thérèse Martin, die kleine heilige Theresia von Lisieux. Von Cambrai aus habe er Gruppen zu ihr nach Lisieux begleitet. Im kleinen Weg der Liebe von Theresia und ihrem Vertrauen auf den barmherzigen Vatergott habe Hannappel für sich die Haltung der kindlichen Liebe gefunden, die ihn bis zum Ende getragen habe.

Auf dem letzten Weg (Foto: Brehm)

Auf dem letzten Weg (Foto: Brehm)

Aussegnungsgebete am Grab (Foto: Brehm)

Aussegnungsgebete am Grab (Foto: Brehm)

Vom Kreuz gezeichnet

Neben dem Kreuz der Krankheit, das schließlich dazu führte, dass er von Cambrai und den Tagungen dort Abschied nehmen musste, sei für Hannappel der Rückgang der Cambrai-Strömung in der Schönstatt-Bewegung vermutlich das schwerwiegendste Kreuz geworden. Sicher sei der größte Wunsch, über den er im Himmel mit Josef Engling ins Gespräch kommen wolle, „dass in der Schönstatt-Bewegung das Lebensvorbild Josef Englings wieder lebendiger wird, konkret: die Formung der eigenen Persönlichkeit aus dem Persönlichen Ideal mit konkreten Methoden der Selbsterziehung, aus dem gelebten Liebesbündnis mit Maria, der Verbundenheit mit dem Heiligtum und dem Gründer, in einer tiefen Verbundenheit mit dem Gott, der nahe ist und der zur Hingabe des Lebens für die Mitmenschen motiviert.“ Das sei Schönstatt in Kurzfassung, so Schmiedl. Das sei ein Lebensprogramm. Paul Hannappel habe es gekündet. „Sein Vermächtnis bleibt, es wieder zu entdecken und daraus zu leben.“

Begräbnisfeier auf dem Friedhof in Vallendar

Bevor Mitbrüder des Verstorbenen den Sarg Hannappels aus der Anbetungskirche trugen, erlebte die versammelte Gemeinde noch einen emotionalen Moment, als seine leibliche Schwester aus einem Brief vorlas, den Paul Hannappels Mutter ihrem Sohn geschrieben hatte und in dem sie u.a. die Großmutter Pauls zitierte, die gesagt hatte: „Dies Kind ist anders, ihr werdet es ja noch erleben, aus dem wird wohl noch was Besonderes werden.“ …

Paul M. Hannappel, dessen Sarg ein Kreuz der Einheit, eine Lilie und Ähre, sowie eines seiner Bücher über Josef Engling schmückte, wurde unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof der Stadt Vallendar begraben. Beim sich anschließenden Imbiss im Jugendzentrum Marienberg gab es Gelegenheit Erlebnisse mit und Erinnerungen an Paul Hannappel aus verschiedensten Cambraifahrten auszutauschen. Mehr als einmal hörte man: „Weißt du noch damals …“

Was wollte Paul M. Hannappel in seinem Leben? Vorauslaufen, rennen, um der Gottesmutter einen Weg zu bereiten! Das wird er sicher weiterhin tun ...

Punkt. Absatz!

Trauergemeinde am Grab von Marienbruder Paul M. Hannappel (Foto: Brehm)

Trauergemeinde am Grab von Marienbruder Paul M. Hannappel (Foto: Brehm)

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